Disclaimer: Alles JKR – mir nix und ich mache auch keinerlei Profit damit.

Die „signierten" Reviews habe ich ja schon beantwortet. Mir bleibt nur noch zu sagen, dass ich völlig überwältigt von eurer positiven Reaktion bin. Danke.

Gracie – Sev wird noch eine Weile sehr geheimnisvoll bleiben.

Besserweis – schön, dass du wieder da bist (gg) – Hier, Kamillentee gegen die Spannung…

just-a-guest – Danke für die stürmische Begrüßung und schön, dass es dir gefällt!


Wahrheit oder Wagnis - Teil 4

Fanfiction von Lorelei Lee


Ich habe geglaubt, ich würde dich kennen…", entgegnete er bitter. „Ich habe angenommen…"

Das hat Dumbledore auch", unterbrach Severus ihn schroff und mit noch mehr Bitterkeit – oder war es Verachtung? – in seiner Stimme.


Kapitel 2

Ekel wallte in Remus auf und hinterließ einen bitteren Geschmack in seinem Mund. Dabei hätte er nicht einmal genau sagen können, ob dieses Ekelgefühl Severus oder ihn selbst betraf.

„Ich hätte nie gedacht, dass ich mich so in einem Menschen täuschen könnte…", sagte Remus halb zu sich selbst und sah immer noch konsequent in die andere Richtung. Er hatte versagt – mal wieder. Warum vertraute er immer dann, wenn etwas mehr Vorsicht und Misstrauen angezeigt gewesen wären. Warum? Und warum misstraute er, wenn es überflüssig, ja sogar gefährlich war? Genauso hatte er sich damals getäuscht, als er Pettigrew für tot und Sirius für den Verräter gehalten hatte.

Severus schnippte sich einen Fussel von seinem Hosenbein.

„Über deine mangelhafte Menschenkenntnis haben wir bereits vor einem Jahr gesprochen", bemerkte Severus ätzend.

Wie in einem Denkarium flutete die Erinnerung an jene Unterhaltung über Remus hinweg.

Gott! Warum verliebe ich mich eigentlich immer wieder in solche Arschlöcher!"

Über deine verflossenen Liebschaften kann ich diesbezüglich natürlich kein Urteil abgeben. Aber vielleicht liegt es einfach an deiner mangelnden Menschenkenntnis oder an deiner nicht vorhandenen Fähigkeit einen Charakter richtig einzuschätzen"

Ich hasse dich! Ich verfluche den Tag an dem ich dich zum ersten Mal gesehen habe und ich verfluche den Tag, an dem ich mich in dich verliebt habe!"

Remus... sieh mich an... ich verfluche den Tag nicht, an dem du dich in mich verliebt hast – eher im Gegenteil..."

Remus richtete sich auf, so gut es eben ging und sah Severus direkt in die Augen.

„Wie kannst du nur da stehen und so kaltschnäuzig darüber reden!" fuhr er ihn an. „Du bist ein elender Verräter und ich habe geglaubt… ich habe gehofft…" Er stockte. Dann sprach er mit gepresster Stimme weiter: „Ich dachte, es wäre vielleicht alles nicht wahr, oder es gäbe zumindest einen Grund dafür!"

Oh ja – wie sehr hatte er sich an diesen Strohhalm geklammert! Doch dann mussten sie alle einsehen, dass Harry die Wahrheit gesprochen hatte und genau diesen Moment hatte sich Tonks ausgesucht um ihn wieder mit ihren Liebesschwüren zu belästigen. Und er war zu schwach gewesen um dem Druck standzuhalten und er hatte nachgegeben. Er ließ seinen Kopf auf den harten Fußboden zurücksinken. „Ich hatte gehofft, es gäbe eine Erklärung für alles", murmelte er.

Ein entsetzlich flackernder Blick aus diesen pechschwarzen Augen traf Remus, der sich einen schrecklichen Moment lang überlegte, ob es vielleicht Wahnsinn war, der in diesen dunklen Tiefen aufblitzte.

