Danke an meine Betaleserin Ella, und an alle, die Reviews geschrieben haben.
Info: Die Story spielt nicht sehr lange nach HP, Hollys Eltern sind in Askaban.
Warnung: Die Story wird zunehmend unlogischer.
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Warum hatte O´Gwen ihr ein Bein gestellt? Als sie noch wütend gewesen war, war es ihr egal gewesen, sie hatte sich nur rächen wollen. Aber wenn sie darüber nachdachte....es war so grundlos gewesen. Sie hatte ihm doch nie etwas getan!
Gut, sie war nie besonders freundlich zu ihm gewesen. Aber das allein war doch kein Grund ihr ein Bein zu stellen. Wahrscheinlich brauchte man auch keinen Grund, um fies zu Holly zu sein. Es reichte als Grund, dass ihre Eltern Todesser waren. Klar. Er konnte ja nicht wissen was Holly für ihn getan hatte. Was sie für alle in Hogwarts getan hatte.
Aber bisher hatte es noch nie jemand gewagt, sie so direkt anzugreifen. Man munkelte hinter vorgehaltener Hand, dass Holly die unverzeihlichen Flüche beherrschte und ließ sie lieber in Ruhe.
Doch jetzt begann auch dieser fragwürdige Schutz zu bröckeln. Anscheinend hatte sie zu lange niemanden mehr auf dem Gang verflucht. Vielleicht sollte sie mal wieder ihr Buch über „Das Anhexen von Krankheiten" herumliegen lassen. Im Winter wurde immer irgendjemand krank, und natürlich wurde so etwas gerne auf Schadenszauber zurückgeführt. Man würde ihr nichts nachweisen können, weil sie gar nichts getan hatte aber alle hätten Angst.
Das Beste war, dass es völlig legal war das Buch zu besitzen. Es bestand nur aus dem Cover und leeren Seiten. Wenn sie zur Rede gestellt wurde, würde sie einfach behaupten, sie hätte ihr Tagebuch getarnt, damit es niemand las. Aber die Mädchen in Hollys Schlafsaal hatten sich sowieso nie getraut, einer Lehrerin oder einem Lehrer zu erzählen, dass sie das Buch besaß.Außerdem hatte Holly es mit einem Zauber belegt, der es jeder unbefugten Person unmöglich machte, das Buch zu öffnen.
Aber es wäre natürlich verdächtig, wenn gerade die Person, die Holly ganz offensichtlich etwas getan hatte verschont bliebe. Und dummerweise wurde dieser bescheuerte Halbelb nie krank.
Vielleicht war er sogar völlig krankheitsresistent .Also musste sie sich bei ihm etwas anderes ausdenken. Vielleicht würde sie ihm einfach auf dem Gang auflauern und ihn verfluchen. Oder verprügeln. Ja, verprügeln wäre besser. Das Verwenden von Flüchen gab ihr immer das Gefühl, schwarze Magie anzuwenden. Selbst wenn es relativ harmlose Flüche waren, die man schon in der ersten Klasse lernte.
Und Tom Tanders...wenn er krank wurde, würde sie schon irgendwie das Gerücht schüren, dass sie daran schuld war.
Sie würde einfach nur, mit unschuldigem Gesichtsausdruck, fragen ob er zufällig krank geworden war und lächeln, wenn man ihr sagte, dass dies tatsächlich der Fall war. Das funktionierte selbst dann, wenn jemand schon längst durch einen Heiltrank kuriert war.
Wer am einen Morgen krank aufgewacht war, und hörte, dass Holly Lestrange sich nach ihm erkundigt hatte, würde fürchten, am nächsten Morgen gar nicht mehr aufzuwachen und sich dann dementsprechend schlecht fühlen.
Wenn diese Trottel sie unbedingt für gefährlich und bösartig halten wollten, dann würde sie das wenigstens ausnutzen.
Mit diesem Gedanken im Kopf stieg Holly die Treppe zum Mädchenschlafsaal hinauf.
Sie setzte sich auf das Fußende ihres Bettes, und wollte gerade ihr Exemplar von „Quidditch im Wandel der Zeiten" aus ihrem Koffer holen, als sie bemerkte, dass eine Rolle Pergament auf ihrem Kopfkissen lag. Anscheinend wieder ein Brief. Sie fragte sich kurz, wer wohl die Eule hereingelassen hatte, doch dann fiel ihr ein, dass es wohl eine Hauselfe gewesen sein musste. Professor Granger hatte ihr einmal, in sehr mißbilligendem Tonfall erzählt, dass fast alle Arbeiten im Schloß von Hauselfen erledigt wurden.
