Disclaimer: Alle Figuren, die aus dem "Herrn der Ringe" bekannt sind, sind ausnahmslos Eigentum von J.R.R. Tolkien.

Es geht weiter mit unser aller Held... Legolas!

Und da ihr mich scheinbar nicht vermißt habt, habe ich mir auch ein wenig mehr Zeit dafür gelassen... (vielleicht mache ich das jetzt zur Gewohnheit...)

ein paar Reviews von den stillen Lesern wären auch nicht schlecht... *hint hint* Sonst könnte ich glatt denken, das hier reinzustellen, ist pure Zeitverschwendung!

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Fremde Gefühle

Was war denn vorhin?
Taina warf Legolas einen vorwurfsvollen Blick zu. Sie hatte es sich in Gedanken so schön ausgemalt, wie sie ihren Eltern von ihrer Verlobung berichten würde, und er hatte es geschafft, mit seiner schroffen Art der ganzen Situation einen unangenehmen Beigeschmack zu geben. Nur, weil er sich irgendetwas einredete. Und jetzt, Stunden später, nachdem alle anderen gegangen waren, saß er am Kamin und starrte wortlos ins Feuer.
Was hast du gegen Emelak? bohrte sie weiter, als Legolas noch immer nicht auf sie reagierte. Er hat doch wirklich nichts getan, was dich beunruhigen sollte, oder?
Er schwieg.
Sie seufzte. Er wollte nicht darüber reden. Aber es war etwas, das sie bedrückte, und sie hatte sich vorgenommen, sich diesmal nicht wieder mit einem es ist nichts' zufrieden zu geben. Denn seit der unausgesprochenen Konfrontation mit Emelak war sie sicher, daß es ein Problem zwischen den beiden Männern gab.
Es ist nichts. sagte Legolas leise, doch seine ganze Haltung strafte ihn Lügen.
Natürlich ist etwas. Sie setzte sich neben ihn und legte ihre Hand auf seine Schulter. Sieh mich bitte an, Legolas.
Langsam wandte er ihr den Kopf zu, und für einen Augenblick konnte sie seinen Augen einen schmerzerfüllten Ausdruck entnehmen, der jedoch sofort aufklarte und einem erzwungenen Lächeln Platz machte.
Du magst ihn nicht, habe ich recht? versuchte sie eine andere Möglichkeit, ihn zum Sprechen zu bewegen.
Ich weiß nicht. erwiderte er langsam.
Du weißt es nicht? Man weiß doch, ob man jemanden mag oder nicht!
Er zog die Augenbrauen zusammen und sah sie mit einem durchdringenden Blick an. Es tut nichts zur Sache, ob ich ihn mag oder nicht.
Oh doch, ich denke, das tut es. sagte sie eindringlich. Wenn du ihn nicht magst, dann kannst du es ruhig sagen. Ich erwarte nicht von dir, daß du mit jedem Menschen klarkommst, aber ich erwarte schon, daß du mit mir darüber sprichst. Vor allem, wenn ich dich frage. Sie sah ihn an. Du hast dich ihm gegenüber vorhin sehr eigenartig verhalten, und ich möchte einfach wissen, warum. Also, warum magst du ihn nicht?
Ich sagte, ich weiß nicht, ob ich ihn mag oder nicht. sagte er ruhig, jedoch ohne sie direkt anzusehen.

Sie seufzte. Sie haßte es, wenn er so war. Wenn er sich abschottete und auf nichts mehr reagierte. Das tat er immer, wenn es etwas gab, das ihn beunruhigte, und dessen Ursache er nicht kannte. Wie damals, als sie ihn kennengelernt hatte und ihn seine Gefühle für sie aus seinem Gleichgewicht gebracht hatten. Was immer es jetzt war, es schien ähnliche Auswirkungen zu haben.

