SIEBEN

„Wenn wir das überleben wollen", sagte Garron, „muss ich genau wissen, was hier gerade passiert. Navara ist die zweite Forscherin?"

„Ja", sagte Ann und nickte. „Sie ist Twi'Lek Biologin. Einer unserer beiden Vaapad ist aus seiner Zelle entkommen und sie ist ihm gefolgt…"

„Und der Droide?", fragte Garron weiter.

„Er war mit mir und Zan beim Sendeturm", antwortete Jak.

„Es ist Zans Droide!", sagte Ann erschreckt. „Zan kontrolliert ihn völlig!"

„…und hat ihn modifiziert!", erinnerte sich Jak plötzlich.

Eine Weile lang schwiegen alle. Jak dachte daran, dass sich die Situation in der letzten Stunde um ein Vielfaches verschlimmert hatte. Ohne Zan und den Droiden war es unmöglich ein Signal zu senden, damit irgendjemand… Das Signal!

„Schicken Sie mir ein Raumschiff und ich gebe Ihnen alle Macht, die Sie sich vorstellen können", zitierte Jak. „Das hat Zan in der Nachricht gesagt, die durch den Sturm gelangt ist!"

„Sehr überzeugend", murmelte Garron. „Das wird einige anlocken."

„Wer sind Sie", fragte Ann plötzlich Garron.

„Ich bin Captain Cliff Garron, Kampfpilot. Der Name meiner Staffel würde ihnen nichts nutzen, denke ich."

„Wieso sind sie hier?", fragte Ann weiter.

„Mein Schiff wurde abgeschossen."

„Abgeschossen?", fragte Jak. „Das selbe ist mir auch passiert. Ist dieses imperiale Schiff immer noch im Orbit?"

„Ich weiß von keinem Schiff der Restwelten."

Jak stutzte. Restwelten?

„Wer hat Sie dann abgeschossen?", fragte Ann.

„Sie bekommen hier nicht viel mit vom Krieg, oder?"

„Was meinen Sie?" Jak verstand nicht. Was sollte er verpasst haben, er war doch vor einer Woche noch draußen gewesen? „Wenn es nicht die Imperialen waren, wer denn dann? Kriminelle Banden?"

„Wer bitte", begann Ann zögernd, „sind die Imperialen?"

Was? Jak starrte Ann verwundert an, aus den Augenwinkeln sah er, dass Garron dasselbe tat.

„Oh Mann...", murmelte Garron. „Wie lange sind sie schon hier unten?"

„Zweieinhalb Jahre...", antwortete sie zögernd.

„Wie können Sie dann das Imperium nicht kennen?"

„Oder meinen Sie mit ‚Imperium' etwa die...", Ann stockte unsicher, „Mandalorianer?"

Jak verstand nicht, was mit Ann los war. „Die Mandalorianer", sagte Jak, „sind fast verschwunden aus der Galaxis. Ich glaube Boba Fett ist Mandalorianer, aber außer ihm..."

„Er war...", korrigierte Garron, anscheinend in Gedanken.

„Ist er tot?", fragte Jak überrascht.

„Ja, sicher", murmelte Garron. „Seit Jahren. Ist doch noch vor der Zerstörung des Todessterns getötet worden..."

„Was?" Jak verstand nicht, was... „Das kann doch nicht sein..."

„Den zweiten meinte ich", berichtigte sich der Captain selbst.

„Den zweiten... Todes... was?"

Garron sah Jak erstaunt an. „Sie tragen den Anzug eines Kampfpiloten. Wie kommt es, dass Sie nichts von der Zerstörung der beiden Todessterne wissen?"

„Okay...", sagte Jak. „Ganz ruhig... Was ist hier los?"

„Vielleicht...", begann Ann. „Sollte jeder erst einmal ganz genau sagen, wer er ist."

Jak und Garron nickten.

„Also noch einmal... Ich bin Captain Cliff Garron, Kampfpilot der Neuen Republik."

„Der neuen Republik?", fragte Ann.

Garron nickte.

„In welchem Bereich des Universums... Wo ist die Neue Republik?", fragte Jak.

„Was? Die Neue Republik ist die größte Gemeinschaft von Planeten, die es im bekannten Universum gibt, wie können Sie nicht wissen, wo sie sich befindet? Wer sind Sie, Jak?"

„Kampfpilot, genau wie sie. Aber ich gehöre zur Rebellenallianz..."

„Das meinen Sie nicht ernst..." Garron starrte ins Leere. „Die Rebellen... Die Allianz ist vor Jahren in die Neue Republik übergegangen!"

„Aus welchem... Jahr kommen Sie?", fragte Jak.

„Welche Zeitrechnung wollen Sie denn? Die alte imperiale? Aus dem Jahr 43. Aber die gebraucht doch niemand mehr, oder... sind..."

„Jahr 14", sagte Jak. „Wenn wir beide die Wahrheit gesagt haben, kommen wir aus verschiedenen Zeiten. Mit einer Differenz von 29 Jahren. Das ist doch…"

Eine Weile lang sagte niemand etwas.

„Sie sind seit einer Woche hier?", fragte Garron Jak.

Wieder schwiegen sie.

