Bulgarischer Sommer

+ Tag 6 +

Samstagmorgen. Erste Sonnenstrahlen durchdrangen das Zimmer und öffneten Hermine die Augen. Alles war still und ruhig und sie hatte nicht das Bedürfnis, dies zu ändern. Draußen hatte es zu regnen aufgehört; die dicken Regenwolken waren weitergezogen. Ja, dachte sie, alles wird gut. Auf Regen folgt Sonnenschein.

Neben ihr schlief Viktor tief und fest und Hermine beobachtete ihn wie er langsam ein- und ausatmete. Er sah so zufrieden aus. Eine Ewigkeit hätte sie damit verbringen können, Viktor einfach nur beim Schlafen zuzuschauen. Könnte doch jeder Morgen so wundervoll beginnen wie dieser hier.

Hermine kuschelte sich noch ein wenig an ihn heran, legte ihre Hand auf seine Brust, spürte seinen Herzschlag und schloss noch mal die Augen. Nur noch ein paar Minuten, dachte sie und schlief wieder ein.

Viktor wachte erst kurz vor Mittag auf. Stunden hatte er damit verbracht, auf jedes noch so kleines, femdes Geräusch zu achten. Er befürchtete einen erneuten Versuch Marias, einzubrechen und Hermine etwas anzutun. Auch machte er sich um Hermine Sorgen. Konnte wirklich mehr hinter diesem Alptraum stecken? Er wusste es nicht. Hinzu kam der beunruhigende Gedanke, dass sie morgen abreisen musste. Er würde sie in England nicht beschützen können, das wusste er und er dachte schon über eine Lösung nach. Wehmut überkam ihn. Sicher, sie konnte nicht einfach hier bei ihm bleiben, so sehr er sich das auch wünschte. Hermine hatte auch ein Leben in England, das sie führen musste. Und er, er hatte sein Leben hier in Bulgarien, was er nicht einfach aufgeben konnte. Aber vielleicht… gab es doch noch einen Weg?

Hermine wachte ein zweites Mal auf, dieses Mal noch um einiges verschlafener als in den frühen Morgenstunden. Viktor begrüßte sie mit einem Kuss auf die Stirn.

„Hast du gutt geschlafe?" fragte er vorsichtig.

„Ich hatte keine Alpträume, wenn du das meinst." Hermine lächelte ihn müde an und Viktor nickte nur. Er strich ihr über die Wange und küsste sie kurz auf den Mund.

„Was möchtest du heute mache?" fragte er weiter und legte wie zufällig seinen Arm um ihre Taille.

„Ich weiß nicht. Ich könnte auch den ganzen Tag hier mit dir im Bett verbringen."

„Das könntest du allerdings." Viktor grinste schelmisch und kniff sie leicht in die Seite.

„Hey!" rief sie empört, musste aber nun auch grinsen. Seine Hand krabbelte unter ihr Shirt und über ihren Bauch. Hermine zuckte zusammen und begann unkontrolliert zu lachen.

„Hör auf!" rief sie prustend, doch Viktor dachte gar nicht daran. Er begann sie überall zu kitzeln und wunderte sich plötzlich, als ihn ein Kissen im Gesicht traf.

„Na warte!" lachte er und suchte sich ein anderes Kissen. Beide lieferten sich lachend einen heftigen Kampf. Das Bett knarzte bedenklich und Hermine befürchtete schon, es würde es nicht aushalten. Ein letztes Mal schleuderte sie Viktor ihr Kissen vor die Brust, dann fielen beide zurück auf die Matratze. Ein paar Federn fielen sanft zu Boden und Hermine legte sich halb auf den nach Luft ringenden Viktor. Er schloss sie fest in seine Arme und küsste sie leidenschaftlich.

Sein Herz klopfte heftig vor lauter Aufregung. So etwas hatte er noch nie für ein Mädchen empfunden. Und er wusste, er würde auch keine zweite finden, die er so lieben würde, wie er Hermine liebte. Seit dem er Hogwarts verlassen hatte, dachte er nur an sie. Jeden Brief, den er seit dem von ihr bekam, hatte er aufgehoben. Und immer dann, wenn ihn die Sehnsucht zu übermannen drohte, las er Wort für Wort, Zeile für Zeile, Brief für Brief.

