32. Getrennte Wege

Dumbledore fesselte Barty Crouch mit Seilen. „Minerva, würden Sie bitte Crouch bewachen, während ich Harriet nach Oben bringe? Severus, weisen Sie bitte Madame Pomfrey an, nach oben zu kommen. Wir müssen Alastor Moody zum Krankenflügel schaffen. Gehen Sie dann auf das Gelände hinunter und suchen sie Cornelius Fudge und bringen ihn ebenfalls hierher. Zweifellos wird er Crouch persönlich verhören wollen. Sagen Sie ihm, er kann mich in einer halben Stunde im Krankenflügel finden, falls er mich braucht."

Harriet folgte Dumbledore stumm in sein Büro. Sie dachte an Cedric. „P-Professor, wo sind C-Cedrics Eltern?", erkundigte sie sich.

„Sie sind bei Professor Sprout", erklärte Dumbledore. „Oh."

Sie hatten den Wasserspeier erreicht. Dumbledore murmelte das Passwort und sie betraten das Büro. Drinnen waren Remus und Sirius in seiner menschlichen Form. Er war bleich und ausgemergelt. Und sein Anblick alleine reichte aus um Harriet dazu zu bringen wieder zu schluchzen zu beginnen und sich in die Arme ihres Paten zu werfen.

Der war im ersten Augeblick vollkommen perplex, drückte sie dann aber an sich und streichelte sie beruhigend. „Was ist geschehen?", erkundigte er sich.

„CedricisttotundVoldemortzurückundMoodywarBartyCrouchjrunderhatmeinBlutgebrauchtundCedricisttotundichwünschteichwäreauchtot", heulte sie.

Dumbledore berichtete leise was die Befragung von BartyCrouch jr. ergeben hatte. Dann wandte er sich an Harriet: „Ich muss wissen, was geschehen ist, nachdem du den Portschlüssel im Irrgarten berührt hast."

„Albus, ist das jetzt wirklich sofort nötig?", protestierte Remus und Sirius meinte gleichzeitig: "Können wir das nicht auf Morgen verschieben?"

Sie hatte sich inzwischen wieder halbwegs unter Kontrolle und auch keine Tränen mehr über. Sie löste sich von Sirius und starrte Dumbledore feindselig an. Sie war furchtbar wütend auf ihn, wusste aber nicht einmal genau warum. Aber irgendeine kleine böse Stimme in ihrem Hinterkopf flüsterte ihr zu, dass er es hätte verhindern müssen. Was ist nur los mit mir? Dumbledore ist nicht der Feind. Er muss wissen, was geschehen ist.

Sie schluckte. „Also gut", sagte sie langsam und begann stockend zu berichten, was geschehen war, während Sirius immer noch beruhigende Kreise auf ihren Rücken vollführte. Als sie zu der Stelle kam an dem sich ihr Zauberstab mit dem von Voldemort verband und die toten Leute erschienen verstummte sie.

„Warum haben sich die Zauberstäbe miteinander verbunden, Albus?", erkundigte sich Remus. „Priori Incantatem", meinte Dumbledore. „Der Fluchumkehr-Effekt?", vergewisserte sich Sirius.

„Genau. Harriet und Voldemorts Zauberstäbe enthalten beide eine Feder vom Schweif desselben Phönixes. Von diesem Phönix um genau zu sein", erklärte der Schulleiter. „Von Fawkes!" Harriet starrte Dumbledores Phönix, der sie bisher alle vier streng beobachtet hatte, überrascht an.

„Ja, siehst du Harriet, dein Zauberstab hat den von Voldemort dazu gezwungen die Flüche, die er ausgeübt hat, noch einmal auszuspucken- aber in umgekehrter Reihenfolge…" Drei menschliche und ein vögisches Augenpaar richteten sich auf sie.

