Bulgarischer Sommer
+ Tag 7 +
Es war vielleicht gerade mal kurz nach Mitternacht, als Viktor und Hermine von einem lauten Knall geweckt wurden, der das ganze Hause erschüttern ließ. Es folgte ein Schrei und beide saßen kerzengerade im Bett.
„Was war das?" fragte Hermine erschrocken und tastete blind nach Viktors Hand.
„Ich weiß es nicht." Viktor machte Licht und zog sich schnell etwas an.
„Warte hier, ich seh' nach."
„Nein, ich komme mit." Hermine suchte sich ein paar Kleidungsstücke aus ihrem Stapel frisch gewaschener Wäsche, den Viktors Mutter in sein Zimmer gelegt hatte, zog sich an und folgte Viktor zur Tür hinaus. Er war eigentlich nicht sehr davon angetan, dass sie ihn begleitete. Doch im Grunde genommen war es ihm lieber, sie bei sich zu wissen als sie in seinem Zimmer alleine zurückzulassen.
„Hast du deine Zauberstab dabei?"
„Blöde Frage. Als ob ich ohne irgendwo hingehen würde."
Wieder ertönte ein Schrei und weitere folgten. Hermine und Viktor sahen sich erschrocken an. Von unten sahen sie es blitzen und mehrere Stimmen riefen aufgeregt durcheinander.
„Los, lass uns schnell nachsehe! Vielleicht brauche sie unsere Hilfe." Beide liefen schnell den Flur entlang zur Treppe. Da hörten sie auch schon jemanden herauftrampeln und ehe sie sich versahen standen sie Maria gegenüber.
„ARGH!" schrie sie spitz und ihre Augen schienen regelrecht zu glühen.
„Maria!" rief Viktor erschrocken, als er sie erkannte. Schützend stellte er sich vor Hermine.
„Weg da!" herrschte sie Viktor an. Maria war nicht wiederzuerkennen. Sie sah sehr mitgenommen aus, als hätte sie tagelang keinen Schlaf bekommen. Die Haare hingen ihr strähnig vom Kopf hinab und sie war sehr blass. Hermine konnte es kaum glauben. Sollte das die hübsche junge Frau gewesen sein, die erst vor vier Tagen kennengelernt hatte? Selbst Eifersucht konnte einen Menschen doch nicht so aussehen lassen…
Maria wartete nicht lange bis Viktor ihr antwortete sondern stieß ihn mit einem Schlenker ihres Zauberstabes zur Seite, so dass er schmerzhaft gegen die Wand knallte und liegen blieb.
Hermine beobachtete mit Schrecken, was Maria da tat.
„Ich dachte du liebst ihn!" entfuhr es ihr, doch Maria lachte nur.
„Er ist ein Dummkopf! Lässt sich mit einem Schlammblut wie dir ein! Er hat es nicht anders verdient!" schrie sie. „Und jetzt zu dir. Endlich! Aber aller guten Dinge sind drei, so sagt ihr verfluchten Muggel doch." Sie schwang ihren Zauberstab. „Avada-"
Hermine war schneller. „Expelliarmus!"
Marias Zauberstab flog ihr aus der Hand hinunter ins Erdgeschoss. Entsetzt starrte sie ihm nach.
Hermine nutzte die Gelegenheit um zu Viktor zu gehen und zu schauen ob er schwer verletzt war. Es ging ihm gut, er war nur bewusstlos. Doch noch ehe sie sich darüber freuen konnte, wurde sie an den Haaren weggezerrt. Hermine schrie entsetzt auf und schleuderte blind einige Flüche über ihre Schulter. Leider verfehlten sie ihr Ziel. Kurz vor der Treppe ließ Maria von ihr ab. Doch Zeit zur Erholung blieb ihr nicht. Maria umfasste mit ihrer linken Hand ihren Hals und hob sie, als wäre sie kaum schwerer als ein Buch, in die Luft. Knapp über der ersten Treppenstufe. Hermine zappelte und wusste nicht, worüber sie sich mehr Gedanken machen sollte: Darüber, dass sie gleich keine Luft mehr bekommen würde, oder darüber, dass Maria sie gleich loslassen könnte. Sie saß in der Zwickmühle. Da bemerkte sie etwas, dass ihr fast noch mehr Sorgen bereitete als ihre momentane Lage. Marias Ärmel war hochgerutscht und bot ihren freien Blick auf ihren Unterarm. Sie erkannte das dunkle Mal darauf.