„Dann sind in ihren sieben Tagen draußen 29 Jahre vergangen."

„Draußen? Sie meinen im Rest der Galaxie?"

„Ja", sagte Garron. „Ich weiß, dass Sie nicht lügen. Auf diesem Mond hier verläuft die Zeit anscheinend sehr viel langsamer..."

„Kann so etwas wirklich sein?", fragte Ann. „Ich habe noch nie von etwas in dieser Art gehört... Aber das würde erklären, warum ich weder das Imperium noch die Neue Republik kenne..."

„Ja, Sie stammen demnach aus einer völlig anderen Zeit als Jak und als ich...", sagte Garron immer noch ungläubig. „Ja… Weil Sie lange vor uns hier waren... Sehr lange. Ist hier jemand gut im Kopfrechnen?"

„Ich hab' ein Datapad hier", meinte Jak. „Angenommen die Zeit vergeht auf diesem Mond tatsächlich schneller... was überhaupt nicht sein kann... aber angenommen in der einen Woche, die ich hier bin, sind draußen 29 Jahre vergangen... Ein Standartjahr hat 52 Wochen, bei zweieinhalb Standartjahren..."

„Ich kann Ihnen die genaue Zahl der Wochen sagen...", erklärte Ann leise. „137 Wochen sind wir Forscher schon hier, denke ich."

Jak kramte sein Datapad hervor und tippte schnell die Rechnung ein. „3981 Jahre."

„Das ist..." Garron beendete den Satz nicht.

„Ich hab' ein bisschen Ahnung von galaktischer Geschichte", sagte Jak. „Die Mandalorianischen Kriege? Oder schon der..."

„Ja...", nickte Ann. „Die Sith haben etliche Welten besetzt…"

Dann passierte es.

Mit einer lauten Explosion wurde die Eingangstür zerfetzt und der Droide rollte herein. Die drei stürzten in die Räume, die links und rechts an den Korridor grenzten.

„Mist!", entfuhr es Jak. Er hörte, wie der Droide begann, Pieptöne von sich zu geben.

„Ich kenne diese Töne…", sagte Ann, die sich in den gleichen Raum geflüchtet hatte. „Das ist ein Countdown für Detonationspacks! Wir haben Sie manchmal eingesetzt um Höhlen frei zu sprengen!"

Jak sah, wie Garron seinen Blaster hervorholte. „Nein", rief er. „Vielleicht gehen die Sprengladungen dann sofort in die Luft!"

„Das gehen sie auch, wenn der Droide runtergezählt hat!", entgegnete Garron und zielte.

Dass der Captain zögerte, rettete ihnen vielleicht das Leben. Denn im selben Moment wurde der Droide von einer blitzenden Energiekugel getroffen und blieb regungslos stehen.

„Eine Ionengranate…!", sagte Jak.

„Genau…", ertönte eine erschöpfte Stimme. Zan humpelte durch die aufgesprengte Eingangstür. Er sah mehr tot als lebendig aus.

„Bleib weg!", rief Ann.

Jak starrte den Techniker an. War der Geist gegangen? Wenn es eine Falle war und sie hereinfielen, waren sie so gut wie tot…!

„Runter!", schrie Garron plötzlich und duckte sich.

Durch das Loch in der Vorderwand der Basis fegte ein Blitz und schoss über die vier hinweg. Jak stürzte zurück in den Raum. Navara! Der Blaster!

„Er ist hier!", jammerte Zan. „Er bringt uns alle um!"

„Ann!", rief Garron. „Gibt es hier irgendwo einen Sicherheitsraum!"

„Ja, aber er ist inaktiv!"

„Dann aktivieren sie ihn!" Garron schoss mit seinem Blaster in die Richtung, aus der der Angriff kam. Aber Jak konnte dort niemanden erkennen, also schoss der Captain vermutlich nur nach Gefühl.

Ann nutzte den Moment, rannte gebückt den Gang hinunter und dann um eine Ecke in den Sicherheitsraum.

„Jak", rief Garron und warf dem Piloten den Blaster zu. „Gib mir Deckung, ich ziehe Zan in den Sicherheitsraum.

Garron schleifte Zan um die Ecke, während Jak ein paar Mal ungezielt schoss und dann Garron folgte.

Als Jak sich zurück um die Ecke beugte, verfehlte ein weiterer Schuss Navaras ihn nur knapp. Ohne zu wissen, wo da draußen sie war, schoss Jak auf einen der Felsen, hinter denen sie sich vielleicht versteckte. Der große Stein zerfetzte, aber von Navara war nichts zu sehen. Verdammter Mist!
Ein dritter Schuss raste auf ihn zu und brannte ein Loch in die Wand hinter ihm. Dann wurde er plötzlich zu Boden gerissen und gegen diese Wand geschleudert. Navara stand auf einmal direkt vor ihm.

Jak hörte, wie sich die Tür des Sicherheitsraumes schloss. Er war verloren.

Es gab nur eins, was er jetzt noch tun musste, bevor der Sith ihn umbrachte. Er sah über seine Schulter in das Loch hinter ihm und schoss auf den freigelegten, kleinen Energiekernraum der Forschungsbasis.