sagte sie vorsichtig, während sie den Kontakt mit seinen Augen suchte. Was ist los? Kannst du es mir nicht sagen?
Er wich ihrem Blick aus und sah zu Boden. Sie spürte, daß sie ihn mit jedem weiteren Satz weiter von sich wegdrängte, doch sie fürchtete auch, daß er sich in etwas verrannte, was gar nicht vorhanden war.
Du bist eifersüchtig. sagte sie schließlich, nachdem er sich wieder dem Feuer zugewandt hatte. Und als erneut keine Reaktion kam, fuhr sie fort. Ja, das ist es. Ich kann mir nicht vorstellen, was dich dazu bewegt, aber du bist eifersüchtig. Sie sah ihn ernst an. Dafür gibt es keinen Grund, Legolas.
Noch immer richtete er seinen Blick in die Flammen, doch das leichte Zucken seiner Augenbrauen verriet ihr, daß sie auf dem richtigen Weg war. Nur war es ihm scheinbar nicht möglich, mit ihr darüber zu reden. Dann mußte sie eben reden.
Ich weiß nicht, was dir dieses Gefühl vermittelt hat, aber es gibt wirklich keinen Grund zur Sorge. Er hat sich mir gegenüber immer ordentlich und ehrenhaft verhalten, und auch ich gab ihm sicherlich nie das Gefühl, daß ich mehr für ihn empfinden könnte als Freundschaft. Sie nahm seine Hand. Freundschaft, Legolas, mehr nicht. Und auch wenn du vielleicht Dinge siehst... spürst, die dir etwas anderes Glauben machen, dann trügen sie dich.
Sie konnte sehen, daß ihre Worte ihn tief berührten, doch noch immer vermochte er nicht, sie anzusehen.
Ich liebe dich, Legolas. sagte sie aufrichtig. Und ich werde deine Frau werden. Also laß dich nicht von Gefühlen zermürben, die auf einem falschen Eindruck beruhen.

Jetzt drehte er den Kopf, und der Blick, der in seinen Augen geschrieben stand, ließ sie erschaudern. Weißt du nicht, wie er dich ansieht? kam es heiser. Siehst du nicht seine versteckten Blicke ... voller Begehren?
Sie schüttelte ungläubig den Kopf.
Die Antwort des Elben war ein stummes Nicken.
wiederholte sie. Und selbst wenn. Es beruht nicht auf Gegenseitigkeit! Ich empfinde nichts für ihn!
Erneut nickte er, doch sie spürte, daß er das nur tat, um sie zu beruhigen. Er glaubte ihr nicht.
sagte er plötzlich. wenn das so ist, dann gibt es ja keinen Grund für trübe Gedanken. Er stand auf.
Wo gehst du hin?
Er sah zur Tür. Ich gehe Holz hacken. Das Feuer nähert sich seinem Ende.
sagte sie hastig. Bist du sicher, daß alles in Ordnung ist?
Er sah sie an. Es gibt nichts mehr dazu zu sagen. Damit ging er zur Tür und verschwand im Dunkeln der Nacht.

Taina blieb reglos sitzen und starrte auf die geschlossene Tür. Das Feuer nähert sich seinem Ende.' Ein schleichendes Gefühl von Ohnmacht befiel sie. Bedeutete das, daß er schon aufgab? War die Tatsache, daß ein anderer begehren könnte, was sein war, schon Grund genug für ihn, an ihrer Liebe zu zweifeln? Oder gab es tatsächlich eindeutige Anzeichen dafür, daß Emelak sich als ein Mitstreiter um ihre Gunst erweisen könnte?
Sie wandte sich von der Tür ab und sah wieder in's Feuer.
Sicher, Emelak war ein gutaussehender Mann. Und er war in ihrem Alter. Doch er war ganz anders als Legolas. Viel aufbrausender, ungestümer, und bei weitem nicht so gebildet. Aber das war verglichen mit einem Elben auch kein Wunder... Er war eben ein Mensch. Doch er hatte nichts von dem, was sie an Legolas so bewunderte, was sie so sehr an ihm liebte. Seine besonnene Art, die Tatsache, daß er nur sprach, wenn es etwas zu sagen gab, und nicht zuletzt die Gewißheit, daß er hinter ihr stand und sie sich jederzeit auf ihn verlassen konnte. Bei ihm gab es kein vielleicht - nur bedingungslose Loyalität.

Sie seufzte. Zählte denn ihr Versprechen gar nichts, das sie ihm erst vor Tagen gegeben hatte? Das Versprechen, den Rest ihres Lebens mit ihm zu verbringen? Warum ließ er sich nur so schnell abschrecken? Noch dazu von einem Menschen...

Erneut sah sie zur Tür. Keine Spur von Legolas. Lediglich das monotone Geräusch seiner Axt, während sie ein um's andere Mal durch kraftvoll geführte Hiebe das Holz entzwei schlug.
Nun, dachte sie enttäuscht, was immer seine Gedanken über das vorangegangene Gespräch sein mochte, er hatte nicht vor, sie mit ihr zu teilen. Sie würde sich daran gewöhnen müssen, daß er nicht über seinen Schatten zu springen vermochte. Daß es ihm nicht möglich war, mit jemandem über seine innersten Gefühle zu sprechen. Nicht einmal mit ihr.

