18. Eine weniger angenehme Überraschung
Professor McGonagall überraschte sie alle kurz darauf mit einer unliebsamen Ankündigung. „Der Weihnachtsball rückt näher – er gehört traditionell zum Trimagischen Turnier und bietet uns Gelegenheit, unsere ausländischen Gäste ein wenig näher kennen zu lernen. An diesem Ball dürfen alle ab der vierten Klasse teilnehmen – doch wenn Sie möchten, dürfen Sie auch einen jüngeren Mitschüler einladen-"
„Ball! Was sollen wir denn da bitte anziehen!", platze es aus Harriet heraus.
McGonagall sah sie strafend an. „Sie werden Ihre Festtagsumhänge tragen und der Ball wird am ersten Weihnachtsfeiertag um acht Uhr Abends in der Großen Halle beginnen und um Mitternacht enden. Der Weihnachtsball gibt uns allen Gelegenheit uns-ähm-ein wenig lockerer zu geben…"
Lavender, die schon seit Beginn der Ankündigung dagegen ankämpfte zu kichern, versagte nun endgültig und begann zu giggeln. Sie presste die Hand auf den Mund, was aber nichts half. Parvati sah sie strafend an, kämpfte aber selbst gegen ein blödes Grinsen an. Harriet hingegen war in heller Panik.
„…Aber das heißt nicht, dass wir die Benimmregeln lockern, denen die Schüler zu folgen haben. Ich wäre höchst unangenehm berührt, wenn die Gryffindors ganz Hogwarts auf irgendeine Weise in Verruf bringen."
Das Läuten erlöste sie. Allerdings nicht Harriet. McGonagall wollte noch etwas mit ihr besprechen. „Potter, die Champions und ihre Partner-"
„P-Partner! Welche Partner?", piepste Harriet erschrocken.
„Ihre Partner für den Winterball, Potter. Ihre Tanzpartner."
„Tanzpartner! Ich kann aber nicht tanzen!" Oh Gott, ich will sterben!
„Sie werden aber tanzen. Der Tradition gemäß eröffnen die Champions und ihre Partner den Ball."
„Eröffnen? Ich soll eröffnen!" Harriet dachte nun sie würde auf der Stelle tot umfallen.
„Sorgen Sie also dafür, dass Sie nicht allein zum Ball kommen."
„Klar." Also mal überlegen, wie war das noch einmal mit den tödlichen Erbkrankheiten?
Eigentlich konnte es ja nicht so schwer sein einen Partner für den Ball zu finden. Allerdings….es war verdammt schwer. Natürlich hätte sie Cedric einfach fragen können aber…sie war nun einmal der Ansicht, dass eigentlich der Junge das Mädchen fragen sollte und außerdem…was wenn Cedric nein sagen würde? Das würde sie nicht überleben.
Sie setzte sich also hin und machte unterstützt von Lavender und Parvati eine Liste möglicher Tanzpartner. „Potter?" Harriet sah von ihrer Liste auf und sah Draco. „Ja? Kann ich was für dich tun, Draco?"
Draco warf Lavender und Parvati unbehagliche Blicke zu. „Ähm, du weißt doch sicher von den Weihnachtsball", begann er. „Ja?" „Nun, willstdumitmirhingehen?" Harriet blinzelte. Okay, was jetzt?
Lavender und Parvati brachen in schallendes Gelächter aus. Draco sah sie bitter böse an. „Was bitte ist an dieser Frage so lustig?", knurrte er. Harriet stand auf, packte Draco am Arm und zog ihn weg von den beiden anderen Mädchen.
„Draco, hör mal. Ich fühle mich wirklich geschmeichelt. Und ich hab dich auch recht gern, aber…ich hatte eigentlich vor mit- ich meine, ich gehe mit Cedric zum Ball", erklärte sie. „Oh."
Draco sah aus wie ein getretener Hund. Mist. „Aber, das ist nichts wirklich Fixes, weißt du. Ich meine, das mit Cedric und mir. Und ich meine, wir beide können doch Freunde werden und dann sehen was wird, oder?", fuhr sie schnell fort. „Ja", meinte Draco langsam, „Klar. Ich gehe halt mit Pansy hin und du mit Diggory."
„Genau."
