27. Das Drambul

Die Bürotüre öffnete sich. Moody begrüßte sie. „Hallo, Potter, na dann komm mal rein." Harriet trat ein. Fudge begrüßte sie grinsend und extra freundlich, was sie sofort dazu veranlasste misstrauisch zu werden. „Harriet! Wie geht es dir?", wollte der Minister wissen.

„Ach, so wie immer, Sie wissen schon", entgegnete das Mädchen ausweichend. „So schlimm also? Nun, wir sprachen gerade über die Nacht als Mr. Crouch verschwand. Du hast ihn doch entdeckt, oder?", erwiderte Fudge.

„Ja, ich und Viktor. Aber ich hab sonst niemanden dort gesehen", sie wandte sich an Dumbledore, "Professor, ich müsste dringend mit Ihnen sprechen." Dumbledore erhob sich nickend. „Am Besten du wartest hier auf mich, Harriet", meinte er, „Wir wollten uns gerade die Stelle ansehen, an der Mr. Crouch zuletzt gesehen wurde." Sie nickte und beobachtete wie die drei Männer aus dem Büro prozessierten.

Harriet sah sich seufzend im Büro des Direktors um. Langsam aber sicher kannte sie es recht gut. Ich bin eindeutig viel zu oft hier. „Hallo, Fawkes", begrüßte sie den Phönix, der auf seiner Stange neben der Türe saß.

Sie nahm an den Sessel an Dumbledores Schreibtisch Platz und schaukelte gelangweilt mit dem Sessel. Was bitte glaubt Fudge finden zu können, wenn er sich die Stelle ansieht, an der Mr. Crouch verschwunden ist? Moody und die anderen haben die doch schon längenst abgesucht. Aber was soll's. Ich hab ja keine Ahnung. Immerhin ist er Zaubereiminister. Gott, ist mir langweilig.

Ihr fiel auf, dass aus einem schwarzen Schrank, dessen Türe nicht ganz zu war, ein schwacher Lichtstrahl drang. Merkwürdig. Aber es geht mich gar nichts an. Nach schier endloser Zeit kehrte Dumbledore zurück. Er schloss die Schranktüre und schenkte Harriet ein schwaches Lächeln. „Entschuldige, dass es so lange gedauert hat", sagte er und nahm auf seinem Stuhl Platz, „Worüber wolltest du mit mir sprechen?" Sie zögerte. Dann meinte sie offen: „Ich hatte wieder einen dieser Träume…"

„Ja?" „Nun, Voldemort kam darin vor und Pettigrew. Voldemort sagte, dass Pettigrews Fehler ausgemerzt sei und jemand, ein Mann, tot sei. Deswegen würde er Pettigrew nicht der Schlange zum Fraß vorwerfen. Die Schlange war neben ihn. Sie heißt Nagini. Und dann hat er Pettigrew mit dem Cruciatus-Fluch belegt. Dann hat meine Narbe wehgetan und ich bin aufgewacht. Das war alles an das ich mich erinnern kann", berichtete sie.

Dumbledore sah nachdenklich aus. „Professor, wissen Sie warum meine Narbe manchmal einfach so wehtut?", erkundigte sie sich. „Ich habe nur eine Theorie", meinte der Direktor, „Ich glaube, deine Narbe schmerzt immer dann, wenn Voldemort entweder in deiner Nähe ist, oder wenn ihn eine starke Woge des Hasses überkommt." Moment mal, so das etwa heißen, ich stehe irgendwie mit Voldemort in Verbindung!

Diesen Gedanken sprach sie nicht aus. „Sir, ich glaube, dass der Traum wahr ist", sagte sie stattdessen, „Und ich glaube, dass die Person die tot ist Mr. Crouch ist. Er muss irgendetwas entdeckt haben. Irgendetwas im Ministerium. Deswegen hat man ihn aus dem Weg geräumt. Da fällt mir ein. Der Traum im Sommer…ich glaube, da war von Bertha Jorkins die Rede. Ich denke, sie hatte es auch entdeckt. Schon im Sommer und deswegen hat man auch sie ermordet…" Sie verstummte. „Das ist meine Theorie", fügte sie dann schüchtern hinzu.

Dumbledore sah sie ernst an. „So sehr ich auch hoffe, dass Barty Crouch noch lebt, ich befürchte fast deine Theorie ist gar nicht so falsch", meinte er, „Aber im Augenblick können wir beide da sowieso nichts tun. Also, du solltest jetzt zum Unterricht zurückkehren. Und Harry, viel Glück bei der dritten Aufgabe."

Sie schickte Sirius fast sofort eine Eule und ging dann zu ihrem Schlafsaal um die Bücher für die nächsten Stunden zu holen. Während sie diese zusammensammelte rollte ihr das Drambul entgegen. Sie nahm es in die Hand und sah es geringschätzig an. „Du bist wirklich eine Fälschung, was?", meinte sie bedauernd, „Wenn du funktionieren würdest, wärst du um einiges nützlicher für mich."

