Disclaimer: Alle Orte, der Großteil der Charaktere und der grobe Umriss des Plots gehören JK Rowling. Wenige Personen und der Plot sind von mir.

Ehrliche, konstruktive Kritik ist sehr willkommen. Ich würde mich freuen, wenn ihr sie lest :)

ACHTUNG: ES KOMMT EIN CHARAKTER AUS HARRY POTTER VI VOR!

2. Kapitel: Der Sprechende Hut

Ein nervöses Stimmengemurmel lag über der kleinen Eingangshalle, in der die neuen Erstklässler Hogwarts darauf warteten, eingeschult zu werden.

Der missgelaunte Ignis hatte sie aus dem unterirdischen Hafen, in dem die Boote hielten, auf einer steilen Treppe nach oben geführt, bis sie vor dem Tor Hogwarts' standen, das schließlich von einem kleinen, dicken Mann geöffnet wurde.

Der Zauberer, der sich als „Horace Slughorn" vorstellte, war auf den ersten Blick sympathischer als Ignis. Er hatte eine Glatze, die so stark glänzte, dass man meinen könnte, sie wäre poliert, und einen gewaltigen, silbernen Schnurrbart, der jedes Mal, wenn er redete, lustig auf- und ab wippte.

Slughorn führte sie in einen kleinen Raum neben einer großen Halle, in die zwar keiner von ihnen einen Blick werfen konnte, doch auch von dort drang Stimmengewirr.

Wohlwollend blickte er in die Runde, dann sprach er mit einer seltsam aufdringlichen Stimme: „Willkommen in Hogwarts. Ich werde euch gleich in die große Halle führen, doch zuvor lasst mich ein paar Worte sagen." Er zwinkerte freundlich. „Ich hoffe, ihr werdet alle hervorragende Schüler und wir sehen uns auf einer der kleinen Partys wieder, die ich ab und zu organisiere. Ich nenne sie gerne ‚Slug Club Partys'".

Er kicherte, doch als keiner der Erstklässler mit ihm lachte, fuhr er fort.

„Der Sprechende Hut wird euch gleich in euer Haus einteilen, er wird euch und uns mitteilen, ob ihr besser nach Gryffindor, Hufflepuff, Ravenclaw oder Slytherin passt. Diese Zeremonie ist schon sehr alt und wichtig, denn mit den anderen Schülern eures Hauses werdet ihr die meiste Zeit verbringen, und vielleicht kann der ein oder andere von euch auch in dem Quidditchteam seines Hauses zeigen, was er oder sie kann. Solche begabten Quidditchspieler sehe ich natürlich auch immer gerne im Slug Club – zum Beispiel Gwenog Jones, eine exzellente Sucherin, sie ist jetzt in der sechsten Klasse, Ravenclaw, ich hätte sie gerne bei mir in Slytherin - nun ja." Er hüstelte gekünstelt.

„Um wieder zum Thema zu kommen: wenn ihr im Unterricht Leistungen erbringt, werden eurem Haus…"

Doch Sirius hörte ihm nicht mehr zu.

Die Blacks waren seit Generationen im Hause Slytherin gewesen, also würde auch er Slytherin zugeteilt werden.

Nach der Zugfahrt mit James hatte er das Gefühl gehabt, vielleicht doch nicht die meiste Zeit mit Bellatrix, Lucius und den anderen verbringen zu müssen. Aber wenn er jetzt wie sie nach Slytherin kam? Slughorn hatte gesagt, dass man die meiste Zeit auf Hogwarts mit den Mitgliedern seines Hauses verbrachte.

Nervös fuhr sein Blick durch die Reihen und blieb an Narcissa hängen, die ängstlich und still Slughorns Worten lauschte. Wer außer ihr und ihm würde noch nach Slytherin kommen?

„…und jetzt müsst ihr euch kurz gedulden, bis ich euch in die große Halle führe, wo die Zeremonie stattfinden wird. Hoffe, wir sehen uns im Slug Club!" beendete der Lehrer seine Rede.

Nachdem er den kleinen Raum verlassen hatte, legte sich Stille über die Schüler, die nervös mit ihren Haaren spielten oder angstvolle Blicke umher warfen, während Sirius seinen dunklen Gedanken nachhing.

