8.

Im Sicherheitsraum sprang die Notbeleuchtung an.

„Was ist passiert?", fragte Garron hastig.

„Der Energiekern…", sagte Zan. „Er muss durch einen Blasterschuss zerstört worden sein…!"

„Ganz ruhig…", sagte Garron. „Fürs Erste sind wir hier drinnen und Navara da draußen. Zusammen mit Jak…"

Ann sah immer verzweifelter aus. „Der Sith wird ihn töten, oder…?"

„Dravk will hier weg…", sagte Zan, der verwundet am Boden lag. „Genau wie wir will er diesen Mond verlassen…"

„Vielleicht", sagte Garron, „lässt er Jak am Leben, weil er ihn braucht… Andererseits hat er auch auf uns geschossen…"

„Dreimal", nickte Ann und schöpfte etwas Hoffnung. „Und in dem Blaster ist immer nur Energie für maximal drei Schüsse… Das ist doch immerhin etwas…" Ann zwang sich zu einem Lächeln. „Der Blaster muss über die Energieversorgung der Basis aufgeladen werden…"

„Und die ist gerade in die Luft geflogen." Garron nickte. „Ja, das ist gut."

„Er ist ein Sith", sagte Zan und hustete. „Er kennt tausende Arten jemanden zu töten…"

„Ann, hat der Sicherheitsraum Schilde?"

Die Frau nickte schwach. „Ja. Die Energieversorgung ist unabhängig vom Energiekern der Basis. Aber die Energie wird nicht ewig reichen..."

„Wir brauchen nur etwas Zeit. Wenn der Sith den Droiden reaktiviert und die Detonationspacks zündet sind wir hier einigermaßen sicher... Was wissen wir über Ravvon Dravk?", fragte Garron. „Wir müssen alles sammeln, was wir haben, dann bekommen wir vielleicht eine Chance."

Eine Chance… Ann blickte niedergeschlagen zu Boden. Ihre kurze Freude, dass Navaras Blaster leer war, war verflogen. Sie saßen in einem Sicherheitsraum fest und wenige Meter entfernt überlegte ein Sith Lord, wie er sie umbringen konnte.

„Ich weiß alles über ihn…", keuchte Zan. „Er hat mich seit Monaten immer wieder kontrolliert… Was wollen Sie wissen? Die Zahl seiner Opfer!"

„Zum Beispiel", sagte Garron. „Und wer sie waren."

„Bewohner der mandarischen Welten… Mandaria war ein Zusammenschluss mehrer Planeten und sie waren kein Mitglied der Republik. Die Sith dieser Zeit wussten nicht genau, wie groß und mächtig die Republik war. Sie warteten also ab und vernichteten eine andere, sehr viel kleinere Macht."

„Damit die mandarischen Welten sich der Republik nicht anschließen konnten?"

„Nein", hustete Zan. „Aus Mordlust."

Ann lief ein Schauer über den Rücken. Sie erinnerte sich, wie man sie hatte überzeugen müssen, nach Korriban zu gehen. Und die letzten zwei Jahre hatte sie immer im Hinterkopf gehabt, dass auf der anderen Seite des Planeten eine Sith Akademie und Ausgrabungsstätte war, in der es von wahnsinnigen Mördern nur so wimmelte. Und jetzt hatte sich zwar herausgestellt, dass sie selbst gar nicht auf Korriban war, aber ein Sith war trotzdem hier.

„Wie funktioniert die Übertragung des Geistes auf ein Opfer?", wollte Garron von Zan wissen.

„Berührung."

„Der Geist muss einfach nur in das Opfer hinein fliegen?"

„Nein…", sagte Zan unter Anstrengung. „Gehirne von Menschen sind viel zu gut gesichert, als dass er sie so einfach übernehmen könnte. Auch wenn er es irgendwann lernen wird… Aber durch ‚hinein fliegen' kann er Tiere beherrschen."

„Und was ist mit Menschen? Wie hat er Sie übernommen?"

„Es gibt eine Möglichkeit… die mentalen Barrieren, die wir aufbauen zu durchbrechen…"

„Angst", sagte Garron.

„Ja. Oder man verletzt ihn so stark, dass er nicht mehr klar denken kann… Er ließ mich nach dem Sturz Navara angreifen… und indem er sie verletzte, konnte er sie übernehmen…"

„Navara ist also verletzt?"

Zan nickte mit schmerzverzerrtem Gesicht. „Aber das spürt er gar nicht… Ihm macht es nichts aus…"

„Ist er im Moment hier? Im Sicherheitsraum?", fragte Garron.

„Ich weiß es nicht. Aber er kann niemanden von uns übernehmen, ohne dass dieser jemand vor Schmerzen schreien würde."

„Er ist vielleicht hier drin?", sagte Ann schaudernd.

Dann begann Zan laut zu schreien.

Er schrie immer lauter und klang, als ob er lebendig verbrennen würde. Ann geriet in Panik. Der Sith! Oder stirbt Zan? Garron bedeutete ihr mit einer Geste, ruhig zu bleiben und nichts zu unternehmen.

Dann wurde es leiser und in Zans blutverschmiertem Gesicht zeichnete sich ein hämisches Grinsen ab.

„Ich habe eine Ewigkeit", begann er. „Aber Zan hier nur noch Sekunden. Deshalb mache ich es kurz."

Ann und Garron starrten gebannt auf Zan.

„Ich kann die Tür nicht aufbrechen. Zan hier hat sie gebaut, deshalb weiß ich, es geht nicht. Ihr zwei werdet allerdings irgendwann verhungern. Deshalb der Deal: Wenn ihr in drei Minuten nicht draußen seid, töte ich Jak."