„Bis später." Der Slytherin ergriff die Flucht.
Harriet hätte sich am liebsten selbst getreten. Es war schon seit dem letzten Jahr offensichtlich, dass Draco sie mochte und eigentlich musste man blind und blöd sein um das nicht mitzubekommen, also Harriet Lily Potter heißen.
Aber immerhin war der falsche Valentingruß im zweiten Jahr auch von ihm. Woher hätte ich denn wissen sollen, dass er seine Meinung ändert! Und nebenbei, ich will nicht mit Draco dorthin gehen. Ich will mit Cedric hin. Gut, ich fühle mich wie ein Monster, aber wenn ich schon tanzen muss, sollte es doch wenigstens erlaubt sein, dass ich mir selbst aussuchen kann mit wem, oder?
„Und? Hast du jetzt ein Date für den Ball?", erkundigte sich Lavender scheinbar uninteressiert. „Nein." „Oh. Du hast den armen Jungen das Herz gebrochen", meinte Parvati bedauernd. Harriet warf ihr einen bösen Blick zu und arbeitete weiter an ihrer Liste.
Während sie vergeblich darauf wartete, dass Cedric sie seinerseits fragte, erfuhr sie auch noch von Hagrids Interview. Wie sie schon befürchtet hatte war die gute Rita Kimmkorn mehr an ihr als an den magischen Geschöpfen interessiert gewesen.
„Hätte fast gedacht sie wollte, dass ich was Schlechtes über dich sage, Harry", brummte Hagrid. „Natürlich wollte sie das", meinte Harriet, „Immerhin geht ihr ja sonst der Stoff für ihre Artikel aus." Ich wünschte wirklich ich würde nicht an diesem Turnier teilnehmen müssen.
Aber zumindest war Harriet nicht die Einzige, die noch keinen Partner für den Ball hatte. Ron hatte auch noch keine Ahnung mit wem er hingehen wollte, und Hermine schien die ganze Zeit darauf zu warten, dass Ron sie fragte, was dieser natürlich nicht mitbekam. Und auch Harriets Hinweise in diese Richtung („Weißt du, Hermine hat auch noch niemanden mit dem sie zum Ball geht", „Hermine ist ein partnerloses Mädchen, weißt du?") schienen beim einen Ohr hinein und beim anderen hinaus zu gehen.
Seamus fragte Lavender, ob sie mit ihn gehen würde, und Fred Angelina. Weniger Glück hatte Neville mit seinen Versuch Hermine einzuladen – sie ließ ihn abblitzen. Ha, wenigstens bin ich nicht das einzige herzlose Monster.
Schließlich rang sich Harriet doch noch dazu durch Cedric zu fragen. Immerhin wollte sie nicht riskieren alleine beim Ball aufzutauchen und Draco jetzt noch zu sagen, dass es sich anders überlegt hätte, käme ihr gemein vor. Also machte sie sich auf um Cedric zu suchen.
„Hi, Cedric!" „Oh, hallo, Harry", begrüßte sie Cedric, der gerade auf dem Weg zum Hufflepuff-Turm zu sein schien.
„Ähm, Cedric…Ich hab mich gefragt…also, weißt du, weil wir ja beide Champions sind und so…ähm, ob wir nicht gemeinsam auf den Ball gehen könnten", stotterte Harriet und spürte wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. Vermutlich war sie so rot wie eine Tomate.
„Wa- Oh, heißt das etwa du gehst nicht mit Malfoy!" Cedric sah sie betroffen an. Harriet dachte sich verhört zu haben. „Was! Wer hat denn das behauptet!", empörte sie sich. „Malfoy natürlich. Er hat schon vor Tagen herumposaunt, dass er mit dir zum Ball gehen wird", erklärte Cedric. „Nun, ich gehe nicht mit ihm hin, nein. Er hat mich gefragt, aber ich hab ihm einen Korb gegeben. Ich dachte eigentlich wir beide…."
Cedric sah sie elend an. „Weißt du, Cho hat mich gestern gefragt, und da ich ja dachte, du gehst mit Malfoy…."
„Oh."
„Ein andermal, ja?" Wann denn bitte? Das ist dein letztes Jahr hier! Du wirst keinen Ball auf Hogwarts mehr erleben! „Klar. Wir sehen uns", murmelte sie und ergriff bedrückt die Flucht.
