Nulpe: Oh, danke ) freu Naja, vielleicht fällt meine Geschichte einfach nicht so auf, der Titel ist ja nicht so spannend :P
Seltsam, ich hab mir das nie so vorgestellt, dass Sirius im Team ist. Wäre sicher auch eine interessante Möglichkeit gewesen (was wohl seine Position wäre? Treiber?)
Und es tut mir wirklich Leid, dass ich soo lange gebraucht hab, bis das Kapitel on war. Hatte eine ordentliche Portion Weihnachtsstress und dazu noch mangelnde Kreativität.
10. Kapitel: Die geheimen Gänge von Hogwarts
„Wir sollten diese ganzen Gänge einmal auflisten", sagte Sirius eines Abends im Gemeinschaftsraum. Sie saßen vor dem knackenden Kaminfeuer und machten ihre Hausaufgaben. „Ich kann sie mir nie alle merken."
„So viele sind es nun auch wieder nicht", erwiderte James und blickte von seinem Aufsatz über Blutkraut auf. „Da wären der unter der Säule im zweiten Stock, in den Peter mal gefallen ist… die unsichtbare Tür hinter dem Wandteppich neben dem Verwandlungsraum, und natürlich der geheime Weg zum Honigtopf – ah ja, ich erinnere mich noch, als sie uns da geschnappt haben! ‚Erstklässler dürfen Hogsmeade nicht besuchen', das Gesicht von Lynx war noch nie so rot wie damals."
„Und sie haben uns 80 Punkte abgezogen", erinnerte ihn Remus.
„Oh…ja, ich erinnere mich. Das Nachsitzen war auch nicht so prickelnd, wir sollten die Hausordnung abschreiben, nicht wahr?"
„Das hört sich halb so schlimm an", murmelte Sirius, „wenn man nicht weiß, dass es die Hausordnung aus dem letzten Jahrhundert war und 364 Seiten in winziger Schrift umfasste."
„Meine Hand schmerzt immer noch in der Erinnerung daran", klagte James und massierte seine Finger.
„Es ist acht", sagte Peter da, der einen Blick auf seine Uhr geworfen hatte.
„Schon!" James sprang auf und warf dabei sein Tintenfässchen um, sodass sein Aufsatz grün getränkt war. „Ich muss los!" haspelte er, schob den Sessel zurück und rannte zum Potraitloch.
Er hatte sich mal wieder Nachsitzen eingehandelt, und diesmal war Professor Salvia wirklich böse gewesen. James hatte vor ihre Augen Severus Snape verhext, und nun wollte er nicht noch mehr riskieren, indem er zu spät kam.
„Na toll, mach alles dreckig und hau ab, kein Problem", murmelte Sirius, während er die Tinte mit seinem Zauberstab aufsog.
James klappte das Potrait der Fetten Dame auf, schlüpfte durch das Loch und rannte den verlassenen Korridor hinab.
Eigentlich war er schon zu spät, vor fünf Minuten hätte er sich bei der Verwandlungslehrerin melden sollen.
Halt – hier war doch irgendwo ein Geheimgang, der in die Eingangshalle führte! Er blickte sich um und erkannte die die Statue von Reinhard dem Reihernden links neben sich.
Hastig schob er sie zur Seite und krabbelte durch den kleinen Tunnel, der sich dahinter befand, während die Büste von Reinhard wieder an ihren Platz rutschte.
„Lumos", murmelte er, und die Spitze seines Zauberstabs erstrahlte in einem weißen Licht. Der helle Glanz beleuchtete den Weg dürftig, und er warf tanzende Schatten an die gemauerten Wände.
Der Tunnel wurde schnell zu einem schmalen Gang, der, so wusste James, direkt in den Flur vor der Großen Halle führen würde. Dieser Weg wurde von einer anderen Verbindung gekreuzt: Diese führte vom Ravenclawturm zu – ja, wohin eigentlich? James konnte sich nicht erinnern. Vielleicht sollten sie die Gänge wirklich einmal alle auflisten.
Er schob den Gedanken beiseite und rannte gebückt weiter. Der Boden unter seinen Füssen war uneben und mit kleinen Steinchen übersät, sodass jeder seiner Schritte laute Geräusche verursachte, die von den engen Steinwänden als ein schepperndes Echo zurückgeworfen wurden.
Er blieb nur kurz stehen, als er zu der Stelle kam, wo sich die beiden Gänge kreuzten, und warf einen raschen Blick in den anderen Tunnel.
In dem jemand stand.
