Da niemand der Meinung zu sein scheint, dass die Story schlecht ist, schreibe ich sie weiter.

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Doch als sie am Abend in ihrem Himmelbett lag und die dunkelblauen Vorhänge zugezogen hatte, las sie sich den Brief noch einmal durch. Es war gut zu wissen, dass es jemanden gab, der sie nicht für ein herzloses Monster hielt. Vielleicht....vielleicht hatte Professor Trelawney mit ihrer Vorhersage ja doch nicht so ganz danebengelegen.

Als Holly am nächsten Morgen aus dem Fenster schaute fiel Schnee in dicken weißen Flocken vom Himmel.

Die Fußspuren, die sich gestern Abend noch kreuz und quer über das Gelände gezogen hatten waren verschwunden, und der See war zugefroren, und von einer Schneeschicht bedeckt, so dass man nur noch erahnen konnte, wo er sich befand.

Nach zwei endlos erscheinenden Stunden Geschichte der Zauberei (Professor Binns hatte es geschafft, Harry Potters Kampf gegen den Basilisk in der Kammer des Schreckens  so langweilig zu schildern, dass man fast einschlief, was selbst für Professor Binns eine beachtliche Leistung war), stand Verteidigung gegen die dunklen Künste auf dem Stundenplan.

Professor Granger, eine sehr junge Lehrerin mit äußerst buschigen Haaren, erzählte ein paar gruselige Geschichten über Letifold –Angriffe, und ließ die Klasse dann zum dritten Mal den Patronuszauber Obwohl Professor Granger genau erklärt hatte, wie der Zauber ging , schaffte Holly es einfach nicht.

„Konzentrier dich auf eine glückliche Erinnerung," murmelte sie vor sich hin, konzentrier dich auf..." aber das einzige in diese Richtung , was ihr einfiel, war der Tag gewesen, an dem sie erfahren hatte, dass sie nach Hogwarts gehen konnte. Damals hatte sie gedacht, alles würde besser werden. Nun gut, in gewisser Hinsicht war es besser geworden- immerhin lief sie nicht mehr Gefahr, von Voldemort zu Tode gefoltert zu werden.

Niedergeschlagen sah Holly sich im Klassenzimmer um. Außer ihr schafften es anscheinend alle, zumindest ein unförmiges silbriges Etwas zu erschaffen. Und sie selbst? Wenn ein Letifold*  sie angreifen würde, hätte sie keine Chance. Die Kreatur, die einem schwarzen Umhang ähnelte, würde sie ersticken und verdauen, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte.

Während Holly deprimiert auf den Boden starrte, rannte ein Patronus in Gestalt einer weißen Wölfin um sie herum, und stupste sie mit der Schnauze an. Es fühlte sich an, wie dichter, kühler Nebel. Überrascht hob Holly den Blick. Wer hatte es wohl geschafft, seinem Patronus eine Gestalt zu geben?

Genervt verdrehte sie die Augen, als die weiße Wölfin zu Fêrlas O` Gwen  zurücklief. Natürlich. Wer hätte es auch sonst schaffen sollen, einen richtigen Patronus zu erschaffen. Und dann ließ er das Viech auch noch im ganzen Klassenzimmer herumlaufen, damit es auch ja alle sahen.

Aber irgendwie gelang es Holly nicht, wirklich genervt zu sein. Es war, als wäre  mit der Berührung des Patronus etwas von dem Glück, aus dem er erschaffen war, auf Holly übergegangen.

Sie musste grinsen, als sie daran dachte, dass O`Gwen jetzt vielleicht etwas weniger glücklich war als vorher. Wenigstens gehorchte ihm sein Patronus wohl auch nicht perfekt. Und außerdem, wie sie jetzt bemerkte, war sie doch nicht die einzige, deren Patronus sich nicht manifestierte. Es gab sogar mehrere Schüler, die die Worte „Expecto Patronum" so gelangweilt vor sich hinmurmelten, dass einem sofort klar war, warum es nicht funktionierte. Ben Miller hatte die Frustration darüber sogar soweit gebracht seinen Zauberstab quer durchs Klassenzimmer zu werfen. Professor Granger duckte sich gerade noch rechtzeitig bevor der Zauberstab ihren Kopf erreichte, zog Ben fünf Punkte ab, und beendete die Stunde mit der Aufforderung, den Zauber als Hausaufgabe zu üben.

