26. Der Traum

„Entweder hat Mr. Crouch Viktor im Wahnsinn angegriffen, oder jemand anderer hat beide aus dem Hinterhalt überfallen", meinte Hermine. „Oder Krum hat sich selbst den Schockzauber verpasst", entgegnete Ron. Harriet verdrehte die Augen. Es gab kaum etwas Schlimmeres als einen eifersüchtigen Ron.

Sie tauschten den Rest der Nacht weitere Theorien aus. Als der Tag anbrach gingen sie in die Eulerei und Harriet schrieb Sirius und Remus was geschehen war. Sie überlegte kurz auch Percy zu informieren, aber der würde ihr, angesichts des Stresses unter dem er derzeit stand, vermutlich sowieso nicht glauben.

Gerade als sie die Eulerei wieder verlassen wollten hörten sie streitende Stimmen, die die Treppe hinauf kamen.

„-das ist Erpressung sag ich dir, das kann uns ne'Menge Ärger einbringen-"

„-wir haben es lange genug auf die nette Tour versucht, wird allmählich Zeit, dass wir eine harte Gangart einschlagen, tut er ja auch. Es wäre ihm sicher unangenehm, wenn das Zaubereiminsterium erfährt, was er getan hat-"

„Ich sage dir, wenn du das schreibst, ist es Erpressung!"

„Jaah, und ausgerechnet du wirst dich beklagen, wenn ne hübsche Summe dabei raus springt?"

Die Türe öffnete sich und Fred und George traten ein. Beim Anblick ihres Bruders und seiner beiden besten Freundinnen blieben sie wie angewurzelt stehen. Natürlich stritten sie alles war mit Erpressung zu tun hatte ab, und wichen allen Fragen aus. Da nichts zu machen waren ließen Harriet, Hermine und Ron die Befragung der Zwillinge einfach bleiben.

Auf jeden Fall muss ich noch irgendwann am heutigen Tag zu Moody.

Nach Gesichte der Zauberei bei Binns dem Geist, machte sie sich gefolgt von Hermine und Ron auf zu Moody. „Professor! Haben Sie Mr. Crouch gefunden?", wollte sie sofort wissen. „Nein." Moody humpelte zum Tisch und setzte sich hin.

„Haben Sie die Karte benutzt? Haben Sie Mr. Crouch oder seinen Verfolger gesehen?", erkundigte sie sich weiter. „Nichts war auf der Karte zu sehen."

„Aber wie…" „Ist er appariert?", unterbrach sie Ron. „Man kann auf den Hogwarts-Gelände nicht disapparieren, Ron! Es gibt andere Wege auf denen er verschwinden konnte!", belehrte ihn Hermine.

„Vielleicht hat ihn jemand auf einen Besen gezerrt und…"

„Das ist gar nicht so dumm, Ron. Professor, ich bin mir fast sicher, dass irgendjemand hinter Mr. Crouch her war und ihn sich geholt hat, als Viktor weggesehen hat….", meinte Harriet. Moody unterbrach sie. „Es hilft nichts Theorien auszutauschen. Für Crouch könnt ihr sowieso nichts tun. Das Ministerium wurde unterrichtet, die suchen sicher schon nach ihm. Potter, du musst dich jetzt auf die dritte Aufgabe konzentrieren." Ich gebe es ungern zu, aber damit hat er wohl recht.

Später traf sie Cedric und ging ein wenig mit ihm spazieren. „Cedric, ich glaube, Mr. Crouch ist tot", meinte sie. Cedric sah sie erstaunt an. „Was! Wieso denkst du das denn?" Harriet beschrieb ihm, was am Vortag geschehen war.

„Ich hab ja gleich gewusst, dass ich dich nicht mit Krum alleine hätte lassen sollen", sagte Cedric. „Es war ja nicht Viktors Schuld! Er wollte mit mir nur über Hermine reden. Aber der Punkt ist doch der: So etwas passiert immer nur mir. Ich scheine Ärger magisch anzuziehen. So ist nun mal mein Leben, Ced, und wenn du daran teilhaben willst, musst du das auch mit einkalkulieren. Mir ist durchaus klar, dass auch deswegen zögerst, und…"

Der gutaussehende Junge unterbrach sie: „Harry, ich mag dich so wie du bist, mit allem was dazu gehört. Sein es verrückte Mörder, die deine Paten sind, oder verrückte Junioren, die du im Wald findest." Er küsste sie schnell auf die Lippen. „Ich hoffe, das hätten wir damit geklärt", schloss er. Harriet nickte benommen. Abgesehen von Mr. Crouch läuft zur Zeit alles gut. Vielleicht sollte ich einfach damit aufhören mir Sorgen zu machen.

Sirius schickte ihr am nächsten Morgen ihre Eule zurück. Auch er war nicht sehr erfreut über die Tatsache, dass sie alleine mit Viktor in den Wald gegangen war- überhaupt verbot er ihr irgendwelche Spaziergänge.

„In Hogwarts ist jemand, der höchst gefährlich ist", schrieb Sirius, „Für mich ist es offensichtlich, dass diese Person nicht wollte, dass Crouch mit Dumbledore spricht. Sie war vermutlich nur ein paar Meter von dir entfernt in der Dunkelheit. Sie hätte dich umbringen können. Dein Name ist nicht zufällig in den Feuerkelch geraten. Wenn dich jemand angreifen will, dann hat er jetzt seine letzte Chance. Bleib immer in der Nähe von Ron und Hermine, verlass abends nicht den Gryffindor-Turm und wappne dich für die dritte Aufgabe."

