Anmerkung: Hier noch eine kleine Ergänzung, das ist dann aber wirklich das letzte Kapitel dieser Geschichte. Weitere Fortsetzungen sind nicht geplant. GirlquinndreameR läßt ihren Dank an die Reviewer ausrichten, und dem schließe ich mich gleich an. :)

In einem Review tauchte die Frage auf, was mit Voldemort und den Todessern passiert ist und wie Draco entkommen konnte. Da das von allgemeinem Interesse sein dürfte, hier die Antwort:

Voldemort ist während des Kampfes mit Draco verschwunden und an einen unbekannten Ort geflohen. Einige der Todesser sind verhaftet worden, aber andere (u. a. Lucius) sind entkommen kurz bevor die Auroren das Haus der Riddles erreicht haben.
Da Lucius und Voldemort extrem wütend auf ihn sind, lebt Draco zur Zeit zu seinem eigenen Schutz in einem Haus, dessen Standort außer Dumbledore niemand kennt.

Und jetzt zum letzten Kapitel. :)


Ergänzung

Kapitel 15
Nicht gleich morgen

Draco Malfoy war daran gewöhnt, daß man ihn anstarrte. Er hatte das letzte Jahr damit verbracht, an seiner Alma Mater – Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei – zu unterrichten. Er war auch an Stille gewöhnt. Als Einzelkind aufzuwachsen hatte ihm nicht die Umgebung für Lärm geboten. Aber daß alle still dasaßen und so taten, als würden sie ihn nicht anstarren, ließ ihm die Haare zu Berge stehen.

Draco saß in einem weichen Sessel in der Mitte des Wohnzimmers der Weasleys. Links von ihm auf dem Sofa saßen Arthur und Charlie. Zu seiner Rechten auf der kleineren Couch saß Harry. Ron hatte sich auf der Lehne des kleinen Sofas niedergelassen. Rons Arme waren überkreuzt, und seine Lippen zeigten einen finsteren Ausdruck. Er warf ununterbrochen Seitenblicke auf den blonden Gast. Draco klopfte mit den Fingern auf die Lehne seines eigenen Sessels und befühlte dann den Bezug, der ihn bedeckte.

Das Schuljahr war seit fast einem Monat zu Ende, dreißig Tage seit Ginnys Entlassung. Um ganz ehrlich zu sein, dieser Zeitpunkt war genau so gut wie jeder andere.

„Also …" Arthur brach die schwere Stille mit einem leichten Klaps aufs Knie. „Wie … wie geht's Ihrer Mutter?"

Draco richtete den Blick auf den Mann. Graue Augen blickten kurz zu den drei Frauen auf, die den Raum von der Küche aus betraten.

„Ich hab sie das letzte Mal vor ein paar Monaten im Krankenhaus gesehen", fuhr Arthur fort, als er seine Frau ein Tablett mit Tee hereinbringen sah.

„Es geht ihr gut", antwortete Draco und beobachtete Ginny aus dem Augenwinkel. „Ihre … Stimmung hat sich gebessert." Immerhin war Lucius am Leben. Nur vermißt. Und sehr wahrscheinlich äußerst unzufrieden mit Draco.

„Ah, das ist gut. Ich habe zusammen mit ihr meinen Abschluß gemacht, mit ihrer Mutter", erzählte Arthur.

„Ja, davon hat sie mir … erzählt." Draco warf Ginny ein kurzes Grinsen zu, als sie ihm seinen Tee reichte. Er war kurz davor, einen Schluck zu trinken, als er sich unterbrach. Draco starrte die Monstrosität an, die er in Händen hielt. Es war ein runder orangefarbener Becher mit großen lila Punkten, der auf einer blau-gelb gestreiften Untertasse stand. Er ließ den Blick schweifen und bemerkte die übrigen Teetassen, eine Vielfalt von hohen, schmalen, kleinen, schalenartigen, alle mit bunten Streifen und Mustern. Es war kein Vergleich zu dem einfarbigen Silberservice, das er zu Hause hatte.

„Nimmst du Zucker, Draco?" fragte Molly, während sie den Tee an die anderen verteilte.

„Nein, nein, danke." Er wartete, bis jeder seine eigene Tasse hatte, bevor er trank.