„Ich habe kein Bedürfnis, mich vor dir oder sonst jemandem zu rechtfertigen", erwiderte Severus emotionslos. „Wenn ich gefasst werde, ist mir Askaban sicher – egal, welche Gründe ich vielleicht gehabt habe." Er wandte sich wieder ab, so dass Remus sein Gesicht und seine Augen nicht mehr erkennen konnte.

Remus fröstelte, doch seine Wut gegen sich selbst und sein Abscheu vor dem anderen Mann diktierten ihm keine verängstigten, sondern verächtliche Worte.

„Du bist wirklich der letzte Abschaum!" sagte Remus mit kalter, ruhiger Stimme. Er meinte jedes einzelne Wort davon bitterernst.

Durch seine Tat hatte Severus ihn förmlich in Tonks' Arme getrieben. Schon allein dafür sollte er in Askaban verrotten. Sie hatten sich das ganze Jahr über kaum gesehen und wenn, dann waren sie nie alleine gewesen. Remus hatte von seinen Erinnerungen gezehrt, doch als er an Weihnachten bei den Weasleys dieses unsägliche Lied über Kessel voller heißer, starker Liebe hatte anhören müssen, da war seine Sehnsucht nach Severus fast unerträglich geworden. Am liebsten hätte er alle Vorsicht in den Wind geschlagen und wäre zu ihm nach Hogwarts gegangen. Als ihn dann auch noch Harry auf Severus angesprochen hatte, hatte er sich fast nicht mehr beherrschen können. Ich mag Severus nicht, aber er ist mir auch nicht zuwider. Merlin – so gelogen hatte er schon lange nicht mehr!

Zu seinem Grauen gab Severus ein Geräusch von sich, das einem irren Kichern glich.

„Abschaum?" wiederholte Severus trocken. Er warf Remus über seine Schulter einen Blick zu und eine seiner Augenbrauen trat wieder in Aktion. „Aber ja. Hast du nicht einmal selbst zugegeben, du hättest einen fatalen Hang zu ausgemachten Arschlöchern? Warum sollte ich da eine Ausnahme sein?"

Darauf fiel Remus beim besten Willen keine Erwiderung ein und er schloss für einen Moment seine Augen. Ein starkes Gefühl von Surrealität durchzog ihn. Das konnte doch alles gar nicht wahr sein! Sicher träumte er nur und wachte jeden Moment auf. Es konnte doch nicht sein, dass er hier gefesselt in seiner Wohnung lag und Severus – dem Geräusch nach zu schließen - vor ihm auf und ab ging, seine schwarzen Roben sacht um seine langen Beine schwingend… Remus blinzelte, doch das Bild blieb bestehen.

Severus ging auf und ab und schenkte ihm im Moment keine Aufmerksamkeit. Doch plötzlich blieb er stehen, atmete tief durch, ging zu dem Stuhl zurück auf dem er vorher gesessen hatte und nahm wieder Platz.

Automatisch registrierte Remus, dass Severus seinen Zauberstab zwar immer noch in seiner Hand hielt, die Spitze aber achtlos zu Boden zeigte.

Was hatte das alles zu bedeuten? Und war es wirklich so? Verliebte er sich wirklich immer in die falschen Männer und machte Severus da wirklich keine Ausnahme?

Merlin! Remus! schalt er sich innerlich. Der Mann ist ein eiskalter Mörder und du fragst dich, ob er nicht doch ein guter Mensch ist? Dir ist wirklich nicht mehr zu helfen, dachte er bitter und schwieg.

Severus musterte ihn nun mit Interesse und Remus war versucht, seine Augen abzuwenden, doch dann zwang er sich, das nicht zu tun, sondern dem Blick standzuhalten. Er hatte zwar keine Ahnung, was hier abging, oder was der schwarzhaarige Slytherin mit dieser Aktion bezweckte – doch, gefesselt oder nicht, er würde in keinem Fall klein beigeben. Diese Genugtuung wollte er dem andern wirklich nicht bieten.

