Und der nächste Teil ist da… hab mich wirklich sehr über eure Kommentare gefreut :
7. Kapitel: Pettigrew
Einige Wochen waren bereits vergangen, und Remus, James und Sirius waren, trotz der Bedenken einiger Lehrer, begabte Schüler. Zwar schenkten vor allem Sirius und James den Professoren nicht immer ihre vollste Aufmerksamkeit, doch ihr Talent war unübersehbar.
Wenn die Klasse in Professor Lynx' Zauberkunststunde neue Sprüche lernte, so waren es nicht selten James und Sirius, die sie als erste fehlerfrei beherrschten. Angefangen bei „Lumos" bis hin zum Schwebezauber, den James schon nach kurzer Zeit tadellos vorführen konnte.
Grinsend stand er da, den Zauberstab hoch erhoben, und ließ seine weiße Feder weiter nach oben taumeln.
„James! Wie hast du das nur so schnell hinbekommen?" fragte Clara Jordan aus Hufflepuff, die mit ihren Freundinnen begeistert geklatscht hatte. Sie seufzte. „Bei mir funktioniert es einfach nicht."
„Ach, halb so schwer." James lächelte. „Es kommt auf die Betonung an. Warte, ich zeig es dir." Schon war er am Nachbartisch, um seinen Zauber mit einer lässigen Handbewegung erneut vorzuführen.
„Potter!" blaffte Lynx vom Lehrertisch aus. „Ich bin hier der Lehrer, also kehren Sie gefälligst an Ihren Tisch zurück!"
„Aber natürlich, Professor Lynx. Ich wollte den Ladies nur ein wenig Unterstützung bieten." Er lächelte charmant und kehrte an seinen Tisch zurück, wo Sirius Feder träge zuckte.
„Sie hätten es auch schon ohne dich geschafft!" fuhr Lily, ein kleines, rothaariges Mädchen aus Gryffindor ihn an.
„Was denn, Evans! Hälst du es nicht aus, wenn jemand besser ist als du?"
Sie schnaufte empört. „Ich halte einen Großkotz wie dich nicht aus! Wingardium Leviosa!" schnalzte sie, und ihre Feder sirrte nach oben, wo sie unter Lilys triumphierendem Blick in der Luft zu kreisen begann.
Nach der Stunde gingen sie zu Dritt in Richtung Große Halle. Remus schleppte ein großes, ledernes Buch mit sich herum, dass er ständig während der Pausen zu lesen pflegte.
„In was für einem Schinken schmökerst du da eigentlich?" fragte James und warf einen Blick auf das scheinbar alte Buch.
Remus räusperte sich. „Ehm… ‚Magische Wesen und ihre Gefahren'."
„Hört sich öde an. Leg doch mal das Ding beiseite. Am Samstag ist das erste Quidditchspiel, und Gryffindor tritt gegen Slytherin an!" schlug Sirius vor.
Remus lief rosa an. „Ich bin am Wochenende nicht da. Meine… Tante hat Geburtstag." „Was? Du lässt dir das entgehen! Ach komm schon, meine Tanten haben andauernd Geburtstag… ich weiß nicht mal wann! Hauptsache, sie schicken mir großzügige Geburtstagsgeschenke." James grinste.
„Hm, nein, ich habe schon zugesagt. Außerdem finde ich Quidditch gar nicht so toll." James verschluckte sich, und Sirius musste ihm eine halbe Minute lang auf den Rücken klopfen, bis er wieder reden konnte.
„Quidditch!" krächzte er. „Wie kann man Quidditch nicht toll finden! Quidditch… ist der Königssport!"
„Also wirklich, Remus!" sagte Sirius in einem tadelnden Tonfall. „Wie kannst du uns einen solchen Schrecken einjagen?"
Doch bevor sich Remus weiter verteidigen konnte, ertönte ein schriller Schrei wenige Meter vor ihnen.
Peter Pettigrew, ein dicklicher, blonder Junge, der ebenfalls in Gryffindor war, lag längs auf dem Boden und drehte sich immer schneller im Kreis.
