TITEL: Liebes Tagebuch …
TEIL: 3 von ?
FSK: PG-13
GENRE: Romanze, Humor, Allgemein
CHARAKTER(E)/PAAR(E): Jordan, Woody und der Rest
SPOILER: 4. Staffel (einschließlich „Der einarmige Bandit")
INHALT: Jordan wird gezwungen, ihren Urlaub zu nehmen. Sie weiß nichts, mit sich anzufangen und hat viel Zeit zum Nachdenken und Grübeln. Wird ihr das kleine braune Buch, das Lily ihr geschenkt hat, helfen können, mit sich selber ins Reine zu kommen? Und was ist mit Woody? Wird sie endlich einsehen, was sie an ihm hat? Und warum verhält sich Woody so komisch?
DISCLAIMER: Nichts gehört mir, alles gehört Tim Kring (wäre es anders, wäre Annie schon lange wieder da und Woody und Jordan würden auch endlich mal voran kommen…) Ich borge mir die Figuren und Orte nur aus und werde alles ordentlich gewaschen und gebügelt wieder zurückgeben! Einzig und allein die Handlung gehört mir…
A/N: Nur ein paar kleine (lustige) Schreibübungen. Vielleicht gefällt es euch ja…
Freitag, 30.09.2005
Puh, endlich Wochenende!
Ich hätte es niemals für möglich gehalten, dass ich mich mal auf ein freies Wochenende freuen würde, aber ich bin schon wieder urlaubsreif!
Die Woche war echt anstrengend, und diesmal hat es mir auch etwas ausgemacht, dass ich kaum mal zum Verschnaufen gekommen bin. Ob das daran liegt, dass ich solange frei hatte? Bin ich faul geworden? Habe ich mich an die viele Freizeit gewöhnt?
Ich hoffe sehr, dass sich das ganz schnell wieder legt.
Der Montag war schon Stress hoch zehn. Ich habe – natürlich – den Wecker verschlafen und bin erst fünf Minuten nach Beginn der Teambesprechung aus dem Fahrstuhl gehetzt. Garret war natürlich stinkig und hat entsprechende Bemerkungen gemacht, von wegen, dass er froh wäre, dass ich wieder da bin. Er hätte in den letzten Wochen die Unterbrechungen im Meeting vermisst.
Na ja, ich habe ihn nur unschuldig angegrinst, mit den Schultern gezuckt und mich neben Lily gesetzt, meinen Kaffee getrunken und zugehört.
Viel scheine ich nicht verpasst zu haben. Es war eigentlich alles wie immer; das übliche Montagmorgenaufkommen: Ein Sechzehnjähriger, der seinen Wagen um einen Baum gewickelt hat, eine Rentnerin, die halb verwest aus ihrer Wohnung geholt wurde und ein paar Verrückte, die glaubten, ein Ufo gesehen zu haben und sich auf dem Dach eines Hochhauses zugedröhnt haben und an einer Alkoholvergiftung gestorben sind.
Die Welt ist echt krank, oder?
Na ja, den Montag habe ich dann mit zwei von den Hochhausjungs gut rum bekommen.
Am Dienstag haben Garret und ich einen Fall von Annie Capra übernommen. Ein älterer Mann war vor seiner Haustür überfallen, ausgeraubt und mit drei Messerstichen getötet worden.
Kein schöner Anblick, sag ich dir. Der Mann hat mir total Leid getan. Wie es aussieht, hatte er gerade seinen Wocheneinkauf erledigt; die vollen Plastiktüten lagen neben ihm verstreut auf dem Boden herum.
Aber eine echte Herausforderung war der Fall nicht. Wir hatten den Leichnam kaum im Autopsiesaal, als Capra auch schon anrief und uns mitteilte, dass der fünfzehnjährige Enkel sich gestellt hätte. Er und ein Freund hätten dem Opa nur eins auswichen wollen, weil er seinem Enkel zum Geburtstag nur einen 20 Dollarschein geschenkt hatte. Und dann war der Opa plötzlich tot gewesen und die Jungs sind geflüchtet.
Wie schlecht ist die Welt eigentlich geworden? Ich schäme mich fast, ein Teil von ihr zu sein …
Abends bin ich mit Garret noch einen Trinken gegangen. Capra ist auch dazu gekommen. Sie ist eigentlich richtig nett und witzig. Ich frage mich, warum mir das vorher nicht schon aufgefallen ist. Eigentlich habe ich sie ja von Anfang an gemocht – und das obwohl sie mich verdächtigt hatte, Malden umgebracht zu haben und – (nein, an den Fall möchte ich nicht denken. Das erinnert mich wieder nur an James und daran, dass Dad mich wieder enttäuscht und belogen hat.)
Auf jeden Fall hatten wir viel Spaß, Garret, Annie und ich. Wir wollen das jetzt regelmäßig machen. Und Annie hat sogar versprochen, mal mit ins Fitnessstudio zu kommen. Ich glaube, sie taut langsam auf und beginnt sich in Boston einzuleben. Ich denke, ich werde ihr da helfen. Ich meine, eigentlich habe ich gar keine richtigen Freunde, wenn ich es mir genauer überlege. Gut, das sind Lily, Garret, Nigel, Bug – aber das sind auch meine Kollegen und zählen nicht so richtig als Freunde – obwohl ich meine Hand für sie ins Feuer legen würde (wie sie sicherlich auch für mich). Und Woody – aber … nun, bei Woody ist es … kompliziert. Ich glaube, ich brauche jemanden, der nicht im Institut arbeitet oder in mich verliebt ist. Jemanden, mit dem ich auch mal über was anderes reden kann, als die Arbeit.