Hermine wurde schwarz vor Augen. Lange würde sie nicht mehr durchhalten.
„Na? Jetzt bereust du wohl, dass du dich mit Viktor eingelassen hast!" lachte Maria höhnisch. Hermine hätte ihr gerne geantwortet, dass sie keinen Grund hätte irgendetwas zu bereuen. Aber es gelang ihr nicht, überhaupt einen Ton von sich zu geben. Der Griff um ihren Hals war einfach zu kräftig. Doch gerade als Hermine glaubte, es wäre alles vorbei, traf ein Schockzauber auf Maria. Leider änderte das ihre Lage kaum. Die Hand war immer noch fest um ihren Hals und sie spürte sie wie leicht nach hinten schwankte. Schließlich trudelten sie die Treppe hinunter. Hermine hörte noch aufgeregte Stimmen nach ihr rufen, dann wurde alles schwarz um sie herum.
Stunden später erwachte Hermine. Es dämmerte draußen bereits. Sie erkannte das Zimmer, in dem sie lag, doch als sie neben sich nach Viktor tastete, war er nicht da.
„Viktor?" krächzte sie und zuckte zusammen. Ihr Hals tat unglaublich weh und ihr ganzer Körper schmerzte. Neben ihr regte sich jemand.
Viktor saß auf einem Stuhl neben dem Bett. Er war eingeschlafen. Doch als er nach sich rufen hörte wurde er schlagartig wach und griff nach ihrer Hand.
„Nicht spreche, Her-minne. Ich bin da." Er setzte sich auf die Bettkante und berührte ihre Wange. „Es tut mir so leid. Es ist alles meine Schuld."
Verwundert sah Hermine ihn an. „Wieso? Was ist denn? Ich erinnere mich nur noch daran, dass ich mit Maria die Treppe hinunter gestürzt bin." Das Sprechen bereitete ihr unheimliche Schwierigkeiten.
„Ich habe Maria den Fluch in den Rücke gejagt. Es ist… ich meine… ich war so wütend. Ich habe nicht gesehe, dass sie dich in ihrer Gewalt hatte." Viktor schaute zur Seite. Er konnte sich selbst nicht verzeihen. Hermine jedoch schüttelte nur den Kopf.
„Du machst dir immer viel zu viele Sorgen um mich." Sie lächelte. „Was ist nun mit Maria passiert?"
„Bartov und Boyens habe den Fluch zuerst aufgehobe und Maria anschließend überwältigt. Sie wurde direkt nach Askaban gebracht. Dann wurde ein Medizauberer benachrichtigt und hat dich versorgt." Er machte eine kurze Pause ehe er weitersprach. „Eigentlich wollte er dich ins Hospital mitnehme, zur Beobachtung. Ich konnte ihn überrede, dich hier zu lasse. Glücklicherweise hast du dir nichts gebroche."
Dann nahm er etwas vom Nachtschrank. „Hier, das sollst du trinke. Dann geht es dir ganz schnell wieder gut." Er hielt ihr ein undurchsichtiges Gefäß hin und half ihr, sich aufzurichten.
Schon beim Trinken spürte Hermine die heilende Wirkung der Flüssigkeit. Die Schmerzen verschwanden langsam und sie fühlte sich merkwürdig zufrieden.
„Dann ist es also vorbei?" fragte sie.
„Ja, es ist alles wieder gut."
Hermine dachte nach. Irgendetwas war da doch noch…? Doch sie kam nicht drauf. Irgendein Detail bereitete ihr große Sorgen und sie wusste, dass es etwas war, das sie Viktor unbedingt erzählen musste. Aber sie hatte es vergessen.
„Woher kamen der Knall und die Schreie heute Nacht?" fragte sie nun unvermittelt.