„Sie waren alle da. Ced und Bertha Jorkins und dieser Muggelmann und- und Mom und Dad", erklärte sie leise. Sirius gab ein Geräusch von sich das nach Entsetzten klang, und Remus wurde vollkommen bleich als sie ihre Eltern erwähnte. „Echos, die das Erscheinen und Wesen der Verstorbenen in sich bargen", erklärte Dumbledore ruhig.

Harriet erzählte ihre Erlebnisse stockend zu Ende. „Harriet, du hast heute Abend mehr Tapferkeit bewiesen als ich je von dir erwartet hätte. Doch genug davon. Jetzt gehen wir zusammen zum Krankenflügel. Du brauchst Ruhe. Einen Schlaftrunk…Sirius, würdest du gerne bei ihr bleiben?" Sirius nickte und verwandelte sich in seine Hundegestalt. Remus nahm sich Harriets an und führte sie hinter Dumbledore und dem Hund her zum Krankenflügel. „Es ist vorbei, Harry. Das versprech ich dir", flüsterte er ihr zu. Sie nickte benommen. Wieso kann ich das dann nur nicht glauben?

Im Krankenflügel erwarteten sie Mrs. Weasley, Bill, Ron und Hermine, die offenbar auf der Suche nach Harriet waren. Dumbledore wies alle an sie in Ruhe zu lassen und nicht mit Fragen zu bestürmen.

„Dieser Hund wir eine Weile bei Harriet bleiben", wandte der Zauberer sich an Madame Pomfrey, „Ich versichere Ihnen, er ist sehr gut erzogen."

Sie legte sich hin. Die anderen versammelten sich um sie und warteten bis sie einschlief. Ihr letzter Gedanke war noch: Hoffentlich träume ich nicht von Cedric.

Als sie aufwachte herrschte große Aufregung. Etwas stimmte nicht, das konnte sie sofort spüren. Fudge kam gefolgt von Snape und McGonagall in den Saal geschritten, offenbar auf der Suche nach Dumbledore.

„Er hat ihn umgebracht, oder?", murmelte Harriet. Fudge hatte sie gehört und starrte sie groß an. Schuld flackerte auf seinem Gesicht auf, aber nur kurz. „So war es nicht, Miss Potter. Das kann ich Ihnen versichern", behauptete er. „Was war so nicht?", Dumbledore war ebenfalls erschienen, „Minerva, ich hatte Ihnen doch aufgetragen Crouch zu bewachen!"

„Es ist nicht mehr nötig ihn zu bewachen. Dafür hat der Minister gesorgt!", erwiderte McGonagall scharf. „Es lief anders als geplant", betonte Fudge mit Blick auf Harriet. „Als wir Mr. Fudge mitteilten, wir hätten den Todesesser gefangen, der die Geschehnisse dieser Nacht zu verantworten hat, da glaubte er offenbar seine Sicherheit sie gefährdet", erklärte Snape mit unterdrückter Wut, „Er bestand darauf, einen Dementor zu rufen, der ihn zum Schloss begeleitete…"

Nein, oh nein, nein. Er hat ihm die Seele ausgesagt. Schlimmer als der Tod. Nein, nein, nein. Barty Crouch war zwar ein vollkommen Verrückter gewesen, und auch indirekt für das was mit Cedric passiert war mitverantwortlich, aber dieses Schicksal hatte er nicht verdient. Das hatte niemand verdient. Sie begann zu zittern, während die Lehrer Dumbledore das Ende von Barty Crouch jr. schilderten.

Offenbar hatte sich der Dementor auf Barty gestürzt, sobald er ihn nur gesehen hatte. „Nach allem, was wir wissen, ist er sicher kein großer Verlust! Offenbar ist er für mehrer Morde verantwortlich!", verteidigte sich Fudge. Der Minister war ihr noch nie sonderlich sympathisch gewesen, doch nun konnte sie ihn wirklich nicht mehr leiden.

