3. Die Kunst des Wortgefechtes
„Natürlich bin ich hier, was für eine Frage!", erwiderte Pansy mit einer Selbstverständlichkeit in der Stimme, die Draco erschreckte. „Du hast mich eingeladen und dann komm ich auch, das ist doch klar. Jetzt lass dich aber mal begrüßen, Draci!" Sie ließ die zwei Reisetaschen stehen und ging die Treppe hoch auf Draco zu, welcher die letzten Augenblicke in einem tranceähnlichen Zustand verbracht hatte.
Sie nahm sein Gesicht in ihre schmalen Hände und wollte ihn gerade küssen, als Draco aus seinem Schlaf erwachte. „Was soll das, Pansy?", herrschte er sie an, „Ich habe dich ganz bestimmt nicht eingeladen und hör endlich auf, mich andauernd Draci zu nennen!"
„Aber, aber", sagte Pansy beschwichtigend und lächelte ihn gewinnend an, dann zückte sie ihre Handtasche und fischte ein zusammengefaltetes Papier heraus. „Hier hab ich deine Einladung, Draci", erklärte sie ihrem Gegenüber und reichte ihm den Zettel.
Sobald Draco ihn in seiner Hand hielt, wusste er schon, was das war. Denn er hatte heute schon mal eine identische Kopie in den Händen gehalten. Er faltete die Karte auseinander und las das, was Nott krakelig in besoffenem Zustand auf die Karte geschrieben hatte:
„Pansy, du geile Sau. Ich verrotte ohne dich! Komm vorbei. Ich warte auf dich, Draco."
Er drehte die Ansichtskarte herum und erblickte das selbe Motiv wie schon zuvor. Drei Spanierinnen, die sich am Strand aalten. Die Wut, die sich auf seine Freunde Nott und Zabini ausbreitete wurde fast überdeckt von dem Erstaunen über Pansy Parkinson.
Wie doof konnte man eigentlich sein und denken, dass ein Kerl einem Mädchen eine Softporno-Ansichtskarte schickt, als Einladung um gemeinsam die Ferien zu verbringen. Draco musste an sich halten, um sich nicht gegen die Stirn zu schlagen … oder Pansy.
„Zugegeben", fing Pansy an und kichert, „der Ausdruck ‚geile Sau' hat mich schon etwas stutzig gemacht, ich meine, ich weiß ja dass du auf Kosenamen stehst, Draci, aber …" „Pansy", fiel Draco ihr ins Wort, „Sei einfach mal ruhig!"
Ja, es stimmte! Es gab da eine Zeit, in der er nicht die Möglichkeit hatte, sich um seine ganzen Verehrerinnen zu kümmern, und dann stand Pansy immer zur Verfügung … Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und grinste Draco verschmitzt an, dann drückte sie ihre Lippen kurz auf die seinen und löste sich anschließend wieder von ihm. Draco blickte Pansy feindselig an, ihr Kuss brannte noch auf seinem Mund.
„Wollen wir nicht meine Sachen hoch bringen?", fragte Pansy mit zuckersüßer Stimme und blickte Draco bittend an. Der Slytherinprinz seufzte. „Was soll's", sagte er sich und verwarf seinen Plan, Parkinson irgendwie loszuwerden, „Wenn sie schon mal hier ist, wieso sollte sie sich dann nicht nützlich machen?"
Er ließ Pansys Gepäck schweben und zeigte ihr, ihm zu folgen. „Weißt du Draci, ich habe gewusst, dass du dich in den Ferien bei mir meldest. Ich meine, dass das mit Turpin nichts Andauerndes sein würde, war mir von Anfang an klar. Ich kenne dich doch, Draci. Du brauchst deine Freiheiten – und ich bin bereit, sie dir zu geben. Denn ich weiß doch, dass du immer wieder zu mir zurückkehrst."
„Das liegt wahrscheinlich daran, dass du die einzige bist, liebe Pansy, die mehr als einmal mit mir in die Kiste steigt."
Ein süffisantes Grinsen konnte sich Draco nicht verkneifen. Doch er sprach seinen Gedanken nicht aus. Denn eigentlich wollte er gar nicht, dass sich irgendwas zwischen Pansy und ihm änderte. Das hat bisher alles immer vorzüglich geklappt.