Sie warf es achtlos auf ihr Bett. Kaum hatte sie das getan, begann das Drambul zu leuchten. Rauch erschien in der Kugel und eine tiefe Stimme donnerte: „WER WAGT ES MEINEN SCHLAF ZU STÖREN!" Okay, davon ist aber nichts in der Gebrauchsanleitung gestanden. Tatsächlich war in dieser nur gestanden, dass man dem Drambul eine Frage stellen sollte, und dass, dieses antworten würde.

„Ähm, verzeihung, ich wollte Sie nicht stören, Sir. Ich bin Harriet Potter. Und Sie sind…?", stotterte sie. „WIE KANNST DU ES WAGEN DIESE FRAGE ZU STELLEN? ICH BIN DER MÄCHTIGE SEHER LAOKON KALCHES!", donnerte die Stimme. „Musst du deswegen so schreien? Ich sollte eigentlich im Unterricht sein", maulte Harriet leise.

„WAGE ES NICHT MICH ZU BELEIDIGEN, HARRIET POTTER. WENN ICH NICHT SEHEN WÜRDE, DASS DEINE ZUKUNFT SOWIESO VERDUNKELT IST, WÜRDE ICH DICH VIELLEICHT LEHREN, WAS ES BEDEUTET LAOKON KALCHES ZU BELEIDIGEN!" Zukunft verdunkelt? Was meint er damit?

„Also schön, Meister Kalches, ich entschuldige mich für meine Respektlosigkeit. Darf ich jetzt eine Frage stellen?", erkundigte sie sich vorsichtig. „VIELLEICHT WERDE ICH SIE SOGAR BEANTWORTEN." Toll, hunderte von gefälschten Darmbuls und ausgerechnet ich kriege eins mit einem verrückten Seher drin. Wahrscheinlich war er auch noch ein dunkler Magier.

„Was ist mit Mr. Crouch passiert?" „WARUM STELLST DU MIR FRAGEN DEREN ANTWORTEN DU BEREITS KENNST?" „Also ist er tot. Wer hat ihn sich geholt? Wer ist der Feind hier auf Hogwarts?"

„BARTY CROUCH IST DEIN FEIND AUF HOGWARTS." „Das ergibt keinen Sinn! Zuerst sagst du, dass er tot ist und jetzt behauptest du, er wäre mein Feind! Ist er schizophren, oder was!"

„DU RICHTEST DAS AUGENMERK AUF DEN VATER, WO DU DICH DOCH AUF DEN SOHN KONZENTRIEREN SOLLTEST."

„Mr. Crouchs Sohn ist tot! Er ist in Askaban gestorben!"

„SO TOT WIE PETER PETTIGREW? GLAUBST DU DENN WIRKLICH DASS VOLDEMORT MIT PETTIGREWS HILFE SEINE MACHT ZURÜCK ERLANGEN KANN? ERINNERST DU DICH NICHT?"

Trelawneys Stimmer ertönte: "Sein Knecht lag zwölf Jahre lang in Ketten. Heute Nacht, vor der zwölften Stunde, wird der Knecht die Ketten abwerfen und sich auf dem Weg zu seinem Meister machen. Mit seiner Hilfe wird der Schwarze Lord erneut die Macht ergreifen und schrecklicher herrschen denn je. Heute Nacht...vor der zwölften Stunde...wird der Knecht sich auf den Weg machen...zurück zu seinem Meister…"

Harriet war verwirrt. „Aber wie kann er noch leben? Und wie…. Oh, Gott, damals der Einbruch in Snapes Büro! Das war nicht Mr. Crouch! Das war sein Sohn! Sie haben denselben Vornamen! Die Karte unterscheidet nicht zwischen ihnen!"

„NUN HAST DU VERSTANDEN. DOCH ICH HABE FÜR'S ERSTE GENUG GESAGT." Das Drambul erlosch und lag auf ihrem Bett als wäre nichts gewesen. Harriet rannte los.

Zu diesem Kapitel hab ich zur Abwechslung mal wieder einiges zu sagen.

Ich hab euch ja prophezeit, dass das Drambul noch wichtig wird. Hier ist es also. Es tritt an Stelle der Denkarium-Szene. Warum? Nun, es gibt zwei Stellen in den Büchern, an denen Harry unerlaubt fremde Gedanken eindringt. Harriet würde das aber niemals ein zweites Mal tun. Deswegen musste ich mich entscheiden, und die Entscheidung fiel recht eindeutig aus.

Das Drambul wird in späteren Teilen noch wichtiger werden. Übrigens, wer den 6. Band schon gelesen hat, kann nun raten, was es nun eigentlich wirklich ist. Ich hatte es übrigens lange vor dem Erscheinen des 6. Bandes erfunden, aber nun passt es einfach viel zu gut, also…

Laokon Kalches – den Namen hab ich aus zwei griechischen Sehern zusammengestückelt. Irgendwann kommt sicherlich noch mehr über ihn. (Aber nicht mehr im vierten Teil, das geht sich nicht mehr aus).

Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch!

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