„Hermine?" Wieder einmal gab Viktor sich allergrößte Mühe, ihren Namen auszusprechen. Er musste es ihr einfach sagen, seine Gefühle nahmen überhand.

Fragend sah sie zu ihm auf und legte ihren Kopf schief.

„Was denn?"

„Ich –" doch weiter kam er nicht, denn es klopfte laut an der Tür.

„Viktor! Komm bitte so schnell wie möglich nach unten. Leute vom Ministerium sind hier, sie wollen dich sprechen. Und Hermine auch." Viktors Mutter ging wieder die Treppe hinunter und Hermine und Viktor sahen sich überrascht an.

Wenig später saßen die zwei mit Viktors Eltern im Wohnzimmer. Ihnen gegenüber saßen Mr Bartov, mit dem Viktor einen Tag zuvor gesprochen hatte und ein weiterer Mann, den er nicht kannte. Er wurde ihnen auch nicht vorgestellt, sondern Mr Bartov trug gleich sein Anliegen vor.

„Also, ich weiß eigentlich nicht, wo ich anfangen soll…" begann er zögerlich. Doch dann sammelte er sich, und erzählte von Anfang an.

„Wir haben beschlossen, es darauf ankommen zu lassen, und uns nach Maria Volkova umgesehen. Sozusagen gleich nachdem du aus dem Büro gegangen bist. Doch zu unserer Überraschung konnten wir sie nicht finden." Hermine und Viktor tauschten einen beunruhigenden Blick.

„Nun ja, wir haben den gestrigen Tag tatsächlich damit verbracht, Maria Volkova zu finden. Haben ihren Bruder gefragt, ihren letzten lebenden Verwandten. Aber auch er beteuerte nicht zu wissen, wo wir seine Schwester finden konnten. Wir glauben ihm."

„Also hält sich Maria versteckt?" schloss Viktor.

„Ja. Und wir sind der Meinung, dass sie außerdem das Land verlassen hat."

„Wie komme sie darauf? Bulgarien ist groß und es gibt viele verlassene Gegende!"

„Natürlich, sie könnte noch hier sein. Allerdings befürchten wir nach den Ereignissen der vergangenen Nacht, Gegenteiliges annehmen zu müssen."

„Warum? Was ist passiert?" meldete sich nun Hermine zu Wort.

„Sie sind Miss Granger, richtig?" fragte der Mann neben Mr Bartov. Er schien Engländer zu sein. „Alabastor Boyens, angenehm. Ich arbeite für das britische Ministerium in der Abteilung Magische Verbrechen. Mr Bartov und ich arbeiten in dieser Sache zusammen."

„Aber warum? Was hat das britische Ministerium mit dieser Sache zu tun? Wohl kaum, weil ich Engländerin bin?"

„Nein. Obwohl das auch ein guter Grund wäre. Aber nein. Miss Granger, bitte regen sie sich nicht auf. In dem Haus ihrer Eltern wurde vergangene Nacht eingebrochen. Alles wurde verwüstet, jedoch hat es ein Zimmer ganz besonders getroffen. Wir gehen Recht in der Annahme, wenn das erste Zimmer im Obergeschoss das ihrige ist?"

Hermine nickte nur, geschockt von dieser Nachricht.

„Und meine Eltern? Geht… geht es ihnen gut?" Ihre Stimme war nun mehr ein Flüstern. Sie dachte daran, dass sie jeden Tag anrufen sollte um ihren Eltern zu bestätigen, dass es ihr gut ging. Sie hatte bisher kein einziges Mal an sie gedacht. Wenn ihnen etwas zugestoßen sein sollte, würde sie es sich niemals verzeihen können. Viktor sah sie besorgt an.

Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis Mr Boyens antwortete.

„Sie sind mit dem Schrecken davon gekommen. Zum Glück waren sie außer Haus. Ihr Vater hatte die Muggelpolizei gerufen, als er im ganzen Haus Licht brennen sah. Da wir unsere Agenten auch dort haben, konnten wir sofort alarmiert werden. Und bevor sie fragen: Nein, es wurde nichts mitgenommen."

„Und sie meinen…?" Mehr brachte Hermine nicht hervor. Es war klar, was jeder in diesem Raum dachte.

