Kapitel 10
Avada Kedavra
„Crucio!" rief Voldemort. Er traf Draco mitten in die Brust, und Draco schrie, als sein Körper von innen her pulsierte und zusammengedrückt wurde. Es fühlte sich an, als würde er in ein Feuer geworfen, das jeden einzelnen Zentimeter seines Körpers bedeckte, und ein Paar Hände schienen seine Innereien zu wringen.
Harry und Ron waren währenddessen mit zehn Todessern beschäftigt. Sie achteten darauf, sie nicht zu töten, und versuchten statt dessen, sie zu betäuben. Narzissa blieb auf dem Flur in der Nähe der offenen Tür, weg von dem Irrsinn. Sie beobachtete, wie sich die beiden jungen Auroren einen Weg durch den Raum freikämpften. Sie konzentrierte sich auf ihren Sohn, der vor ihren Augen dem dunkelsten Magier des Jahrhunderts gegenübertrat … alles für die Weasley-Tochter.
Draco konzentrierte sich, um den Schmerz abzuwehren. ‚Es ist alles nur im Kopf, es ist alles nur im Kopf.' „Ti … Tibus rompere!" rief er.
Ein donnernder Knall ertönte. Voldemort schrie.
Ginny schrie lauter. Sie rollte sich auf dem Boden zusammen, und Draco konnte an ihrem linken Bein einen Bluterguß erkennen. „Virginia, was?"
Voldemort lachte. „Nun, es sieht so aus, als wärest du in einer Zwickmühle. Ich bin sicher, du hast vom Unikorpus-Zauber gehört?" sagte er, als er sein Gewicht auf das rechte Bein verlagerte.
Draco verengte die Augen. Der fragliche Zauberspruch sorgte dafür, daß sich äußere Reize auf zwei Personen gleichzeitig auswirkten. Der Dunkle Magier mußte so einen Zauber mit Ginny durchgeführt haben. Wenn er einen Fluch auf Voldemort schleuderte, würde Ginny ihn auch fühlen. Draco konnte das grüne Licht nicht benutzen, das hätte bedeutet, daß sie ebenfalls sterben würde.
Voldemort klackte mit der Zunge. „Also, was wirst du tun, junger Malfoy?" Sein häßliches Gesicht lachte über die Situation.
„Expelliarmus!" rief Draco.
„Stupor!" sagte Voldemort im gleichen Moment.
Voldemort wurde nahe der Tür gegen die Wand geschleudert. Sein Zauberstab flog ihm aus der Hand. Ginnys Rücken kollidierte in der Nähe des Kamins mit der Wand, dann landete sich ohnmächtig auf dem Boden. Draco flog gegenüber von Voldemort an die Wand. Er traf das Fenster, und ein Scherbenregen fiel mit ihm zu Boden und schnitt ihm in die Augenbraue und zweimal in die Wange.
Voldemort brauchte einen Moment zum Aufstehen. „Accio Zauberstab!" sagte er. Der Zauberstab flog in seine Hand, und er sprach den nächsten Fluch aus. „Imperio!"
Gerade als Draco aufstand, legten sich seine eigenen Hände um seinen Hals, und er begann, sich zu würgen. Die Kraft seiner Arme nahm zu, während sich seine Fingerspitzen in seinen Hals gruben. Das Blut von seiner Augenbraue tropfte nah an seinen Augen herunter, und er schloß sie. Draco wurde benommen, und er versuchte, einen letzten Blick auf Ginny zu erhaschen. Sie lag leblos da. Er würde auch bald soweit sein.
Etwa sechs Todesser waren erledigt. Harry und Ron gingen hinter allem möglichen in Deckung: Stühlen, Tischen, jedem Möbelstück, das als Schild dienen konnte.
„Ron!" rief Harry. „Ich werd sie aufhalten! Lauf zur Tür!"
