Smaugs Tod und andere unwichtige Dinge
Erst nach ein par Tagen wagten sie es, sich wieder zu bewegen. Von Smaug kam kein einziges Geräusch, aber es hätte ja auch sein können, dass er sich leise und unauffällig in seine Höhle zurück geschlichen hatte.
Sie versuchten, die Tür zu öffnen, aber selbst mit geballter Zwergenpower klappte das nicht. Und da die Nahrungsmittel ja auch leider draußen geblieben waren, meinte Bilbo, sie könnten eben so gut gucken gehen, ob Smaug wieder da ist. Sein Magenknurren würde sie eh verraten.
Also machten die Kumpanen sich auf, Bilbo durfte gütigerweise vorgehen. Aber zu seinem Glück war Smaug nicht da. Er ging in die Höhle und ließ die Zwerge noch ein bisschen im Ungewissen, bevor er sie rufen wollte.
Doch gerade da stolperte er über einen Juwelen, den er so schön fand, dass er ihn gleich einsteckte. Dann rief er die Zwerge, die natürlich sofort kamen und sich erst einmal ohne ein Wort des Dankes sofort auf den Schatz stürzten. Nach einiger Zeit fand Bilbo es dann aber doch langweilig und fing an, sich Gedanken über den Ausgang zu machen. Er drehte auf der Suche nach ihm jeden Stein um, bis ihm mal der Gedanke kam, dass die Zwerge sich hier doch auskennen müssten.
Er fragte Thorin, wo denn die Tür sei. „Unwichtig, Meisterdieb, unwichtig! Wo ist er, wo ist mein Schatzz? Habt ihr ihn gesehen? Es ist ein riesiger Juwel, genau so einer, wie ihr ihn vorhin eingesteckt habt! Ach, wenn ich ihn nur finden könnte!"
„Hm, nein, tut mir leid, nicht gesehen..." meinte Bilbo beklommen und schlich sich rückwärts weg. „Keine Ahnung, wovon ihr sprecht." brabbelte er noch, obwohl Thorin ihn gar nicht mehr hören konnte, als er plötzlich einen Luftzug verspürte. Und tatsächlich, da war die Tür!
Jetzt hatte er nur noch eins zu tun, und zwar losrennen bis er Tageslicht sah. Das einzige Problem nur war dasselbe wie vorhin: er war auf die Zwerge angewiesen um den Weg zu finden. Also trommelte er alle zusammen und meinte, sie sollten sich lieber beeilen, Smaug könne jederzeit wiederkommen und überhaupt sei es sehr gefährlich hier.
Mit seiner Überredungskunst und weil die Zwerge ihn sowieso bewunderten, schaffte er es auch, sie nach draußen zu bewegen. Zwar war es in langer, gefahrvoller Gang, in dem Bilbo nicht nur von Selbstzweifeln befallen wurde, sondern auch wieder öfter an Gandalf denken musste, aber letztendlich sah er doch sein geliebtes Tageslicht wieder.
„So, gut, auf nach Hause!" rief Bilbo, doch seine Hoffnungen wurden sofort wieder zerstört.
„Nach Hause? Woaaaahhhh, wir haben noch gar nicht unseren Schatz gerettet! Und mein kostbarer Juwel ist auch noch darin! Wir gehen auf gar keinen Fall nach Hause, ihr überschätzter Meisterdieb!"
„Na dann nicht. Um ehrlich zu sein hab ich auch gar nicht wirklich damit gerechnet." resignierte Bilbo. „Erst mal sollten wir außer Sichtweite, oder was meint ihr?"
Damit war selbst Thorin einverstanden und sie machten sich auf den Weg, weg vom Berg. In einiger Entfernung standen auch tatsächlich noch Überreste von etwas, das so aussah, als wäre es mal eine Wachstätte gewesen. Sie versteckten sich dahinter und machten eine Rast, in der Bilbo so tat, als würde er nachdenken, was er ja wirklich tat, nur nicht über den Fortgang der Reise. Er hatte da so eine Idee, er könnte ja, wenn er es schaffen würde, noch mal zurück zum Berg und den Drachen auf Gandalf hetzen. Dann würde es zu einem Kampf kommen, und egal wie er ausgeht, Bilbo wäre einen von beiden auf jeden Fall los.