„Ja. Wir sind der Meinung, Miss Volkova steckt dahinter. Allerdings glauben wir, dass sie nicht alleine ist. Jemand hilft ihr. Aber wir haben keinen Anhaltspunkt, wer das sein könnte. Vielleicht haben sie eine Ahnung?" Er sah Hermine fragend an. Oh ja, sie hatte einen Verdacht. Aber glauben würde ihr niemand, dass wusste sie. Darum verneinte sie erst einmal, versprach allerdings, sich zu melden, wenn ihr jemand einfiel.

Damit verabschiedeten sich die beiden Zauberer und apparierten im Garten.

Viktors Mutter kam auf Hermine zugeeilt und umarmt sie. „Das tut mir so leid für dich. Wie geht es dir? Alles in Ordnung?"

„Ja, es geht schon. Es geht ihnen gut. Meinen Eltern geht es gut. Nur das ist wichtig." Sie machte eine kurze Pause ehe sie schüchtern weitersprach. "Ehm, gibt es hier ein Telefon?"

„Granger?"

„Dad? Ich bin's, Hermine."

„Hermine! Moment." Sie wartete und hörte, wie er ihrer Mutter zurief, sie solle schnell zum Telefon kommen, Hermine sei dran. Dann sprach ihr Vater weiter.

„Hermine? Bist du noch dran?"

„Ja. Dad, ist bei euch alles in Ordnung? Ich habe eben davon erfahren, was bei euch passiert ist."

„Wie? Warum weißt du schon davon?"

„Oh, das ist eine lange Geschichte. Ich erzähle sie euch morgen. Es tut mir so leid, dass ich nicht angerufen habe."

„Ja, das sollte es auch! Hermine Jane Granger, wir haben uns Sorgen gemacht!"

„Und trotzdem wart ihr gestern abend weg! Zum Glück, möchte ich meinen."

„Sag mal, woher weißt du denn das schon wieder?"

„Dad, bitte… Morgen, ja? Ich wollte nur hören, wie es euch geht."

„Gut. Uns geht es gut, auch wenn wir einen leichten Schock haben. Nicht auszudenken, wenn du zu Hause gewesen wärst!" Hermine hörte, wie ihre Mutter neben ihrem Vater laut aufschluchzte.

„Einen Moment, Mum will noch mit dir sprechen."

„Hermine? Oh, Hermine!" Sie schluchzte erneut. „Kind! Geht es dir gut?"

„Ja, Mum."

„Wann landest du in England? Wir sind dann rechtzeitig am Flughafen."

„Ich weiß nicht… gegen vier Uhr nachmittags nehme ich an."

Es folgten noch Anweisungen á la ‚Schau immer genau auf die Anzeigetafel, damit du deinen Flug nicht verpasst' und ‚Trödel nicht herum, damit du deinen Flug nicht verpasst'. Außerdem weitere Belehrungen, damit Hermine ‚ihren Flug nicht verpasst'. All das machte ihr deutlich, dass ihre Zeit hier in Bulgarien bald um war.

Die Grangers verabschiedeten sich voneinander und legten auf.

Hermine ging in die Küche, wo Viktor am Tisch saß und Kaffee trank.

Als er sie sah fragte er sofort, wie es ihren Eltern ging und was sie gesagt haben.

„Ach. Wie auch schon Mr Boyens sagte, es geht ihnen gut. Sie stehen noch ein wenig unter Schock, aber im Allgemeinen sind sie froh, dass ich nicht zu Hause war." Hermine setzte sich auf einen Stuhl gegenüber von Viktor.

Sie sieht erschöpft aus, dachte er, als er sie betrachtete. Es nimmt sie mehr mit als sie zugeben will.

Er reichte ihr beide Hände über den Tisch hinweg und Hermine ergriff sie.

„Es wird alles gutt, du wirst schon sehe. Maria wird nicht so leicht davonkomme, da bin ich mir sicher. Unser Ministerium arbeitet gut und zuverlässig."

„Ich zweifel ja gar nicht daran. Aber…" sie atmete tief ein, „Aber ich glaube zu wissen, wer ihr sogenannter Helfer ist." Viktor zog eine Augenbraue hoch.

„Und was glaubst du?"

„Ich weiß, es klingt bescheuert. Aber ich denke, dass Voldemort in Marias Spielchen mitspielt. Vielleicht ist sogar er derjenige, der die Fäden in der Hand hält."

„Her-minne, dann sag es den Ermittlern! Sie werden das sicherlich verfolge. Und ja, es klingt wirklich bescheuert, wie du so schön sagtest. Ihr habt ihn vernichtet; du warst dabei!"

