23. Die zweite Aufgabe

Da Sirius ja über alles Ungewöhnliche das passierte informiert werden wollte, und der Einbruch von Mr. Crouch in Snapes Büro eindeutig nicht zur Tagesordnung gehörte, schrieb sie ihm einen Brief, der ihn über das Geschehnis informierte. Danach wandte sie sich einem dringenderen Problem zu.

Wie sollte sie unter Wasser überleben um was auch immer zu suchen und zu finden?

Sie vergrub sich in der Bibliothek um eine Antwort auf diese Frage zu finden, suchte mit McGonagalls Erlaubnis sogar in der Verbotenen Abteilung und bat auch Madame Pince um Hilfe, doch sie fand nichts. Natürlich hätte sie Cedric fragen können, ob er schon eine Idee hatte, aber sie traute sich nicht so richtig.

Überhaupt war die Situation zwischen ihnen seit dem Kuss gespannt und ungelöst. Meistens grinsten sie sich blöd an, wenn sie sich sahen, aber keiner der beiden brachte den Kuss oder das Turnier oder eigentlich sonst etwas zur Sprache.

Unterdessen verrann die Zeit viel zu schnell. Ehe sie es sich versah waren es nur noch zwei Tage bis zur zweiten Aufgabe und sie hatte noch immer keine Ahnung, was sie tun sollte. Dafür erhielt sie einen extrem kurzen Brief von Sirius: „Schick mir das Datum des nächsten Hogsmeade-Wochenendes eulenwenden zurück." Ist das alles? Kein „Natürlich ist Snape ein Todesesser"? Kein „Viel Glück für deine nächste Aufgabe"? Kein „Es geht mir gut"? Seufzend schickte sie den Waldkauz, der den Brief gebracht hatte, mit dem verlangten Datum zurück.

Die Tatsache, dass Hagrid ihnen an diesen Tag Baby-Einhörner im Unterricht präsentierte, konnte sie auch nicht aufheitern. Sie wollte ja eigentlich nicht wieder zu Snape rennen, aber sie tat es trotzdem, nur um kurz vor seinem Büro wieder umzudrehen, weil sie der Mut verlassen hatte.

Gemeinsam mit Hermine und Ron durchforstete sie verzweifelt alle Bücher, die sie sich ausgeborgt hatte, noch einmal, ohne etwas zu finden. Es war zum Verzweifeln. Wenn ihr selbst Hermine nicht helfen konnte, wer konnte es denn dann? Sie war so fertig und nervös, dass sie in der letzten Nacht nicht schlafen konnte, sondern sich stattdessen in die Bibliothek schlich um vielleicht doch noch etwas zu finden. Sie suchte und suchte und suchte, bis sie vollkommen erschöpft einschlief.

Sie wurde von Dobby geweckt.

„Harriet Potter muss sich beeilen! Die nächste Runde beginnt in zehn Minuten!", erklärte der kleine Hauself. Harriet starrte ihn verwirrt an und verstand zunächst gar nichts. Dann fuhr sie erschrocken hoch. „Zehn Minuten!"

Dobby zupfte sie am Ärmel. „Harriet Potter sollte längenst unten am See bei den anderen Champions sein!" Er sprang aufgeregt auf und ab. Harriet seufzte. „Ist egal, Dobby. Ich werde nicht antreten. Ich weiß auch gar nicht wie. Du solltest gehen und Dumbledore sagen, dass…"

„Aber die Wassermenschen haben Harriet Potters Wheezy!" „Was haben sie?" „Ihren Wheezy. Dobby will nicht, dass Harriet Potter ihren Wheezy verliert, deswegen hat er das Rätsel für sie gelöst", erklärte Dobby.

Harriet war nur noch verwirrter. „Häh? Woher weißt du überhaupt was die zweite Aufgabe ist?", wunderte sie sich. Dobby sah etwas verlegen zu Boden. „Dobby hat gehört wie Professor McGonagall im Lehrerzimmer über die zweite Aufgabe gesprochen hat", gestand er. Dann holte er etwas aus seinem Hosensack hervor.

„Sie müssen das essen. Dianthuskraut! Kurz bevor Sie in den See gehen um Ihren Wheezy zurück zu holen", erklärte er und drückte Harriet etwas in die Hand, das aussah wie ein grüner Rattenschwanz.

„Und damit kann ich unter Wasser atmen?" Wenn das so leicht ist, wieso hab ich das dann nicht selbst herausgefunden? „Ja, aber jetzt muss Harriet Potter sich beeilen! Und Dobby muss zurück in die Küche."

Harriet rannte so schnell sie konnte zum See.

Cedric, Fleur und Krum standen neben den Richtertisch und sahen ihr entgegen. Cedric wirkte erleichtert sie zu sehen. „Tschuldigung-bin-da", keuchte sie. „Wo hast du gesteckt? Wir haben schon gewartet!" Diese Aussage kam von Percy (offenbar war Mr. Crouch noch immer krank) und war ungewöhnlich scharf. Er wirkte sehr nervös, und plötzlich wusste Harriet was Dobby mit „Wheezy" gemeint hatte.