Ron nippte mit unglaublicher Lautstärke an seinem Tee. Ginny rollte mit den Augen, bevor sie sich neben Draco einen Hocker heranzog. Hermine setzte sich neben Harry, während Molly auf dem Sofa zwischen Ihrem Mann und ihrem Zweitgeborenen Platz nahm.

„Ich hab gehört, daß du Verteidigung gegen die Dunklen Künste unterrichtest hast", erkundigte sich Charlie, als er einen Löffel voll Zucker in seinen Tee rührte. „Wirst du weiter unterrichten? Du weißt schon, den verfluchten Posten annehmen?"

„Ich glaube, ich bin für die Herausforderung bereit", gestand Draco. „Ich arbeite gern dort. Unterrichten hat seine Vorteile."

Rons Husten klang zufälligerweise wie „Schwachsinn". Ginny warf ihrem Bruder einen Blick zu, als sie einen Schluck Tee nahm.

„Unterrichten erfordert Geduld." Charlie grinste. „Eine gute Eigenschaft."

Rons Nippen und Schlürfen wurde lauter. Hermine stieß ihm ihren Ellbogen ins Bein. „Möchtest du, Malfoy?" fragte Hermine und hielt ihm eine Platte mit Snacks hin. Eine Auswahl an Keksen und Brötchen war auf der Platte aufgetürmt.

Er schüttelte den Kopf und sah, wie sie Harry und Ron etwas anbot. „Das ist ein ziemlich netter Klunker an deinem Finger, Granger."

Hermine brach in ein Lächeln aus. „Ja, na ja, es ist ein Saphir, mein Geburtsstein." Sie stellte die Platte zurück auf den Tisch vor ihnen.

„Und ihr plant, auch im September zu heiraten?" fragte Draco höflich. Die Ironie war äußerst offensichtlich, wenn man sich daran erinnerte, wie sie sich in ihrer Kindheit beschimpft hatten.

„Wir sind nicht sicher. Sehr wahrscheinlich ein Termin im Spätsommer. Irgendwann zwischen unseren Geburtstagen", antwortete Harry.

„Hört sich gut an." Hatten sie sich nicht vor nicht allzu langer Zeit verabscheut?

„Oh, Herrgott nochmal, das ertrag ich nicht!" Rons Tasse klapperte, als sie mit der Untertasse zusammenstieß. „Ich weiß, daß du nicht nur hier bist, um zu plaudern und meinen Tee zu trinken."

„Ron!" sagte Ginny scharf.

„Was willst du hier?" Ron ignorierte den finsteren Blick seiner Schwester.

Draco hob eine Augenbraue. „Taktlos, was?"

„Komm schon, Ron. Es ist offensichtlich." Charlie lachte. „Wir alle wissen, daß Malfoy und Ginny … Na ja, es ist der Form halber."

Draco machte eine Geste zwischen einem halben Nicken und einem halben Schulterzucken.

„Also, worum geht's, Malfoy?" fragte Ron.

Draco hörte auf, aus seiner Teetasse zu trinken. „Nun ja, Weasley, ich bin ein einfacher Mann, der genau weiß, was er will. Ich will auf dem Anwesen meiner Familie auf dem Land leben und einen anständigen und befriedigenden Job haben. Und ich will mich niederlassen, glücklich heiraten …" Draco warf einen Blick zu Ginny, die die Augenbrauen hob. „… und ein Kind haben" fuhr er fort, während er Ron in die Augen sah. „Da kommt Virginia ins Spiel."

Das Geklapper von Tassen, die auf ihre Untersetzer auftrafen echote durch den totenstillen Raum. Molly brach die Stille zuerst, mit leisem Wimmern. „Ähm, ähm …" Ginny konnte nur nervös den Blick senken und einen Schluck trinken. Vielleicht hatte sie sich verhört.

„W-was m-meinst du damit?" fragte Ron vorsichtig.

Draco lächelte süßlich. „Du warst schon immer schwer von Begriff, oder?"

„Du …!" knurrte Ron.

„Vielleicht sollte ich es schlichter sagen." Draco stellte Tasse und Untertasse auf den Tisch. „Ich hätte sehr gern", erklärte er und sah ihre Eltern direkt an, „Virginia als meine Frau."

Ginny spuckte ihren Tee aus.

Draco hob daraufhin eine Augenbraue, sein Blick voller Spott und Ekel. „Das war damenhaft", neckte er und reichte ihr die Serviette, die lässig über seinem Schoß ausgebreitet war.