„Ja, aber nicht die ganze Zeit! Ich habe es dir doch erzählt!" sagte sie vorwurfsvoll. Sie war aufgestanden und lehnte nun am Küchenblock. Wenn selbst Viktor ihr nicht glaubte, wie sollte sie dann die Ermittler von ihrer Theorie überzeugen?

Stille trat ein. Beide schienen sich nichts mehr zu sagen zu haben. Als Viktor es nicht mehr länger aushielt, stand er auf und ging zu Hermine.

„Ich versuche ja dir zu glaube. Aber du musst zugebe, dass das alles sehr unwahrscheinlich klingt."

„Sie haben Voldemort schon einmal ignoriert. Sie werden es wieder tun, da bin ich mir sicher. Gut, es wirkt wirklich wie an den Haaren herbeigezogen. Aber seit meinem Alptraum denke ich wieder häufiger über die Ereignisse nach. Es ist ja erst ein paar Wochen her, aber bis vor Kurzen habe ich keinen Gedanken mehr an diese Nacht verschwendet. Warum hätte ich auch, Voldemort war besiegt. Aber ich bin mir da jetzt gar nicht mehr sicher. Tausend Gedanken schwirren durch meinen Kopf und versuchen eine vernünftige Theorie auftzustellen. Aber letztendlich ist es einfach mein Gefühl, dass mir sagt, Voldemort ist noch irgendwo da draußen und will Rache. Ach Viktor ich bin ganz durcheinander." Hermine stützte ihren Kopf in ihren Händen. Verzweiflung machte sich in ihr breit. Wann würde das Drama um Voldemort endlich vorbei sein? Es konnte doch nicht ewig so weitergehen!

„Was auch immer passiert, du kannst auf mich zähle", sagte Viktor plötzlich und hielt sie auf Armeslänge von sich ab. „Möge deine Theorien auch noch so unglaublich klinge."

Hermine schaute ihn dankbar an und sah dann fast ein wenig beschämt zu Boden. Er glaubte ihr. Aber glaubte er ihr um ihretwillen oder um der Sache willen? Ach, war das nicht eigentlich egal?

Sanft umfasste Viktor ihr Kinn und hob es an, damit sie ihn wieder ansah.

„Nicht nach unte schaue, hörst du?" Dann umfasste er mit beiden Händen ihr Gesicht um sie zu küssen. Seine weichen Lippen liebkosten die ihrigen und für einen Moment schien die Zeit für beide still zu stehen.

Bis ein Räuspern die beiden aufschrecken ließ. Viktors Vater stand in der Tür, mit einem Brief in der Hand. Er wirkte ein wenig nervös und entschuldigte sich ein dutzend Mal, bevor er den Brief Hermine gab und schnell das Weite suchte. Kurz darauf kam eine kleine Eule wie von Sinnen in die Küche geflattert. Hermine wusste nun, von wem der Brief war, den sie nun in ihren Händen hielt. Hastig öffnete sie ihn und erkannte Rons vertraute Handschrift.

Hey Hermine,

ich habe gerade erfahren, was bei euch zu Hause los war. Dad hat es zufällig im Ministerium erfahren. Man, das soll ganz schön verwüstet ausgesehen haben, bei euch zu Hause. Wo zum Teufel steckst du eigentlich? Harry will's mir auch nicht sagen, dabei bin ich mir sicher, dass er's weiß!

Also, ich hoffe bei dir ist alles in Ordnung und es geht dir gut.

Wir sehen uns doch bald wieder, oder?

Ron

Hermine rollte ihre Augen. Ron war so sensibel wie immer.

„Gibt's was Neues?" fragte Viktor, der Pigwidgeon einen Keks gab, damit sich die kleine Eule mal beruhigte.

„Nein. Ron schreibt mir. Er fragt ob bei mir alles in Ordnung ist, weil er erfahren hat, was zu Hause los ist." Sie sah zu Pigwidgeon, der anscheinend darauf wartete, mit einem Brief zurück zu Ron zu flattern.

„Kann ich mir ein Stück Pergament von dir leihen?" fragte sie seufzend und kritzelte wenig später eine Antwort.

Lieber Ron,

mir geht es gut. Ich werde Sonntag wieder zu Hause sein. Dann erzähle ich dir und Harry alles.