„Dein fataler Hang zu… Arschlöchern…bringt mich zu einem weiteren Punkt", sagte Snape mit unerwartet sanfter Stimme. „Du hast mir einmal gesagt, blonde Männer hätten dich enttäuscht, daher hast du die Haarfarbe gewechselt, in der Hoffnung, es würde dir mehr Glück bringen – nun habe ich dich auch enttäuscht… wechselst du deshalb jetzt zu Frauen?"

Remus erstarrte. Warum traf Severus immer so genau die Stelle, wo es am meisten weh tat? Warum sprach er genau das Problem an, über das Remus heute in Ruhe hatte nachdenken wollen? Aber Severus konnte nichts von Tonks wissen. Das war unmöglich!

„Das geht dich überhaupt nichts an!" erwiderte er kalt.

„Miss Tonks, nicht wahr?" fragte Severus mit einem maliziösen Lächeln. „Oh, du willst wissen, woher ich das weiß? Du solltest deine Korrespondenz nicht so offen herumliegen lassen…" Er nahm einen Brief vom Tisch und bewegte ihn hin und her, wie um sich damit Luft zuzufächeln. „Allerdings gebe ich zu, dass ich einen Verdacht hatte, seit ich vor knapp einem Jahr ihren neuen Patronus gesehen habe. Seit wann geht das schon mit euch beiden?"

Remus war sich fast sicher, dass er keine Briefe hatte offen herumliegen lassen. Normaler Weise lag sein kompletter Schriftverkehr in einer Schublade seiner Kommode. Severus musste also herumgeschnüffelt haben. Aber warum er das tun sollte, ging im Moment über Remus' Vorstellungskraft. Severus konnte doch unmöglich eifersüchtig sein? Nicht… nach… Remus hatte immer noch Schwierigkeiten diesen Gedanken zu formulieren… nicht nachdem er ihn und alle anderen mit seinem Mord an Albus zuerst verraten hatte.

„Mit uns ging gar nichts!" stieß er wütender hervor, als er eigentlich beabsichtigt hatte. „Ich habe sie nie ermutigt! Ich kann doch auch nichts dafür, wenn sie sich in mich verliebt!" schloss er fast trotzig.

Severus musterte ihn kühl und entfaltete dann das Pergament ein wenig um das Geschriebene zu überfliegen.

„Ich entnehme diesem Brief von Mrs. Weasley, dass sich Miss Tonks durch eine bemerkenswerte Hartnäckigkeit ausgewiesen hat – irgendeine Art von Ermutigung muss sie schon gehabt haben", entgegnete er mit ausgesuchter Höflichkeit, die Remus fast rasend machte.

„Was soll dieser Quatsch jetzt?" brüllte Remus und vergaß völlig, dass er immer noch gefesselt auf dem Boden lag und es vielleicht klüger gewesen wäre, den anderen Mann nicht zu reizen. „Wenn du mich umbringen willst, dann tu es einfach, dann haben wir diese Farce endlich hinter uns! Aber hör auf, den eifersüchtigen Ehemann zu spielen!"

Mit Genugtuung registrierte er, dass Severus bei diesen Worten seine blassen Lippen zusammenpresste, bis sein Mund nur noch ein schmaler Strich war. Und plötzlich verschaffte es Remus einen unvergleichlichen Genuss noch einmal nach zu treten. Er schaffte es, sich trotz der Fesseln in eine halb sitzende Position zu manövrieren.

„Du hast keinerlei Recht dazu. Ich tue was ich will und mit wem ich will!" Ja – das hatte auch gesessen. Die schlanken Finger hatten kurz den Brief zwischen ihnen fester gefasst und das Knittern des Pergaments war deutlich zu hören gewesen. Doch sein Triumphgefühl hielt nicht lange an. Wieder flackerte etwas in diesen schwarzen Augen, die ihn immer noch so sehr in ihren Bann ziehen konnten. Warum er die nächsten Worte sprach, wusste er selbst nicht.