Wenige Minuten später kehrte Slughorn mit einem erheiterten Lächeln wieder zurück. „So, und nun stellte euch mal der Reihe nach auf, so das wird jetzt schließlich euer erster gesellschaftlicher Auftritt in Hogwarts."

Die Erstklässler reihten sich auf, und dann schritten sie hinter Slughorn hinaus in den Flur und durch eine große Tür in die hell erleuchtete Große Halle.

Zwischen den schwebenden Kerzen hindurch, deren tausend und abertausend Flammen die Halle in ein warmes Licht tauchten, gingen sie in die Mitte.

Sirius versucht krampfhaft, nicht zu dem Tisch der Slytherins zu blicken, wo Lucius und Bellatrix sicher vor ihrem goldenen Besteck sitzen und ihn beobachten würden.

Was sie wohl gedacht hatten, als er einfach nicht mehr zu ihrem Abteil zurückgekehrt war?

Dann musterte er die anderen Tische, neben denen das zugehörige Banner an der Wand hing, und schließlich den Lehrertisch.

Jeder dort schien eine herausragende und eigenwillige Persönlichkeit zu sein, doch der Mann, der ganz in der Mitte saß, zog sofort Sirius' Blick auf sich.

Seine silbernen Haare und der gleichfarbige lange Bart, die hellblauen Augen hinter den halbmondförmigen Brillengläsern, deren strahlende Farbe man selbst noch aus dieser Entfernung erkennen konnte, aber auch seine Ausstrahlung flößten ihm Respekt ein.

Das musste Albus Dumbledore sein.

Slughorn hatte mittlerweile einen Stuhl vor die Erstklässler gestellt, auf dem der Sprechende Hut lag. Sirius betrachtete den zerschlissenen und geflickten Spitzhut misstrauisch. Dieses müllreife Ding sollte über ihr zukünftiges Haus entscheiden?

Nun, bei ihm würde es ja nicht so schwer werden.

Nachdem das letzte Gemurmel erloschen war, begann der Hut sein Lied. Er pries die Vorzüge der einzelnen Häuser an, und als er die von Slytherin beschrieb, hätte Sirius fast laut gelacht: Machthunger, Ehrgeiz, List und Tücke. Wie sehr das auf Bellatrix zutraf. Doch auf ihn?

Wollte er Macht? Versuchte er, seine Ziele durch List und Tücke zu erreichen?

Slughorn hatte eine Pergamentrolle hervorgeholt, und erklärte, dass die Schüler, sobald sie aufgerufen wurden, nach vorne gehen und den Hut aufsetzen sollten.

Die Liste begann mit „Asley, Marilyn", und ein kleines, braunhaariges Mädchen ging mit zitternden Knien auf den Stuhl zu. Sie setzte sich, zog den Hut an – und nach wenigen Sekunden rief dieser laut in die Halle: „RAVENCLAW!" Applaus vom Tisch zweiten Tisch von links erfüllte die Halle, und die Ravenclaws begrüßten ihr neues Mitglied.

Sie übergab den Hut an den Nächsten, einen „Aven, Anthony", der ebenfalls als Ravenclaw ausgerufen wurde, und dann wurde sein Name genannt.

„Black, Sirius!" Mit einer selbstsicheren Miene, die sein Inneres nicht widerspiegelte, trat er nach vorne und nahm den Hut von dem hageren Junge namens Anthony entgegen.

Er zog ihn über seinen Kopf, und der dicke, graue Stoff rutschte ihm über die Augen.

Nanu, wen haben wir denn da?" sagte eine hohe Stimme. „Einen der Blacks! Wo stecke ich dich denn bloß hin? Mut hast du, mein Lieber, und Selbstvertrauen, das ist gewiss, auch eine kräftige Begabung, interessant, und dieser Hang zum Rebellen…"

‚Jetzt plapper hier nicht rum, ich komme doch sowieso nach Slytherin!' dachte Sirius wütend.

So, meinst du?" antwortete der Hut amüsiert. „Hier zählt nicht, wer du bist, sondern was du kannst – was dir vorbestimmt ist. Und du bist kein Slytherin, nein. Du bist ein – GRYFFINDOR!" rief er laut aus.

Langsam zog er sich den Hut vom Kopf. Gryffindor? Er war ein Gryffindor! Das konnte doch nicht wahr sein!