Erschrocken zog James den Kopf zurück – er hatte nicht gewusst, dass andere Schüler diese Gänge kannten. Oder war die Person am Ende ein Lehrer, der ihm für das Benutzen der geheimen Wege Nachsitzen aufbrummen konnte?
James riskierte einen weiteren Blick. Das Licht seines Zauberstabs zeigte eine in schwarz gekleidete Gestalt, die mit dem Rücken zu ihm stand und leise unverständliche Wörter murmelte. Ein grauer, verschlissener Umhang hing von ihren Schultern herab, der Saum war staubverklebt.
Das sah ganz und gar nicht nach einem Schüler oder einem Lehrer aus, dachte James. Er machte einen weiteren Schiritt nach vorne und trat geräuschvoll auf einige der Steine.
Sofort drehte sich die Gestalt um.
Nein, das war ganz sicher kein Lehrer.
Die fast hüftlangen, schwarzen Haare des Mannes waren staubig, Teile seines Schädels konnte man deutlich sehen – dort schienen ganze Haarbüschel ausgerissen zu sein.
Er war groß und hager, und trug eine dunkle Robe unter dem grauen Umhang, die er mit einem schmucklosen Lederstrang gürtete.
Das Gesicht war bleich und eingefallen, wie zwei Dolche standen die hohen Wangenknochen hervor und die Lippen waren farblos und aufgerissen.
Aus zwei dunklen, tief in den Augenhöhlen sitzenden Augen starrte er James an.
„Wer bist du und was machst du hier?" fragte der Mann ihn tonlos, aber nicht überrascht, und der Blick seiner Augen schien wie Feuer auf James' Haut zu brennen.
James starrte ihn an, ohne antworten zu können. Er hatte Angst, zum ersten Mal in seinem Leben wirklich Angst, und es war ein schreckliches Gefühl. Sein Herz raste und schlug gegen seinen Brustkorb wie die Flügel eines kleinen, flatternden Vogels, der aus einem viel zu engem Käfig entkommen wollte.
Er wollte fortlaufen, weg von dieser Gestalt, doch seine Beine waren starr vor Angst und konnten sein Gewicht kaum tragen.
Kalter Schweiß stand auf seiner Stirn, sein Atem ging flach und er hatte das Gefühl zu ersticken. Eine tiefe Dunkelheit schien ihn zu umhüllen, seine Gedanken zu ergreifen und ihn fort zu tragen, weit weg.
„Du sollst hier nicht sein, es ist dir nicht erlaubt", fuhr der Mann mit seiner heiseren, furcht einflößenden Stimme fort. „Verschwinde!"
Als die Gestalt langsam auf ihn zukam, gehorchten James' Beine ihm endlich wieder. Er drehte sich stolpernd um und rannte den anderen Gang hinunter, so schnell er es mit zitternden Beinen vermochte. Die Dunkelheit zog sich mit jedem Schritt weiter zurück.
Er lief in heller Panik und konnte keinen klaren Gedanken fassen, seine Atemzüge schmerzten in der Brust wie tiefe Schnitte und ihm wurde schwindelig, als er endlich den Ausgang erreichte: Hinter einem Wandvorhang mit dem eingewebten Wappen Hogwarts' stolperte er heraus, sah sich hektisch um und blickte dann ängstlich zurück – doch niemand folgte ihm.
Keuchend lehnte er sich gegen die kalte Mauer und sank zu Boden. Das Erschrecken saß ihm immer noch in den Knochen und er zitterte.
Hatte er das eben wirklich gesehen? Wer war dieser Mann, und warum war er in den geheimen Gängen von Hogwarts? Wie lange war er schon dort?
Die Fragen brachen über James herein wie ein Schwarm Raubvögel, die mit spitzen, scharfen Schnäbeln nach ihm hackten.
Er musste sofort einem Lehrer davon erzählen! Hastig stand er auf und lief zu dem Büro von Professor Salvia.
„Herein!" rief sie, als James anklopfte, und blickte ihn scharf an. „Fünf Minuten zu spät, Potter, dafür bleiben sie fünfzehn Minuten länger!"
„Professor!" keuchte James. „Ein Fremder! In Hogwarts ist ein Fremder! Er ist in den Gängen!"
„Was plappern Sie denn da?" fragte Salvia ungläubig.
„Ich hab ihn selber gesehen!" haspelte er weiter. „In dem Gang zwischen der Statue von Reinhard dem Reihernden und der Eingangshalle!"
„Was…wie… Sie kennen die Gänge!" fragte Salvia empört.
