Langsam kaute Holly auf ihrem dritten Toastbrot herum. Es schmeckte bitter. Sie erinnerte sich dunkel daran, es mit Orangenmarmelade bestrichen zu haben. Dabei mochte sie gar keine Orangenmarmelade. Aber es hatte eine Weile gedauert, bis sie die Marmelade gleichmäßig auf der dünnen Butterschicht verteilt hatte. Und irgendetwas musste sie schließlich tun. Sie konnte doch nicht hier herumsitzen, und nichts essen.
Auch nicht dann, wenn Fêrlas das schon die ganze Zeit tat. Schon die ganze Zeit tat? Holly verschluckte sich fast an ihrem letzten Bissen Brot, als ihr auffiel, dass er tatsächlich nur herumsaß, und ihr beim Essen zusah.
Er musste sie ja für total verfressen halten! Aber warum war er eigentlich noch hier, wenn er mit dem Essen fertig war?
„Na, Spitzohr? Wartest du bis die Junior-Todesserin weg ist? Hast wohl Angst, dass sie dir von hinten einen Todesfluch verpasst, wenn du sie nicht im Auge behältst"
Na toll. Tom Tanders. Warum musste der Depp eigentlich gerade jetzt auftauchen?
Vielleicht hatte Fêrlas wirklich auf Holly gewartet. Aber jetzt würde er das sicher abstreiten, und alleine weggehen.
Er drehte sich zu Tanders um.„ Nein. Ich warte auf Holly, damit ich nicht allein bin, falls ich zufällig dir begegne."
„Ach , sag bloß, du hast Angst vor mir?"
„Nun, eigentlich wird mir nur übel, wenn ich dein häßliches Gesicht sehe."
Fêrlas stand auf, und sah Holly fragend an. Sie nickte und stand ebenfalls auf. Sie wollten gerade weggehen, als Tanders sich wieder zu Wort meldete.
„Wenn dir nur übel wird, warum brauchste dann ne Eskorte?"
„Wenn ich dein häßliches Gesicht zu lange ansehen muss, werde ich vielleicht ohnmächtig." erwiderte Fêrlas ernst, und ließ in einer gespielten Ohnmacht nach hinten sinken. Gerade noch rechtzeitig merkte Holly, dass er zu Boden fallen würde, wenn sie nichts unternahm und fing ihn auf. Er ließ sich in ihre Arme sinken, und machte keine Anstalten, wieder aufzustehen. War er etwa wirklich ohnmächtig geworden?
„Da siehst du, was du angerichtet hast!" schnauzte sie Tom Tanders an. „Er hat doch gesagt, dass ihm von deinem Anblick übel wird! Also verzieh dich endlich!" Holly war heilfroh, lange genug trainiert zu haben um einen 50 Pfund Bogen ziehen zu können, als sie Fêrlas hochhob und aus der Halle trug.
Tanders glotzte ihr verdattert hinterher.
Sie überlegte gerade , ob sie in Richtung Krankenflügel gehen sollte, als Fêrlas die Augen aufschlug.
Holly ließ ihn vorsichtig herunter. „Bist du echt ohnmächtig geworden?"
Er grinste schelmisch. „Natürlich nicht .Ich hab nur versucht Tanders reinzulegen. Hat er es mir abgenommen?"
„Er hat ziemlich doof geguckt. Vielleicht macht er sich jetzt ernsthaft Sorgen wegen seines Aussehens"
„Geschieht ihm recht!"
Lachend machten sie sich auf den Weg zum Gemeinschaftsraum.
Doch kurz nachdem sie durch die Tür gegangen waren, blieb Holly plötzlich abrupt stehen. Sie fühlte sich, als ob sie gegen eine unsichtbare Wand gestoßen wäre. Als sie sich umdrehte, und versuchte zurückzugehen, stellte sie fest, dass auch der Rückweg durch eine unsichtbare Wand versperrt war. Aus irgendeinem Grund kamen ihr die Worte „Ich bin ein Star- holt mich hier raus !" in den Sinn, aber sie verdrängte sie, und schaute sich hilfesuchend nach Fêrlas um.
Aber wie es schien, hatte er seine eigenen Probleme. Er war ebenfalls stehengeblieben, aber zögernd, so , als würde er gegen einen Imperius -Fluch ankämpfen der ihn vorwärts trieb.
Unter großer Anstrengung brachte er die Worte „Moortree......heb....sofort...diesen ...Fluch...auf" hervor.
