TITEL: Liebes Tagebuch …
TEIL: 2 von ?
FSK: PG-13
GENRE: Romanze, Humor, Allgemein
CHARAKTER(E)/PAAR(E): Jordan, Woody und der Rest
SPOILER: 4. Staffel (einschließlich „Der einarmige Bandit")
INHALT: Jordan wird gezwungen, ihren Urlaub zu nehmen. Sie weiß nichts, mit sich anzufangen und hat viel Zeit zum Nachdenken und Grübeln. Wird ihr das kleine braune Buch, das Lily ihr geschenkt hat, helfen können, mit sich selber ins Reine zu kommen? Und was ist mit Woody? Wird sie endlich einsehen, was sie an ihm hat? Und warum verhält sich Woody so komisch?
DISCLAIMER: Nichts gehört mir, alles gehört Tim Kring (wäre es anders, wäre Annie schon lange wieder da und Woody und Jordan würden auch endlich mal voran kommen…) Ich borge mir die Figuren und Orte nur aus und werde alles ordentlich gewaschen und gebügelt wieder zurückgeben! Einzig und allein die Handlung gehört mir…
A/N: Nur ein paar kleine (lustige) Schreibübungen. Vielleicht gefällt es euch ja…
Sonntag, 11.09.2005 abends
Du siehst, ich bin wieder da. Ich kann einfach nicht anders … ich musste dich wieder unter dem Stapel Zeitungen herausfischen. Das ist wie ein Drang. Ich bin süchtig. Abhängig. Ich kann nicht mehr ohne …
Merkst du was? Ich sollte mich wirklich mal untersuchen lassen.
Abhängig von einem Tagebuch.
Mitteilsam.
Schreibfreudig.
Alles Begriffe, die ich eigentlich nicht mit mir in Verbindung bringe. Ich mag keine Stifte, ich mag keine Blätter, keine Akten, keine PCs, auf denen man nur lästige Berichte abtippen muss …
Der Urlaub tut mir definitiv nicht gut. Ich überlege schon den ganzen Tag, ob ich nicht morgen einfach zum Arzt gehe und mir ein Attest geben lasse, dass der Urlaub mir schadet. Dann muss Garret mich doch wieder an die Leichen lassen, oder?
Ich werde darüber nachdenken …
Nachdenken. Ja, das tue ich schon den ganzen Tag. Das ist nicht gut, gar nicht gut. Aber ich kann nicht anders. Immer und immer wieder muss ich an meine Begegnung von gestern denken.
Was hat Woody da gewollt? Wieso schleicht er in der Schmuckabteilung herum? Wieso war es ihm unangenehm, dass wir uns dort getroffen haben? Mag er mich nicht mehr? Ist er es Leid geworden, sich mit mir abzugeben? Liebt er mich vielleicht nicht mehr?
Aber war es nicht das gewesen, was ich wollte? Dass er sich jemanden sucht, der ihn glücklich macht. Dass er endlich versteht, dass ich ihm nicht gut tue, dass ich niemandem gut tue.
Ich hinterlasse nur verbrannte Erde, mache Leute unglücklich, tue denen weh, die mir etwas bedeuten, laufe davon …
Wir haben in LA darüber gesprochen, ich habe versucht ihm klar zu machen, dass er etwas Besseres verdient hat als mich, dass ich ihn nur ins Unglück stürze …
Doch was macht dieser verrückte Kerl daraufhin? Er läuft nicht weg, lässt mich nicht ziehen, nein, er meint, dass ich nur jemanden bräuchte, der mich ein wenig fester hält. Und dann senkt er den Kopf, schließt die Augen, will mich küssen … Unsere Lippen sind nur noch Millimeter voneinander entfernt und ich spüre schon dieses Kribbeln im Bauch, die Gänsehaut auf meinen Armen, seinen warmen Atem, der mein Gesicht streift. Ich schließe die Augen, will endlich mal etwas riskieren, seine Lippen auf meinen spüren wie damals in der Wüste, als wir mit dem Wagen liegen geblieben waren, und … tja, und prompt klingelt mein Telefon.
Woody hat mich gebeten, es klingeln zu lassen, es zu ignorieren, nicht ranzugehen, aber … irgendwie war der Zauber mit dem Klingeln verschwunden. Der Moment war vorbei, verstehst du? Ich wurde wieder einmal gerettet; gerettet vor Nähe, vor Verletzbarkeit, davor, Woody weh zutun.
Und ich habe es dennoch getan; ich habe ihm wehgetan, indem ich ihm die Konzertkarten und den Flug besorgt habe. Er hatte sich sehr auf das Konzert gefreut und war traurig, als er die Karten weggeben musste, aber irgendwie … ich glaube, er wäre viel lieber noch eine Nacht mit mir in LA geblieben. Und ich kann nicht sagen, dass es mir nicht genauso gegangen ist. Ich wäre lieber mit ihm in LA geblieben und mit ihm zusammen zurück nach Hause geflogen.
Dort oben auf der Bühne, in der Karaokebar, habe ich es gemerkt: Woody und ich, da ist irgendwas, etwas, das über ein kollegiales, über ein freundschaftliches Verhältnis hinausgeht. Als wir da oben standen und Tired of waiting for you gesungen haben, das war … es war, als ob wir über uns, über unser Leben singen würden.
