16. Die erste Aufgabe
Am nächsten Morgen berichtete Harriet Hermine und Ron von ihrem Gespräch mit Sirius und den Drachen. Letzterer schien vor allem Hermine mehr Kopfzerbrechen zu machen als die dunkle Vergangenheit von Karkaroff. Sie durchsuchten die Bibliothek nach einer Lösung, fanden aber keine. Es war ermüdend. Harriet wollte am Liebsten gar nicht an den Drachen denken.
Das nächste Mal als ihr Cedric zufällig über den Weg lief, nahm sie ihn zur Seite. „Cedric, hör mal- frag mich jetzt nicht woher ich das weiß, aber unsere erste Aufgabe besteht darin an einem Drachen vorbeizukommen", erklärte sie den gutaussehenden Jungen.
Cedric runzelte die Stirn. „Was? Woher weißt du das denn!" Harriet seufzte tief. „Hab ich nicht gesagt, dass du mich das nicht fragen sollst? Ich weiß es nun einmal, und Karkaroff und Madame Maxime wissen es auch, also ist es nur fair, wenn ich es dir sage", erläuterte sie, „Und was sagst du jetzt?" „Ähm, danke?" „Genau. Bis…äh…bald. Und viel Glück."
Da sich Harriet an Professor Lupins Rat erinnerte, beschloss sie schwere Geschütze aufzufahren und ganz einfach zu schummeln. Also suchte sie Professor Snape in seinem Büro auf. Immerhin war Snape einer der talentiertesten Zauberer an der ganzen Schule und schon seit Jahren scharf auf den Job als Verteidigungslehrer. Wenn jemand wusste wie man an den Drachen vorbei kam, dann er. Und zu Moody würde sie sicherlich nicht gehen.
Sie klopfte unsicher und betrat das Büro des Zaubertränkelehrers. Ich hoffe er hat die ganze Sache mit Sirius inzwischen verwunden. „Ja?" Snape sah sie misstrauisch an. „Potter? Was willst du?"
Harriet räusperte sich. „Ähm, also gleich vorn weg: ich weiß, dass Sie noch immer sauer auf mich sind, wegen der ganzen Sache mit Sirius letztes Jahr. Aber er ist unschuldig. Und Sie wollen doch sicher auch nicht, dass ein unschuldiger Mann den Kuss des Dementoren erhält, oder? Ich meine, das wäre einfach nicht richtig, oder? Sie sollten also froh sein, dass ich…getan habe, was ich getan habe. So kam niemand zu dauerhaften Schaden."
Snape sah sie stumm an. „Tja, äh, wissen Sie noch vor zwei Jahren? Da haben Sie mir nach der ganzen Sache mit den Basilisken und Tom Riddle gesagt, dass ich das nächste Mal zu Ihnen kommen soll, wenn ich Hilfe brauche. Und es ist jetzt soweit. Ich brauche Hilfe. Sie sind mein…äh….derzeitiger Lieblingslehrer und haben einiges drauf, also dachte ich mir…Sie könnten mir vielleicht sagen wie ich unbeschadet an einem Drachen vorbei kommen kann", schloss Harriet ihre lange Ansprache und sah Snape extra unschuldig an.
Der Zaubertränkemeister war immer noch stumm. Harriet seufzte. „War ja auch nur ein Gedanke", meinte sie und drehte sich schnell um um verschwinden zu können. „Ich kann dir das nicht sagen, Potter", ertönte Snapes Stimme hinter ihr, „Nebenbei solltest du gar nichts von dem Drachen wissen."
Harriet drehte sich zu ihm um. „Normalerweise wäre ich ganz Ihrer Meinung. Ich bin auch für ehrliche Zustände, aber Karkaroff sagt Krum garantiert, was er machen soll, und Maxime Fleur vielleicht auch. Und außerdem bin ich viel jünger als die anderen. Ich bin benachteiligt. Und ich wollte nicht einmal teilnehmen", argumentierte sie.
