20. Der Artikel

Am nächsten Tag söhnten sich Hermine und Ron wieder aus. Sozusagen zumindest. Sie waren extra freundlich zueinander, aber seltsam steif in der Gegenwart des jeweils anderen.

Harriet unterdessen machte sich Gedanken über die Tatsache, was Cedric gemeint hatte, als er gesagt hatte sie solle ein Bad nehmen. Vielleicht war das ja nur seine Art ihr freundlich nahe zu legen, dass sie stinke, aber andrerseits wollte er möglicherweise mit ihr zusammen ein Bad nehmen. Mit ihr und dem Ei. Ich werde nie verstehen wie Jungs denken.

Natürlich hätte sie Cedric auch einfach fragen können, aber sie wusste nicht genau wie sie diese Frage formulieren sollte.

Die Tatsache, dass Hagrid ein Halbriese war, hatte sie schon fast wieder vergessen, als nach Ende der Ferien seinen Unterricht plötzlich eine fremde Frau hielt. „Wer sind Sie? Wo ist Hagrid?", begrüßte Ron die Fremde alles andere als diplomatisch.

„Mein Name ist Professor Raue-Pritsche. Ich bin eure Vertretung in Pflege magischer Geschöpfe", erklärte die Fremde. Ob Hagrid krank ist? Vielleicht hat ihn der Korb von Madame Maxime doch härter mitgenommen als ich gedacht hätte. Professor Raue-Pritsche führte sie an den Waldrand, wo ein großes schönes Einhorn an einen Baum gebunden auf sie wartete. Nur Mädchen durften sich ihm näher und Harriet ließ sich die Gelegenheit einem Einhorn nahe zu sein, natürlich nicht entgehen.

Obwohl sie Hagrid vermisste, musste sie der neuen Lehrerin neidlos zugestehen, dass sie wusste, was sie tat. Selbst Hermine war zutiefst von dem Wissen der Frau über Einhörner beeindruckt.

Nach der Stunde rätselten die drei Freunde über Hagrids Abwesenheit. „Ich möchte wissen, warum er heute nicht da war", überlegte Harriet laut. Pansy hielt ihr den Tagespropheten unter die Nase und lächelte abfällig. „Ich hoffe, du fällst nicht vor Schreck in Ohnmacht, Potter. Mal wieder."

Hagrids Bild grinste Harriet, Hermine und Ron aus dem Blatt entgegen. Die Schlagzeile dazu lautete: Dumbledores Riesenfehler. Harriet überflog den Artikel hastig. Rita Kimmkorn, die ihn verfasst hatte, wusste offenbar alles. Sogar noch mehr als Harriet. Sie kannte sogar den Namen von Hagrids Riesenmutter. Pansy wurde in den Artikel einmal kurz zitiert, wie sie sich abfällig über Hagrid und seine Lehrmethoden äußerte und natürlich wurde Dracos Hippogreifbiss erwähnt.

„Wie hat sie das alles rausgekriegt?", wunderte sich Hermine. Harriet hatte da eine Ahnung. Sie sah sich suchend um, packte Malfoy am Kragen und zog ihn um die nächste Ecke.

„Wie konntest du der Kimmkorn das an die Nase binden!", beschwerte sie sich zutiefst enttäuscht. Draco starrte sie an. „Du denkst ich-", begann er, doch Harriet ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Wer denn sonst? Außer dir, mir, Hagrid und Madame Maxime weiß keiner davon, und die gute Maxime wird damit wohl kaum zur Zeitung gehen!"

Draco schnaubte verärgert. „Das ist wieder einmal typisch! Wenn etwas nicht so läuft, wie du es dir vorstellst, ist es natürlich gleich meine Schuld!", knurrte er, „Zu deiner Information, Potter: Du hast mich gebeten nichts zu sagen, also habe ich auch nichts gesagt. Manchmal frage ich mich wirklich, was ich an dir finde!"

Nach diesen Worten drehte er sich um und stolzierte mit Todesverachtung davon. Das hab ich ja wunderbar versaut. Harriet hätte ihren Kopf am Liebsten gegen die nächste Wand geknallt.

Um Schadensbegrenzung zu leisten besuchten Harriet, Hermine und Ron Hagrid noch am gleichen Tag. Doch dieser war entweder nicht da, oder, was wahrscheinlicher war, wollte niemanden sehen. Fang kratzte zwar an der Türe, aber niemand öffnete. „Hagrid! Es ist uns egal, ob du ein Halbriese bist oder nicht! Mach auf!" Doch Hagrid reagierte nicht. Nein, ich verstehe Männer wirklich überhaupt nicht.

Hagrid ließ sich die ganze Woche nicht blicken. Professor Raue-Pritsche gab weiterhin die Vertretung.

Kurz vor dem nächsten Ausflug nach Hogsmeade fragte Cedric Harriet, ob sie mit ihm hingehen wolle. Sie sagten natürlich zu. Hermine war gar nicht erfreut. „Du gehst mit Cedric nach Hogsmeade? Dieses Wochenende?" Ein unbegründetes schon wieder schwang in ihren Worten mit. Harriet hatte aber keine Lust sich schuldig zu fühlen. Immerhin hatte sie schon beim Ball gegenüber Cho Chang den Kürzeren gezogen. Sie verdiente dieses Wochenende mit Cedric. „Ich bin sicher, du und Ron, ihr habt auch ohne mich Spaß", sagte sie nur. Hermine seufzte tief.