„Ja, also, ja verdammt, aber darauf kommt es nicht an! Verstehen Sie denn nicht? Da ist ein fremder Mann in den Gängen, in Hogwarts, eine total finstere Gestalt!"
Zweifelnd blickte die Lehrerin ihn an. „Und das ist nicht nur eine Ihrer Ausreden, um sich vorm Nachsitzen zu drücken?" fragte sie streng.
„Nein, nein!" James sprang auf, ungeduldig, nervös. „Jetzt unternehmen Sie endlich was!"
Ein leichter Ausdruck von Sorge hatte sich auf Professor Salvias Gesicht geschlichen, als sie aufstand und James mitteilte: „Ich werde alles Nötige veranlassen. Sie kehren sofort in den Gemeinschaftsraum zurück. Über die Treppen", fügte sie hinzu. „Ihr Nachsitzen ist verschoben. Und was Sie in dem Gang zu suchen haben, klären wir später."
Salvia eilte aus ihrem kleinen Büro, und James folgte ihr.
Auf einmal bereute er es, ihr von dem Mann erzählt zu haben. Hätten er und seine Freunde dem Geheimnis nicht zuerst auf den Grund gehen sollen? Doch dann fuhr ihm die Erinnerung an den unheimlichen Schrecken, den der Blick der Gestalt in ihm ausgelöst hatte, wieder in die Knochen. So etwas hatte er noch nie erlebt.
Seine Freunde blickten erstaunt auf, als James früher als erwartet wieder in den Gemeinschaftsraum zurückkehrte.
„Was – hat dich die Salvia etwa gehen lassen!" fragte Remus überrascht. „Niemals", fuhr Sirius dazwischen. „Er hat sie bestimmt verflucht, und die Arme liegt jetzt gefesselt in ihrem Büro! Verdammter Krimineller!"
Mit ernstem Gesicht ließ sich James in einen Sessel sinken. „Da ist ein Fremder in den Gängen von Hogwarts!" erklärte er kurzerhand.
Sirius und Remus warfen sich ungläubige Blicke zu. „Na und?" fragten sie. Ein Abgeordneter des Ministeriums oder Besucher waren keine Seltenheit.
James erzählte von seiner Begegnung mit der Gestalt, und die anderen hörten ihm gespannt zu. Er beschrieb den Mann, ließ jedoch seine beklemmende Angst aus.
„Stark!" flüsterte Sirius, „das müssen wir uns unbedingt mal ansehen!" Er wollte schon aufstehen, doch James hielt ihn erschrocken am Ärmel fest.
Sollte er ihm von der Furcht erzählen, die er verspürt hatte? Der grenzenlosen Dunkelheit, die nach seinem Herz griff, und der er nur knapp entkam?
Nein, sie würden ihn für einen Angsthasen halten. Er war James Potter, er lief nicht davon.
„Die Lehrer suchen nach ihm. Die finden uns, wenn wir auch dort rumstöbern."
Enttäuscht ließ sich Sirius wieder in seinen Sessel zurücksinken. „Warum hast du damit nicht gewartet? Wir hätten uns den Typ erstmal ansehen können! Wäre sicher spannend geworden", sagte er.
„Oh. Ja, verdammt, ganz vergessen", log James, wandte den Blick dann ab und starrte gedankenverloren in die tanzenden Flammen des Kamins.
James wurde unsanft aus dem Schlaf gerissen, als einige Drittklässer plaudernd die Treppe zu den Jungenschlafsälen herunterkamen.
Durch das Fenster fiel bereits graues Tageslicht, das Feuer im Kamin war nur noch ein schwaches Glühen, und sein Rücken tat furchtbar weh.
Er wollte so lange im Gemeinschaftsraum warten, bis Professor Salvia ihn auf den neusten Stand brachte – und alle anderen mit ihm, schließlich musste man die Schüler vor diesem Mann in Sicherheit bringen.
Anscheinend war er in seinem Sessel eingeschlafen, nachdem Remus, Peter und Sirius zu Bett gegangen waren, und jetzt fühlte er sich wie gerädert.
Hastig stand er auf, gähnte und streckte sich, dann rannte er den ganzen Weg bis zu Professor Salvias Büro.
Ohne abzuwarten riss er die Tür auf und trat ein. Professor Salvia sah, wie James selber, übernächtigt aus, und blickte unwillig auf.
„Potter! Warum platzen sie in mein Büro, ohne anzuklopfen?" wies sie ihn zurecht.