Die nächsten Stunden über war Holly verhältnismäßig gut gelaunt. Aber die Doppelstunde Zaubertränke bei Professor Snape brachte ihre Stimmung bis Schulschluss wieder auf den absoluten Tiefpunkt . In der Hoffnung, von ihren düsteren Gedanken abgelenkt zu werden ging Holly in die Bibliothek und  suchte ein Buch übers Bogenschießen.

Jetzt, wo es sowieso zu kalt war, um heimlich im verbotenen Wald zu üben konnte sie sich genauso gut etwas theoretisches Wissen aneignen. Leider fand sie nur ein Buch über die Verwendung bestimmter Hölzer zum Bogenbau, in dem genau  beschrieben wurde, was die richtige Jahreszeit und die richtige Mondphase war um einen Baum zu fällen.

Sie las gerade einen recht interessanten Bericht über eine legendäre Holzart, aus der man angeblich Bögen herstellen konnte mit denen man immer sein Ziel traf, als sie das Geräusch herabfallender Bücher hörte.

Vor einem der Regale stand Tom Tanders und sammelte Bücher auf, die er anscheinend gerade fallengelassen hatte. Als er bemerkte, dass Holly ihn anstarrte sagte er diesmal nichts, sondern grinste sie nur an.

Verlegen konzentrierte sich Holly wieder auf das Buch.

 Holly beschloss später am Tag, ein bisschen spazieren zu gehen .Es hatte gerade aufgehört zu schneien, doch der Himmel war immer noch von grauen Wolken bedeckt.

 Sie war völlig in Gedanken versunken, als sie  ziellos durch den frisch gefallenen Schnee  wanderte. So kam es, dass sie der Länge nach in den Schnee fiel, als jemand ihr ein Bein stellte. Sie wischte sich den Schnee aus dem Gesicht und schaute sich um. Es war ganz klar, wer ihren Sturz verursacht hatte, da sonst niemand in ihrer Nähe stand, und keine Fußspuren vorhanden waren, die jemand beim Wegrennen hinterlassen haben könnte.

„Das wirst du mir büßen, O´Gwen!" , knurrte sie. Der Halbelb machte ein unschuldiges Gesicht, aber das würde ihm auch nichts helfen, beschloss Holly. Sie wollte ihn gerade am Kragen packen und sein Gesicht in den Schnee drücken, als sie Professor Snape ganz in der Nähe erblickte.

Zähneknirschend verzichtete sie auf ihre Rache. Das die Ravenclaws sie hassen würden, wenn ihretwegen Punkte verloren gehen würden war ihr egal, es hassten sie sowieso alle. Ihr Haus hatte schon ewig nicht mehr den Hauspokal gewonnen, das wusste sie. Zuerst waren es die Slytherins gewesen, die immer gewonnen hatten, und in der Schulzeit des berühmten Harry Potter hatte natürlich immer Gryffindor gewonnen. In den vergangenen Jahren hatte Slytherin wieder die Nase vorn gehabt, und Hollys ganz persönlicher Ehrgeiz verbot ihr, Ravenclaw dieses Jahr wieder alle Chancen zu vermasseln. Davon mal ganz abgesehen wäre Snape sicher hocherfreut, ihr eine Strafarbeit aufbrummen zu können.

In der Nähe stand eine Gruppe Slytherins und lachte schadenfroh über ihre Niederlage.

Einer von ihnen war Tom Tanders.

 Holly schaute ihn verächtlich an. Was hatte sie nur jemals an ihm finden können? Sein Haar sah aus wie ein schwarzer Wischmop, der in einen Eimer mit Bleichmittel getaucht worden war!

Ohne noch einen Blick auf ihn zu verschwenden, ging Holly in den Ravenclaw- Gemeinschaftsraum. Zum Glück waren außer ihr nur ein paar Drittklässler dort, die sich bei ihrem Eintreffen schleunigst verzogen. Sie setzte sich in einen Sessel direkt vor dem offenen Kamin und starrte in die Flammen. In den Kaminsims war ein Adler eingemeißelt, das Wappentier von Ravenclaw.

Dieser Adler war schon seit dem Bau der Schule hier eingemeißelt, doch selbst nach so vielen Jahren sah das Tier noch so stolz und schön aus, wie am Tag seiner Entstehung.

Während der Schnee, der sich in ihrem rabenschwarzen Haar verfangen hatte schmolz, und  in die dunkelblaue Polsterung des Sessels einsickerte, wünschte sich Holly, der Hass der anderen würde an ihr ebenso spurlos vorbeigehen, wie die Jahre an dem steinernen Adler vorbeigegangen waren.

* Was ein Letifold ist, wird später noch genauer beschrieben. (Das Viech hab ich übrigens auch von J.K.R. geklaut.