Holly rollte das Pergament auf.
„Holly," stand da,
„Ich fand es nicht witzig, dass O´Gwen dir ein Bein gestellt hat,
und ich habe auch nicht darüber gelacht. Ich hätte gern angeboten,
dir beim Aufstehen zu helfen, aber ich fürchtete du könntest es falsch verstehen,
und denken, dass ich dich verspotten möchte.
Statt einer Unterschrift war da wieder nur das Bild eines Buchenblattes.
Holly dachte nach. Wer konnte gesehen haben, wie (und warum) sie hingefallen war? Sie konnte sich nur an das Grüppchen Slytherins erinnern. Wer war sonst noch da gewesen? Allerdings konnte es natürlich jemand durch eines der vielen Fenster gesehen haben. Aber wie hätte man von dort das Gelächter hören sollen?
Doch Holly kam nicht mehr dazu, diesen Gedanken zu Ende zu denken, denn in eben jenem Moment betrat Wilma Warrington den Schlafsaal.
Holly versteckte den Brief hastig unter ihrem Kopfkissen.
„Was liest du da?" frage Wilma mißtrauisch.
„War nur ne Seite aus dem Buch „Kann Dummheit wehtun" von Wandy Wanumrur ." erwiderte Holly. Um weiteren Fragen aus dem Weg zu gehen, verließ sie den Schlafsaal. Das Pergament nahm sie vorsichtshalber mit.
Der Gemeinschaftsraum war voller Schülerinnen, die wohl gehofft hatten, Holly wäre früh schlafen gegangen und sie anstarrten, als wäre sie Lord Voldemort persönlich.
Also durchquerte Holly den Gemeinschaftsraum so schnell wie möglich. Draußen auf dem Gang fiel ihr ein, dass sie keinen blassen Schimmer hatte, wo sie hingehen sollte.
Wie von selbst trugen ihre Beine sie in Richtung der Bibliothek. Doch sie war noch lange nicht dort angekommen, als ihr in einem leeren Korridor Tom Tanders begegnete.
Holly versuchte so zu tun, als ob sie ihn nicht bemerkt hätte, aber er hielt sie an den Schultern fest, und drückte sie gegen die Wand.
„Was soll das?" fragte Holly verärgert.
Er antwortete nicht , und sein Gesicht kam ihrem immer näher, gerade so, als ob er sie küssen wollte.
.Ihr Herz begann schneller zu schlagen. Doch ihre in Sekundenschnelle gefällte Entscheidung sollte sich als unnötig erwiesen, denn gerade als der Slytherin seine Lippen auf ihren Mund drücken wollte, hörten sie Schritte.
Der Junge verschwand fast schneller, als er neben Holly aufgetaucht war.
Holly war erleichtert, aber auch ein wenig enttäuscht, als sie das freundliche Gesicht von Professor Granger sah.
Die junge Lehrerin wollte wissen, ob Holly schon den Patronus -Zauber geübt hatte.
„Hat doch keinen Zweck" brummte Holly missmutig. „Ich hab nun mal keine glücklichen Erinnerungen."
Die fröhlichen braunen Augen der Lehrerin wurden ernst. Sie schwieg eine Weile, und sagte dann: „Wenn es nur daran liegt, dass du so unglücklich bist, wäre es natürlich ungerecht, dir eine schlechte Note zu geben .Zeig mir mal wie du den Zauber ausführst."
„Wir dürfen auf den Gängen nicht zaubern" murmelte Holly, den Blick auf den Boden gerichtet. Wenn jemand Mitleid mit ihr hatte, war das schlimmer, als wenn jemand gemein zu ihr war.
Wenn jemand gemein war, wurde sie nur wütend. Wenn jemand Mitleid mit ihr hatte, tat sie sich selbst so leid, dass sie fast anfing zu weinen. Mit einem Mal fiel ihr auch wieder der anonyme Brief ein. Gerade eben noch hatte sie nur noch wissen wollen, wer den Brief geschrieben hatte. Jetzt wurde ihr bewusst, dass der anonyme Briefeschreiber Mitleid mit ihr hatte. Holly schüttelte den Kopf, um sich der sentimentalen Gedanken zu entledigen, die ihr durchs Hirn spukten. Erstaunt hob sie den Kopf, als der Druck auf ihren Rücken nachließ. Sie hatte kaum bemerkt wie Professor Granger sie in ein leeres Klassenzimmer geschoben hatte.
Resigniert führte Holly den Patronus-Zauber aus so gut sie konnte.
„Sehr gut. Man sieht, dass du geübt hast."
