Auf zum Berg!

Abends erreichten sie das Ufer von Seestadt, und die Elben gingen erst mal, um zu essen und zu feiern. Bilbo fragte sich, ob sie eigentlich jemals etwas anderes machten und warum sie dann so hoch angesehen waren. Denn wenn essen und feiern Ansehen ergibt, dann müsste er der angesehenste Mann, oder besser, Hobbit, in ganz Mittelerde sein.

Ein lautes Stöhnen riss ihn aus seinen Träumen. "Ach ja, die Zwerge!" dachte Bilbo und machte sich eiligst daran, ein Fass aufzumachen. Daraus kroch, wie Bilbo an der Kleidung erkannte, Thorin.

Sein Zustand war überhaupt nicht gut, um die Wahrheit zu sagen sogar miserabel, und das ließ er sich auch anmerken. Er fluchte und schnauzte Bilbo an. Dieser war so etwas aber schon von Gandalf gewöhnt, um diesen mal wieder zu erwähnen, und ließ es sich nicht nehmen, zurückzuschnauzen:

"Jetzt reicht es aber! Dann befreit eure Freunde doch alleine! Ich hab auch besseres zu tun, so ist das nicht! Schließlich bin ich nur wegen euch hier, ich könnt jetzt in Bruchtal sitzen und Elrond erzählen, dass man für eine Pfeife exakt 8 Gramm alten Tobi braucht!"

Da sah Thorin ein, dass sie ohne Bilbo nicht weit kommen würden und gab nach. So befreiten sie der Reihe nach alle Zwerge, was sich als ziemlich schwierig erwies.

Manche wurden nicht gefunden, weil sie nicht auf Rufe antworteten. Also dauerte es eine Weile, bis auch die letzten entdeckt wurden. Und selbst dann konnten sie nichts tun außer rumliegen und stöhnen.

Doch Bilbo machte ihnen Feuer unterm Hintern, so dass sie bald aufbrachen zu Seestadt. Die unfähigen Wachen waren erstaunt, als plötzlich Zwerge vor ihnen standen und verlangten, zum Meister geführt zu werden. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, da sie ja unfähig waren, und in der Festhalle angekommen schrie Thorin gleich in die Runde: "Eine Runde Wein für alle! Freut euch, der König kehrt zurück!"

Der Meister war überrascht, aber freudig überrascht. "Ja! Wein für alle! Gute Idee! Kommt her, setzt euch und genießt unsere Gastfreundschaft"
So wurden alle Zwerge aufgenommen, in Häuser gesteckt, mit neuen Kleidern versorgt, und die ganze Stadt war die nächste Woche über fröhlich angetrunken und sang, denn Thorin gab ununterbrochen Wein aus.

Bilbo fand, das war ein schlauer Schachzug, denn so kamen die Menschen nicht auf die Idee, zu denken. Und auch seine Laune verbesserte sich, als sich nach drei Tagen seine Erkältung dank "Schnupfi- Wupfis- Genesungstrunk – und ihren Schnupfen können sie zuhause lassen!" etwas linderte. Als sich die Weinvorräte nach zwei Wochen langsam dem Ende neigten, dachte Thorin wieder an sein Vorhaben.

"Bilbo!" rief er, "wir müssen aufbrechen! Hicks!"

Und so blieb es dem armen Bilbo mal wieder überlassen, sich um alles zu kümmern. Obwohl es dieses Mal wohl wirklich das Beste war, denn er war der einzig Nüchterne.

Also nervte er den Meister und andere Verantwortliche, bis ihnen drei große Boote gewährt wurden. Die Ponys wurden auf Umwegen zur anderen Seite des Sees vorausgeschickt, denn wozu die Ponys mit vierzehn angetrunkenen Zwergen quälen? Bilbo hatte es so geplant, dass die Zwerge, wenn sie drüben ankommen, wieder nüchtern sind.

Und so war es auch, drei Tage später. Die Menschen aus Seestadt fuhren sofort zurück, denn keiner wollte bei ihnen bleiben. Nach überstandener Nacht machten sie sich auf den Weg zum Einsamen Berg.

Bald, nach einer unspektakulären Reise, erreichten sie die ersten Ausläufer und schickten Späher voraus. Die Gegend war nicht sehr erfreulich, und sie hatten überhaupt keine Lust mehr, irgendwas zu tun. Doch Bilbo wollte nicht umsonst all den Komfort seiner Höhle oder die Elronds Haus aufgegeben haben und ermutigte die Zwerge, weiterzusuchen. Sie verlagerten ihr Lager näher an den Berg und machten sich nun jeden Tag auf die Suche nach der Geheimtür.

Eines Tages, Bilbo war wieder mit Kili und Fili unterwegs und sie waren schon auf dem Rückweg, da sah er eine verdächtige Säule. „He, die Säule da sieht aus, als wär dahinter eine Tür!" rief er und tatsächlich: als er drumherum ging, war eine glatte Wand da, ohne Zweifel eine Geheimtür! Gleich am nächsten Tag brachen sie auf, um ihr Lager ein zweites Mal zu wechseln.

Bofur und Bombur blieben als Wache zurück. Da die Tür fast direkt über ihrem alten Lager war, konnten sie manchmal einen Zwerg runterlassen, um Neuigkeiten auszutauschen.

Nur Bombur wollte weder rauf, und demnach konnte er auch nicht runter. Er meinte, er wäre zu fett dafür. Bilbo dachte, dass er Recht hatte, aber er würde es ihm nie ins Gesicht sagen. Jetzt war es (mal wieder) seine langweilige Aufgabe, rauszufinden, wie man die Tür öffnet.

Während die anderen sich unten vergnügten, saß er vor der Tür und gab vor, nachzudenken. In Wirklichkeit aber schmiedete er finstere Pläne gegen Gandalf oder beobachtete Schnecken. Nach einiger Zeit wird das ziemlich interessant, welche verschiedenen Bahnen sie nehmen, und die schöne Spur die sie hinterlassen... Bilbo dachte, das wäre ein tolles Thema für den Discovery- Channel.

Plötzlich landete dort eine Krähe, schnappte sich die Schnecke und schlug sie gegen einen Stein. "Ey!" rief Bilbo. "Spinnst du? Meine Unterhaltung! Du hast mir meine Unterhaltung geraubt!" Er war schon drauf und dran, seine Gandalf- Rachepläne auf die Krähe zu projizieren, als ihm einfiel, was Elrond gesagt hatte.

Er rief schnell die andren Zwerge und alle kamen hinauf, außer Bombur, der schlief oder zumindest so tat. "Ist heut zufällig Durinstag? Natürlich ist heut Durinstag, sonst wär die Krähe nicht gekommen, hab ich Recht?" bequatschte Bilbo aufgeregt Thorin, der ihm gar nicht zuhörte sondern aufmerksam die Tür studierte, seinen Schlüssel bereit zum aufschließen. So stand er da, bis die Sonne unterging.

Er hatte sich gerade abgewendet und wollte Bilbo mal gehörig seine Meinung sagen, als dieser aufschrie. „Sieh nur!" Der letzte Sonnenstrahl beschien die Tür und ein Schlüsselloch zeichnete sich ab. Thorin steckte den Schlüssel rein und drehte ihn, gerade noch rechtzeitig. Und schwups, öffnete sich eine Tür.