Oh mein Gott, sie haben Ron! Offenbar glauben die Junioren auch was im Tagespropheten steht. Nachdem sie wieder zu Atem gekommen war, stellte sie sich neben die anderen Champions an den Seerand. „Alles klar, Harry? Du weißt doch wie du es anstellst, oder?", wisperte ihr Bagman zu. Sie nickte nur.

Bagman klatschte zufrieden in die Hände. „Dann ist es also soweit. Unsere Champions haben genau eine Stunde, um das zurückzuholen, was ihnen genommen wurde. Ich zähle bis drei. Eins-zwei.drei!" Ein Pfiff ertönte.

Harriet steckte sich das Kraut in den Mund und zog ihre Schuhe aus. Das Kraut schmeckte extrem grauslich. Sie watete ins Wasser und registrierte aus den Augenwinkeln wie Krum im Wasser verschwand.

Und dann blieb ihr plötzlich ohne Vorwarnung die Luft weg. Sie keuchte und griff nach ihrem Hals und spürte an diesem zwei Lappenpartien mit Schlitzen, die da eigentlich nicht hingehörten.

Ich hab Kiemen! Dobby du blöder Misttroll, was hast du dir denn dabei gedacht.!

Panisch steckte sie ihren Kopf unter Wasser, wo sie nun wieder frei atmen konnte. Sie streckte ihre Arme aus um loszuschwimmen und musste feststellen, dass sich Schwimmhäute zwischen ihren Fingern gebildet hatten. Das gleiche war zwischen ihren Zehen geschehen.

Oh nein. Oh nein. Oh nein. Um nicht wieder einmal in Ohnmacht zu fallen, schwamm sie einfach los. Sie tauchte immer tiefer und fühlte sich im Wasser wie zuhause. Sie fand aber keine Spur von Ron oder den Wassermenschen.

„Hi, hi. Du siehst ja aus wie ein Fisch!", kicherte eine Stimme neben ihr. Sie fuhr zu Tode erschrocken herum und erblickte Myrte, die vor ihr im Wasser schwebte. Myrte grinste. „Ähm, vielleicht solltest du's mal dort hinten probieren. Viel Glück. Zeig denen was Frauenpower ist!", meinte Myrte und deutete in die entsprechende Richtung. Harriet nickte und schwamm in die gewiesene Richtung.

Sie kam zu einem großen Felsen und hörte das Lied der Wassermenschen. Sie folgte seinem Klang. Sie kam zur Wassermenschenstadt. Die Einwohner hatten graue Haut und grünes Haar und sahen gar nicht freundlich aus.

Auf dem Dorfplatz fand sie dann Ron. Er war gemeinsam mit Hermine, Cho und einem Mädchen, das Fleur recht ähnlich sah, an den Fuß einer riesigen Wassermenschenstatue gebunden worden. Alle vier schienen zu schlafen.

Harriet fand einen spitzen Stein am Boden und schwamm zu den Gefangenen. Die Wassermenschen starrten sie feindselig an, attackierten sie aber zum Glück nicht mit ihren Speeren, die sie grimmig festhielten.

Harriet schnitt Rons Fesseln durch und starrte dann schuldbewusst auf Hermine. Sie sah sich nach den anderen Champions um. Sie ist meine beste Freundin, ich kann sie nicht einfach so zurück lassen. Doch Hermine war nicht ihre Aufgabe. Sie sah sich verzweifelt um und erblickte Cedric, der mit einer riesigen Blase um den Kopf und einen panischen Blick in den Augen, auf sie zu geschwommen kam.

„Hab mich verirrt! Fleur und Krum kommen gleich!", erklärte er. Er zog ein Messer aus der Tasche, schnitt Cho los, warf Harriet noch einmal einen fragenden Blick zu und schwamm dann mit Cho in den Armen in die Höhe.

Ich wäre jetzt wirklich gerne an Chos Stelle in seinen Armen.

Krum kam, wie Cedric gesagt hatte, gleich danach. Er war ein Hai-Mensch. Harriet gab ihm dem Stein, er schnitt Hermine los, packte sie und schwamm in Richtung Oberfläche. Ich sollte zusehen, dass ich Ron nach Oben bringe.

Sie sah das schlafende Mädchen an. Und was wenn Fleur nicht kommt? Und Fleur kam auch nicht.

Harriet schnitt das Mädchen los. Die Wassermenschen wollten sie daran hindern, aber sie warf ihnen einen bösen Blick zu, der sie zurückweichen ließ. Und dann machte sie sich daran Ron und das Mädchen nach Oben zu bringen. Sie dachte sie würde es nicht schaffen.

Sie hatte jeden am Kragen gepackt und ruderte sich mit den Füßen aufwärts. Sie dachte wirklich sie würde es nicht schaffen.

Sie hatte es nur ihren Flossen zu verdanken, dass es funktionierte. Sie nahm alle bösen Gedanken an Dobby zurück, der Hauself war ein Genie.