James hatte keine Zeit für Floskeln oder Entschuldigungen, sondern fuhr sogleich fort: „Was ist? Haben Sie ihn? Wo ist er?"
Professor Salvia musste sich sichtbar zurückhalten, ihn nicht erneut zu ermahnen.
„Nun, ich kann Ihnen nichts dazu sagen, Potter, es handelte sich um einen schulinternen Vorgang."
„Wie bitte!" schrie James, und die Augen schienen ihm aus dem Gesicht zu quellen. „Entschuldigen Sie mal! Ich selbst habe Ihnen doch Bescheid gegeben! Ich habe doch jedes Recht, zu erfahren, was jetzt los ist!"
Wütend funkelte Professor Salvia ihren Schüler an. „Ich verbitte mir einen solchen Ton!" Mit zusammengekniffenen Lippen stellte sie ein Buch in das große Holzregal zu ihrer Rechten. Dann drehte sie sich wieder zu James um.
„Also gut. Ich denke, ich kann Ihnen so viel sagen: Dieser Verbindungsgang ist sehr dunkel, und in der Dunkelheit spielen uns unsere Sinne gerne mal Streiche. Die Lehrer der Schule haben den Gang mehrere male abgesucht und mit Zaubern belegt. Wir haben den gesamten Gang mit einem Lichtzauber ausgestattet. Tatsache ist", sie warf einen fast überheblichen Blick zu, „dieser ‚finstere Mann', von dem Sie erzählt haben, existiert nicht."
Einige Sekunden verstrichen, James stand da, ungläubig, verwirrt.
„Das kann nicht sein!" fuhr er auf. „Sie haben nicht genug gesucht! Er ist da!"
„Nein Potter, dort war und ist niemand. Der Gang ist uns Lehrern wohl bekannt. Es gibt zwei weitere dieser geheimen Wege, die der frühere Schulleiter Scousions als Fluchtwege in einem besonders finsteren Zeitalter schuf. Ich werde Ihnen die Positionen dieser Wege nicht verraten, noch sollten Sie sich ein weiteres Mal in diesem Gang aufhalten. Und noch etwas, Potter. Wenn ich herausfinde, dass sie diesen ominösen Mann nur erfunden haben, um das Nachsitzen zu verschieben", sie beugte sich über den Schreibtisch, „werde ich Sie abschreiben lassen, bis ihre Finger sie wie Würmer anfühlen. Sie können jetzt gehen."
Wütend stürmte James die Treppe hinauf. Er hatte sich den Mann nicht eingebildet! Oder hatte Berties Kitzelpulver doch noch einige seltsame Nebenwirkungen?
Nein. Dieses bedrückende Gefühl der Angst war echt gewesen. Sein Herz wurde schwer und kalt, wenn er nur daran dachte.
Irgendjemand war dort in den Gängen – was hatte Salvia überhaupt von ‚drei Gängen' geredet? Sie schien nicht ganz auf dem neusten Stand zu sein.
Kurz bevor er den Gemeinschaftsraum erreichte, verlangsamte James seine Schritte.
Gryffindors kamen ihm entgegen, sie waren auf dem Weg zur Großen Halle und warfen ihm verwunderte Blicke zu.
James konnte es ihnen nicht verdenken – wahrscheinlich sah er fürchterlich übernächtigt aus, sein Umhang war zerknittert und seine Haare platt gedrückt.
Langsam versuchte James seine Gedanken zu ordnen.
Die Lehrer hatten den Mann nicht gefunden, und sie würden auch nicht ein weiteres mal nach ihm suchen.
Die Gestalt hatte nicht versucht, ihn anzugreifen. Sie war furcht einflössend, ja, aber sie hätte sich jederzeit auf ihn stürzen können.
‚Was nicht bedeutet, dass er es nicht tun würde', fügte er leicht fröstelnd hinzu.
Wo war seine Abendteuerlust? Dies war eins der großen Geheimnisse, nach denen er immer gesucht hatte. Wenn die Lehrer es nicht in die Hand nehmen wollten, würde er es eben tun – und mit ihm Sirius, Peter und Remus.
Er schloss seine müden Augen, und Bilder des Triumphes bildeten sich in seinen Gedanken. Salvia, wie sie ihm eingestehen musste, dass es den geheimnisvollen Mann gab. Er und seine Freunde in vergessenen Bereichen Hogwarts', wo sie wertvolle Schätze fanden.
Ehre, Ruhm, Freundschaft, Mut, Abenteuer, Tapferkeit – große, goldene Worte, mit denen er sich gerne schmücken würde.
Und er würde die Chance ergreifen.