Mal sehen, wie Annie sich so anstellt. Ich werde sie mal auschecken. Vielleicht werden wir ja noch Freundinnen.
Der Mittwoch und auch der Donnerstag waren eher ruhig. Ich habe Nigel bei ein paar Analysen geholfen und mit Lily ein paar Leichen freigegeben und die Abholung überwacht.
Heute Morgen hat dann Woody angerufen. (Fast hätte ich ‚endlich' geschrieben)
In einen Hotel in South End hatte man eine Leiche gefunden. Froh, endlich ein wenig Action zu haben, aber auch mit einem mulmigen Gefühl im Magen, weil ich Woody so lange nicht mehr gesehen hatte, bin ich mit Bug zu diesem Hotel gefahren.
Auf den ersten Blick sah alles nach einem Routinefall aus: unsere Jane Doe, augenscheinlich eine Prostituierte lag an Handschellen gefesselt auf den Bett, die Arme voller Einstichlöcher, eine leere Spritze neben dem Bett.
Na ja, aber eben nur anfänglich…
Erstes Problem: Wie kann sie sich den goldenen Schuss gesetzt haben, wenn ihre beiden Arme am Bettpfosten angekettet waren?
Richtig: Jemand hat sie entweder gefesselt, nachdem sie mit ihrem Leben Schluss machen wollte. Oder jemand hat sie umgebracht, gefesselt und es so aussehen lassen, als wäre es ein Drogentod.
Woody war von letzterem überzeugt, und so haben wir unsere Jane Doe in den Wagen gepackt und sind zum Institut gefahren.
Woody war professionell wie immer; nicht zu freundlich, nicht zu distanziert … Woody eben. Ich habe versucht, ebenfalls so zu sein wie immer, aber ich glaube, das ist mir nicht so ganz geglückt.
Bug hat mich unterwegs an die hundert Mal gefragt, ob mit mir alles in Ordnung sei. Es war fast so, als hätte auf meiner Stirn gestanden: „Diese Frau hat Probleme. Bitte helfen!". Bin ich so durchschaubar geworden?
Nachdem ich wohl ein bisschen zu heftig reagiert und Bug klar gemacht habe, dass er sich aus meinen Angelegenheiten heraushalten soll, hat er eine Schnute gezogen und für den Rest der Fahrt geschwiegen. Irgendwie hat es mir Leid getan, aber ich habe auch nicht die richtigen Worte gefunden, mich zu entschuldigen. Das ist nicht so mein Ding, diese Entschuldigungssache, weißt du.
Bug war für den Rest des Tages ziemlich kühl und distanziert und hat nur mit mir gesprochen, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Komisches Gefühl, irgendwie … Ich habe mir fest vorgenommen, es am Montag wieder gutzumachen. Heute beim Einkaufen habe ich diesen komischen Tee gefunden, den er immer trinkt und ihm eine große Packung gekauft – als Wiedergutmachung, sozusagen.
Oh man, ich gähne fast ununterbrochen, während ich diese Zeilen schreibe. Unnormal, oder?
Ich glaube, ich schnappe mir jetzt meinen IPod, ein gutes Buch und verschwinde ins Bett.
Wie war das mit den gut aussehenden Frauen, Mitte dreißig, die an einem Freitagabend alleine zuhause sitzen …?
Ich brauche dringend ein Privatleben … aber heute nicht mehr – heute bin ich zu müde …
Montag, 03.10.2005
Puh, bin ich fertig … ich brauche erstmal eine Dusche, einen Kaffee und was zu Essen. War heute mit Annie im Fitnessstudio – diese Frau hat echt Power. Sie hat mich doch tatsächlich um eine ganze Minute beim 3000-Meter-Lauf auf dem Laufband abgehängt. Wie dieses Aufziehkaninchen aus der Werbung für Batterien ist sie gelaufen und hatte dabei auch noch genug Puste, um ohne Punkt und Komma zu reden. Ich glaube fast, sie hat heimlich trainiert – oder mir verschwiegen, dass die professionelle Marathonläuferin ist.
Wusstest du, dass Seely in Lily verknallt ist? Annie hat es mir gesagt und war ganz erstaunt, dass ich es nicht wusste. Es wäre doch so offensichtlich. Ich habe vor Schreck aufgehört zu laufen und bin fast vom Band gerutscht, als Annie es mir erzählt hat. Das wird ein Spaß, sag ich dir … ich mag diesen Stinkstiefel Seely zwar nicht besonders, aber es wird mir ein Vergnügen sein, Lily endlich mal wieder einen Mann zu besorgen. Jetzt muss ich mir nur noch einen Plan überlegen (oder ich frag Nigel mal – der hat immer die besten Ideen, was das angeht).
Arbeit war wie immer. Wir haben die Autopsie unserer Jane Doe abgeschlossen, die übrigens Catherine McDowell heißt – eine Ausreißerin aus Georgia. Ist nichts Besonderes dabei herumgekommen. Woody übernimmt den Rest der Ermittlungen.
Wenn in dieser Nacht nicht jemand auf ungewöhnliche Art und Weise stirbt, dann darf ich mich morgen mit den Aktenleichen auf meinem Schreibtisch beschäftigen. Ich „freue" ich jetzt schon drauf …
Oder soll ich mich einfach krankmelden und zuhause bleiben?
-TBC-