Snape leckte sich nervös die Lippen. „Ich kann das nicht tun, Potter. Tut mir leid. Wirklich." Harriet fühlte Enttäuschung in sich aufsteigen. „Allerdings", fuhr Snape fort, „Wenn ich dir allgemein einen Rat gegen müsste, dann würde ich dir sagen, dass du auf deine Stärken setzen solltest und lieber einfach und sicher als kompliziert fahren solltest, damit du bekommst was du möchtest."
Jetzt war Harriet vollkommen verwirrt. „Ähm, okay", meinte sie langsam und stolperte dann aus Snapes Büro.
War das irgendeine versteckte Nachricht, oder will er mir durch die Blume sagen, dass ich mir schnell was brechen soll um nicht antreten zu müssen?
Harriet zerbrach sich die folgenden Stunden über den Kopf. Vermutlich war es irgendein Code. Ich bin einfach zu blö- Moment, es handelt sich um brütende Weibchen und ich soll einfach vorgehen um zu bekommen, was ich will und meine Stärken nutzen, also fliegen. Ich brauche den Aufrufzauber!
Den Rest des Tages verbrachte sie damit mit Hermine den Zauber zu üben, bis sie ihn endlich mehr oder minder gut beherrschte. Am nächsten Tag würde es klappen müssen, ansonsten….hätte Charlie eine Chance seine Feuerlöscher zu testen.
Zum Glück hatte Harriet so viel und lange geübt, dass wie ein Stein ins Bett fiel und sofort einschlief. Am nächsten Morgen erwachte sie mit dem Gefühl von eiskalter Panik in der Magengegend. Parvati baute sich vor ihrem Bett auf.
„Aufstehen, Harry! Heute ist dein großer Tag!" Harriet richtet sich auf und starrte ihre Freundin an. „Oh, Harry!" Parvati nahm sie beruhigend in die Arme. Nach einigen Minuten meinte Harriet überzeugt: „Ich bin jetzt bereit mich diesem Tag zu stellen."
Zum Anziehen brauchte sie ganze fünfzehn Minuten. Zum Frühstück ging sie im Tempo eines Zombies. Sie schmierte sich einen Toast, sah ihn lange nachdenklich an und aß ihn dann erst nicht. Die Glückwünsche oder in Pansys Fall Verwünschungen nahm sie gar nicht so richtig zur Kenntnis.
Wie in Zeitlupe schien alles um sie herum zu passieren. Hermine und Lavender mussten sie praktisch zum Unterricht führen, weil sie alleine nicht in der Lage gewesen wäre einen Fuß vor den anderen zu setzten.
Dann war Mittag. Harriet starrte fasziniert auf ihr Essen. Ron fragte sie irgendetwas, aber sie hörte ihn nicht, sie sah nur wie sich sein Mund bewegte. Der ganze Tag wurde immer unwirklicher.
„Ähm, Potter? Ich wollte dir noch viel Glück wünschen." Harriet sah zu dem Sprecher auf. „Danke…Draco", formulierte sie langsam ihre Antwort, „Das ist sehr…nett….von dir." Der blonde Junge errötete leicht.
Plötzlich stand McGonagall neben ihm. „Potter, die Champions müssen jetzt hinaus aufs Gelände. Sie müssen sich für die erste Aufgabe bereit machen." Der eisige Klumpen war wieder da. „Ja…" Hermine flüsterte ihr schnell einen Glückwunsch zu. Harriet trottete wie hypnotisiert hinter McGonagall her aus der Großen Halle hinaus.
„Alles in Ordnung? Sie dürfen jetzt nur nicht die Nerven verlieren. Es wird schon alles glatt gehen. Es geht Ihnen doch gut?", redete McGonagall auf sie ein. „Mir geht es Bestens. Was gibt's heute zum Abendessen?" Die Lehrerin warf ihr einen besorgten Blick zu, sagte aber nichts mehr. Sie führte sie in Richtung Drachengehege, doch ein Zelt versperrte die Sicht auf die Tiere.
