Bei den Elben

"Also, wie war das doch gleich, du, ich hab vorhin so was verstanden wie: Ich hab einen Ring, der unsichtbar macht." fragte Kili Bilbo.

"Was? Nein, ich habe gesagt, ich habe ein Ding, das äh, das... dingfest macht! Ja, genau!" "Aber ich hör doch nicht aus dingfest unsichtbar, wir alle nicht!" mischte Thorin sich ein.

"Mein lieber Bilbo, willst du uns etwa für dumm verkaufen?" "Nein, nein, wenn, dann für lau. Aber jetzt mal ehrlich, könnt sein, das ich da so was gesagt hab, in meiner unendlichen Dummheit. Na ja, was solls, sprechen wir nicht mehr drüber." "Eh, du kannst uns nicht in die irre, dunkle Nacht führen!" sagte Bombur, doch ehe er weitersprechen konnte, wurden die Zwerge von Elben angehalten. Bilbo verschwand.

Bombur, der nur stehen geblieben war, weil die anderen auch stehen geblieben sind, rief: "Hoppla! Na jetzt kann ers doch nicht mehr leugnen! Ich hab genau gesehen,..."

"Was denn?" fragte ein Elb. "Wie ihr unser Familienpicknick dreimal gestört habt, obwohl wir gerade Wasserball ohne Wasser spielen wollten?" Bombur guckte verstört und sagte "Nö, ich mein unseren Freund Bilbo, der gerade unsichtbar geworden ist!" Die Elben lachten. "Ha ha ha, der war gut! Beinah würd ich euch für diesen Scherz laufen lassen, aber wie sind im Auftrag des Chefs unterwegs. Unser Chef war nämlich ganz schön sauer, denn heute wär er dran gewesen mit Leuten auswählen für das Team!" "He was, ich dachte, das wäre ich?" sagte der Elb, der neben dem Anführer stand. "Idiot!" sagte der erste und haute dem zweiten eins mit seinem Stab über.

"Es gibt doch immer zwei Mannschaften!"

"Au"

"Kommt davon!" So wurden die Zwerge also zum Elbenpalast geführt, und der unsichtbare Bilbo schlich hinter ihnen her. Als sie dann in der großen Halle des Königs Thranduil standen, wurden die Zwerge ausgefragt, aber Thorin blieb standhaft und verriet nichts über ihre Absichten. Der König wurde wütend, und ließ sie alle in den Kerker werfen, bis auf Bilbo natürlich, der ja unsichtbar war. Zum Glück für ihn, denn jetzt konnte er sich im Palast bewegen, wohin er auch wollte. Wenn er Hunger bekam, stibitzte er sich einfach etwas vom Tisch. So verbrachte er zwei Wochen.

Am Anfang empfand er es richtig spannend und als eine angenehme Abwechslung zu den Reisen mit knappen Vorräten, doch bald wurde ihm langweilig. Niemand spielte mit ihm, ja, er wurde noch nicht einmal beachtet. Er wusste aber, steckte er den Ring vom Finger, würde er auch im Kerker landen. Da kam ihm die Idee, doch mal die Zwerge besuchen zu gehen. Er machte einen Rundgang, und fand alle Zwerge in verschiedenen Kerkern stecken. Alle wollten ihn überreden, sie zu befreien. Auf so eine absurde Idee ist Bilbo bis jetzt noch gar nicht gekommen, aber er konnte es ja mal versuchen. So hatte er wenigstens eine Aufgabe.

Zufälligerweise wurde gerade ein Fest in der Festhalle gefeiert, und als Wachen waren nur zwei zurückgelassen worden, die sich glücklicherweise auch noch selber mit Alkohol außer Gefecht setzten. Mann, hat Bilbo aber auch ein Glück. Er stiel die Schlüssel und befreite die Zwerge.

Diese freuten sich natürlich. "Gut gemacht! Ich wusste doch, es war nützlich, einen Meisterdieb mitzunehmen!" lobte Thorin ihn. "Und jetzt bringt uns hier raus!" "Was?"

"Na du weißt schon, aus diesem Palast." Damit hatte Bilbo ja gar nicht gerechnet! Auch noch aus dem Palast! Als hätte es nicht gereicht, sie aus den Kerkern zu befreien! Er sagte scherzend, aber auch etwas wütend, weil er nicht weiterwusste: "Na, ihr versteckt euch in den Fässern und lasst euch rausspülen, ist doch klar!"

Er wusste, dass die Zwerge niemals in die Fässer klettern würden, geschweige denn darein passen würden. "Ich wusste doch, Bilbo lässt uns nicht im Stich!" rief Kili, rannte zu einem Fass und versuchte prompt, reinzuklettern. "Na ja, es gab schon bessere Ideen, aber was solls!" sagte auch Thorin und zu Bilbos Überraschung machten sich alle Zwerge daran, in ein Fass zu klettern.

"Was? Aber ihr seid doch verrückt! So was hirnverbranntes!" sagte Bilbo, aber niemand hörte ihm zu. Also beschloss er, ihnen zu helfen. Als alle Zwerge verpackt waren, kamen Elben die Treppe runter. Schnell steckte Bilbo den Ring wieder auf und verschwand. Die Elben machten sich daran, die Fässer ins Wasser zu schmeißen. "Los, los!" schrie der Anführer, um sie zu motivieren. "Stellt euch vor, in jedem siebten Fass ist ein Zwerg!" Bilbo sprang auch ins Wasser und schwamm den Fässer hinterher, das heißt, schwimmen wäre übertrieben, er wurde mit der Strömung mitgerissen. Die Fässer wurden hin und her geschleudert, und er hörte die Zwerge stöhnen. Innerlich lachte er schadenfreudig, aber laut sagte er: "Haltet durch! Nicht mehr lange!" Obwohl er gar nicht wusste, wo die Reise hin ging.

Die Flößer, die die Fässer begleiteten, legten am Ufer an, aber Bilbo konnte die Zwerge noch nicht befreien, denn die Elben lagerten nicht weit vom Ufer. Sie machten ein Lagerfeuer, und Bilbo, der ganz nass war, machte es sich davor gemütlich. Zu seinem Unglück aber hatte er sich erkältet und musste dauernd niesen. Da er befürchtete, entdeckt zu werden und sowieso Hunger hatte, machte er sich daran, Essen zu klauen.

Das war gar nicht so einfach, auch obwohl er unsichtbar war. Bald merkten die Elben, dass Brote, Pastete oder Wein fehlten. Bilbo floh in den kalten Wald, was seine Erkältung natürlich auch nicht besserte. Am nächsten Morgen hätte er beinahe die Abfahrt verpasst, doch er kam noch rechtzeitig, setzte sich auf ein Fass und weiter ging die Fahrt.