Während Bilbo also in seinen Tagträumen verstrickt war und die Zwerge sich ausruhten, war in Seestadt die Hölle los. Denn Smaug hat sich die Stadt vorgenommen, da er gedacht hatte, dass Bilbo von dort herkam. Die Bewohner der Stadt ahnten nichts von ihrem Unheil und feierten ausgelassen. Doch Bard sah schon den Gipfel des Berges aufleuchten, und da er recht ängstlicher Natur war, sorgte er dafür, dass die Brücke abgerissen wurde, die seinen Vermutungen nach der beste Startplatz für einen Drachenangriff war.
Und tatsächlich wollte der Drache dort landen. Doch er schaffte es dank Bard nicht, und hatte mit mehr Widerstand zu kämpfen als ihm lieb war. Am meisten aktiv war Bard.
Doch als dieser gerade aufgeben wollte, kam ein Rabe geflogen und flüsterte ihm zu, dass Smaug am Bauch eine wunde Stelle hatte. Das nutze Bard sofort aus und verschoss seinen letzten Pfeil darauf. Zum Glück traf er auch und so wurde der mächtige Smaug besiegt und fiel ihn den See.
Die Seemenschen waren überglücklich und machten Bard zu ihrem König.
Doch das alles wussten Bilbo und die Zwerge nicht. Bilbo döste schon langsam ein und auch die meisten Zwerge schliefen, mit Ausnahme von Thorin natürlich, der aufgebracht hin und her lief. Plötzlich kam die Drossel wieder und landete vor Bilbo, welcher davon endgültig wieder ins Reich der Wachen geholt wurde.
Als er sich orientiert hat (erst dachte er, er wäre zuhause und ihm träumte, sein Neffe habe ihm Pay-TV geschenkt), hörte er Thorins Stimme vor sich hin murmeln.
Er hörte genauer hin und verstand Worte, wenn doch keinen Sinn: „Ach ja, der Carc, der liebe, wär er nur hier...würd mir weiterhelfen...nie einen so treuen Raben erlebt, der meine Sprache spricht..."
Bilbo beschloss, das Gebrabbel einfach zu ignorieren, und anscheinend war das auch der Plan der Drossel, denn sie flog weg. Gerade als Bilbo wieder soweit war, einzuschlafen, kam sie jedoch wieder, zusammen mit einem anderem, schwarzen Vogel. „Mein lieber Scholli, hört das hier denn nie auf? Jetzt bringt sie schon ihre Freunde mit, so geht das aber nicht! Kscht!" Er wollte sie wegscheuchen, doch Thorin hielt inne. „Carc, bist du es?"
Für Bilbo schien es so, als richte er das Wort an den neuen Vogel, aber das konnte ja nicht sein. Doch dann geschah etwas noch seltsameres, was ihn an seinem Verstand zweifeln ließ. Der Vogel antwortete!
„Nein, ich bin Roäc, Carcs Sohn, doch mein verstorbener Vater ist leider schon tot. Und auch ich bin schon sehr alt... Ich will dir nur eine Botschaft überbringen: Der Elbenkönig aus dem Düsterwald sowie die Menschen von Seestadt sammeln sich, da der Drache tot ist, um ihm seines Schatzes zu berauben, den er ihnen ja eigentlich geklaut hat. Wie auch immer, sie sind schon fast auf dem Wege. Machts gut!"
„Wartet! Ich möchte euch danken für eure Dienste...aber was muss ich tun, um weiterhin auf eine Nachrichtenzufuhr hoffen zu können?" Bilbo guckte Thorin an. So schleimig redete er noch nicht einmal mit ihm, dem Meisterdieb höchstpersönlich, wenn er mal wieder irgendetwas wollte.
„Also, damit habe ich schon gerechnet, und ich bin bereit, für euch den Spitzler zu spielen. Ich werde euch finden." Und damit erhob er sich in die Lüfte. Bilbo starrte ihm mit offenem Mund nach. So hilfsbereit, so freundlich, ohne Gegenleistung? Wenn Thorin damit mal nur nicht auf die Nase fiel.
Doch Bilbo sollte es egal sein. Er wollte nur nach Hause und vielleicht noch einmal mit dem alten Gandi eine reinwürgen. Doch Thorin hatte, wie sollte es anders sein, schon wieder einen neuen Plan.
„Zwergentruppe aufi! Wir müssen zum Berg zurück und unseren Schatz beschützen! Übrigens ist der Drache tot, und ich bin sicher, dass es mein Verdienst war, auch wenn ich mich nicht mehr daran erinnern kann! Los los!"
Und damit machten sich die mürrischen Zwerge und ein noch mürrischerer Bilbo auf den Weg in die Richtung, aus der sie gerade erst gekommen waren.