Seine schulterlangen Haare schleiften auf dem Boden und seine Tasche war zerrissen, Federkiele, Pergamentrollen und Bücher lagen verstreut in der Tinte eines kleinen Fässchens, das zersplittert war.
„Nein! Bitte lass das! Es tut mir Leid!" Doch der bleiche, blondhaarige Junge, der wenige Schritte von ihm entfernt stand, ließ den Zauberstab, unter dessen Kontrolle Peter offensichtlich stand, nur noch mehr kreisen.
„Was hast du kleiner Wicht bei unserer Teambesprechung gesucht?" fragte Lucius höhnisch und änderte ruckartig die Richtung, sodass Pettigrew sich ein paar Mal überschlug und nun gegen den Uhrzeigersinn auf dem Boden herumwirbelte.
„Ich – wollte doch nur die Besen von Nahem sehen!" rief Peter erstickt.
„Aber natürlich…" meinte Lucius ironisch.
Inzwischen hatten sich viele Schüler um die Beiden versammelt, einige lachten, während andere Malfoy missbilligende Blicke zuwarfen – doch keiner schritt ein, dabei hatte sich Peter bereits einige Schrammen zugezogen und eine dünne Blutspur zog sich über den gefliesten Hallenboden.
Sirius starrte Lucius an. Seit etwa einem Monat war er nun in Hogwarts, doch bisher hatte er eine direkte Begegnung mit ihm verhindern können. Außer dem Gefühl, manchmal die Blicke von ihm und Bellatrix in seinem Nacken zu spüren, war nicht weiter passiert.
Und doch - er konnte sich nicht immer vor ihm verstecken. Er war nicht feige – und er würde nicht zulassen, dass Lucius so mit einem der ihren, einem Gryffindor, umsprang.
Sein Herz begann zu rasen, als seine Hand nach dem Zauberstab in seiner Tasche tastete. Lucius war älter, er kannte viel mehr Flüche als er, war besser ausgebildet - er hatte keinen Schimmer, wie er ihn bezwingen sollte.
Als James bemerkte, was er vorhatte, hielt er ihn an der Schulter fest. „Bist du wahnsinnig?" zischte er. „Er wird dich zermatschen!"
Das war Sirius auch selber klar, doch das unweigerliche Wissen, jetzt und hier etwas klarstellen zu müssen, zog ihn weiter.
„Bleib stehen!" James riss ihn am Arm zurück und flüsterte ihm eindringlich zu: „Es wird ihn wohl kaum beeindrucken, wenn du dich von ihm verfluchen lässt! Ich hab da eine bessere Idee!"
Schnell öffnete er seine Tasche und holte ein kleines, rotes Tuch heraus, das wild herumzappelte.
„Was ist das denn?" fragte Sirius.
James lachte leise. „Ein Heckengnom! Er hat sich vorgestern bei unserer Strafarbeit in meine Umhangkapuze gesetzt und sich danach in meinem Koffer breit gemacht, aber ich hab ihn heute Morgen gefunden. Ich warte schon den ganzen Tag auf eine passende Gelegenheit!"
Er schlug den Stoff zu Seite, und eine kleine, pausbäckige Gestalt, kaum größer als James Hand kam zum Vorschein. Das Wesen hatte klebrige, schwarze Haare und schief stehende dunkle Augen. Seine Kleider bestanden offensichtlich aus Blättern, und als Hut trug er die Schale einer Walnuss.
„Unverschämtheit, unerhört so was, ihr dummen, dummen Menschendinger, ich will beißen, kratzen, raaahhr, unverschämt!" kreischte der Heckengnom und zappelte wild mit den kleinen Händchen.
James stopfte den Gnom wieder in das Tuch und grinste. „Was hältst du davon?"
Pettigrew brach in Tränen aus. „Bitte, Lucius, bitte!"
„Ein kleines bisschen Bewegung tut dir doch gut, Spion!" lachte Lucius.
„Lass ihn zufrieden, Malfoy."
Langsam drehte Lucius sich um, erkannte Sirius und in seinem Gesicht zeigte sich echte Verwunderung.