Sie hievte Ron und das Mädchen ans Ufer. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie wieder kiemen- und schwimmhäutelos war. So erschöpft wie sie war, wäre sie nun fast selbst ertrunken, doch sie schaffte es mit letzter Kraft an Ufer und verlor dann das Bewusstsein.

Als sie wieder zu sich kam, lag ihr Kopf in Cedrics Schoss, was ihr sehr gut gefiel. Percy war weiß im Gesicht und sah erstaunlich jung aus. Er hatte Ron im Klammergriff und schien nicht daran zu denken ihn wieder loszulassen, was Ron sehr peinlich zu sein schien. Madame Pomfrey umsorgte Fleur, die mit Schnittwunden übersät war.

„He", meinte Cedric sanft, „Geht's dir wieder gut? Du hattest die Zeit überschritten, wir haben uns Sorgen gemacht." Harriet nickte schwach.

„Du hättest das Lied nicht so ernst nehmen sollen. Harry", tadelte Hermine sanft, ohne auf Krum zu achten, der hinter ihr stand und versuchte ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, „Dumbledore hätte nicht zugelassen, dass einen von uns etwas passiert." „Oh."

Inzwischen hatte sich Percy mit den anderen Junioren zur Beratung zurückgezogen. Ron stellte sich kopfschüttelnd neben Hermine. Fleur kam zu ihnen. „Du 'ast Gabrielle gerettet, obwohl sie nischt deine Geisel war. Danke 'Arriet", sagte sie. „Kein Problem." „Ja, danke", meinte Gabrielle. Cedric streichelte nachdenklich Harriets Kopf und Cho Chang saß mit sauerem Gesichtsausdruck neben der Gruppe.

Plötzlich erschall Ludo Bagmans Stimme. „Meine Damen und Herren, wir haben unsere Entscheidung getroffen. Seehäuptling Murcus hat uns genau geschildert, was auf dem Grund des Sees geschehen ist, und wir haben beschlossen die Champions bei fünfzig möglichen Punkten wie folgt zu benoten: Miss Fleur Delacour hat zwar gezeigt, dass sie hervorragend mit dem Kopfblasenzauber umgehen kann, doch sie wurde von Grindelohs angegriffen und hat es nicht geschafft ihre Geisel zu befreien. Wir erteilen ihr fünfundzwanzig Punkte." „Isch 'ab eigentlisch keinen verdient", nuschelte Fleur mit hängendem Kopf.

„Mr. Cedric Diggory, der ebenfalls den Kopfblasenzauber verwendet hat, kam als erster zurück, allerdings nach der gesetzten Deadline. Wir erteilen ihm siebenundvierzig Punkte." „Gratuliere", flüsterte Harriet.

„Mr. Viktor Krum hat eine unvollständige Verwandlung benutzt, die dennoch sehr wirksam war, und kam als zweiter zurück. Er erhält vierzig Punkte." Karakoff klatschte besonders laut.

„Miss Harriet Potter…" Jetzt kommt's. „..hat mit bester Wirkung Dianthuskraut genommen. Sie kehrte als Letzte zurück, weit über dem Zeitlimit. Wie uns der Seehäuptling allerdings mitteilte, hat sie die Geiseln als erste erreicht, und die Verspätung ist auf die Tatsache zurück zuführen, dass sie alle Geiseln, nicht nur die eigene, in Sicherheit wissen wollte. Die Mehrzahl der Richter.." Bagman warf einen bedeutungsvollen Blick auf Karakoff. „…sind der Überzeugung, dass dies moralisches Rückrat bewiest und mit der vollen Punktezahl belohnt werden sollte. Dennoch lautet das Ergebnis fünfundvierzig Punkte."

Moment jetzt sind Cedric und ich gemeinsam am ersten Platz. Tobender Applaus brach aus, den Harriet gar nicht mitbekam, weil Cedric sich in diesem Moment zu ihr herunterbeugte und sie küsste.

„Die dritte und letzte Runde findet am 24. Juni bei Einbruch der Dunkelheit statt. Wir werden den Champions genau ein Monat vorher mitteilen, was auf sie zukommt", erklärte Bagman. Ich sollte Dobby ein paar Socken kaufen. Viele Paare um genau zu sein.

Okay, ich glaube ich muss hier kurz eine Erklärung abgeben.

Ich war mir nie wirklich sicher, wie ernst diese „wonach du dich schmerzlich sehnest"-Zeile des Liedes zu nehmen ist.

Wenn man davon ausgeht, dass damit der Mensch gemeint ist, der einem am wichtigsten ist, hätte es in Harriets Fall Hermine sein müssen (Cedric fällt als Champion sowieso weg). Diese wurde aber als Geisel für Viktor gebraucht, weswegen Ron zu Harriets Geisel wurde. (Das ist nicht so abwertend gemeint, wie es klingt). Bei Cedric ist es ebenfalls so, dass Harriet halt auch ein Champion ist. Cho wurde nicht ausgewählt, weil er in sie verliebt wäre, oder so was (das ist er nicht), sondern weil sie seine beste Freundin ist. Das wird er Harriet auch noch erklären, glaub ich.

So das war alles glaube ich.

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