„Aber jetzt kann er nicht mehr aussagen, Cornelius", erklärte Dumbledore und maß den Minister scharf, „Er kann uns jetzt nicht mehr sagen, warum er diese Menschen getötet hat."

Nun begann der Streit. Es war wie ein krotesker Alptraum. Fudge erfuhr die Wahrheit…und wollte sie nicht glauben. Und Harriet schien er als Zeugin auch nicht ernst zu nehmen. Offenbar hatte er Kimmkorns Artikel gelesen und hielt sie für mindestens genauso verrückt wie Crouch.

„Ich bin nicht verrückt, Minister. Zumindest noch nicht", meinte Harriet leise, „Ich habe ihn gesehen. Ihn und seine Todesesser. Ich kann Ihnen Namen nennen. Lucius Malfoy. Mcnair. Avery. Nott. Crabbe. Goyle…"

„Du wiederholst nur die Namen jener, die vor vierzehn Jahren von der Anklage Todesesser zu sein freigesprochen wurden! Du hättest diese Namen in alten Berichten über die Prozesse finden können!"

„Peter Pettigrew war auch dort."

„Peter Pettigrew ist tot! Er starb als Held. Wurde von Sirius Black umgebracht. War der zufällig auch dort!" (An dieser Stelle begann der Hund zu knurren, doch Remus flüsterte ihm schnell etwas zu, woraufhin er verstummte). „Oh, das hätte ich fast vergessen. Den hältst du ja für unschuldig. Hast du vor einem Jahr nicht schon mal versucht mir diese Geschichte aufzutischen? Dass Pettigrew lebt und Black unschuldig ist, meine ich? Ich habe sie schon damals nicht geglaubt", erwiderte der Minister.

„Mein Gott, warum sollte ich so etwas erfinden! Warum sollte ich behaupten, er wäre zurückgekehrt, wenn es nicht so ist!"

„Ich sage nicht, dass du es erfunden hast, Potter. Ich sage, man kann nicht alles, was du behauptest für bare Münze nehmen. Dumbledore, überlegen Sie doch einmal: Das Mädchen kann mit Schlangen sprechen!" Das war in Fudges Welt offenbar ein Zeichen für Wahnsinn. Es gelang Dumbledore und McGonagall auch weiterhin nicht den Mann zu überzeugen.

Schließlich platzte Snape der Kragen. Er baute sich vor dem Minister auf und krempelte seinen Ärmel hoch. „Hier, sehen Sie. Hier. Das Dunkle Mal. Es ist nicht mehr so deutlich, wie es vor gut einer Stunde war, als es dunkelrot geglüht hat, aber Sie können es noch immer sehen. Der dunkle Lord hat jedem Todesesser dieses Zeichen eingebrannt. Es diente uns als Erkennungszeichen, und er benutze es auch, um uns zu rufen. Wenn er das Mal irgendeines Todesessers berührte, mussten wir sofort an seiner Seite apparieren. Dieses Zeichen hier ist das ganze Jahr über deutlicher geworden. Wie auch das von Karkaroff. Warum glauben Sie, ist Karkaroff heute Nacht geflohen? Wir beide spürten das Mal brennen. Wir beide wussten, dass er zurückgekehrt war. Karkaroff fürchtete die Rache des dunklen Lords. Er hatte zu viele verraten."

Also ist Snape doch ein Todesesser. Sie fühlte sich verraten. Und war enttäuscht. Sie warf einen Blick auf Remus, doch der schien unberührt. Fudge hingegen wich vor Snape zurück, und schien kein Wort begriffen zu haben.

Er überreichte Harriet einen Goldbeutel, ihren Gewinn, und marschierte eilig in Richtung Türe. Diese schlug er hinter sich zu. Harriet starrte wie betäubt zwischen dem Beutel und der Türe hin und her. Dann sah sie zu Snape, der ihrem Blick auswich. Was ist hier gerade passiert? Wieso hört er auf keinen?