„Na sieh mal einer an… der ‚verlorene Sohn' kehrt zurück!"
Sirius ignorierte den spöttischen Unterton. „Du sollst ihn loslassen, hab ich gesagt."
Lucius lachte laut los, und mit ihm einige andere Slytherins. Erschrocken erkannte er Bellatrix und Narcissa, doch er war so weit gegangen, zurück kam er nicht mehr.
„Sonst was?" fragte Lucius. „Willst du mir deine Zauber auf den Hals hetzen? Oohh, Lumos, da krieg ich ja gleich Angst!"
Mit klopfendem Herzen, doch ohne eine Miene zu verziehen, hob Sirius den Zauberstab.
Ungläubig zog Lucius die Augenbrauen hoch. „Ach was? Du machst ernst? Deine letzte Chance, Kleiner, mit dem Zauberstabgefuchtel aufzuhören, sonst verfluche ich dich dass dir Hören und Sehen vergeht!"
Doch Sirius ging weiter, seinen Zauberstab ruhig erhoben.
Lucius seufzte. „Du hast es so gewollt. Wie wärs mit einem Paar Stinktierohren?"
Als er den Zauberstab auf Sirius richtete, ging auf einmal alles sehr schnell.
Ein kleiner Heckengnom flog von der Hallendecke hinab, genau in Lucius Umhang hinein, während aus der andere Ecke des Flurs ein „Titilandus!" ertönte, und Sirius rief „Furnunculus", noch bevor Malfoy einen Fluch auf ihn hetzten konnte.
Der Drittklässler begann laut zu schreien: auf einem Bein hüfte er herum und versuchte den Gnom loszuwerden, der offenbar kräftig zubiss, während Remus' Fluch ihn schrecklich kitzelte und der Zauber von Sirius prächtige Furunkel auf seinem Gesicht sprießen ließ.
„Ahhhh... nehmt es weg, was ist das für ein Tier?" brüllte er, doch als ihm andere Slytherins zu Hilfe eilen wollte, schlug er wild um sich und lachte hysterisch, offenbar eine Folge des Kitzelfluches.
Der Anblick war herrlich, und Sirius lachte laut aus.
Auch wenn Lucius schon älter war und zweifellos mehr Zauber beherrschte, so hatten sie ihn zu Dritt und mit den gewöhnlichen Zaubern, die man von den Streichen auf den Gängen kannte, besiegt.
„Klasse Schwebezauber, James!" grinste Sirius und ging zu seinem Freund, der den Heckengnom in Lucius' Umhang befördert hatte.
„Kleinigkeit" sagte James. „Ich hol ihn mal wieder her. Wingardium Leviosa!" Der Gnom, der sich offenbar an Lucius Bauch festgeklammert hatte, kreischte wütend auf, als er aus dem Umhang hinaus katapultiert wurde und zu James zurücksegelte, der ihn elegant aus der Luft fischte.
„Mir ist gar nicht wohl dabei" murmelte Remus, der jetzt zu ihnen kam und den Zauberstab einsteckte. „Sie werden uns sicher Punkte abziehen."
„Vergiss die Punkte!" wollte James gerade sagen, als die wütende Hauslehrerin von Ravenclaw, Professor Salvia vor Wut schnaufend auf sie zukam.
„Was-hat-das-da-zu-bedeuten!" fauchte sie und deutete auf Lucius, der jetzt eine Art wilden Tanz aufführte und „Es kitzelt! Es kitzelt!" rief.
„Oh! Das?" meinte James unschuldig. „Nun, vielleicht hat er heute schlecht gegessen, der Arme. Der Haferbrei hat aber auch etwas seltsam geschmeckt, zugegeben, und – "
„Machen Sie sich nicht über mich lustig!" schnalzte Salvia böse. „Ich weiß genau, dass Sie etwas damit zu tun haben!"
Sie blickte die drei Jungen mit zusammengekniffen Augen an. „Das werde ich umgehend an Ihren Hauslehrer weiterleiten! Einen Schüler verhexen, auf den Gängen, wo sind wir hier denn, im Londoner Duellierverein vielleicht!" Verärgert murmelnd ging sie zu Malfoy.