„WAS!" schrie sie. „Wie … Was … Hmm…?"

„Tu nicht so überrascht, Red." Draco zuckte die Schultern.

„Wie sollte ich nicht? Von Heirat hast du nie ein Wort erwähnt!" beschuldigte Ginny ihn. „Du hast mir nicht mal einen Antrag gemacht!"

„Aber ich hab dir meinen Antrag gegeben", informierte Draco. „Du trägst ihn gerade."

„Ich trage ihn?" Ginnys Hand flog automatisch zu ihrem Drachenanhänger. „Du meinst … Das ist … Was hast das mit Heirat zu tun?"

„In jeder Generation wird diese Kette in meiner Familie der Braut des Malfoy-Erben gegeben. So ähnlich wie Grangers Verlobungsring." Er hielt einen Moment inne. „Hab ich dir das nicht gesagt?"

„Nein!"

„Hm", hauchte Draco beiläufig.

„'Hm' mich nicht bloß, Draco!" Ginny sprang auf, den Tee noch immer in der Hand. „Ich habe dem nie zugestimmt!"

„Also willst du mich nicht heiraten?" Dracos Augenbrauen hoben sich leicht.

„Das ist es nicht." Ginnys Wangen färbten sich rosa.

„Also willst du?"

Ginny erstarrte für einige Sekunden und versuchte nachzudenken. Dann schien ihr plötzlich aufzufallen, daß ihre Freunde und ihre Familie anwesend waren. „Entschuldigt uns", bat Ginny, als sie ihren Tee zurückließ und Draco am Handgelenk packte, um ihn die Treppe zu ihrem Zimmer hinaufzuzerren.

Arthur, Charlie, Molly, Hermine, Harry und Ron saßen still im Wohnzimmer und beobachteten wie der Hurrikan Draco-Ginny verschwand. Als die Tür zu Ginnys Zimmer zuknallte blieben sie ein paar Augenblicke dort sitzen.

Arthur sprach. „Sollten, ähm, wir …?"

„Da bin ich dir schon weit voraus, Dad." Ron sprang von seinem Platz auf, gefolgt von seinen Freunden und dem Rest der Familie. Sechs Paar Füße hasteten die Treppe hinauf, durch den Flur und stoppten vor Ginnys Zimmer, wo sie alle zu lauschen versuchten.

Draco richtete seine Robe, also Ginny fertig war, ihn in ihr Zimmer zu schleifen. „Du nimmst mich schon mit ins Schlafzimmer?" Er lachte. „Wer bin ich, die Einladung einer Frau abzulehnen?"

„Spar dir das, Malfoy." Ginny versetzte ihm einen Klaps auf die Schulter.

„Oh, zurück bei den Nachnamen?"

„Fürs erste sind wir das, bis du dich erklärt hast! Warum hast du mir nicht gesagt, daß das hier ein Antrag war?" Ginny zeigte auf die Kette, die um ihren Hals hing. „Ich dachte, es wär nur ein Geschenk zum Schulabschluß. Ein wirklich schönes Geschenk zum Schulabschluß."

„Ich dachte, du wüßtest es. Ah, tja …" Draco zuckte mit den Schultern und hob ein paar der Fotos von Ginnys Nachttisch auf, die ihre Kindheit dokumentierten.

„Deshalb bist du also hier? Um meine Eltern um Erlaubnis zu bitten?"

„Ich versichere dir, Red, ich würde dich auch ohne ihren Segen heiraten. Ich bin nur hier, um sie davon in Kenntnis zu setzen."

Ginny spürte, wie ihr anfänglicher Temperamentsausbruch zu schwinden begann. Nachdem sie einige Male Luft geholt hatte, fragte sie: „Draco, warum willst du mich heiraten?"

Draco stellte den grünen Fotorahmen, den er in der Hand hielt, ab. „Machst du Witze? Ich habe deinetwegen den Tod riskiert, und du fragst, warum ich dich heiraten will?"

„Nein, nein." Ginny schüttelte den Kopf. „Das versteh ich vollkommen. Ich meinte nur …" Sie seufzte. „Warum willst du mich heiraten? Ich bin gerade erst mit der Schule fertig, ich fang gerade erst mit meinem Praktikum an. Ich hab eigentlich nichts, was ich dir geben kann."