Zuerst ist es mir gar nicht so bewusst gewesen, erst später … ich glaube, erst gestern … Woody ist müde geworden, auf mich zu warten.
Dabei gäbe es eigentlich gar keinen Grund für ihn, warten zu müssen. Ich müsste nur endlich über meinen Schatten springen, mir eingestehen, dass da etwas ist, dass mir Woody etwas bedeutet und – nein, ich kann es einfach nicht. Ich will nicht. Ich kann nicht. Ich darf es einfach nicht …
Sonntag, 17.09.2005
Ich weiß, ich habe lange nichts mehr geschrieben, aber mir war einfach nicht danach. Ich musste ein wenig nachdenken und mit mir selber klar kommen. Ich kann mich im Moment selber nicht leiden und will auch niemanden sehen.
Wie es zu erwarten gewesen war, hat Garret mich nicht an die Leichen rangelassen. Er hat mich rausgeschmissen und gesagt, ich solle meine Koffer packen und ein paar Tage wegfahren.
Ob ihm bewusst ist, was er da gesagt hat? Mich im Zusammenhang mit Koffer packen und wegfahren zu erwähnen, ist fast schon fatal …
Was, wenn ich wirklich meine Koffer packe und wegfahre?
Was, wenn ich wegbleibe, nicht mehr zurückkomme?
Ob man es merken würde?
Ob man mich vermissen würde?
Ich glaube kaum …
Freitag, 23.09.2005
Ich habe meine Koffer nicht gepackt und ich bin nicht weggefahren, wie du feststellen wirst.
Ich bin in Boston geblieben und habe mir die Zeit vertrieben.
Ein paar Blocks von hier entfernt hat ein neues Fitnessstudio aufgemacht. Ich bin Dienstag da gewesen; es macht einen ganz guten Eindruck. Die Öffnungszeiten sind optimal (24 Stunden, 7 Tage pro Woche), keine langen Vertragslaufzeiten, keine nervigen Trainer, und man kann so oft kommen, wie man möchte.
Ich glaube, die beste Zeit ist spät abends, wenn fast nichts mehr los ist. Die Hausfrauen sitzen zuhause bei ihren Männern, die Studenten hängen vor dem Fernseher und die wenigen Schlipsträger, die sich zu so später Stunde noch dahin verirren, sind echt nett und ziemlich gut aussehend.
Ich glaube, ich brauche mal wieder einen Mann; keinen dauerhaften Freund oder so, aber ein wenig Sex würde mir sicher gut tun. Eine einzige Nacht, keine Verpflichtungen, keine leeren Versprechungen, keine Liebesbekundungen, kein Frühstück am nächsten Morgen, und vor allem: kein schlechtes Gewissen.
Doch irgendwie ist es genau das – dieses schlechte Gewissen -, was mich davon abhält, die Typen anzusprechen. Ich habe kein schlechtes Gewissen ihnen gegenüber, nein, das ist es nicht. Ich habe viel mehr ein schlechtes Gewissen Woody gegenüber. Es ist, als würde ich ihn betrügen … Schwachsinn, oder? Ich meine, wir sind nicht zusammen oder so; ich würde nicht fremdgehen … aber trotzdem.
Ich kann irgendwie nichts dagegen tun.
Apropos Woody: So oft wie in dieser Woche habe ich noch nie mit seinem Anrufbeantworter gesprochen. Ich kann seinen Ansagetext schon auswendig und im Schlaf runterbeten. Es ist wie verhext. Ich wollte ihn fragen, ob er nicht Lust auf Kino hätte oder auf eine Pizza vorbeikommen will – ganz so, wie wir es schon hundert Mal zuvor gemacht haben. Was essen, ein wenig reden und dann ein oder zwei Filme anschauen … ganz ungezwungen, ohne Verpflichtung. Als Freunde.
Aber er hat mich nie zurück gerufen oder wenn, dann hatte er keine Zeit, weil er noch am Arbeiten war.
Der Mann arbeitet einfach viel zu viel (und das aus meinem Mund. Komisch, nicht?). Aber vielleicht schiebt er die Arbeit auch nur vor, weil er mich nicht sehen will.
Ich weiß es nicht.
Aber eins weiß ich mit Sicherheit: Es ist unnatürlich, dass eine Frau in den besten Jahren an einem Freitagabend alleine zuhause sitzt und Tagebuch führt.
Ich bin gefrustet und werde schnell zur Tankstelle gehen, um mir eine große Tafel Schokolade zu holen.
Sonntag, 25.09.2005
Heute ist der Abend vor dem großen Tag.
Morgen darf ich endlich wieder Arbeiten gehen. Ich freue mich schon drauf. Die Klamotten, die ich anziehen möchte, liegen schon seit heute morgen auf meinem Bett, und ich habe schon dreimal kontrolliert, ob meine Make-up und Duschutensilien noch vollständig sind, damit ich morgen früh keine böse Überraschung erlebe. Ich möchte morgen ganz früh da sein – vielleicht sogar noch vor den anderen, um in Ruhe zu schauen, was ich verpasst habe.
Ich mag es nicht, wenn ich direkt morgens schon gehetzt werde. Das macht mir schlechte Laune – und das ist es doch, was ich unbedingt vermeiden will …
Montag, 26.09.2005
Hatte heute meinen ersten Arbeitstag. Bin gerade (halb zehn) erst nach Hause gekommen und bin nur noch müde und möchte schlafen.
-TBC-