Im dritten Geschoss bog Draco nach rechts ab und Pansy und die schwebenden Taschen folgten ihnen. „Draco Malfoy", hörte er plötzlich eine Frauenstimme hinter sich. Dieses Mal war es wirklich die Stimme seiner Mutter – nüchtern und gefasst. Draco drehte sich herum und schaute seine Mutter unschuldig an: „Ja, Mutter?"
Einen Moment lang noch leuchteten Narzissas blaue Augen vor Zorn, doch sobald sich auch Pansy herumgedreht hatte, strahlten sie die gewöhnliche gekünstelte Malfoy'sche Gastfreundschaft aus. „Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du Besuch bekommst?", tadelte Narzissa ihren Sohn, „Besuch, von der reizenden Miss Parkinson!"
Draco hätte sich nicht gewundert, wenn seine Mutter in dem Moment, in dem Pansy kurz wegschaute, so getan hätte, als ob sie sich auf den Teppich erbrechen müsste. Doch das tat sie nicht. Narzissa Malfoy doch nicht. „Nun Mutter", erwiderte Draco gedehnt, „Du warst gestern so … beschäftigt gewesen, da wirst du es gar nicht richtig mitbekommen haben." Er lächelte Narzissa gehässig an und seine Augen blitzten vor Triumph.
„Pansy, wie schön Dich zu sehen!", spielte Narzissa derweil, kam auf Pansy zu und küsste sie auf beide Wangen. Über die Schultern des Slytherinmädchens hinweg schaute sie Draco mit ihrem gefährlichenCrucio-Blicke an. Draco warf seiner Mutter eine Kusshand zu, ehe diese sich aus Pansy Parkinsons Umarmung gelöst hatte.
„Ich freue mich immer wieder, Dich in unserem bescheidenen Heim willkommen heißen zu können!", heuchelte Narzissa weiter. Draco konnte es nicht deuten, ob Pansy genauso schauspielerte wie seine Mutter oder ob sie wirklich die Eisigkeit in deren Auftreten nicht erkannte.
„Ich bin gerne Gast bei Ihnen, Mrs Malfoy, das wissen Sie ganz genau. Meine Mutter hält sehr viel von Ihnen, sie war ganz entzückt gewesen, als ich ihr von Dracis Einladung erzählt habe", berichtete Pansy Dracos Mutter. Diese warf dem Jungen einen erstaunten und belustigten Blick zu, als seine Schulkameradin ihn „Draci" nannte.
„Da ist dir wohl entgangen, dass du mich ebenfalls die ganze letzte –betrunkene- Zeit über so genannt hast", dachte Draco.
Narzissa nickte gespielt interessiert, als Pansy mit ihrer Erzählung geendet hatte. Dann führte die Hausherrin die Besucherin in das Gästezimmer, das am Ende des Ganges lag. Es war mittelgroß, bot jedoch genügend Platz.
Die Möbel waren aus edlem Mahagoni, das Parkett war aus dunklem Kirschbaumholz. Die großen Fenster schmückten schwere, violette Vorhänge. Die Mitte des Raumes bildete ein Bett – ebenfalls in violett bezogen – rechts daneben, an der Fensterwand, standen ein Sekretär, ein großer Kleiderschrank und eine Sitzgruppe mit zwei Polstersessel. Links neben dem Bett flankierten zwei mannshohe Kerzenständer den Eingang zum Badezimmer, in die Wand war außerdem ein Kamin eingelassen, über dem zwei Degen hingen.
„Ich hoffe, Du fühlst dich bei uns wohl", sprach Narzissa im Plauderton weiter und richtete mit einem Wink ihres Zauberstabes das Zimmer her: die Vorhänge flogen zur Seite und Sonnenlicht strömte herein, die Bettdecke wurde einladend zurückgeschlagen, die Türen des Schrankes öffnete sich und aus dem Badezimmer drang der wohlige Geruch von Lavendel …
„Deine Freundin möchte sich sicher etwas frisch machen, wir lassen sie so lange alleine, nicht wahr Draco", redete Narzissa weiter und gab ihrem Sohn mit einem strengen Blick zu verstehen, dass sie keine Widerrede duldete. „Natürlich", bestätigte Draco und wandte sich an Pansy, die gar nicht so erfreut aussah, dass sie ihren „Draci" jetzt schon wieder allein lassen musste. „Ich komme dich zum Tee abholen", meinte Draco an Pansy gewandt.
