15. Drachen
Langsam aber sicher gewöhnte sie sich an ihre Rolle als Hogwarts-Champion. Woran sie sich allerdings nicht gewöhnte, waren Rita Kimmkorns Artikel. Die Hexe hatte eine sehr freie Interpretation ihres Interviews abgedruckt und außerdem noch andere Schüler über sie ausgefragt. Und nun galt sie nicht nur als traumatisierte Musterschülerin, die sich als Kummer über den Verlust ihrer Eltern täglich in den Schlaf weinte, sondern war angeblich auch noch mit Ron zusammen. Leider nahmen ihre Mitschüler den Artikel viel zu ernst.
„Du und Weasley also, Potter? Wann ist denn das passiert?", erkundigte sich Draco in Zaubertränke geringschätzig.
„Gar nicht. Ich bin nicht mit Ron zusammen", erwiderte Harriet nur, „Ich weiß nicht, wo Kimmkorn das her hat."
„Dann besteht ja immer noch Hoffnung, dass du dir jemanden mit ein bisschen mehr Niveau suchst", meinte der Slytherin und tat dann schnell so als hätte ihn Blaise etwas gefragt. „Niveau? Na warte, Malfoy! Dir werd ich…", begann Ron wütend, aber Harriet hielt ihn zurück. „Gib nichts auf ihn Ron. Dieses Jahr ist er endgültig in das Land der Marsmenschen umgezogen."
„Es gibt Menschen auf den Mars?"
„Seufz."
Um endlich in Ruhe gelassen zu werden nahm Harriet am nächsten Wochenende im November ihren Unsichtbarkeitsumhang nach Hogsmeade mit. Bei dieser Gelegenheit wurde ihr Moody noch ein ganzes Stück unheimlicher, als sie feststellen musste, dass er mit seinem falschen Auge durch ihren Umhang hindurch sehen konnte.
Außerdem bestand Hagrid, der durch Moody auf den Umhang aufmerksam geworden war, darauf, das Harriet um Mitternacht mit dem Umhang zu seiner Hütte kommen sollte. Das passte dem Mädchen allerdings gar nicht, weil sie dadurch Gefahr lief Sirius zu verpassen. Da Hagrid sie aber niemals um so etwas bitten würde, wenn es nicht wichtig wäre, musste sie wohl oder übel trotzdem auftauchen.
Sie klopfte pünktlich an die Türe von Hagrids Hütte. „Also, was gibt's?"
„Will dir nur was zeigen", meinte Hagrid nervös, „Versteck dich unter deinen Umhang und komm mit. Fang bleibt besser hier…"
Perplex aber auch neugierig geworden folgte Harriet Hagrid in die dunkle Nacht hinein. Ihr erster Weg führte sie zur Kutsche der Beauxbatons, wo Hagrid Madame Maxime auflas und mitnahm. Hat er mich etwa zu einem Rendezvous mitgeschleppt! Dieser Gedanke ergab aber selbst für Hagrids Verhältnisse nicht viel Sinn.
Harriet folgte dem Wildhüter und der Französin durch die Nacht, und zwang sich nicht an die fortschreitende Zeit zu denken. Wenn sie Sirius um Eins verpassen würde…dann würde er sich vielleicht zu einer Dummheit hinreißen lassen…Harriet wollte lieber nicht daran denken, was dann passieren könnte.
Inzwischen waren sie irgendwo im Verbotenen Wald angekommen. Plötzlich ertönte ein ohrenbetäubendes Brüllen, und dann sahen sie es…Drachen! Echte lebendige Drachen! Irre! Harriet hatte erst ein einziges Mal in ihren Leben einen Drachen gesehen und das war Norbert, der norwegische Stachelrücken, gewesen, den Hagrid hatte aufziehen wollen, und der war noch ein Baby gewesen.
Diesmal handelte es sich um vier ausgewachsene Drachen, alle mindestens 12 m groß. Mindestens 30 Zauberer versuchten sie zu bändigen.
„Blieb ja stehen, Hagrid! Sie können im Umkreis von sieben Metern Feuer speien! Und ich habe gesehen, wie dieser Hornschwanz doppelt so viele geschafft hat!", rief ein Zauberer. „Sind sie nicht schön?", flüsterte Hagrid leise. Harriet war ganz und gar nicht dieser Meinung.
So süß Norbert auch gewesen war, diese Dinger hier waren Ungeheuer. Und sie waren vermutlich aus einem bestimmten Grund hier. Und ich fürchte schwer, dass dieser Grund irgendetwas mit dem Tri-Magischen Turnier zu tun hat!