Dieses Mal schien es besser zu Laufen als beim letzten Mal. Sie gingen in die Drei Besen, die heillos überfüllt waren. „Du, Cedric, sag mal, wie hast du das gemeint, was du nach dem Ball gesagt hast, mit dem…"

Weiter kam Harriet nicht, weil sie von Ludo Bagmans lautstarker Ankunft unterbrochen wurde. „Wenn das nicht unsere zwei Champions sind! Ich muss es noch einmal sagen: Glänzende Leistung gegen eure Drachen da zuletzt. Ähm, ihr habt nicht zufällig…Barty Crouch hier irgendwo in der Nähe gesehen, nein?", begrüßte er sie.

„Mr. Crouch? Hier?", wunderte sich Harriet. Das wäre ungefähr so passend wie Peeves in Professor Snapes Unterricht. „Nun ja…." Bagman senkte seine Stimme. „Barty hat…gewissermaßen aufgehört zu arbeiten, wisst ihr. Der junge Percy sagt er ist krank. Offenbar hat er vor kurzem per Eulenpost Anweisungen geschickt. Aber, Kinder, das bleibt unter uns, ja? Diese schreckliche Kimmkorn schnüffelt hier überall herum. Und ich wette, sie bläst Bartys Krankheit zu irgendeiner üblen Geschichte auf. Bald heißt es noch, er werde vermisst, wie Bertha Jorkins."

„Haben Sie was von ihr gehört?"

„Nein, aber wir suchen natürlich nach ihr. Ähm, Harriet, ich wollte dich, ich meine, ich wollte euch noch Fragen, wie ihr mit dem Ei vorankommt?" Eigentlich gar nicht. „Wir haben kein Problem damit, danke", sagte Cedric schnell und nahm Harriets Hand, die am Tisch lag, demonstrativ in seine eigene.

„Schön, schön, aber trotzdem, wenn…" „Hallo, Mr. Bagman", unterbrach ihn Fred, der sich mit George im Schlepptau neben den ehemaligen Quidditch-Star aufbaute, „Dürfen wir Sie auf einen Drink einladen?"

„Ähm, nein, nein danke Jungs. Ich muss jetzt dringend gehen. Harriet, Cedric, viel Glück noch", meinte Bagman schnell und floh regelrecht. Die Zwillinge sahen ihm verärgert hinterher. Dann grinsten sie Harriet und Cedric hämisch an und folgten Bagman. Das Mädchen errötete leicht. Cedric lächelte unsicher.

„Komischer Auftritt, was? Sag mal, Harry, wegen dem Ei…hast du schon, ich meine, hast du…?" Sie schüttelte den Kopf. „Nein." „Es geht um Wasser, weißt du?", erklärte Cedric, „Aber das wirst du schon selbst sehen…"

Ihm fiel erst jetzt auf, dass er ihre Hand noch immer hielt und er ließ sie schnell los, sehr zum Bedauern des Mädchens, das überlebt hatte. Sie öffnete den Mund um etwas zu sagen, wurde aber von Hermines Geschrei unterbrochen. Offenbar stritt sie mit Rita Kimmkorn.

„Sie entsetzliche Frau! Ihnen ist doch alles gleich, Hauptsache, Sie haben eine Story, egal wie viel Köpfe dabei rollen! Sie-", zeterte Hermine. Ron zerrte sie weg von der Reporterin und in Richtung Ausgang des Pubs. Kimmkorn zückte schon ihre Feder.

Harriet sah Cedric entschuldigend an. „Ich sollte wirklich nachsehen, was los war. Hermine ist offenbar sehr aufgeregt. Sie ist meine beste Freundin und…ich will, dich wirklich nicht sitzen lassen, aber…"

Cedric hob beschwichtigend die Hand. „Harry, schon gut. Ich versteh das. Wir holen das hier ein anderes Mal nach, ja?" „Danke, Ced. Du bist wirklich ein Schatz!" Sie sprang auf, hauchte Cedric einen schnellen Kuss auf die Wange und rannte zum Ausgang.

Draußen versuchte Ron relativ erfolglos Hermines Zorn zu bändigen. „Oh, Harry, Gott sei Dank! Hermine ist in Prügellaune!", begrüßte er sie. „Prügellaune! Das ist eine Untertreibung! Diese blöde Kuh! Dieses Miststück! Sie ist wirklich….", legte Hermine los.

„Hermine, schon gut. Wir sind alle deiner Meinung", beschwichtigte sie Harriet schnell, „Ich würde der Kimmkorn auch am gerne eine verpassen. Aber das bringt nichts. Wir müssen einen kühlen Kopf bewahren, und…"

„Genau. Wir müssen zu Hagrid!" Und schon stürmte Hermine los zurück zum Schloss. Ron warf Harriet einen hilflosen Blick zu.

Hagrid hatte gerade Besuch von Dumbledore. Zu Viert gelang es ihnen den Halbriesen zu überreden, den Unterricht wieder aufzunehmen und den Artikel von Rita Kimmkorn keine Beachtung mehr zu schenken. Nachdem nun alle Gemüter wieder halbwegs beruhigt waren, beschloss Harriet sich bei nächster Gelegenheit bei Draco zu entschuldigen und endlich herauszufinden was es mit dem Ei auf sich hatte.

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