Viktor überlegte.
„Ich nehme an das war das Aufsprengen der Tür. Mein Vater war dann zuerst da und hatte versucht sie aufzuhalte."
„Und wie geht's ihm? Ist er verletzt?"
„Nein. Alles in Ordnung mit ihm. Mum geht es auch dementsprechend gut. Sie hat natürlich einen Schock erlitte. Ein paar Ministeriumszauberer sind bald dazugekommen. Ich nehme an, Bartov hat jemanden zur Beobachtung des Hauses dagelasse. Doch Maria konnte sie überrumpeln. Ich verstehe auch nicht, was sie plötzlich so stark gemacht hat" fragte sich Viktor. Hermine sah ihn nachdenklich an. Sie versuchte immer noch, sich an dieses eine Detail zu erinnern.
„Später kame dann Bartov und Boyens hinzu. Aber da war schon alles geschehe."
Hermine fand, Viktor sah ein wenig zerknirscht aus.
„Und wie geht es dir?" fragte sie daher.
„Wie es mir geht?" Viktor sah sie verwundert an.
„Ja."
„Ich… ich weiß nicht. Eigentlich bin nur froh, dass du soweit ok bist."
„Viktor, mir geht es gut, wie du siehst."
„Ja, aber…"
„Kein aber. Alles ist gut, dass hast du selbst gesagt. Und jetzt sag mir wie es dir geht."
„Ich fühle mich erleichtert. Und ja, es geht mir gutt" Er musste sich zu einem Lächeln zwingen. Noch immer hatte er die Ereignisse von vor ein paar Stunden nicht ganz verkraftet. Es war einfach ein zu großer Schock für ihn, Hermine bewusstlos am Ende der Treppe liegen zu sehen.
„Wie spät ist es eigentlich?", fragte sie nun.
„Kurz vor sechs."
„Heute ist Sonntag, richtig?"
Viktor nickte nur. Er wusste, auf was Hermine raus wollte. Aber sie sprachen nicht weiter drüber. Stattdessen rückte Hermine ein Stück zur Seite.
„Du bist sicherlich müde…" begann sie vorsichtig. „Lass uns doch noch ein paar Stunden schlafen."
Eine leise Melodie erklang. Viktor hatte sein Weck-mich auf zehn Uhr gestellt, damit noch genug Zeit zum packen war. Und um zum Abschied nehmen.
Nein, dachte Hermine als die Melodie sie weckte, nicht jetzt. Es ist doch noch viel zu früh.
Viktor stellte das Weck-mich ab, das nun langsam aber sicher immer nerviger wurde. Hätte er doch ewig weiterschlafen können. Er wandte sich wieder Hermine zu, die nun den Kopf auf seine Brust gelegt hatte und ihm einen guten Morgen wünschte. Sie fühlte sich noch ein wenig benommen, aber das war ja verständlich nach diesen Ereignissen. Aber das Schlimmste an all dem war, dass sie in ein paar Stunden abreisen musste. In ein paar Stunden! Hermine konnte das kaum glauben. Sie war doch erst vor Kurzen in Sofia gelandet. Eine Woche, hatte ihr Vater gesagt. Und was war alles in dieser einen Woche passiert? Genaugenommen war die Woche ja noch nicht mal um.
Viktor sagte nichts, sondern sah sie nur stumm an. Welche Worte hätten schon audrücken können, was er in diesen Moment empfand? Er war traurig, glücklich, erleichtert, ängstlich, euphorisch. Und das alles zur selben Zeit. Sanft strich er über ihren nackten Arm und atmete tief durch. Was würde geschehen, wenn sie wieder in England war?
Hermine wagte es schließlich, sich als Erste zu regen und aufzustehen. Sie wollte nicht, aber sie musste. Ihr Koffer packte sich nicht von alleine und bis sie alles zusammen hatte und sich sicher war, nichts vergessen zu haben, brauchte sie eine ganze Weile.
Eine Stunde später brachte sie den Koffer aus Viktors Zimmer und ging ins Bad. Sie brauchte mehrere Verschnaufpausen, da ihr hin und wieder ein paar Knochen schmerzten.