Narzissa bugsierte das Mädchen geschickt in ihre Bleibe und schloss die Tür hinter ihr. Ihre blauen Augen funkelten böse, als sie ihren Sohn anblickte. „Draco Malfoy, wir haben ein ernstes Wörtchen miteinander zu reden!"
Daraufhin packte sie ihn am Kragen und zog ihn in den Raum, der Pansys Gästezimmer gegenüber war. Als sie die Tür hinter ihnen zuschlagen ließ, entfachten die Fackeln an den Wänden und erhellten den Raum mit den steinernen Mauern. Es war sehr eng und es roch feucht, eine steile Treppe führte hinab in die Dunkelheit.
„Was fällt dir ein, Draco!", herrschte seine Mutter ihn an, „Diese … diese", für einen kurzen Moment blieb ihr doch tatsächlich die Sprache weg, oder aber sie suchte nur nach einer passenden Formulierung, die Pansy Parkinson treffend beschrieb, „ … diese schreckliche Person hierher einzuladen … ohne mir Bescheid zu geben!"
Draco wog seine Chancen ab, ob ihm seine Mutter wohl glauben würde, wenn er ihr die Geschichte mit Theodore und Blaise erzählte. Doch die Wahrheit erschien ihm so unglaubwürdig, dass er sich auf die selbe Lüge wie schon vorhin berief.
„Ich habe dir Bescheid gesagt, Mutter", verteidigte er sich, „Gestern Abend, als du im Vollrausch im Salon gelegen hast … außerdem", er schaute sich mit einem unwohlen Blick um, „Müssen wir dieses Gespräch auf der Treppe zur Familiengruft führen?"
„Es ist mir egal, wo wir dieses Gespräch führen, Draco!", zischte Narzissa und obwohl sie kleiner war als Draco, wirkte sie auf ihn autoritär … fast bedrohlich. Mit ihrem im Fackellicht schimmernden, hellblonden Haar und den wütenden Augen, den angespannten Gesichtszügen, erinnerte sie an eine der wütenden Veelas, die Draco vor zwei Jahren bei der Quidditchweltmeisterschaft gesehen hatte.
„Ich will nicht die nächsten fünf Wochen lang hirnloses Geplapper, nervtötendes Gekicher und einfach die lästige Anwesenheit dieser Schnepfe ertragen müssen", keifte Narzissa weiter, „Es reicht mir, wenn ich dieses Balg während den Mahlzeiten sehen muss – ansonsten halt sie mir vom Hals!"
„Ich habe sie nicht als deine Kaffeeklatschpartnerin hierher bestellt, Mutter … obwohl dich das vielleicht vom Saufen abhalten würde", erwiderte Draco, seine Stimme war nicht minder grob und kalt. Klatsch! Da hatte er eine.
Narzissa verließ mit wehendem Umhang den Eingang zur Gruft.
Draco hielt sich die Wange, doch ein Schmunzeln konnte er nicht unterdrücken. Seine Mutter schlug nicht so fest wie Hermine Granger, außerdem war die Bemerkung über den Hang zum Alkohol seiner Mutter es ihm wert gewesen. Dafür hatte er gerne eine Ohrfeige in Kauf genommen.
Draco blieb stehen im Schein der Fackeln und kostete seinen Triumph voll aus.
Plötzlich ertönte ein unheimliches Heulen aus den tiefen der Gruft und der junge Malfoy beeilte sich, den Raum zu verlassen.