„Abgesehen davon war ich dir die ganze Zeit über treu! Erst als wir mit Bill auf der Krankenstation waren und Harry uns alles erzählt hat, da… da… du hast mich zuerst verraten!" schleuderte er Severus trotzig entgegen.

Während Severus reglos auf dem Stuhl saß, drängten bei Remus die schrecklichen Gefühle, die in jener Nacht auf ihn eingestürmt waren wieder an die Oberfläche.

Er hatte sich so verraten und verkauft, so verletzt und betrogen gefühlt, so zutiefst verunsichert, dass er den kleinen Fäusten und den flehenden Augen von Tonks nichts mehr entgegenzusetzen gehabt hatte. Sie hatte ihn komplett auf dem falschen Fuß erwischt – ein kleiner Schubs hatte genügt – und er war gefallen… obwohl er es nie gewollt hatte… und dann waren da noch die anderen gewesen, die ihn alle gedrängt hatten, Tonks endlich zu erhören…

Severus' Stimme riss Remus aus seinen Gedanken.

„Ich frage mich wirklich, ob du mit ihr glücklich werden kannst. Du würdest doch Miss Tonks sicher nicht unglücklich machen wollen, oder? Ich lese hier, dass du sie mit Ausreden wie zu alt und zu krank hingehalten hast… warum hast du ihr nie gesagt, dass du zu schwul für sie bist?" So sanft Severus am Anfang gesprochen hatte, zum Ende hin war seine Stimme immer schneidender geworden. Schneidender, kälter, verächtlicher, aber nicht lauter. Und genauso leise sprach er auch weiter.

„Natürlich bieten sich ihr als Metamorphagus einige interessante Möglichkeiten um für dich akzeptabel zu werden… Was tut sie wohl nachts für dich? Wie viel ist sie bereit, für dich zu tun? Oder gehörst du doch eher zu der Sorte Mann, dem es egal ist zu wem der Hintern oder der Mund gehört, solange es nur genug Spaß macht?"

Was glaubte dieser Bastard eigentlich, wer er war um in der Lage zu sein, hier über ihn zu richten? Nur weil er in einem schwachen Moment einer Frau ein halbherziges Versprechen gegeben hatte? Deshalb musste Severus nicht gleich so verletzende und beleidigende Dinge sagen. Er war nie gleichgültig in der Wahl seiner Partner gewesen und es war ihm nicht egal, zu welchem Mensch ein Körper gehörte.

„Severus – ich werde darauf nicht antworten!" sagte Remus mit soviel kalter Würde, wie es sein gefesselter Zustand zuließ. Gleichzeitig fragte er sich, warum es so wehtat, Severus diese Dinge sagen zu hören… Zwischen ihnen war doch alles aus und vorbei? Oder… vielleicht… doch nicht? Sagte Severus diese Dinge nur, weil er rasend vor Eifersucht war? Fast hätte Remus laut gelacht. Severus und rasend eifersüchtig! Noch dazu auf Tonks! Das war so lächerlich – wie kam er nur auf solche absurden Gedanken? Severus liebte ihn nicht mehr als… als… den Dreck unter seinen Fingernägeln.

Severus stand auf und kam auf Remus zu.

„Wie weit würde Miss Tonks gehen um dich zufrieden zu stellen? Wie weit!" drängte er und kniete sich neben Remus auf den Boden.

„Das reicht jetzt, Severus!" stieß Remus zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. Doch Severus schien ihn nicht zu hören.

„Würde sie auch das für dich tun?" sagte er heftig und riss ohne Rücksicht auf Knöpfe und ähnliches mit beiden Händen seine Robe und sein Hemd auseinander, bis Remus freien Blick auf den entblößten Oberkörper des Slytherins hatte.

OoooOoooO

Fortsetzung folgt…