***

Es war schon dunkel. Der Wind strich leise durch die Bäume in Imladris, als sich eine kleine Gruppe von Elben im Schutz des Waldes langsam und lautlos fortbewegte. Ihr Ziel war nicht mehr weit - das Haus von Elrond.
Sie kommen. sagte der dunkelhaarige Elb, der sie seit einer Weile mit wachsamen Augen durch das Fenster beobachtet hatte, bevor er sich seinem Bruder zuwandte.
Elladan nickte. Dann würde es bald soweit sein.
Und du bist sicher, daß sie sich uns anschließen werden? fuhr Elrohir beunruhigt fort. Immerhin hat Vater noch vor kurzem eindeutig abgelehnt, zu den Häfen zu ziehen.
Sicher hat er das. Elladan warf seinem Bruder einen beschwörenden Blick zu. Aber Vater ist nicht hier. Und es wird Wochen dauern, bis er von Thranduil zurückkehrt.
Elrohir drehte sich wieder zum Fenster und sah hinaus in die Dunkelheit. Es waren etwa zwei Dutzend Elben, die den Weg zu ihnen gefunden hatten. Und sie alle würden Mittelerde bald verlassen.

Was glaubst du, wird der große Rat beschließen? fragte er, ohne seinen Blick von den bedächtig durch den Wald schreitenden Elben abzuwenden.
Ich weiß es nicht. antwortete sein Bruder ruhig. Und es ist auch gleich. Bis sie ihre Beratung beendet haben, wird niemand mehr dasein, der ihren Beschluß befolgen kann. Erinnerst du dich nicht, was SIE gesagt hat?

Elrohir nickte. Er erinnerte sich. Die weiße Frau hatte angekündigt, daß sich die Elben in ganz Mittelerde auf den Weg machen würden, ungeachtet davon, was ihre Anführer sagten. Es hatte alles so einfach geklungen, wie sie es dargestellt hatte. Und es schien weise und richtig zu sein. Zu jenem Zeitpunkt. Doch jetzt zweifelte er plötzlich daran. Warum sollten die Elben ausgerechnet jetzt aufbrechen? Was war jetzt anders? Und warum schien es ihr so wichtig, daß sie es taten? Denn sie schien keine Elbin zu sein.

Die weiße Frau. Seine Erinnerung trug ihn zurück in jene Nacht, als sie plötzlich vor ihnen gestanden hatte. Sie war so wunderschön. Sie war das Schönste, das er je gesehen hatte, und ihre Stimme klang lieblicher als die Harfen der Valar. Sie würde wissen, was das Richtige für sie zu tun war. Denn sie hatte die Weisheit, das Schicksal der Elben vorauszusehen. Und dieses Schicksal hatte nichts mit Mittelerde zu tun. Sie sagte, sie hatten eine andere Aufgabe. Eine neue Aufgabe. Etwas, das ihre Fähigkeiten erweitern würde und sie nicht länger nur zusehen mußten, wie die Zweitgeborenen langsam die Herrschaft über Arda übernahmen, um alles, was darauf lebte, unwiderruflich und schleichend zunichte zu machen. Und um diese Aufgabe zu erfüllen, mußten sie Mittelerde verlassen.

Er sah seinen Bruder nachdenklich an. Elladan glaubte der Weißen Frau. Er vertraute ihr. Sogar mehr, als er ihrem Vater vertraute. Ihre Worte schienen ihn noch mehr beeindruckt zu haben als, als er gedacht hatte. Denn jedesmal, wenn er Elladan gegenüber Zweifel an ihren Plänen geäußert hatte, war er aufbrausend geworden. Etwas, das gar nicht seiner sonstigen Art entsprach.

Was ist? fragte sein Bruder in diesem Moment, und Elrohir bemerkte, daß er ihn die ganze Zeit gemustert haben mußte.
erwiderte er schnell. Ich hoffe nur, wir tun das Richtige.
Dessen bin ich mir sicher. Elladan nickte bestätigend und kam auf ihn zu. Wir haben hier nichts mehr verloren. sagte er überzeugt. Mittelerde sollte den Menschen übergeben werden. Dann können sie ungestört ihre Machtkämpfe austragen und alles um sich herum vernichten. Er legte seinem Bruder die Hand auf die Schulter. Vertrau' mir, Elrohir, wir sind zu Höherem bestimmt, als hier zuzusehen.
Elrohir nickte. Sicher. Das war genau das, was die weiße Frau gesagt hatte. Und doch. Noch immer blieben ihm Zweifel. Zweifel, von denen sein Bruder nie etwas wissen durfte, denn er hatte mehr als einmal verdeutlicht, was geschehen würde, stellte sich ihnen jemand in den Weg.

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