Cho Chang! Ausgerechnet! Warum hatte es nicht ein weniger hübsches Mädchen sein können! Das war alles Dracos Schuld. Jeder Rest von schlechtem Gewissen wich mit einem Schlag von ihr. Mit wem soll ich denn jetzt hingehen?
Als sie in den Gryffindor-Turm kam, stellte sie fest, dass sie nicht die einzige mit einem gebrochenen Herzen war. Offenbar hatte Ron versucht Fleur einzuladen.
„Ich weiß nicht, was mich geritten hat!", murmelte Ron, „Da waren überall Leute und ich hab sie einfach gefragt…" Ginny tätschelte aufmunternd seinen Arm. Während Ron sich weiter in Selbstmitleid badete, seufzte Harriet lautstark.
„Vielleicht tröstet es dich zu erfahren, dass auch ich abgewiesen wurde", erklärte sie, „Cedric geht mit Cho Chang." Ron starrte sie mit einem undeutbaren Blick an. Dann meinte er: „Dann bleibt uns wohl nichts über. Ich gehe mit Hermine und du mit Neville."
In diesem Augenblick kletterte Hermine durch das Porträtloch. „Was ist los?", fragte sie misstrauisch. „Hermine, mir ist so eben klar geworden: Du bist ein Mädchen!", erklärte Ron. Harriet verbarg ihr Gesicht in ihren Händen. Hermines Stirn legte sich in Falten. „Scharf beobachtet", knurrte sie.
„Dann kannst du ja mit mir gehen. Zum Ball meine ich!"
„Nein, kann ich nicht."
„Nein? Warum nicht? Sag nicht, du hast schon jemand anderen!" Harriet schüttelte den Kopf und Ginny verdrehte die Augen. Hermine starrte Ron stinksauer an. „Nur weil du drei Jahre gebraucht hast, heißt das noch lange nicht, dass kein andere früher bemerkt hat, dass ich ein Mädchen bin!", erklärte sie wütend und stürmte die Treppen hinauf zum Mädchenschlafsaal.
Ron starrte ihr perplex hinterher. „Heißt das etwa sie will nicht mit mir hingehen?", wunderte er sich. Harriet verpasste ihm eine Kopfnuss. „Das heißt, sie geht mit einem anderen hin, Idiot!", belehrte sie ihn.
„Na gut", meinte Ron, „Ginny, ich weiß, dass du meine Schwester bist und so aber.."
„Das geht nicht, Ron", unterbrach ihn Ginny, „Ich wurde von Neville eingeladen. Er hat mich gefragt nachdem Hermine nein gesagt hat, und ich dachte, ich könnte sonst nicht zum Ball kommen, also…"
Damit wäre auch die Alternative, dass ich mit Neville gehe verschwunden. Nicht, dass ich das gewollt hätte. „Also gut, Blutsbruder. Das lässt wohl nur uns beide", seufzte Harriet, „Hol mich pünktlich ab. Und übrigens: McGonagall hat gesagt die Champions und ihre Partner müssen eröffnen, also versuch bitte mir nicht zu oft auf die Füße zu treten, ja?" Dann ließ sie Ron, der nun noch perplexer war, zurück und folgte Hermine in den Schlafsaal.
Hermine lag auf ihrem Bett und starrte vor sich hin. „Also? Sprich!", forderte Harriet. „Ron ist ein Idiot", meinte Hermine. „Das ist nichts Neues. Ich meinte eigentlich mit wem du auf den Ball gehst."
Hermine lächelte leicht. „Viktor Krum." „Krum? Aber du hasst Viktor Krum doch!" Harriet konnte nicht glauben, was sie da hörte. „Ich hab ihn in der Bibliothek getroffen", berichtete Hermine, „Er ist eigentlich ganz nett. Er hat mich gefragt, und da Ron keine Anstalten gemacht hat, hab ich zugesagt." „Oh."
Es war unfassbar. Malfoy lud sie zum Ball ein. Hermine ging mit Viktor Krum hin. Ginny mit Neville. Cedric mit Cho und sie mit Ron. Die Welt stand eindeutig Kopf. Und all das nur wegen einem dämlichen Winterball.
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