Gegen fünf Uhr am Nachmittag stand Draco erneut vor der Tür zu Pansys Zimmer. Seine Mutter würde den Tee im kleinen Salon servieren. Er konnte sich Narzissa vorstellen, wie sie in einer teuren Seidenrobe und mit übereinander geschlagenen Beinen auf dem Sofa sitzen würde – wie eine Lady. Pansy würde versuchen sie zu imitieren, sie würde sich genauso hinsetzen wollen, dabei würde ihr ihr viel zu kurzer Rock einen Strich durch die Rechnung machen, da er immer wieder hoch rutschen würde … Dann müsste sich Pansy entscheiden, ob sie – genau wie Narzissa – einmal damenhaft an ihrer Teetasse nippen würde, oder ob sie mit beiden Händen verkrampft an ihrem Rock zerren würde, um ihre entblößten Oberschenkel zu verdecken.
Draco grinste die braune Holztür schadenfroh an. Die Herzen der Hogwartskerle konnte Pansy vielleicht in dieser Aufmachung höher schlagen lassen, doch bei Narzissa Malfoy punktete sie dadurch bestimmt nicht.
Nachdem sich Draco genug über seinen Gast amüsiert hatte, hob er die Hand um zweimal kurz an der Tür zu klopfen. Kaum hatte er seine Hand wieder gesenkt, wurde die Tür auch schon aufgerissen und Pansy strahlte ihn an.
Dracos Blick glitt an ihr hinunter und er musste sich einen anerkennenden Pfiff verkneifen. Ihr Rock war … knielang! Das gab's ja nicht! Hatte Pansy wirklich aus ihrem Besuch im Vorjahr gelernt. Zugegeben, ihre Bluse war noch immer sehr weit ausgeschnitten und bot einen großzügigen Einblick, doch es war nicht so, dass Draco sich daran störte …
„Sie kann so dumm und borniert sein wie sie will – attraktiv ist sie, und sie weiß verdammt noch mal gut, wie sie ihre Reize in Szene setzt …"
Draco grinste Pansy unverschämt entgegen. „Komm", befahl er ihr, „Du kennst ja meine Mutter, sie ist nicht erfreut, wenn man sie warten lässt." Pansy hakte sich bei Draco unter. „Ich weiß, sie war schon immer ein bisschen … hm … penibel in solche Sachen", meinte Pansy.
Draco schüttelte sie wie ein Insekt von seinem Arm ab. „Nun ja", meinte er gedehnt, „Dir mag es nicht auffallen, aber in hohen Kreisen lässt man nur die Unbedeutsamen warten." Pansy wusste diesen Seitenhieb von Draco nicht zu deuten. Der Blonde ließ es aber nicht zu, wenn jemand leichthin irgendetwas über seine Familie sagte. Er durfte das, andere jedoch nicht. Ungerührt sagte Pansy: „Kann mir egal sein … solang sie mir nicht verbietet, die Nacht in deinem Bett zu verbringen …"
Sie lächelte ihn verschwörerisch an und wollte gerade näher auf Draco zukommen, als dieser abrupt abbog und den kleinen Salon betrat. Seine Mutter saß da, genauso wie er es sich zuvor ausgemalt hatte. Ihre Augen ruhten eine Weile argwöhnisch auf Pansy und Draco, ihre Lippen waren fest aufeinander gepresst, doch dann zog sie die Mundwinkel zu einem gekünstelten Lächeln nach oben.
„Setz Dich, meine Liebe", sagte sie einladend zu Pansy und wies auf den Platz neben ihr auf dem Sofa. Pansy wich von Dracos Seite und setzte sich neben Mrs Malfoy. Draco nahm in einem Sessel den beiden Frauen gegenüber Platz. Narzissa nahm kurz ihren Zauberstab zur Hand und schenkte aus einer wertvoll aussehenden Kanne in drei Tassen aus feinstem Porzellan Tee ein, diese erhoben sich daraufhin und schwebten den drei Personen entgegen.
Narzissa nippte einmal an ihrer Teetasse.
Pansy tat es ihr gleich.
„Nun, Pansy, ich hoffe dir gefällt dein Zimmer", begann Narzissa ein Gespräch.
Draco entging der eisige Ton der Stimme seiner Mutter nicht. Sie hätte genauso gut sagen können: „Du verbringst auch nur eine Nacht in einem auswärtigen Bett und du landest im St.Mungo's!"
Draco trank seelenruhig seinen Tee und beobachtete seine Mutter und Pansy, welche gerade antwortete: „Oh ja, es ist traumhaft, Mrs Malfoy! Ich bin sicher, dass ich in diesem Himmelbett süße Träume haben werde!" Ihre Augen blitzten schelmisch.