„Auf drei!" stimmte Ron zu. Nach einem Augenblick des Wartens riefen sie beide: „Drei!" Ron stürmte wie wild auf die Tür zu, während Harry mit den Todessern weitermachte. Einer von ihnen verfolgte Ron.
„Ron, paß auf!" rief Harry ihm zu.
Ron drehte sich um und setzte den Todesser mit einem mächtigen „Stupor" außer Gefecht. Ron ließ den Todesser hinter sich und rannte wieder auf die Tür zu. Er begann, den Knauf zu drehen, aber die Tür wollte sich nicht öffnen. Er probierte einen Öffnungszauber, aber sie bewegte sich nicht. Dann schlug er mit den Fäusten gegen die Tür. „Hey! Ist da irgend jemand drin?"
„Wer ist da?" fragte die Stimme eines jungen Mädchens.
Das Mädchen konnte nicht älter als zehn sein. „Ich bin Ron Weasley, ein Auror!" sagte er durch das Schloß. „Sind alle drei Kinder da drinnen?"
„Ja!" kam ein Schrei. „Hilfe!"
„Ok, tretet zurück. Ich werde versuchen, die Tür zu öffnen!" Ron begann, mit der Schulter voran gegen die Tür zu rammen.
„Komm schon, Ron!" sagte Harry, während er einen Todesser ausschaltete.
Dracos Hände sanken zu Boden, und Glas schnitt in seine Handflächen. Draco holte tief Luft und zuckte zusammen, als er die Scherben an seiner Haut spürte.
„Suffocare!" rief Voldemort.
Wieder war Dracos Luftzufuhr abgeschnitten. Seine Lungen brannten, und erneut sah er sein Leben wie im Zeitraffer an sich vorbeiziehen. Mit tiefem Keuchen brachte er ein „Occendere" hervor, obwohl er spüren konnte, wie sich seine Atemwege verschlossen.
Ein Lichtstrahl schoß aus Dracos Zauberstab und traf Voldemort direkt in die Augen. Voldemort taumelte zurück, er war vorübergehend erblindet.
Harry beobachtete, wie Draco auf Händen und Knien nach Luft rang. Er sprach einen Zauber, der Voldemort für ein paar Sekunden stechenden Schmerz bescherte. Aber Dracos Gesicht begann, blaß zu werden, und er konnte sich nicht bewegen. Harry wurde abgelenkt, als ein Todesser auf ihn zugestürzt kam.
Ron war es gelungen, den Türknauf abzubrechen und die Tür zu öffnen. Ein Mädchen, ungefähr sieben, und zwei Jungen zwischen zwölf und vierzehn sahen ihn an. „Kommt schon, Kinder", forderte Ron sie auf. Er nahm das Mädchen auf den Arm und wies die Jungen an, dicht hinter ihm zu bleiben. Sie bahnten sich vorsichtig ihren Weg aus dem keinen Raum und brachten sich in Sicherheit. Sie gingen in den Flur, wo Narzissa wartete. „Harry! Hol Ginny!" brüllte Ron zu ihm hinüber, als er auf die große Tür zuging.
Harry besiegte den letzten Todesser und wandte seine Aufmerksamkeit Voldemort zu.
„Zu schade", sagte Voldemort zu Draco. „Du hattest solches Potential. Nun, es wird immer jemand Neues da sein." Voldemort hob seinen Zauberstab und richtete ihn auf Draco. „Avada …!"
„Avada Kedavra!" rief Harry und richtete seinen Zauberstab auf Voldemort.
Draco riß die Augen auf. „Nein", keuchte er. „Nein!"
Voldemort stieß ein Lachen aus, das ihnen das Blut in den Adern gefrieren ließ, als er von dem grünen Licht verzehrt wurde. Draco sah schreckenserfüllt zu, wie Voldemorts schwarze Robe auf den Boden fiel.
„Nein … nein", murmelte Draco vor sich hin. Voldemort war tot. und Ginny …