„‚Warum das Duellieren auf den Gängen verboten ist' und ‚Die Primitivität des Furnunculus-Fluch und derer, die ihn anwenden' – hätte ein Aufsatz nicht gereicht?" seufzte Sirius.
„Und dann auch noch vierzig Zentimeter" murmelte James und kaute an dem Ende seines Federkiels. „Fällt dir noch irgendein Argument ein, um nicht auf den Gängen zu zaubern? Ich hab grad zwei Absätze darüber verfasst, dass der schöne Wandschmuck kaputt gehen könnte…"
„Wie wärs mit…‚Lucius Malfoy ist ein Bastard und er hat einen Gryffindor grundlos angegriffen?"
„Keine schlechte Idee!" ertönte es da vom anderen Ende des Gemeinschaftsraums.
Sirius, James und Remus drehten sich um.
„Evans!" rief James verblüfft aus. „Dass du dich auf unsere Seite schlägst, hätte ich nicht gedacht!"
„Mein Name ist Lily, Potter. Und natürlich habt ihr Recht – Malfoy hat zuerst und ohne Grund Peter angegriffen!"
„Lily Potter, hu? Du hast es aber eilig! Natürlich, ich bin sehr begehrt, da muss man früh seine Interessen klarstellen, aber –"
„Halt den Schnabel!" fauchte Lily, die mattrosa anlief.
Sie wandte sich zu Sirius. „Soweit ich das mitbekommen habe, ist auch Malfoy nicht ganz ungeschoren davongekommen. Muss einen Aufsatz darüber schreiben, warum man erst reden und dann zaubern sollte."
„Lily Potter. Das hört sich gut an! Lily und James Potter. Mr. und Mrs. Potter. Mrs. James Potter" sinnierte James.
"Hör auf, verdammt noch mal!" schimpfte Lily. „Warum benimmst du dich eigentlich immer wie ein aufgeblasener Idiot!"
„Er ist einer", warf Sirius ein.
„Hey, du Verräter!" James zielte mit einem zusammengeknüllten Papierfetzen auf seinen Freund.
„Entschuldigung…" mischte sich da jemand ein.
Alle vier wandten sich zu Peter Pettigrew, der frisch verarztet aus dem Krankenflügel kam. „Ich wollte mich bedanken!" seine Wangen liefen rot an. „Das war so klasse! Ihr habt es diesem Malfoy richtig gezeigt, der hat gejammert und gewimmert, das war genial, ehrlich, ihr seid super!"
Aufgeregt wippte er hin und her, während James sich in Pose warf. „Kein Problem, wir helfen doch gerne. Ein Glück, dass ich den Schwebezauber schon konnte, sonst hätte das alles nicht funktioniert."
„Wo ist eigentlich der Gnom hin?" fragte Sirius.
James zuckte mit den Schultern. „Wo er hingehört, in der Hecke. Also, Peter" er wandte sich wieder Pettigrew zu, „wenn dich wieder jemand bedroht, dann ruf uns einfach."
Lily schnaubte laut. „Möchte mal sehen, wie du mit fünf Siebtklässlern klar kommst, ohne einen tapferen Heckengnom, der dir hilft."
James überging das.
„Naja, das ist leider nicht so leicht" murmelte Peter. „Irgendwie haben die was gegen mich…fangen mich andauernd ab, klauen mir Tinte oder Pergament…" er seufzte. „Wenn ich nur so groß wäre wie Sirius und du… oder so kräftig – oder zumindest so gut zaubern könnte!"
Diese Worte waren Balsam für James Seele, und auch Sirius fühlte sich geschmeichelt.
„Am besten hältst du dich immer in unserer Nähe auf, da kann dir nichts passieren" schlug James vor.
„Das würdet ihr tun?" Peters Augen leuchteten. „Ihr würdet mich vor den anderen beschützen?"
„Klar" sagte Sirius. „Wir Gryffindors halten zusammen."