Bis bald und liebe Grüße,

Hermine

Das sollte reichen. Mit Mühe band sie das kleine Stück Pergament an Pigwidgeons Bein, der auch gleich darauf aus der Küche flatterte, hinaus zur offenen Terassentür.

„Verrückte Eule" meinte Viktor nur kopfschüttelnd.

Am Nachmittag nach dem Essen machten sich die beiden noch mal auf den Weg zum See um das Zelt zu holen. Es stand noch, wie Hermine verwundert feststellen musste. Das hier schien wirklich eine verlassene Gegend zu sein.

Die Sonne schien wieder kräftig hinunter zur Erde. Nebelschwaden standen zwischen den Bäumen und verliehen allem einen geheimnisvollen Touch. Tatsächlich war es ganz schön schwül. Hermine hatte jetzt schon Probleme mit dem Atmen und setzte sich auf einen Stein, um sich ein wenig auszuruhen während Viktor das Zelt mit einem Schlenker seines Zauberstabes abbaute. Er setzte sich ebenfalls und rang nach Luft. Sehnsüchtig schaute er den See an. Am liebsten würde er sich jetzt ins kühle Wasser stürzen. Warum eigentlich nicht?

„Also, ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich brauche dringend eine Erfrischung." Damit zog er sich das Hemd über den Kopf, die Schuhe und seine Hose aus und lief Richtung See, wo er sich dann hineinstürzte. Als er wieder auftauchte winkte er Hermine zu.

„Das solltest du auch mache!"

Hermine konnte nicht glauben, was er da tat.

„Du spinnst ja!" rief sie ihm zu, konnte aber ein Lachen nicht unterdrücken. Aber auch sie verspürte ein unerklärliches Verlangen, im See eine Runde zu schwimmen.

„Nun mach schon! Du wirst dich wie neugebore fühle" versprach er ihr und zögernd entledigte sie sich endlich ihrer Kleidung und ging nur mit Unterwäsche bekleidet in den See. Wieder einmal war Hermine überrascht, wie kühl das Wasser hier war. Langsam schwamm sie auf Viktor zu, der sie angrinste.

„Hat sich doch gelohnt oder?"

„Ja, das hat es wirklich." Hermine fühlte sich frisch und voller Tatendrang. Lachend schwamm sie in Viktors ausgebreitete Arme. Ihre Hände glitten über seine Brust und schlossen sich dann in seinem Nacken. Hermines Augen strahlten und noch ehe er etwas sagen konnte verschloss sie seine Lippen mit ihrem Mund. Sie fühlte sich gerade unglaublich glücklich und jede Faser ihres Körpers verlangte nach dem Mann, den sie gerade küsste, dem sie ihre Liebe geschenkt hatte.

Zärtlich schob sich Viktors Zunge zwischen ihre Lippen und erforschte ihren Mund. Hermine genoss sein Zungenspiel und ein erregtes Kribbeln drang durch ihren ganzen Körper.

Als sie sich voneinander lösten, schwammen sie zurück zum Ufer, wo sie schnell ihre Sachen anzogen und nach Hause apparierten. Ihnen war seltsamerweise kalt geworden, und dass wo sie im Innern glühten. Aber als Viktor sah, dass ihre Lippen ein wenig bläulich waren, hielten beide es für das Beste, zu Hause eine heiße Dusche zu nehmen.

Heißes Wasser prasselte auf Hermines Körper und wärmte sie wieder auf. Lächelnd dachte sie an Viktor. Was stellte dieser Kerl nur mit ihr an, dass sie sich mit einem Mal so weiblich und vollkommen fühlte? Sie wusste es nicht, aber eigentlich interessierte sie die Antwort auch gar nicht.

Viktors Haare waren ganz zerstrubbelt als er aus dem Bad kam und Hermine befand, er habe nie besser ausgesehen.

„Was hältst du von eine kleine Nickerche?" fragte er und zog dabei Hermine in seine Arme. Beide noch im Bademantel und mit feuchtem Haar, krochen sie schließlich ins Bett. Dicht aneinander gedrängt redeten sie noch eine Weile und schliefen darüber bald ein. Leise murmelte Viktor noch ein „Ich liebe dich", als er sicher war, dass Hermine schon eingeschlafen war. Er strich ihr noch einmal über das Haar und machte schließlich die Augen zu.