Viktor lag immer noch im Bett. Er hoffte, wenn er nur lange genug liegen bleiben würde, dann käme Hermine zu ihm zurück und würde ihm sagen, dass sie es sich anders überlegt habe und nicht nach England zurückkehren würde. Was natürlich absoluter Schwachsinn war, dachte Viktor. Ach, es war einfach die zu schnelle Abfolge der vielen Ereignisse in dieser Woche. Und dann musste auch noch heute Nacht so etwas passieren… Viktor schloss noch für einen Moment seine Augen. Die letzten Nächte hatte er ja bekanntlich wenig geschlafen und die Müdigkeit überfiel ihn jetzt einfach so ohne Vorwarnung.
"All my bags are packed I'm ready to go
I'm standing here outside your door
I hate to wake you up to say goodbye."
Hermine hatte alles eingepackt. Außerdem hatte sie geduscht und sich zurecht gemacht. Im Spiegel sah sie, dass sie dunkle Würgemale an ihrem Hals hatte und sie erschrak. Ein dünner Schal wäre jetzt gut, dachte sie. Aber so etwas besaß sie nicht und so musste sie sich neue Gedanken darum machen, wie sie diese Male verstecken konnte. Sie wusste, ihre Eltern würden einen totalen Anfall von Panik bekommen. Außerdem war sie sich sicher, dass jeder sie anstarren würde. Also ließ sie erst einmal ihre Haare offen, dann würde es vielleicht nicht ganz so auffallen.
Den Koffer stellte sie vor Viktors Tür ab.
Da stand sie nun und wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Wenn es jetzt schon so schwer für sie war, wie würde es dann erst sein, wenn sie ihm tatsächlich ‚Auf Wiedersehen' sagen musste?
Schweren Herzens drückte sie die Türklinke runter und ging in sein Zimmer. Sie setzte sich aufs Bett und legte ihre Hand auf seine.
„Viktor?" fragte sie vorsichtig. Er murmelte etwas auf Bulgarisch und öffnete langsam die Augen.
„Tut mir leid, ich bin wohl eingeschlafe. Wie spät ist es?", fragte er verschlafen und zog seine Hand zurück.
„Kurz vor Mittag."
„Möchtest du noch etwas Esse bevor du-?"
„Ja!"
Viktor versuchte, Hermine nicht anzusehen. Er befürchtete, es würde ihm das Herz brechen wenn sich ihrer beiden Augen begegneten.
Hermine hingegen verzehrte sich nach ihm. Gib mir nur eine winzige Berührung, dachte sie. Doch Viktor verwehrte sie ihr. Stattdessen stand er auf und ließ eine irritierte Hermine zurück.
Sie folgte ihm schließlich nach unten in die Küche. Sie war erschrocken, als sie das Durcheinander dort unten sah. Bei dem Kampf in der Nacht wurde einiges in Mitleidenschaft gezogen. Glasscherben lagen überall und Möbel lagen umgekippt auf dem Boden.
In der Küche traf sie schließlich auf Viktor und seiner Mutter.
„Oh es geht dir gut!" rief sie schließlich erleichtert aus, als sie das Mädchen sah.
„Ja, es ist soweit alles wieder in Ordnung."
„Das ist schön. Oh du bist bestimmt hungrig. Hier, ich habe dir und Viktor Brötchen aufgehoben. Oder möchtest du lieber etwas Warmes essen?"
„Danke, Brötchen sind mir lieber."
„Ich habe keinen Hunger" meldete sich Viktor zu Wort und ging zurück ins Wohnzimmer. Jetzt wo seine Mutter ja bei ihr war, musste er ihr nicht auch noch zwanghaft Gesellschaft leisten. Er brachte noch schnell ihren Koffer nach unten und räumte dann auf. Er brauchte dringend eine Beschäftigung. Je näher der Abschied kam, desto bedrückter wurde er.
In der Küche unterhielten sich Hermine und Mrs Krum leise.
