So, eigentlich sollte ich ja heut ein paar Geschenke bekommen, immerhin hab ich Geburtstag, aber ich dachte ich mach euch auch ne kleine Freude und stell das nächste Kapitel on.

Kommis sind natürlich wie immer erwünscht …

15.

Wie erwartet verschwanden die zahlreichen Verletzungen innerhalb der nächsten Tage und die Schmerzen waren sogar schon nach einigen Stunden wieder verschwunden gewesen. Zumindest die physischen.

Dafür litt sie psychische Schmerzen. Kaiji wies sie vollkommen ab und auch Taiki und Yaten redeten nur das Nötigste mit ihr. Der Liebesentzug von Kaiji tat ihr am meisten weh, sie litt darunter- aber sie war zu stolz, es zuzugeben.

Doch nach drei Tagen hielt sie es nicht mehr aus und stellte ihn zur Rede. Sie würde nie im Leben zugeben, dass sie wegen ihm litt, aber sie wollte zumindest klare Fakten haben, warum er sich so verhielt. Nur weil sie ein paar Mal auf Dämonenjagd gegangen war …?

„Kaiji, warum tust du das?"

„Was?", fragte er kühl.

„Das! Du redest kaum mit mir, du gehst mir aus dem Weg. Ich verstehe beim besten Willen nicht, warum du wütend auf mich bist- nur weil ich ein paar Dämonen den Gar ausgemacht habe!"
"Ein paar Dämonen! Du hast einen Monat lang, Nacht für Nacht, Dämonen gejagt und wahrscheinlich getötet.

Ich bin nicht wütend auf dich, Seiya, ich bin zutiefst enttäuscht von dir. Als Nintairyoku erschien dachte ich wirklich, du hättest das Baby nicht nur akzeptiert, sondern auch verstanden, welche Verantwortung damit einhergeht!"

Die beiden bekamen nicht mit, wie Yaten und Taiki mit den inneren Senshi ins Appartement kamen. Diese lauschten stumm der Auseinandersetzung.

„Du sagst, ich wäre verantwortungslos? Ich weiß sehr wohl, was Verantwortung bedeutet- ich wurde mir ihrer früher als lieb bewusst!"

„Du redest von Verantwortung, aber dennoch setzt du dich und das Baby unnötigen Gefahren aus! Wärst du eine normale Frau, hättest du das Kind schon längst verloren!"

„Ich bin aber keine ‚normale Frau', ich bin eine Senshi. Ich werde nie eine normale Frau sein! Sieh mich doch an!" Mit diesen Worten hatte sie ihr T- Shirt leicht angehoben. Dafür, dass sie inzwischen im vierten oder fünften Monat schwanger war, war ihr Bauch extrem flach. Man konnte zwar eine Wölbung erkennen, aber verglichen mit der Norm war sie sehr gering. Genauso gut könnte man denken, Seiya hätte lediglich zu viele Süßigkeiten gegessen.

„Ich hatte genügend Zeit in Taikis Büchern zu lesen. Meine Magie und das Siegel werden verhindern, dass ich noch recht viel dicker werde.

Ich wäre gerne normal, aber ich bin es nicht, ich bin eine Sternenkriegerin- und als solche kann ich nicht tatenlos herumsitzen, wenn ich ständig die Gegenwart von Dämonen spüre", fuhr Seiya fort.

„Hör dir doch einmal selbst zu, Seiya! Du widersprichst dir selbst. Du willst als Kou Seiya gesehen werden, doch wenn man Seiya angreift, schaltest du automatisch in den ‚Fighter- Modus' und verlangst, dass man dich als Senshi sieht."

„Ich wäre gerne nur Seiya, aber die momentane Situation lässt es nicht zu! Im Moment kann ich nur Fighter sein! Alles andere wäre eine zu große Gefahr für Yozora, meinen Stern, mein Volk und mich selbst", rief Seiya.

„Gefahr! Und deine Dämonenjagden waren keine Gefahr? Du hast selbstsüchtig gehandelt, als du jede Nacht auf Streifzug gegangen bist. Du bist losgezogen um deine Rastlosigkeit zu stillen und nicht um irgendjemanden zu schützen!"

„Was weißt du schon! Du bist ein Mischling, du weißt nicht, was es heißt, ich zu sein!", schrie Seiya. Erst als sie es ausgesprochen hatte, wurde ihr bewusst, was sie gesagt hatte. Falls sie Kaiji damit verletzt hatte, so zeigte er es nicht.

„Nein, ich weiß es nicht, was es heißt, du zu sein. Aber ich versuche zu verstehen, was es bedeutet. Ich versuche, so gut es geht, dir einen Teil deiner Last abzunehmen, aber du lässt es nicht zu.

Ich versuche dir Stützen zu bauen, doch du zerstörst sie. Du zerstörst jeden, der dir helfen will. Glaubst du, die anderen Kriegerinnen kämpfen ohne dich gegen die Dämonen, weil es ihnen Spaß macht, dich zu Hause zu lassen! Sie tun es, um dich zu schützen. Sie tun es, weil ihnen etwas an dir liegt und sie dir helfen wollen.

