Spinnen und die Auflösung des Geheimnisses
Der Weg war so düster, nicht ein Sonnenstrahl fiel auf ihn. An den Seiten bemerkten die Gandalf- losen Zwerge und Bilbo Spinnweben, und nachts sahen sie Augen.
Tagelang gingen sie so durch den Wald, bis sie zu einem Fluss kamen.
"Auf der anderen Seite ist ein Boot, macht euch keine Mühe!" schrie Bilbo sofort, als sie am Ufer rumstanden und nicht so recht wussten, wie sie jetzt rüberkommen sollten. Fili warf ein Seil aus und gemeinsam mit Dori und Nori zogen sie das Boot an. So machten sie sich auf, überzusetzen. Das klappte auch, und als Bombur, der mal wieder als letzter dran war ( "War doch klar! Immer auf die armen, kleinen und zarten Zwerge!" war sein Kommentar) kam ein Hirsch ihnen entgegengerannt und sprang über den Fluss.
Dabei erwischte er Bombur und der fiel hinein, in das verzauberte Wasser. Sie warfen ihm ein Seil zu, dass seine Hand auch umklammerte. Doch als sie ihn rauszogen, war er schon eingeschlafen, und nicht mehr wachzurütteln.
Also beschlossen sie, ihn abwechselnd zu tragen. Hätten sie gewusst, was auf sie zukommen würde, hätten sie den armen Bombur lieber da liegen gelassen. Doch so quälten sich die Zwerge, denen auch noch langsam die Nahrung ausging, eine lange Strecke ab, bis es Thorin genug wurde und er wenigstens wissen wollte, wie lange sie noch in diesem Wald verweilen müssen.
Sie zogen Strohhalme um auszulosen, wer auf einen Baum klettern und Ausschau halten sollte. Dreimal dürft ihr raten, wer verloren hat. Der murrende Bilbo machte sich also fertig, um seine Kletterpartie zu beginnen ("Ich wette, das war ein abgekapertes Spiel. Die haben bestimmt irgendeinen Trick benutzt. Grr")
Thorin meinte: "Ich weiss gar nicht, was ihr habt! Ihr seid eh der einzige, der eine Kletterausrüstung dabei hat, in extra- sicherer- Hobbit Ausstattung! So, und jetzt seid leise, es geht los!"
Während Kili und Fili Bilbo absicherten, begann er, auf den Baum zu steigen. Immer höher, und als er kurz bevor er im Geäst verschwand, noch mal sich umdreht und hinabschaute, fiel ihm seine Höhenangst wieder ein, und wer ihn da hineingeritten hatte, in dieses verflixte Abenteuer.
Ganz oben vergaß er erst mal alles, als ihm der Wind um die Nase strich und die Schmetterlinge ein Lied sangen. Am liebsten wäre er für immer dort geblieben, mit Ausnahme seiner Höhle natürlich. Doch die Zwerge brachten sich ihm wieder in Erinnerung, denn ihre Rufe von unten wurden immer lauter.
Er antwortete nicht, nahm noch einen letzten Atemzug und machte sich auf den Abstieg. Unten wollten die Zwerge natürlich sofort wissen, was er gesehen hatte. Ihm fiel siedendheiß ein, dass er ganz vergessen hatte, zu gucken, wie lange der Wald noch dauerte, er wollte nicht noch mal raufklettern, aber wusste auch nicht, was er sagen soll.
"Hm, also..."
Bifur rief: "Du meinst also, es ist noch lange kein Ende in Sicht? Oh wir Armen!"
Und der Reihe nach verfielen die sonst so widerstandsfähigen Zwerge alle in Selbstmitleid, dann schoben sie es auf Bilbo. Der kleine Hobbit wusste nicht, wie ihm geschah, und sagt:
"Wartet ab den Morgen, er wird auflösen Kummer und Sorgen."
Natürlich wusste er, dass es nicht stimmte, aber dadurch merkten die Zwerge, dass sie müde waren. Sie aßen ihren letzten Bissen und legten sich schlafen.
Als sie am nächsten Morgen aufwachten, fanden sie Bombur sitzend und von vielen Köstlichkeiten erzählend vor. Das ging ihnen ganz schön auf den Keks, und sie sagten ihm, er solle leise sein. Sie liefen den ganzen Tag schweigend nebeneinander her, bis abends Bombur wieder anfing zu jammern, sich auf den Boden schmieß und so tat, als würde er schlafen.
Um ihn auszutricksen rief Balin: "Ich sehe Lichter im Wald voraus!"
"WO? Wo?" sagte Bombur und lief in den Wald.
"So ein Mist, das hat zu gut geklappt, ihm hinterheeer!" schrie Balin zu den anderen, und alle rannten sie in die Richtung, in die Bombur gerannt ist. Sie holten ihn auch bald auf, denn erstens war er fett und zweitens hatte er angehalten.