„Weißt du, ich habe dir doch gesagt, Viktor hat dich sehr gerne, richtig?" flüsterte sie leise und sah dabei erst prüfend zur Küchentür und dann Hermine an.
„Ja…"
„Das stimmt so nicht." Hermine sah sie entsetzt an.
„Er… liebt dich. Natürlich hat er es mir nicht gesagt, falls du das gleich fragen willst. Nein, da ist er wie sein Vater. Es hat sicherlich eine halbe Ewigkeit gedauert, bis er mir seine Liebe damals gestand." Mrs Krum schwelgte für einen Augenblick in Erinnerungen.
„Ich hatte ja keine Ahnung, dass er auch noch ein Zauberer war", sie lachte leise. „Na ja, wie auch immer. Viktor benimmt sich genauso wie sein Sergej damals." Sie machte eine kurze Pause. „Seitdem er der sogenannte Star der Quidditch-Nationalmannschaft ist hat er sich mit keinem Mädchen mehr getroffen. Viel zu sehr fürchtete er sich, dass sie nur seinen Ruhm und sein Geld wollen."
„Mrs Krum", begann Hermine, doch die Angesprochene unterbrach sie.
„Elena. Bitte, nenn mich Elena, ja?"
„Ehm, gut… Elena… ich will ganz bestimmt nicht Viktors Ruhm, oder sein Geld…"
„Das weiß ich doch. Und er weiß es auch. Sonst hätte er sich nicht so sehr um dich bemüht."
Hermine war ganz gerührt von ihren Worten und wusste nicht was sie sagen sollte.
"So kiss me and smile for me
Tell me that you wait for me
Hold me like you never let me go"
Die Zeit rannte Hermine und Viktor regelrecht davon und ehe sie sich versahen, mussten sie aufbrechen. Ihr Flug würde in einer Stunde gehen und sie wollten gleich apparieren, damit sie nicht so zum Flughafen hetzen mussten.
Viktor hatte mitlerweile das halbe Wohnzimmer aufgeräumt. Allerdings war das alles andere als eine Ablenkung für ihn. Krampfhaft dachte er darüber nach, wie es weitergehen sollte. Er liebte sie. Er liebte sie so sehr dass ihm allein der Gedanke an die Zeit ohne sie schmerzte.
Aber nun war es soweit. Beide standen im Garten, Viktors Eltern um Hermine herum. Mr Krum drückte sie noch einmal an sich und klopfte ihr wie schon bei ihrer ersten Begegnung kräftig auf den Rücken. Mrs Krum gab Hermine zum Abschied einen dünnen weißen Seidenschal.
„Hier. Nicht dass dich nachher alle anstarren oder deine Eltern in Panik ausbrechen." Hermine bedankte sich umarmte die andere Frau herzlich. Auf eine gewisse Art fühlte sie sich mit ihr verbunden.
Dann umklammerte Hermine wie schon so oft Viktors Arm und Seite an Seite apparierten sie in die kleine Seitenstraße in Sofia. Stumm liefen sie dann zur Hauptstraße, Richtung Flughafen. Viktor wusste einfach nicht was er sagen sollte, er suchte nach den richtigen Worten, doch hatte er sie immer noch nicht gefunden, als sie plötzlich inmitten des großen Terminals standen. Hermine baute sich vor ihm auf und stellte ihn zur Rede.
„Viktor, jetzt sag mir bitte endlich was los ist! Ich werde noch wahnsinnig wenn du nicht endlich mit mir sprichst!" Er wich ihrem Blick dieses Mal nicht aus.
„Her-minne, ich habe die ganze Zeit überlegt, was ich dir sage soll. Aber es fällt mir einfach so unheimlich schwer. Ich meine, nicht mal mehr eine halbe Stunde und du steigst in dieses Flugzeug und bist dann weg."
„Ich muss doch…"
„Das weiß ich." Er stellte den Koffer ab und nahm ihre Hände in seine. Hermine kämpfte mit ihren Tränen und als sie die Stille zwischen ihnen beiden nicht mehr länger aushielt ging sie einen Schritt auf ihn zu und schlang ihre Arme um seinen Nacken. Und ließ ihren Tränen freien Lauf. Inmitten der Menschenmenge, die hastig von einem Ort zum anderen lief und dem jungen Paar keinerlei Beachtung schenkte.