Erst jetzt merkte er, dass ein Großteil der Schüler, wahrscheinlich die, die mit dem Namen Black etwas anfangen konnten, verwundert oder erschrocken schwiegen. Kein Laut drang vom Tisch der Slytherins, und die Gryffindors klatschten nur vereinzelt und viel zu spät.

Langsam, fast betäubt stand Sirius auf, er konnte noch immer keinen klaren Gedanken fassen.

Er bemerkte, dass Dumbledore ihn vom Lehrertisch aus mit einem undeutbaren Blick musterte, genauso wie Slughorn, der sich interessiert über den Schnurrbart strich. Dann, nach einer kurzen Pause, las er den nächsten Namen vor, und Sirius übergab den Hut an ein schwarzhaariges Mädchen, das ihn verwundert ansah.

Er stolperte zum Tisch der Gryffindors, wo ihn viele verwirrt, einige belustigt und ein paar sogar feindselig anblickten. Wahrscheinliche hatten sie unangenehme Erfahrungen mit den Blacks gemacht.

Die Zeremonie ging weiter, und die Stimmung hob sich mit der Zeit wieder. James wurde ebenfalls ein Gryffindor, er setzte sich neben Sirius, sprach ihn aber nicht an. Remus, zwei Jungen namens Bertie Bott und Peter Pettigrew und drei Mädchen mit den Namen Lily Evans, Catherine Stubben und Alice Twain wurden ebenfalls neue Gryffindors.

Danach erhob sich Albus Dumbledore.

„Liebe Erstklässler, liebe Schüler, die sich nun erneut hierher schleppen um ihr Hirn mit erquickendem Wissen zu erfreuen, liebe Lehrer, Geister und Tiere: Ich freue mich, dass ihr alle wieder hier seid, und wünsche euch ein glückliches Jahr. Und denkt immer daran, meine Schützlinge, was der berühmte Zaubererphilosoph Pyxis Volans einst sagte: Wer angebrannten Pudding mit Gummihandschuhen isst, ist selber Schuld!"

Die Schüler jubelten, während die meisten Erstklässler ihn anstarrten, als wäre er senil.

Dumbledore klatschte zweimal in die Hände, und schon waren die goldenen Platten und Schüsseln mit wohlschmeckenden Salaten, Filets, Braten, Gemüse und wunderbaren Nachtischen gefüllt.

„Hey! Sirius!" James stupste ihn mit dem Ellenbogen an, während alle anderen sich Essen auf ihre Teller schaufelten.

„Was?" Er hörte sich gereizter an, als er es wollte.

„Du hast doch gesagt, du bist nicht wie der Rest deiner Familie." Er grinste schwach.

„Ja schon, aber – was wird mein Vater sagen!" Erst jetzt fiel ihm ein, dass Viathan Black davon überzeugt war, seinen Sohn in Slytherin wieder zu finden.

„Es ist…ich meine, so schlimm ist es doch nicht, oder?" fragte James.

„Kennst du meinen Vater? Hast du ihn schon mal gesehen oder zumindest gehört?"

„Ich habe von ihm gehört… aber das gilt nicht, oder?"

„Jetzt hör mal auf mit den Witzen! Er wird mir den Kopf abreißen!" Sirius fuhr mit den Fingern über die Kante des Tisches.

„Was kann dir schon passieren außer einem Heuler? Wir sind hier in Hogwarts, bis nächsten Sommer wirst du ihn nicht wieder sehen. Er hat ein Jahr Zeit sich abzuregen." James zögerte, dann nahm er mit der Gabel eine besonders röstige Kartoffel und legte sie auf seinen Teller. „Es wird schon alles in Ordnung kommen." Ein Brötchen, zwei Hühnchenbeine und etwas Soße leisteten der Kartoffel auf James' Teller Gesellschaft.

„Hoffentlich hast du Recht damit." entgegnete Sirius. Er blickte hinauf zu der Hallendecke, wo helle Sterne zwischen der grauen Wolkendecke funkelten und der Mond in einem kleinen Sichel klar auf sie herab schien.

Dann erinnerte sein knurrender Magen ihn an seinen Hunger, und als Sirius sich gebratenes Hühnchen, Kürbispastete, gesalzene Bohnen und Kartoffelbrei auf den Teller schaufelte, vergaß er seine Sorgen.