„Dort müssen alle Champions rein und warten bis sie dran sind. Mr. Bagman erwartet Sie…er wird das…Verfahren erklären…viel Glück", murmelte McGonagall mit zittriger Stimme. „Guten Appetit", erwiderte Harriet nur abwesend, „Ich meine, danke." Dann trottete sie in Richtung Zelt.
Im Zelt warteten die anderen. Fleur sah bleich und erschüttert aus. Viktor Krum wirkte noch ungehaltener als sonst. Cedric schritt im Zelt auf und ab. Als er Harriet sah lächelte er ihr kurz aufmunternd zu. Harriet versuchte das Lächeln zu erwidern, allerdings ohne allzu großen Erfolg. Bagman begrüßte sie überschwänglich. Er erklärte ihnen sie müssten aus einen Beutel das ziehen mit dem sie es zu tun bekommen würden und sie müssten das Goldene Ei holen. Bagman hielt ihr als erstes den Sack unter die Nase. „Als Jüngste darfst du beginnen", meinte er.
Harriet griff in den Sack und holte das Modell eines Drachens hinaus – es war ausgerechnet der Ungarische Hornschwanz. Oh, nein! Warum musste es der sein! Er trug die Nummer 4 um den Hals. Fleur zog als nächste. Sie erwischte den Walisischen Grünling mit der Nummer 2. Krum den roten Chinesischen Feuerball mit der Nummer 3. Das ließ den Schwedischen Kurzschnäuzler für den armen Cedric, der als erster dran kommen musste.
„Mr. Diggory, Sie sind als Erster dran, wenn Sie ein Pfeife hören, gehen Sie einfach ins Gehege, verstanden? Ach…Harriet…könnte ich mich kurz mit dir unterhalten? Draußen?", erklärte Bagman. „Gleich." Harriet nutzte die Gelegenheit um Cedric schnell zu umarmen und „Viel Glück" zu zuraunen bevor sie Bagman nach draußen folgte.
Dort begann er sie auszufragen. „Fühlst du dich wohl? Kann ich dir irgendetwas besorgen? Brauchst du…brauchst du Hilfe?" „Ich…äh…komme zurecht." „Wenn du einen Rat willst….keiner würde etwas erfahren…" Harriet runzelte missbilligend Stirn. Es war etwas anderes, wenn die Lehrer ihren Schülern helfen wollten, aber Bagman war einer der Junioren, er sollte eigentlich unparteiisch sein. „Nein, ich weiß schon was ich mache. Danke."
Plötzlich erklang ein Pfiff. Bagman hetzte davon. Harriet kehrte zurück ins Zelt und sah wie Cedric aus dem Zelt kam. Er war ziemlich grün im Gesicht. Harriet ging zu Fleur und Viktor. Sie setzte sich in eine Ecke und zwang sich nicht hinzusehen oder hinzuhören. Sie könnte es nicht ertragen sich auch noch Sorgen um Cedric zu machen. Nach endlos anmutender Zeit hatte Cedric es geschafft und Fleur war an der Reihe.
Fleur war schneller fertig als Cedric, aber auch sie schien ewig zu brauchen. Harriet überlegte Krum in ein Gespräch zu verwickeln, aber er sah nicht so aus als hätte er Interesse daran. Dann war er selbst dran.
Langsam kehrte die Panik zurück. Harriet zwang sich tief ein und aus zu atmen. Plötzlich ertönte ein grauenhafter Schrei. Vor Harriets Auge erschien die Vision von einem toten Viktor Krum im Maul des roten Feuerballs. Doch da ertönte Mr. Bagmans Stimme: „Er hat ganz schön Nerven muss man sagen – und- ja, er hat das Ei!" Tosender Beifall ertönte.