Holly hatte den Zauber tatsächlich oft geübt, bevor ihr klar wurde, dass es ohne glückliche Erinnerungen niemals funktionieren würde.
Sie lächelte schwach, damit es so aussah als ob sie sich über das Lob freute. Wenn sie den mitleidigen Blick der Lehrerin sah, kamen ihr fast selbst die Tränen. Aber sie hatte sich noch gut genug unter Kontrolle um es zu verhindern.
„Professor Granger?"
Die Angesprochene, die schon im Türrahmen stand, drehte sich um.
„Ja?"
„Gibt es einen Zauber, mit dem man herausfinden kann, wer einen anonymen Brief geschrieben hat?"
Holly hoffte, sich mit dieser Frage von ihrem aufkommenden Selbstmitleid abzulenken. Es war nur wichtig, wer die Briefe geschrieben hatte. Es war gut, wenn jemand Holly nicht hasste. Es war auf jeden Fall kein Grund zum Heulen. Daran musste sie immer denken.
„Das erinnert mich daran, wie Harry einmal einen „Feuerblitz" zu Weihnachten geschenkt bekam", begann die Lehrerin.
Holly setzte sich auf einen der vielen leeren Stühle. Professor Granger gab nie damit an, mit dem berühmten Harry Potter befreundet zu sein aber wenn sie anfing aus ihrer Schulzeit zu erzählen, sollte man besser einen Sitzplatz und genügend Zeit haben.
Mit wachsendem Interesse hörte Holly zu. Vor ihrem geistigen Auge entstand ein Bild des Schülers Harry Potter. Widerspenstige schwarze Haare, fröhliche grüne Augen. Sicher hatte er sich wahnsinnig über sein Weihnachtsgeschenk gefreut. Und wie enttäuscht musste er darüber gewesen sein, dass der neue Besen erst auf Flüche überprüft werden sollte, bevor er darauf fliegen durfte.
Erst als die Geschichte zu Ende war erinnerte sich Holly wieder an ihre ursprüngliche Frage. „Dann gibt es also keinen Zauber, mit dem man den Absender herausfinden kann?"
„Nein. Sirius hat es Harry natürlich später erzählt aber vorher hatten wir keine Ahnung, von wem das Geschenk war."
Jetzt fiel wohl auch Professor Granger wieder ein, was Holly als Erstes gefragt hatte.
„Bekommst du anonyme Briefe?" wollte sie wissen.
Zögernd gab Holly zu, dass das tatsächlich der Fall war. „Aber ich überprüfe sie natürlich auf Flüche", fügte sie hinzu.
„Versuch doch mal, die Eule abzufangen, und gib ihr eine Antwort mit"
Natürlich! Darauf hätte Holly auch selbst kommen können. Schließlich waren Eulen aus irgendeinem mysteriösen Grund imstande, jede Person, sei sie auch noch so gut versteckt, ausfindig zu machen.
Da Holly der Ansicht war, für heute wirklich genug erlebt zu haben, ging sie, nachdem sie sich von ihrer Lehrerin verabschiedet hatte, ohne Umwege wieder zu ihrem Schlafsaal zurück.
Im Bett, wenn die Vorhänge zugezogen waren fühlte sie sich fast wohl. Niemand konnte sehen, was sie im schwachen Licht ihres Zauberstabes las und ihr dumme Fragen stellen Sie schaute sich noch einmal die beiden anonymen Briefe an. Der zweite war völlig zerknittert, weil sie ihn so lange in der Hand gehalten, und danach in die Tasche ihres Umhangs gesteckt hatte. Und der erste Brief...wann war er wohl geschrieben worden?
Und warum?
Aber sie wollte eigentlich gar nicht darüber nachdenken. Wahrscheinlich war es doch nur ein dummer Streich. Kein Grund, sentimental zu werden.
Als Holly am nächsten Morgen aufwachte war es noch dunkel. Klar, es war kurz vor den Weihnachtsferien, die Nächte waren lang. Dass die anderen Mädchen noch schliefen war auch nicht weiter erstaunlich . Es war Wochenende, und niemand hatte Lust vor Sonnenaufgang aufzustehen. Doch Holly konnte nicht mehr einschlafen. Also zog sie sich an und ging nach draußen
Es war ein klarer kalter Wintermorgen, und es war nur das Knirschen von Hollys Stiefeln im Schnee, und das Rauschen des Windes in den kahlen Ästen der Bäume zu hören.
Langsam ging die Sonne auf und tauchte die Umgebung in ein sanftes rosafarbenes Licht.
An einen Baum gelehnt schaute sich Holly den Sonnenaufgang an?