Dumbledore räusperte sich. „Es gibt einiges zu tun", meinte er, „Molly, ich glaube wohl zurecht, dass ich auf Sie und Arthur zählen kann?" Offenbar konnte er das. Bill ging los um seinen Vater zu benachrichtigen.

„Minerva, ich möchte, dass Hagrid so schnell wie möglich in meinem Büro erscheint. Und Madame Maxime, sofern sie einverstanden ist, ebenfalls", fuhr Dumbledore fort und schickte Madame Pomfrey weg um sich um Winky zu kümmern. „Und nun ist es an der Zeit, dass zwei der hier anwesenden erfahren, wer der jeweils andere ist. Sirius, bitte nimm deine gewöhnliche Gestalt an."

Der Hund wurde wieder zum Mann. Mrs. Weasley sprang erschrocken auf. „Molly, das ist in Ordnung!", erklärte Remus schnell. Snapes Gesicht zeigte eine Mischung aus Zorn und Entsetzten. „Der! Was tut der hier!", empörte er sich.

„Er ist meine Einladung gefolgt. Ich vertraue euch beiden. Es ist an der Zeit, dass ihr alte Streitigkeiten begrabt und euch gegenseitig vertraut", meinte Dumbledore. Sirius und Snape sahen Dumbledore ungläubig an und beäugten sich dann misstrauisch. Das kann niemals gut gehen.

„Fürs Erste gebe ich mich auch mit dem Verzicht auf offene Feindseligkeit zufrieden. Ihr werdet euch jetzt die Hände reichen. Ihr seid auf derselben Seite", versuchte es Dumbledore erneut. „Sirius, bitte", bat Remus leise. Zögerlich und mit bösen Blicken reichten die beiden Männer einander die Hände und ließen dann sofort wieder los. Sirius warf Remus einen Blick zu als wolle er sagen: „Zufrieden?"

„Das reicht fürs Erste", entschied Dumbledore, „Ich habe Aufträge zu verteilen. Fudges Haltung ändert alles. Sirius, ich muss dich und Remus bitten sofort abzureisen. Ihr müsst Arabella Figg, Mundugus Fletcher und die anderen alten Kämpfer alarmieren. Wenn das getan ist, tauchst du, Sirius, bei Remus unter, ich nehme dann Verbindung mit euch auf."

Er schickt sie beide weg! „Aber…", protestierte sie halbherzig.

„Wir werden uns bald wieder sehen", versprach Sirius, „Versprochen." „Wir müssen das tun, und das weißt du", fügte Remus hinzu. Ja, aber ich will euch nicht auch noch verlieren. „Natürlich. Geht nur. Viel Glück", murmelte sie niedergeschlagen. Und schon war Sirius wieder Hund und rannte gefolgt von Remus zur Türe.

„Severus, Sie wissen, was ich von Ihnen verlangen muss. Wenn Sie willens sind, wenn Sie bereit sind…"

„Das bin ich", meinte Snape mit einem merkwürdigen Ausdruck in seinen Augen. „Viel Glück." Snape verließ den Krankenflügel ebenfalls. „Ich muss nach unten", wandte sich Dumbledore an den Rest, „Ich muss mit den Diggorys reden. Harry – nimm den Rest des Schlaftranks. Wir treffen uns alle später." Und schon war er ebenfalls verschwunden.

Harriet stieß den Goldsack von ihrem Bett und vergrub ihr Gesicht in dem Polster. „Harry, du musst den Rest des Trankes nehmen", meinte Mrs. Weasley, „Dann wirst du traumlos schlafen." Hoffentlich stimmte das auch. Wenn sie in wachem Zustand einen einzigen Alptraum erlebte, dann wollte sie wenigstens im Schlaf ihren Frieden haben.

Ich hatte vollkommen vergessen, was aus Barty Crouch jr. geworden war. So was… War vielleicht Vedrängung.

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