Harriet ging zum Zeltrand. Ihre Beine fühlten sie wie Gummi an. Harriet Potter, reiß dich zusammen. Du hast einen Basilisken mit einem Schwert getötet und tausende von Dementoren mit einem Patronus verjagt. Dagegen kann das hier nur ein reines Kinderspiel sein! Der Pfiff ertönte. Harriet ging los.
Sie sah die Tribüne mit den Zusehern. Das Honrschwanz-Weibchen am Ende der Koppel. Der Drache starrte sie an. Pure Bosheit loderte in seinem Blick. Warum konnte es nicht der Feuerball sein? Oder der kleine Grüne? Zu spät um sich zu beschweren. Harriet hob ihren Zauberstab. „Accio…" Ja, was eigentlich? „Accio Feuerblitz!"
Der Feuerblitz zischte durch den Wald direkt in ihre ausgestreckte Hand. Harriet stieg auf und flog los. Sie flog auf das Ungeheuer los und begann es zu ärgern. Das Tier war aber gar nicht so blöd und schien nicht daran zu denken von seinen Eiern wegzugehen.
Schließlich bäumte sich der Drache doch noch auf und, spannte seine Flügel und stürzte sich auf Harriet. Sie wich aus, visierte das Nest an und schoss darauf zu. Sie packte das Goldene Ei, riss den Besen schon wieder herum und flog weg vom Nest und wie sie hoffte auch weg vom Hornschwanz. Erst nach einiger Zeit wurde ihr klar, dass es vorbei war und sie es geschafft hatte. McGonagall lobte sie und schickte sie zu Madame Pomfrey, um ihre Schulterverletzung, die Harriet erst jetzt auffielen, behandeln zu lassen.
Hermine und Ron kamen zu ihr gerannt und gratulierten ihr überschwänglich. Ron begann sofort damit loszuplappern. Harriet nahm an, dass das seine Art war mit dem Schock umzugehen, dass sie tatsächlich gegen einen Drachen hatte kämpfen müssen. Offenbar hatte Cedric einen Stein in einen Hund verwandelt um den Drachen abzulenken, war aber nicht ganz glatt gegangen war. Fleur schien den Drachen eingeschläfert zu haben, hatte aber auch Probleme gehabt und Krum hatte offenbar in einen Wahnsinnsanfall beschlossen zu sterben und den Drachen direkt einen Fluch ins Auge geschossen, woraufhin der in Panik geraten war und die Hälfte der Eier zerquetscht hatte.
Was die Punkte anbetraf so bekam Harriet vom Madame Maxime 8 (bei 10 Höchstpunktezahl), Mr. Crouch und Dumbledore jeweils 9, Bagman 10 und Karkaroff 4 Punkte.
„Du bist auf den ersten Platz, zusammen mit Krum, Harry", verkündete Charlie Weasley strahlend, „Hast du toll gemacht. Übrigens will dich Bagman in Champion-Zelt sprechen!"
Im Zelt waren alle Champions versammelt. Cedrics Gesicht war mit einer organgen Paste bestrichen, aber ansonsten schien ihm nichts zu fehlen. Cedric grinste sie stolz an. „Hast du toll gemacht, Harry!" „Du aber auch, Ced."
„Ihr habt's alle toll gemacht", meinte Bagman, „Vor der nächsten Runde ist lange Pause. Sie wird am 12. 2. um halb zehn morgens stattfinden- aber in der Zwischenzeit müsst ihr nicht untätig sein. Wenn ihr euch diese goldenen Eier genauer anseht, dann seht ihr, dass man sie öffnen kann. Im Ei steckt ein Rätsel, das ihr lösen müsst- es wird euch verraten worin die zweite Aufgabe besteht und wie ihr euch vorbereiten könnt."
Als sie das Zelt wieder verließ, erwartete sie Rita Kimmkorn. Harriet sah sie und ergriff so schnell sie konnte die Flucht. Alles in allen war sie recht zufrieden mit sich.
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