Der Zauberer, der Hagrid gewarnt hatte, wandte sich jetzt zu ihnen um. Harriet hätte sich fast verraten und „Hallo!" gerufen, als sie Charlie Weasley erkannte. „Wie geht's Hagrid?", keuchte er, „Jetzt müssen sie sich langsam beruhigen – wir hatten ihnen für den Weg hierher ein Schlafelixier verpasst, aber na ja, es hat nicht so gewirkt wie wir gehofft hatten…"
„Welche Art ist das denn hier, Charlie?", erkundigte sich Hagrid. „Das ist ein Ungarischer Hornschwanz. Dort drüben ist ein Gemeiner Walisischer Grünling, der kleine da – dieser blaugraue – ist ein Schwedischer Kurzschnäuzler und der rote ist ein Chinesischer Feuerball." Ich kann sie alle nicht besonders leiden. Charlie maß Madame Maxime kritisch. Offenbar war er nicht begeistert, dass Hagrid sie mitgebracht hatte.
„Vier…also einen für jeden Champion? Was müssen sie tun- gegen sie kämpfen?", fragte Hagrid weiter. Bitte nicht! „Nur an ihnen vorbeikommen, glaube ich", erwiderte Charlie, „Wir sind dabei falls es ernst werden sollte, und halten die Feuerlöschzauber ständig bereit. Sie wollten brütende Weibchen, ich weiß nicht warum… aber ich sag dir, wer es mit dem Hornschwanz zu tun kriegt, der ist nicht zu beneiden. Bösartiges Vieh. Sein Hinterteil ist genauso gefährlich wie seine Schnauze."
Ich will kein Champion mehr sein. Nein, wirklich nicht. Der Hornschwanz trug seinen Namen nicht einfach so. Hagrid starrte sehnsüchtig auf die Dracheneier. „Ich hab sie zählen lassen", meinte Charlie streng, der als einer von wenigen von Hagrids Drachenabenteuer wusste, „Wie geht's eigentlich Harry?" Sie überlegt gerade welche Erbkrankheiten sie wohl vortäuschen könnte um vom Wettbewerb entbunden zu werden.
„Gut", erklärte Hagrid abwesend. „Ich hoffe nur, es geht ihr auch noch gut, wenn sie sich mit dieser Meute herumgeschlagen hat", seufzte Charlie.
An diesem Punkt reichte es Harriet. Sie wollte Sirius nicht verpassen, also macht sie sich leise und schnell davon- und stieß mit Karkaroff zusammen. Der war offenbar damit beschäftigt herumzuschnüffeln. Nun wenigstens ist es gerecht, wenn alle schummeln. Das heißt, sobald ich Cedric von dem Drachen erzählt habe, ist es wieder gerecht.
Sirius Kopf saß im Kamin im Gemeinschaftsraum. Er hatte sich die Haare geschnitten und gewaschen, sein Gesicht war voller und er sah auch wieder eher wie der eigentlich noch junge Mann, der er war aus.
„Sirius! Du siehst toll aus! Wie geht es dir!" Hups, ich sollte lieber leiser sein, sonst werden wir noch erwischt. „Wie es mir geht ist nicht wichtig, Harry, wie geht's dir?", sagte Sirius ernst.
„Oh ganz gut, wenn man davon absieht, dass ich gegen einen riesigen Drachen kämpfen muss, und die halbe Schule mich hasst, weil sie denkt, ich hätte meinen Namen in den Feuerkelch geschummelt, und der Tagesprophet Lügen über mich verbreitet. Und nebenbei muss ich auch noch gegen den Jungen, den ich mag, antreten, und ich weiß nicht, ob er mich überhaupt mag. Oh, und ich will nicht sterben. Aber danke der Nachfrage", erklärte Harriet unbeschwert.
„Mit Drachen werden wir schon fertig, Harry, aber dazu gleich- ich hab nicht viel Zeit, ich bin in ein Zaubererhaus eingebrochen um den Kamin zu benutzen, aber die Besitzer können jeden Augenblick zurück kommen. Ich muss dich vor jemanden warnen."
„Und vor wem?" „Karkaroff. Er war einmal ein Todesesser. Du weißt, was ein Todesesser ist, oder?" „Ja, Voldemorts Anhänger. Ich bin nicht blöd, Sirius. Und?"
„Er wurde gefasst und war mit mir in Askaban, aber sie haben ihn freigelassen. Es war Moody, der Karkaroff damals gefasst hat. Ich denke mal, er wird ein Auge auf ihn haben." „Stop, warte mal! Er wurde freigelassen! Warum?"