Ich versprach dir, dich und das Baby zu beschützen, aber du machst es einem verdammt schwer, dich zu beschützen!"

Es schien, dass Seiya Kaiji eine Ewigkeit lang einfach nur ansah, unfähig irgendetwas zu sagen.

Zerstöre ich wirklich jeden, der mir helfen will?

Aber ich muss doch beweisen, dass ich mit den Dämonen alleine klar komme. Meinen Vorfahren vernichteten sie auch nur mit Nintairyoku …"

Plötzlich durchfuhr sie ein Schmerz und sie krümmte sich leicht. Sie hatte die Hände refelxartig auf den Bauch gepresst- auf die Stelle, von der der Schmerz ausging.

„Seiya!" Erschrocken hatte Kaiji gesehen, wie sie ganz offensichtlich litt. Ihr Gesicht war verzerrt.

Seine Hand lag auf ihrer und als sie sie wegzog, spürte er ganz deutlich, wie etwas dagegen trat.

„Es bewegt sich", sagte er ungläubig.

„Schön für dich, du spürst es ja nicht!", entgegnete Seiya bissiger als gewollt. So musste sich also ein Trampolin fühlen.

Kaum das sie es gesagt hatte, waren plötzlich alle anderen neben ihr und jeder wollte einmal die Kindsbewegungen spüren.

„Oh wie süß", meinten Usagi und Minako gleichzeitig.

„Austeilen kann sie", meinte Yaten.

„Woher wisst ihr, dass es ein Mädchen wird?", entgegnete Kaiji.

„Weil wir sie schon gesehen haben- oder hast du schon die fremde Kriegerin vergessen, von der wir dir erzählt haben?", antwortete Yaten.

„Ach deswegen hat Seiya auch ab und zu Yozora gesagt …"

Immer wieder wollten die anderen die Bewegungen spüren, bis es Seiya irgendwann reichte und wieder einmal ausrastete.

„Sind wir hier im Streichelzoo oder was!"

Mit diesen Worten verschwand sie in ihr Zimmer und schlug die Tür zu.

Kaiji folgte ihr, denn genau genommen hatten sie ihre Diskussion noch nicht beendet gehabt.

Sie saß mit angezogenen Knien auf dem Bett, ihre Augen waren geschlossen und eine Hand ruhte auf dem Siegel.

Leise setzte er sich neben sie und nahm ihre andere Hand. Sie öffnete die Augen und sah ihn fragend an.

„Versprich mir, dass du ab sofort die Hilfe annimmst, die man dir bietet und keinen Blödsinn mehr anstellst!"

„Bist du mir noch böse?"

„Versprich es", forderte Kaiji und sah sie eindringlich ein. Seiya lief es jedesmal kalt den Rücken hinunter, wenn seine roten Augen sie so durchdrangen.

Schließlich nickte sie. Sie würde wohl lernen müssen, sich damit abzufinden. Aber das würde sicherlich nicht einfach werden.

„Gut. Und jetzt komm her." Mit diesen Worten hatte er sie mit sanftem Nachdruck auf seinen Schoß gezogen. Nur zu gerne war sie seinem Wunsch nachgekommen und hatte sich hingelegt. Zärtlich spielte er mit den Strähnen ihres Ponys.

Stillschweigend gab sie ihm etwas. Verwundert blickte er auf das handtellergroße Ding. Es war ihre Brosche.

„Was soll ich damit?"

„Behalte sie und verstecke sie gut vor mir, ansonsten würde ich mein Versprechen kaum halten können", antwortete Seiya und schloss seine Finger um den Stern.

Er nickte und legte die Brosche neben sich.

„Warum eigentlich Yozora?", platzte Kaiji schließlich heraus.

Verwundert sah Seiya ihn an.

„Als Namen für das Baby", fügte er noch hinzu.

„Okay, aber du darfst nicht lachen", sagte sie und hatte sich aufgerichtet. Er nickte und so begann sie zu erklären: „Als das Reich noch existiert hat und meine Eltern noch gelebt haben, da hatte meine Mutter ein Pferd und das hieß Yozora."

Kaiji fiel es sichtlich schwer, nicht zu lachen.

„Du benennst deine Tochter nach einem Pferd?", hakte er schließlich nach. Seine Schultern zuckten verräterisch und er bekam von Seiya einen Klaps auf die Schulter.

„Es war ein besonderes Pferd, es rettete mir einmal das Leben bei einem unglaublichen Gewitter."

„Wie alt warst du damals?"

„Vier."

Kaiji konnte beim besten Willen nicht mehr das Lachen unterdrücken, was ihm einen beleidigten Blick von Seiya einbrachte.

„Tut … tut mir … Leid!"

Als Seiya nicht reagierte, beugte er sich vor und küsste sie. Einige Augenblicke blieb der Kuss unerwidert, doch dann öffnete sie die Lippen und gewährte ihm Einlass.