„Was ich von dir haben will, hat keinen Nutzen." Die Luft zwischen ihnen wurde schwer, und Draco starrte sie schweigend an. „Außerdem hasse ich es, etwas zu verschwenden", sagte er und steckte die Hände in die Hosentaschen.

Ginny blickte zu ihm auf. „Verschwenden?" Sie sah zu, wie Draco zur anderen Seite des Zimmers schritt und vor dem Fenster stehenblieb.

Draco starrte auf den südlichen Horizont, der sich vor Ginnys Schlafzimmerfenster erstreckte. „Ich hab schon so viel Zeit damit verschwendet, dich in der zweiten Hälfte meines letzten Schuljahrs zu ignorieren, dir im ersten Semester dieses Jahres aus dem Weg zu gehen, zu warten, bis du im letzten Juni mit der Schule fertig warst … Es macht mich wahnsinnig, weil ich weiß, daß diese Zeit sinnvoller hätte verbracht werden können. Mein Verstand sagt mir, daß es das wert war, denn du bist hier." Er warf einen Blick über seine Schulter. „Lebendig." Er wandte sich wieder zum Fenster. „Aber ich fühl mich trotzdem betrogen."

Ginny schluckte.

„Wenn ich mich betrogen fühle, dann tust du das wahrscheinlich auch." Draco atmete leicht aus. „Ich werd's wiedergutmachen. Die einzig plausible Möglichkeit, die verlorene Zeit wiedergutzumachen, ist, dir mein Leben zu geben. Und wenn ich es für den Rest meines Lebens wiedergutmachen muß, dann werd ich das gerne akzeptieren."

Draco stockte der Atem, als er Ginnys schlanke Gestalt an seinem Rücken spürte. Sie schlang die Arme um ihn, ihre Hände trafen sich vor seiner Brust. Ginny vergrub ihr Gesicht in seinem Rücken, als kleine Perlen aus Tränen über ihr Gesicht rannen. „Verdammt, Draco." Sie atmete aus, was sich irgendwie nach einem Lachen anhörte. „Du hattest nicht vor, mich gleich morgen zu heiraten, oder?"

„Gott, nein." Er starrte weiter auf das Feld draußen. „Weißt du, in einem Jahr werd ich wahrscheinlich immer noch unterrichten oder einen Job beim Ministerium haben. Du wirst sehr wahrscheinlich deine feste Stelle beim Tagespropheten haben. Und in einem oder zwei Jahren wirst du vermutlich mit mir verheiratet sein", grübelte er und legte eine Hand über ihre eigenen gefalteten Hände.

Ginny kicherte und nickte. „Du hast wahrscheinlich recht."

Draco drehte sich zu ihr um, und sie löste ihre Umarmung. „Du hast meine Frage nicht beantwortet, Red."

„Deine Frage?"

„Also, willst du mich heiraten?"

Ginny schloß die Augen und holte tief Luft. Sie nickte und lächelte. „Nur nicht gleich morgen."

„Gott, nein."

„Aber irgendwann später in unserer Zukunft."

Draco nickte und strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. „Ich wußte, du würdest „ja" sagen", spöttelte er mit einem Grinsen.

„Halt die Klappe." Ginny verdrehte die Augen und packte ihn am Kragen, um ihn nach vorn zu ziehen.

Bevor sich ihre Lippen treffen konnten, schwang die Tür auf, und sechs Personen stolperten herein.

Charlie war der erste, der etwas sagte. „Meine kleine Schwester ist erwachsen!"

„Herzlichen Glückwunsch, ihr zwei!" Hermine lächelte.

„Malfoy, ich glaube, wir müssen uns unterhalten." Arthur versuchte, nicht zu bellen.

„Sie ist noch ein kleines Kind!" kreischte Molly.

„Ron, nicht!" Harry hielt Ron zurück.

„Ich werd dieses Frettchen umbringen!" knurrte Ron mit einem mordlustigen Blick.

„Es ist nicht zu spät, um es zurückzunehmen, oder?" murmelte Draco mit einem Anflug von Humor in seinem Tonfall.

Ginny schlug ihm auf die Brust. „Zu spät." Sie grinste ihren Verlobten an. Bei diesem Anblick wußte Malfoy, daß sie sehr gut davor war, eine Malfoy zu werden.

Ende