Thorin sagte: "Da sind ja wirklich Lichter, so was. Na, mal gucken, ob die was zu essen haben." Doch kaum trat er auf die Lichtung, war es plötzlich dunkel. Sie gingen weiter und sahen wieder Elben mit Lichtern und Essen dort sitzen, doch wieder wurde es dunkel, als einer von ihnen die Lichtung betrat. Nach dem dritten Mal konnte Bilbo die anderen nicht mehr finden, er lief dauernd im Kreis und rief:
"Thorin! Balin! Egal wer! Wo seid ihr! Warum habt ihr mich verlassen! "
Doch all sein Schreien nütze ihm nichts. Er lehnte sich gegen einen Baum und wurde schläfrig. Er träumte, er wäre in seiner Höhle, in seinem Lieblingssessel und hinter ihm massierte sein Sklave Gandalf ihm die Schultern. Er wurde wach und merkte, das ihm jemand wirklich die Schultern massierte.
"Wer da? Ich glaube nämlich nicht an Wunder!" fragte er und hörte eine gezischte Antwort.
"Ruhig, entspann dich, du bist ja ganz verkrampft, so was aber auch!"
Er drehte sich um und schrie: "Aaaaahhhhh! Aaargh! Wie kannst du es wagen, du Monster einer Spinne, ich und verkrampft!"
"Tschuldigung, aber eine Massage kann doch jeder gebrauchen! Willst du nicht mit nach oben kommen, da hab ich auch noch Massagebürsten!"
"Nein, ich bin auf einer Mission von Gott. Ich kann nicht." Die riesige, haarige Spinne guckte ihn fragend und sabbernd an.
Bilbo meinte: "Ok, vielleicht nicht von Gott, sondern von Gandalf, aber da ist kein Unterschied, fängt beides mit ´G an, auf jeden Fall hab ich keine Zeit, ok, bis bald, tschüssi!"
Doch so schnell gab die Spinne nicht auf. "Na warte, du kommst jetzt mit rauf, so wahr meine Omi Ungoliant ist!"
Sie wurde handgreiflich und packte Bilbo. Doch der hat mit seinen flinken Händen schnell sein Schwert, das er aus der Trottelhöhle hat, gezogen.
"Weiche von mir! Das ist Stich, und wenn du mich nicht in Ruhe lässt, wirst du es kennen lernen." Doch auch Stich konnte die Spinne nicht einschüchtern und sie ließ nicht los.
"Hi hi, ein Stachel, wie schön, vielleicht können wir das ja auch gebrauchen." Das machte Bilbo wütend denn niemand macht sich über sein schwerverdientes Schwert lustig. Er stach zu und traf die Spinne mitten ins Herz. Augenblicklich fiel sie zu Boden.
"Tja", sagte er, "hab ich denn nicht erwähnt, dass ich ihm Auftrag des Herrn unterwegs bin? Und jetzt nichts wie weg hier."
Dann kam im ein Gedanke. "Warte! Was, wenn die Zwerge auch von Spinnen belästigt wurden? Ich muss sie retten!"
Er setzte zur Vorsicht den Ring auf und streifte durch den Wald, in die Richtung, aus der ein fürchterlicher Gestank kam. Und plötzlich kam er in ein Spinnendorf, und tatsächlich hingen dort dreizehn Beutel, aus denen Zwergenschuhe herausschauten. Bilbo legte sich schnell einen Plan zurecht und fing dann an, mit Steinen zu werfen und zu singen, ein Lied, das die Spinnen nicht sehr erfreut haben dürfte. Sie kamen auf ihn zu, sich an seiner Stimme orientierend, und er lockte sie weit weg.
Dann ging er mucksmäuschenstill und schnell wie eine Katze zurück zu den abhängenden Zwergen. Er kletterte den Baum hoch und befreite sie der Reihe nach. Sie waren schon etwas betäubt, und manche plumpsten vom Baum. Als sie alle unten waren, kamen die Spinnen schimpfend wieder, und ihre Wut wurde noch größer, als sie sahen, dass ihr Mittagessen geraubt wurde. Doch auch diesmal hat Bilbo einen Plan, auch wenn er diesmal sein Geheimnis lüften muss.
"Ok, ihr Zwerge, geht da entlang, ich greif von hinten an. Ich habe einen Ring, der unsichtbar macht, also fragt nicht."
Und weg war er. Die Zwerge rätselten zwar noch, was das zu bedeuten hat, aber sie mussten schnell reagieren und sich gegen die Spinnen verteidigen. Aber dank Bilbos Hilfe gelang es ihnen, zu entkommen, und unter den Spinnen war noch lange die Rede von einem "unsichtbaren Piekser, der aus dem Nichts piekst".