Sirius Züge zeigten Bitterkeit. „Er hat mit dem Ministerium einen Deal gemacht. Er sagte, er hätte seinen Irrtum eingesehen und nannte Namen…hat viele alte Kollegen von ihm nach Askaban gebracht. Nimm dich vor ihm in Acht." „Meinst du, er hat meinen Namen in den Kelch geworfen?" Eigentlich hatte der Mann damals genauso empört und überrascht gewirkt wie Madame Maxime. Sirius seufzte. „Sagen wir er ist der Hauptverdächtige."
Dann begann ihr ihr Pate von merkwürdigen Gerüchten zu erzählen und kam auf das Verschwinden von der Mininsteriumhexe Bertha Jorkins zu sprechen. Er sprach es nicht aus, aber Harriet wusste worauf er hinauswollte: Voldemort war zurück.
„Sirius, können wir vielleicht auf den Drachen zurückkommen? Wenn nicht muss sich Lord V. nämlich gar nicht mehr selbst anstrengen…", wandte sie schließlich ein. „Ja, genau, also der Drache-"
In diesem Moment kam jemand die Treppe hinunter. Sirius Kopf verschwand mit einem „Popp" aus dem Kamin. Neville kam verschlafen die Treppe hinunter. „Harry? Was is den lo? Hast du schon wieder wa' angestellt?", murmelte er. „Nein, Neville. Hab ich nicht. Geh wieder schlafen!" Jetzt weiß ich erst nicht, was ich mit dem Drachen machen soll.
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Cedric
Reden wir also über Harriet Potter.
Oder vielleicht doch besser nicht. Versteht mich nicht falsch. Ich mag Harriet. Sehr sogar. Vermutlich zu sehr. Wie könnte man sie denn nicht mögen? Sie ist süß, tapfer, witzig, intelligent, reif,… hab ich süß schon erwähnt? Sie ist so natürlich. Ganz anders als die anderen Mädchen, die mir hinterher schwänzeln, wie zum Beispiel Cho Chang. Harriet tut nie so, als wäre sie jemand, der sie nicht ist. Sie ist einfach nur sie selbst. Und das reicht für sie. Und ja, für mich auch.
Ich gebe zu, dass ich die Dinge vielleicht habe schleifen lassen. Hab mich zu sehr daran gewöhnt der Hahn im Korb zu sein. Aber bisher war ja kaum Konkurrenz vorhanden. Aber Malfoy macht mir in letzter Zeit Sorgen. Er legt sich wirklich ins Zeug. Und was tue ich? Nichts, genau.
Nun, es ist nicht leicht für mich. Harry ist um einiges jünger. Sie ist erst Vierklässlerin und ich bin Siebtklässler. Uns trennen Welten. Und dann kommt auch nicht die ganze Champion Sache hinzu. Quidditch ist eine Sache, aber das hier…das sollte sie nun einmal nicht machen, und auch wenn ich ihr glaube, dass sie ihren Namen nicht in den Feuerkelch geworfen hat, jetzt sind wir wirkliche Konkurrenten und das fühlt sich irgendwie merkwürdig an.
Harriet hat so eine Art natürliche Zerbrechlichkeit an sich. Sie bringt mich immer dazu, sie beschützen zu wollen. Aber das kann ich diesmal nicht. Ich kann ja vielleicht nicht einmal auf mich selbst aufpassen.
Früher dachte ich eine Zeit lang Harriet hätte was mit dem Weasley-Jungen in ihrem Jahrgang laufen, aber der scheint ja doch mehr für Granger über zu haben und für Fleur. Dann war da noch die Sache mit Oliver Wood, der Harry letztes Jahr als sie den Quidditch-Pokal gewonnen haben, geküsst hat. Aber Harriet meint, sie seien nur Freunde. Tatsächlich war es aber dieser Kuss, der zum ersten Mal dazu geführt, hat, dass ich richtig eifersüchtig geworden bin. Ich hab also beschlossen, dass ich dieses Jahr handeln werde.
Leider war unser Hogsmeade-Ausflug ein einziges Desaster. Schuld bin ja ich selbst. Hab's in meiner Aufregung versaut. Dabei sollte doch ich der coole entspannte Junge sein, den die anderen bewundern. Und dann ist die ganze Sache mit dem Tri-Magischen Turnier passiert/dazwischen gekommen. Ich will einfach nicht gegen Harriet Potter antreten. Das kommt mir so falsch vor. Aber mir bleibt wohl keine Wahl.
Ich habe es jedoch geschafft mich zu einer Entscheidung durchzuringen: Ich werde nicht mehr länger warten. Sonst laufe ich Gefahr, dass Harry eines Tages doch noch klar wird, dass Malfoy versteckte Qualitäten (sehr gut versteckte, wenn überhaupt) besitzt. Und das wollen wir ja nicht, oder?
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