Es war still und friedlich...aber irgendetwas stimmte nicht. Holly sah sich um - und zuckte erschrocken zusammen.
Ganz in der Nähe stand Fêrlas O´Gwen, eine Hand an den Stamm eines Baumes gelegt und blickte in die gleiche Richtung wie Holly. Es schien, als hätte er sie nicht bemerkt. Holly beschloss, dies umgehend zu ändern.
„Hast du keine Angst davor, mit mir allein zu sein?"
Der Halbelb drehte sich langsam um, als hätte er Holly schon lange bemerkt ,weshalb er von ihrer Anwesenheit nicht im mindesten überrascht war„Nein", erwiderte er ruhig ,„sollte ich?"
In Sekundenschnelle hatte Holly ihn auf den Boden geworfen, und sein Gesicht in den Schnee gedrückt. Dann erst antwortete sie, mit einem fiesen Grinsen: „Es wäre wohl klüger gewesen, nicht so sorglos zu sein." Auf dem Weg zurück zum Schloss kam Holly der Gedanke, dass ein derartiger Racheakt wohl niemanden dazu bringen würde, seine Meinung von ihr zu überdenken. Aber egal, es würde auf jeden Fall deutlich machen, wie unklug es war , sich mit ihr anzulegen.
Um ein Exempel zu statuieren wäre es wohl besser gewesen, wenn jemand gesehen hätte, wie sie O`Gwen in den Schnee geworfen hatte. Er hatte keine Freunde denen er es erzählen würde. Andererseits würde man sich denken können was geschehen war, wenn er kurz nach Holly mit Schnee auf der Kleidung in den Gemeinschaftsraum kam. Ihm schien dieser Gedanke auch schon gekommen zu sein, denn er bemühte sich, auch noch die letzte Schneeflocke von seinem Umhang zu entfernen.
Mit leichtem Bedauern dachte Holly an die zwei oder drei Jungen, die im Gemeinschaftsraum gesessen waren als sie gegangen war. Kein großes Publikum.
Am Schlosstor begegnete ihr Professor McGonagall. Anscheinend hatte sie von Hollys Schwierigkeiten mit dem Patronus-Zauber gehört, denn sie schaute sie mitleidig an und fragte, ob sie denn wirklich niemandem erzählen sollte, dass Holly sich gegen Voldemort gestellt hatte.
„Er kommt nicht zurück. Glauben Sie mir. Und es wäre viel einfacher für Sie..."
Professor McGonagall verstummte, als O`Gwen in Hörweite kam. Sie musterte ihn aufmerksam. Zweifellos bemerkte sie den Schnee auf seiner Kleidung und in seinem langen blonden Haar. Er musste ihren Blick bemerkt haben, denn er murmelte leise :" Bin hingefallen" bevor er durchs Tor verschwand.
Mal wieder typisch für ihn. Zu stolz um zuzugeben, dass er zu blöd gewesen war, Holly aus dem Weg zu gehen.
Wenigsten bekam Holly dadurch auch keinen Ärger. Professor McGonagall schaute zwar etwas misstrauisch, sagte aber nichts.
Holly kam gerade noch rechtzeitig im Ravenclaw - Gemeinschaftsraum an, um eine interessante Diskussion mitzukriegen, die die anderen von ihrem Erscheinen ablenkte:
„Da steht es. Schwarz auf weiß im Tagespropheten. Sie haben McNair mit einem Pfeil in der Brust im verbotenen Wald gefunden" meinte jemand „Und uns sagt man nichts. So eine Gemeinheit!. Wir haben ja wohl ein Recht darauf, zu wissen, was in Hogwarts vorgeht."
„Der verbotene Wald gehört ja nicht direkt zur Schule"
„Trotzdem hätte man uns informieren müssen."
Holly grinste. Sie hatte sich schon gefragt, ob es völlig unentdeckt geblieben war, dass sie den Todesser erschossen hatte. Sie hatte kaum Schuldgefühle wegen des Mordes. Immerhin hatte McNair jemanden gefoltert.
Sie ging in den Schlafsaal uns schaute aus dem Fenster.
Professor McGonagall saß auf einer großen Eiche und schnitt Misteln. Merkwürdig...es passte irgendwie nicht zu der strengen Lehrerin, in einem Baum zu sitzen.
Aber es war logisch. Misteln, die in Zaubertränken verwendet wurden durften nur mit einer goldenen Sichel geschnitten werden. Keine Chance, sie mit einem Zauber herunterzuholen.
Und Professor McGonagall konnte sich nun mal als einzige in eine Katze verwandeln, und daher auch am besten auf Bäume klettern.
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