„Halt mich!" schluchzte sie und spürte wie sich seine Arme wie ein schützender Mantel um ihren Körper legten.
„Ich werde nach England komme, das verspreche ich dir", murmelte er in ihr Haar. „Und nun weine nicht mehr. Du siehst viel hübscher aus, wenn du lächelst." Er hielt sie auf Armeslänge von sich und wischte ihr eine Träne von der Wange. Dann zog er sie wieder an sich und küsste sie.
„Du wirst auf mich warte, ja?"
„Ich habe immer nur auf dich gewartet."
"I'm leaving on a jetplane,
I don't know when I'll be back again
Oh babe I hate to go"
Dann wurde schließlich ihr Flug nach Heathrow, London aufgerufen und Hermine musste gehen. Viktor begleitete sie so weit es ihm möglich war. Doch als sie ihr Ticket vorzeigte wusste er, dass es nun endgültig Zeit war, ihr ‚Auf Wiedersehen' zu sagen.
„Melde dich, sobald du zu Hause bist, ja?" Hermine nickte, wieder einmal mit Tränen in den Augen. Ein letztes Mal küssten sie sich und Hermine ging alleine weiter ohne sich noch einmal umzudrehen.
Hinter ihr schwang schließlich die Tür zu und sie versuchte den langen Gang zum Flugzeug weiterzugehen. Doch stattdessen drehte sie auf dem Absatz um und rannte zurück. Sie stieß die Tür auf und lief Viktor hinterher, der sich gerade auf den Weg zum Ausgang machen wollte.
„Viktor warte!" rief sie aufgeregt. Klopfenden Herzens drehte er sich um. Hermine blieb dicht vor ihm stehen, ganz außer Atem und mit weichen Knien.
„Was…?"
„Ich kann nicht gehen, ohne es dir zu sagen!" keuchte sie und als sie wieder besser Luft bekam, sah sie in seine Augen.
„Ich liebe dich!" erklärte sie. Viktor wusste gar nicht wie ihm geschah. Er schloss sie in seine Arme und küsste ihre Schläfe.
„Ich liebe dich auch, ich liebe dich auch." Sein Herz wollte zerspringen vor Glück und Liebe. Er würde einen Weg finden, nach England zu gehen. Aber das würde dauern.
„Du musst jetzt gehe, Her-minne." Sie küssten sich noch einmal, dann verschwand Hermine. Dieses Mal allerdings um einiges glücklicher und erleichterter.
Viktor ging zur großen Glaswand, von wo aus man die Startbahn sehen konnte. Als eines der Flugzeuge sich schließlich zum Start bereit machte, war er sich sicher, dass darin Her-minne saß.
„Dowishdane." Auf Wiedersehen.
In England angekommen warteten bereits ihre Eltern auf Hermine.
„Schatz!" rief ihre Mutter und kam mit offenen Armen auf sie zu. Müde umarmte sie ihre Mutter.
„Hattest du eine schöne Woche in Bulgarien?" fragte ihr Vater und besah sich seine Tochter prüfend.
„Ja. Schön und auch turbulent. Ich erzähle es euch, wenn wir zu Hause sind, ja?"
Somit verließen die Grangers den Flughafen.
Hermine sah noch einmal zurück. Ja, dachte sie. Er wird kommen.
Bald.
A/N:
So meine Lieben. Das war's. Aber halt! Es gibt ja noch so viele
offene Fragen. Lebt Voldemort noch? Werden sich Viktor und Hermine
wieder sehen? Was wird Hermine nun beruflich machen? Und warum zum
Teufel apparieren die beiden nicht einfach hin und her, um sich zu
besuchen?
Keine Angst. Es gibt eine Fortsetzung ;-) Haltet einfach nach "All That I Need" Ausschau Vielen Dank noch mal für eure tollen Reviews! Ich hab mich tierisch darüber gefreut! Fühlt euch geknuddelt!
LG,
Galato