Draco zog erstaunt eine Augenbraue in die Höhe. Oha! Pansy hat doch nicht … sie wird doch nicht wirklich Narzissas Drohung erkannt haben! „Ich bin beeindruckt", musste Draco sich eingestehen und verkniff sich das belustigte Grinsen. Pansy hatte sich doch tatsächlich mit seiner Mutter angelegt – das konnte heiter werden!
„Überhaupt das gesamte Haus", fuhr Pansy fort, „Es ist einfach herrlich. So geschmackvoll eingerichtet, und dabei in so einem guten Zustand. Dass Sie das alles hinbekommen, Mrs Malfoy, wo Ihr Ehemann doch … fort ist. Es ist wirklich bewundernswert."
Draco beobachtete weiterhin die ihm gebotene Szene aufmerksam. Es musste ihm ja eigentlich schmeicheln: seine Mutter und Pansy bekriegten sich im Grunde nur wegen ihm so. Doch als Pansy auf seinen Vater anspielte verzog er die Mundwinkel.
„Na, Kleine", tadelte er sie in Gedanken, „Das Wortgefecht liegt dir wohl noch nicht so richtig. Die Antworten müssen spitz und geistreich sein, und nicht ordinär und niveaulos." Er war gespannt, wie Narzissa diesen Kampf für sich gewinnen würde. Denn er war überzeugt, dass Pansy seiner Mutter unterlegen war.
Da konnte sich Pansy anziehen wie sie wollte, und wenn sie in rotem Leder vor ihm antanzen würde. Malfoy bleibt Malfoy. Und Blut ist dicker als Wasser. Ein Sprichwort, welches übrigens wortwörtlich so ins Malfoyreglement aufgenommen worden ist.
„Vielen Dank, Pansy", tat Narzissa im ersten Moment erfreut, „Aber ich muss zugeben, dass mir das Haus gar keine Mühe macht. Lucius Abwesenheit macht mir keine Probleme."
Draco verschluckte sich an seinem Tee und begann zu husten. „Probleme … ach was … nöööö, die große Narzissa Black Malfoy doch nicht … die würde sich doch niemals wegen einem Mann besaufen … die doch nicht."
Überrascht schauten Pansy und Narzissa zu Draco, der noch immer nach Luft rang. „Alles in Ordnung, Draci?", fragte Pansy besorgt. „Jaah … ich habe mich nur verschluckt", erwiderte Draco abwinkend. Er wollte sich auf keinen Fall Narzissas Antwort entgehen lassen. „Du sollst nicht so hastig trinken, Draci", sagte Narzissa ironisch.
Draco konnte seiner Mutter keinen bösen Blick zuwerfen, denn diese war wieder voll in Fahrt: „Das ist es doch, was die moderne und kompetente Frau ausmacht, nicht wahr, Pansy. Unabhängigkeit. Es soll ja immer noch Frauen geben, die sich von ihren Männern alles gefallen lassen, in ihrem Schatten stehen, sich herumkommandieren lassen oder ihnen sogar nachlaufen." Narzissa lachte, als ob sie gerade einen Witz gemacht hätte. „Jede unabhängige Frau sollte einen Mann mit ihrem Charme, ihrer Schlagfertigkeit und ihrem Verstand betören können und nicht mit ihrem Aussehen und billigem Herrichten – das ist doch armselig." Narzissa lachte erneut.
Pansy sah aus, als ob man ihr gerade Krötermist unter die Nase gehalten hätte.
Narzissa stand auf und meinte im geläufigen Ton der Gastgeberin: „Ich werde dann mal das hier wegräumen. Oder mögt ihr noch was? Nein? Gut." Mit einem Schlenker ihres Zauberstabes war das Teeservice verschwunden. „Ihr entschuldigt mich", sagte Narzissa dann noch und verließ den Salon. Draco und Pansy blieben zurück.
„Liebenswürdige Frau, deine Mutter", murmelte das Mädchen benommen, als ob sie geradewegs einen Kampf mit einem Drachen hinter sich gebracht hätte.
