22.

Ein Schatten huschte zwischen den Felsen umher. Immer wieder verschwand er hinter welchen und tauchte kurz darauf für einen Moment abermals auf.

Fighter fragte sich, wohin ihr Instinkt sie hier hingeführt hatte. Es lag der Geruch nach Schwefel in der Luft. Außerdem war es extrem schwül und jeder einzelne Felsen schien zu glühen. Sie überlegte kurz, bei welcher Temperatur Gestein schmolz- irgendwann hatte sie es einmal in der Schule gelernt.

Doch ihre Gedanken schweiften rasch wieder ab- zu Yozora.

Dieses kleine Bündel, das ihr eigen Fleisch und Blut war. Sie hatte sie nur ganz kurz nach der Geburt gesehen, bevor sie sich Aklm gestellt hatte- sie hatte genau dieselben blauen Augen wie sie selbst. Rasch rief sie sich das Bild von Yozora in den Kopf, als ihr zukünftiges Ich vor einigen Monaten erschienen war, um ihr zu helfen.

Sie würde bald das genaue Ebenbild zu ihr sein.

Ich werde dich retten. Aklm wird mit seinem Leben dafür bezahlen- so oder so. Das ist so sicher wie das Healer, Maker und Yami mir folgen werden."

Fighter hatte in den letzten Monaten absichtlich so getan, als würde sie das Baby überhaupt nicht haben wollen. Sie hatte es getan, um Healer und Maker zu ärgern und damit das schlechte Gewissen sie noch etwas länger plagte.

Auch nachdem sie selbst sich an den Gedanken gewöhnt hatte.

Wann war das eigentlich gewesen?

Als Aklms Horn mich durchstieß. Ich hatte Angst, dass ihr etwas passieren würde. In diesem Kampf habe ich glaube ich das erste Mal von ihr als Mensch gedacht und nicht als schlechtes Übel- und kurz darauf erschien Nintairyoku!"

Fighter stand vor einer zwei Meter breiten Schlucht. Der einzige Weg hinüber schien zu sein, zu springe. Sie nahm etwas Anlauf und landete mühelos auf der anderen Seite. In diesem Moment war sie froh, keine Erdenfrau zu sein. Denn soweit sie wusste, waren diese nach einer Geburt nicht gleich wieder so fit, wie sie.

Mit einem Grinsen dachte sie an Doktor Mizuno. Diese hatte nicht schlecht geschaut, als Fighter im einen Moment noch ein halbes Häufchen Elend gewesen war, dass Maker und die gesamte Menschheit verfluchte, und im nächsten Moment war sie soweit regeneriert, dass sie sich Aklm stellte.

Fighter hielt inne, als ihr der Geruch von verwesendem Fleisch in die Nase stieg.

„Igitt", murmelte sie und hielt sich die Hand vor Nase und Mund. Je weiter sie dem Weg folgte, desto mehr nahm der Geruch zu.

Plötzlich verharrte sie. Sie glaubte Schreie zu hören.

Yozora!"

Augenblicklich rannte sie in diese Richtung. Im Laufen zog sie Nintairyoku.

Keine zwei Minuten später stand sie an einem Höhleneingang. Der Verwesungsgeruch der von dort kam, war unglaublich. Fighter war froh, dass sie darauf nicht extrem empfindlich reagierte.

Healer würde wahrscheinlich schon Galle spucken …"

Fighter lugte ums Eck und erkannte den verwesenden Körper von Qqm. Teilweise schien ihn jemand aufgefressen zu haben.

Nun spürte auch Fighter eine gewisse Übelkeit in sich aufsteigen.

Aus der Höhle kamen eindeutig auch die Schreie eines Babys. Als Fighter etwas weiter hineinsah, erkannte sie Aklm, der ihr den Rücken zuwandte. Neben ihm, auf einem großen, flachen Felsen, lag Yozora. Fighter sah, wie etwas Silbernes in seinen Pranken aufblitzte, als er sich über ihre Tochter beugte.

In Sekundenschnelle war die Kriegerin aus ihrem Versteck hervor geschnellt und hatte Aklm Nintairyoku in die Seite gerammt.

Verwundert blickte er auf Fighter und das Schwert in seiner Seite, ehe er realisierte.

Inzwischen hatte sie Nintairyoku wieder herausgezogen und es ihm erneut in den Körper gestoßen. Aklm schrie auf, als die Klinge erneut in ihn hinein glitt- doch Fighter hörte lediglich die Schreie ihrer Tochter.

Immer und immer wieder rammte sie ihm Nintairyoku in den Körper. Teilweise zerschnitt sie ihn auch. Dabei drangen immer wieder animalisch klingende Laute aus ihrem Mund. Sie war über und über mit dem Dämonenblut bespritzt. Blut rann ihr Gesicht hinab. Blut rann an ihren Armen und Händen entlang.

In blinder Wut und Raserei richtete Fighter Aklm immer weiter zu. Er lag vorne übergekippt auf dem felsigen Boden. Um ihn herum hatte sich eine Blutlache gebildet- mit Fighter mitten drinnen. Doch er lebte noch immer.

Schwer atmend hielt Fighter schließlich inne. Blut tropfte von der Schwertklinge. Abschätzig sah sie auf den Dämon am Boden vor sich.

Stumm hob sie ihr Schwert und die Klinge glitt wie Butter durch seinen Hals. Der Kopf rollte mehrere Meter bei Seite.

Zitternd ließ Fighter Nintairyoku in seine Scheide gleiten. Erst jetzt nahm sie wirklich wahr, was sie getan hatte.

Sie hatte gesagt, sie würde Dämonen- Sushi aus ihm machen und genau das hatte sie auch getan.

Mit wackligen Knien ging sie zu Yozora und hob sie behutsam hoch. Sie weinte noch immer. Vorsichtig drückte sie sie an sich und ließ sich an dem Felsen hinunter gleiten. In einer Sprache, die sie selbst nur noch aus ihrer Kindheit kannte, redete sie beruhigend auf Yozora ein.