Ann stieß einen Schrei aus. Zan grinste.

„Wieso sollte es uns nicht egal sein, ob wir hier drinnen durch die Zeit oder da draußen durch dich sterben?", fragte Garron. „Du bringst uns doch sowieso um, wenn wir rauskommen."

„Ich weiß mehr als du denkst", sagte Zan zu Garron. „Dein Raumschiff kann uns hier wegbringen. Aber ich kann es nicht öffnen. Wenn du es aufmachst, lasse ich Jak am Leben. Noch zweieinhalb Minuten."

„Und ich weiß mehr als du denkst", sagte Garron grimmig. „Jak ist längst tot."

Eine Weile blieb Zans Gesicht ausdruckslos. Dann spiegelte sich plötzlich mehr Hass in ihm, als Ann je in einem Menschen gesehen hatte. „Du bist ein verfluchter Jedi!"

„Ich weiß, dass du erst Jak und dann das Vaapad getötet hast." Garron sah Zan entschlossen an.

„Kleine Änderung am Deal", sagte dieser grimmig. „Wenn du das Raumschiff öffnest, fliegst du mit."

„Das ist lächerlich", entgegnete Garron. „Du gehst das Risiko nicht ein, mit einem Jedi zusammen zu flüchten."

„Vielleicht doch", sagte Zan. „Dieser Sturm vernichtet erst alles Leben und bald den gesamten Mond. Ich will hier genau so sehr weg, wie ihr."

„Das letzte, was die Galaxis braucht, ist ein neuer Sith Lord", sagte Garron entschieden. „Du bleibst hier."

Zan begann einmal mehr fürchterlich zu husten. „Eineinhalb Minuten", brachte er noch hervor.

Dann starb Zan.

Ann starrte Garron an. „Was machen wir jetzt!"

Garron sagte nichts.

„Garron!"

„Ich kann ihn sehen", sagte Garron. „Ich kann den Geist in der Macht sehen. Er hat den Sicherheitsraum verlassen und jagt jetzt der Twi'Lek hinterher. Sie hat sich etwas entfernt, während wir gesprochen haben. Wir müssen flüchten und zwar jetzt!"

„Hast du ein Lichtschwert?", fragte Ann hastig.

„Ja, aber das ist ein verdammter Sith Lord…!"

„Zerstör' die Kontrollen! Vom Sicherheitsraum!"

„Dann verlieren wir die Schilde!"

„Eben! Mach es!"

Garron zog den Griff seines Lichtschwertes aus einer Tasche seiner Uniform und durchstieß mit einer leuchtend blauen Klinge den Kontrollkasten. Er explodierte unter Funken. „Und jetzt?"

„Schneid' ein Loch in die Sicherheitstür!"

„Wieso? Der Sith ist schon auf dem Rückweg!"

„Genau wie das Vaapad!"

„Dravk hat es getötet!"

„Aber nicht das Zweite", sagte Ann. „Navaras Blaster war voll als sie uns angegriffen hat. Sie kann keinen Schuss auf das entlaufene Vaapad abgegeben haben!"

„Und wenn der Sith es getötet hat?"

„Das kann sein, aber wenn Navara zuerst auf ihn und dann auf das Vaapad gestoßen ist, ist das nicht wahrscheinlich, Vielleicht haben wir Glück und es war so."

„Okay", sagte Garron nach einer Weile und nickte hastig. „Ich spüre das Tier jetzt tatsächlich schwach in der Macht. Es kommt auf uns zu, aber wieso!"
„Weil der Sicherheitsraum aus einem der wenigen Materialien besteht, die es auf diesem Mond fressen kann!" Ann überlegte so schnell sie konnte. „Es ist ein Ablenkungsmanöver! Wenn wir hier rausstürmen, während der Sith gegen das Vaapad kämpft…" Sie brach mitten im Satz ab. Es wird nicht funktionieren. Das ist ein Sith Lord!

„Der Plan reicht nicht aus", sagte Garron. „Aber Dravk wird denken, dass wir es so machen wollen. Und das genügt!" Mit diesen Worten zündete er sein Lichtschwert erneut und begann ein Loch aus dem Sicherheitsraum heraus zu schneiden. In die Decke des Raumes.

Ann begriff und dachte fieberhaft nach. „Aber über uns ist der Wassertank… Wir müssen aufpassen!"

Eine Minute später standen sie an die Wand des kleinen Raumes gepresst, als die schwere Eisenplatte sich löste und auf dem Boden aufschlug. Garron war es nur knapp gelungen, rechtzeitig darunter weg zu springen. Und jetzt stürzten die Wassermassen des Tanks in den Raum.

„Wie viel Wasser ist da drin?", schrie Garron gegen das Tosen an.

„Es wird den Raum nicht füllen!", rief Ann zurück.

Das Wasser ging ihnen inzwischen bis zu den Schultern.

„Wir warten also, bis der Tank leer ist und springen dann durch das Loch?"

Garron nickte nur. „Der Sith kämpft gerade gegen das Vaapad. Er wird unsere Flucht spüren, sobald er sich nicht mehr auf das Tier konzentriert…!"
Das Wasser war jetzt so hoch, dass Ann und Garron mühelos durch das Loch in der Decke in den leeren Wassertank gelangen konnten. Dann schnitt Garron ein weiteres Loch durch den Tank und ein letztes etwas später durch die Außenwand.

Er half Ann beim Sprung aus dem ersten Stock und Sekunden später rannten sie in Richtung des Raumschiffes.