Autor: Ninniach
Disclaimer
Leider ist Snape nicht meine Erfindung, aber ich wünschte, ich hätte es das Talent, einen so undurchsichtigen, faszinierenden Charakter zu erschaffen. Das hier habe ich nur zu meinem Vergnügen geschrieben, aber ich verdiene kein Geld damit.
Never knew I could feel like this
Kapitel 1
Leise, noch als alle schliefen, schlich sich Severus Snape aus dem Schloss. Da es morgens noch recht kühl war, hatte er einen etwas dickeren Umhang ausgewählt, der zumindest seinen Körper in Wärme hüllte. Als er den ersten Schritt nach draußen wagte, schnitt ihm wie zur Bestätigung seiner Wahl ein eisiger Wind ins Gesicht. Er zog sich seinen Hut ein Stück tiefer ins Gesicht und hielt seinen Umhang vor der Brust zusammen, während er geräuschlos zur Waldlichtung schlich.
Dort bückte er sich, um nach der Alraune zu suchen. Unablässig wanderten seine Augen über die verschiedensten Pflanzen: Kräuter, Beeren, Gräser, bis sein Blick schließlich an den dunkelgrünen, gekräuselten Blättern hängen blieb. Er bückte sich, pflückte hastig einige ab, stopfte sie in seine Tasche und machte sich auf den Rückweg zum Schloss. Niemand sollte ihn dabei sehen. Niemand sollte bemerken, dass er sich aus dem Schloss geschlichen hatte. Sonst würden sie nur Fragen stellen, ihm keine Ruhe lassen und ihm noch mehr auf die Nerven gehen, als sie es ohnehin schon taten. Schlimmstenfalls würde jemand wissen, für welche Zwecke man Alraunen verwenden kann. Wer wusste schon, was die dann denken würden. Nicht auszudenken. Die Fragen, die Neugier, die Blicke, denn mit Sicherheit würde niemand so etwas für sich behalten. Und niemand würde ihm glauben, dass er nur zur Probe einen solchen Trank brauen würde. Er schluckte schwer. Deshalb war es wichtig, sich auf keinen Fall erwischen zu lassen.
Zumindest war er unerkannt wieder bis zur Tür gekommen. Vorsichtig öffnete er sie und machte sich auf den Weg. Leise schlich er sich durch die Gänge zu seinem Büro, denn diesen Trank im Kerker zu brauen, wo jeden Tag Schüler waren, war viel zu gefährlich. Das würde früher oder später genau die falschen Leute auf Gedanken bringen - so viel war sicher.
Unterwegs hielt er plötzlich die Luft an. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass ihn jemand verfolgte. Mit angehaltenen Atem blieb er stehen und lauschte. Nichts weiter zu hören. Erst als er sich durch die Haare fuhr und sich nervös nach einem geeigneten Versteck umsah, wurde ihm bewusst, dass es durchaus nicht unüblich für ihn war, nachts, früh morgens oder einfach wann es ihm beliebte durchs Schloss zu streifen. Schließlich war er Severus Snape, bekannt dafür, dass er seine Augen und Ohren überall hatte, immer wieder Schüler auf unerlaubten nächtlichen Ausflügen erwischte, ihnen dafür gnadenlose Strafen verpasste und Hauspunkte abzog. Er konnte also tief durchatmen und sich dann so bewegen, wie es alle von ihm gewohnt waren: Als gehöre ihm das Schloss und als sei er auf der Jagd nach Beute und warte darauf, dass ihm ein etwas zu mutiger Gryffindor oder ein vorwitziger Hufflepuff ins Netz ging.
Er machte sich also weiter auf den Weg, allerdings nicht länger vorsichtig und wie jemand, der Angst davor hat, erwischt zu werden, sondern zwar immer noch leise, aber auch wie jemand, der vorhat, jemanden zu erwischen. Kaum war er drei Schritte weit gegangen, war dieses Gefühl wieder da.
Diese Mal fuhr er ohne zu zögern herum und starrte in ein grünes, listiges Augenpaar, das jedoch nicht aus der für Schüler typischen Höhe anstarrte, sondern von viel weiter unten. Ungehalten fauchte er: „Mrs Norris! Was spionierst du hinter mir her? Such lieber anderswo nach streunenden Schülern!" Zufrieden beobachtete er, dass sein Worte ihre Wirkung nicht verfehlten. Er konnte weder Filch, noch seine dämliche Katze leiden. Die beiden tauchten einfach immer da auf, wo man sie nicht brauchen konnte und steckten ihre neugierigen Nasen einfach überall hinein. Nachdem sich Mrs Norris von dem ersten Schock erholt hatte, trollte sie sich davon.
Ohne weitere Zwischenfälle erreichte Severus Snape sein Büro. Allerdings sprang genau in dem Augenblick, in dem er es betrat, der Zeiger der magische Uhr an der Wand auf „Ende der Zeit, in der ganz Hogwarts schläft und man ungestört experimentieren kann". Mit einem Seufzer ließ er sich in seinen Sessel sinken und ruhte sich aus. Zumindest hatte er alle nötigen Vorbereitungen für die Durchführung seines Planes getroffen und war damit seinem Ziel ein gutes Stück näher gekommen.