Toll, einer der Rumtreiber verbietet mir mich draußen rumzutreiben. Trotzdem rührte sie Sirius' Sorge. Bisher hatte es eigentlich abgesehen von Professor Lupin, also Remus- noch nie wirklich jemanden gegeben, der sich Sorgen um sie gemacht hatte. (Na gut, Snape damals im ersten Jahr als Quirrell sie hatte umbringen wollen). Deswegen beschloss sie ihren Paten den Gefallen zu tun und auf seine paranoiden Ratschläge zu hören.

An diesem Tag hatte sie einmal wieder Wahrsagen. Wie immer im Sommer, war es brütend heiß in Trelawneys Turm. Zu heiß für Harriets Geschmack. Ihre Augen wurden schwer, sie döste fast ein und plötzlich….

Du hast Glück gehabt, Wurmschwanz. Wirklich viel Glück. Dein dummer Fehler hat nicht alles ruiniert. Er ist tot."

Herr! Herr, ich bin…hocherfreut….und bedauere sehr, dass…"

Nagini, du hast heute kein Glück. Ich werde dir Wurmschwanz doch nicht zum Fraß vorwerfen, aber reg dich nicht auf, bleib ruhig. Es gibt ja immer noch Harriet Potter…"

Eine grässliche Schlange zischte.

Na, Wurmschwanz, vielleicht noch eine kleine Erinnerung, warum ich nicht noch einen Fehler deinerseits hinnehmen werde…"

Herr…nein…ich bitte Euch…"

„Crucio!"

„RAHHH!" Harriet riss die Augen auf. Sie lag im Rücken in Trelawneys Klassenzimmer. Ron, Lavender und Parvati knieten mit erschrockenen Gesichtsausdrücken über ihr. „Harry, ist alles in Ordnung?" „Du hattest einen Anfall!" „Hast du eine Vision empfangen?"

Trelawney schob die drei von ihr weg. „Was war es, Mädchen? Eine Vorahnung? Eine Erscheinung? Was hast du gesehen?", wollte sie wissen und starrte Harriet mit großen lauernden Augen an. „Ähm, die Hitze war zuviel für mich. Bin in Ohmacht gefallen", erklärte das Mädchen schnell.

„Unsinn. Sie haben sich mit der Hand auf die Narbe gepresst am Boden gewälzt. Ich habe Erfahrung mit solchen Dingen, es war ein Moment der Offenbarung", meinte die Lehrerin. Schaudernd erinnerte sich Harriet als sie Zeuge einer echten Vorhersage im letzten Jahr geworden war. „Ich sollte zum Krankenflügel. Ich hab Kopfschmerzen", entgegnete Harriet. Sie floh so schnell sie konnte aus der Klasse.

Sie rannte zu Dumbledores Büro. Natürlich hatte sie das Passwort nicht. Dumbledores Passwörter haben mitunter mit Süßigkeiten zu tun. Also mal sehen…"Bertie Botts Bohnen jeder Geschmacksrichtung. Schokofrosch. Zuckerfederkiel…..Kakerlakenschwarm!" Der Wasserspeier sprang zur Seite.

Harriet blinzelte. „Kakerlakenschwarm! Oh, komm schon, dieser Mann ist krank!" Kopfschüttelnd hastete sie die Wendeltreppe hinauf. Aus dem Büro des Direktors drangen Stimmen. Offenbar war Fudge zu Besuch. Harriet klopfte trotzdem an die Eichentüre.

Dumbledore

Oft frage ich mich, ob nicht vieles einfacher wäre, wenn Harriet ein Junge geworden wäre.

Jedes Mal, wenn ich sie ansehen, dann sehe ich Lily, die meinen Blick mit James Augen erwidert. Unheimlich, diese Verschmelzung zweier Wesen, die doch so vollkommen anders ist, als ihre Mutter und ihr Vater.

Ständig überlege ich mir, wie viel ich ihr sagen soll. Und immer komme ich zu dem Schluss, dass sie noch nicht bereit für die ganze Wahrheit ist. Aber wird sie das denn jemals sein?

Barty Crouch ist verschwunden, vielleicht tot. Er wollte mich warnen. Ich habe das ungute Gefühl, dass uns die Zeit davon läuft, und ich bald keine andere Wahl mehr habe, als ihr alles zu sagen.

Doch wie wird sie es aufnehmen? Wird sie es verstehen? Wird sie bereit sein, zu tun, was getan werden muss?

Sie erscheint mir viel zu zart und zu harmlos, viel zu feinfühlig und gutmütig für das, was vor ihr liegt. Ist es gut, dass sie sich zu viele Fragen stellt, oder ist es eher ein Nachteil? Ist es gut, dass sie Verzeihen kann und verstehen will, oder ist es ein Problem?

Wie weit ist sie wirklich bereit für die Menschen, die sie liebt zu gehen? Wo setzt sie ihre Grenzen?

Ist die Tatsache, dass sie gute Instinkte hat ein Hindernis für ihre Zukunft?

Wäre es einfacher, wenn sie mehr von James als von Lily in sich hätte oder würde ich dann vor dem gleichen Problem stehen?

Sie ist noch so jung. Und sie tut mir so leid. Ich wünschte, ich hätte die Zeit mit an zusehen, wie aus diesem Mädchen eine Frau wird. Aber ich fürchte, dazu wird es gar nicht erst kommen. Tom will nicht mehr warten.

Ich frage mich oft, ob es einfacher wäre, wenn Harriet Potter ein Junge geworden wäre.

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