Disclaimer: Alle Figuren, die aus dem "Herrn der Ringe" bekannt sind, sind ausnahmslos Eigentum von J.R.R. Tolkien.

**Shelley** Also bezüglich Legolas' Unsterblichkeit habe ich ja meine eigene Theorie... Denn wie ich glaube, ist Arwen die einzige, die diese Entscheidung tatsächlich treffen kann, weil sie aus der Linie Elronds und damit Eärendil's kommt, dessen Kindern ja die Wahl gegeben wurde. Elrond wählte es ein Elb zu sein und Elros wählte es, ein Mensch zu sein. Daher glaube ich, hat Arwen die Wahl - Legolas nicht. Also keine Angst, er bleibt schon unsterblich. Allerdings.... naja gut, wir wollen nicht allzu sehr vorgreifen... he he

**Lady-of-Gondor** Wie immer erfreut es mein Herz, Reviews von dir zu lesen! Ich bin ja selbst ein Review-Muffel (ja, schlagt mich!), aber leider auch ein Lese-Muffel, weil ich doch arg mit meinen eigenen Sachen zu kämpfen habe. Aber ich gelobe an dieser Stelle Besserung!

So, aber nun wird es Zeit für....

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Entscheidungen

Krachend zerbrach der Holzscheit unter der Wucht seines Schlages.
Er hatte mehr Kraft darin investiert, als nötig gewesen war, und doch schien es ihm nicht Kraft genug zu sein, um seine angestaute Aggression abzureagieren. Er war wütend. Wütend auf Emelak, weil er sich zwischen ihn und Taina zu drängen suchte, wütend auf Taina, weil sie weder etwas davon bemerkt hatte noch etwas dagegen zu unternehmen gedachte, und nicht zuletzt wütend auf sich selbst, weil seine Gefühle ihn dazu trieben, seinen Verstand auszuschalten.

Warum sollte er sich durch einen Menschen bedroht fühlen? Einen Menschen mit all seinen Schwächen, seinen ungezügelten Emotionen, seiner Vergänglichkeit? Einen Mann, der ihm an Jahren und Erfahrung weit unterlegen war, dem die Wunder dieser Welt verschlossen blieben, weil er sie mit den Augen der Zweitgeborenen sah? Wieder trieb er die Axt in das Holz. Er kannte die Antwort darauf. Genau deswegen. Weil er genauso war wie sie. Weil er dachte wie sie, fühlte wie sie und sich veränderte wie sie. Er selbst hingegen blieb über die Jahrhunderte hinweg gleich. Zumindest nach außen hin.

Der nächste Schlag schlug krachend auf das Holzstück nieder, doch er verfehlte es um Längen.
Legolas ließ die Axt sinken und lehnte sich gegen die Außenwand der Hütte. Was war nur mit ihm los? Warum war es ihm nicht möglich, das schleichende Gefühl der Eifersucht zu verdrängen; hatte Taina ihm doch deutlich gesagt, daß es keinen Grund dafür gab. Sie empfand nichts für Emelak, wohl aber er für sie. Sollte er ihr nicht Glauben schenken und darauf vertrauen, daß sie seinen Annäherungen standhalten würde? Doch wie lange war ihr das möglich? Er hatte seine Blicke gesehen, und er spürte das Verlangen, das hinter den braunen Augen des Menschen schlummerte. Aber was noch schlimmer war - war es nicht der natürliche Weg für sie, sich von einem Wesen gleicher Art angezogen zu fühlen? Von jemandem, der ihr Denken und Fühlen vielleicht besser verstand als ein Elb? Was also sollte sie davon abhalten, Gefühle für ihn zu entwickeln und bald auch seine Nähe zu suchen?

Er betrachtete nachdenklich die Klinge der Axt und ließ seine Finger langsam über das kalte Metall wandern. Es war vielleicht nur eine Frage der Zeit, bis auch sie es erkennen würde, aber dennoch hatte er nicht vor, sie kampflos aufzugeben. Nein, er würde um ihre Liebe kämpfen! Und wenn es nötig war, würde er das mit allen Mitteln tun.
Aber vorher mußte er mit jemandem darüber reden, der ihn verstand. Der diese Art Probleme kannte, und der sein uneingeschränktes Vertrauen genoß. Er mußte nach Minas Tirith.

Zur Bekräftigung seines Entschlusses schlug er die Axt erneut auf das verfehlte Holzstück und beobachtete zufrieden, wie es in tausend Stücke zerbarst.

***

Taina glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen. Wieso willst du nach Minas Tirith?
Sie starrte Legolas entsetzt an, doch der Elb blieb mit ausdruckslosem Gesicht vor ihr stehen. Ich muß etwas erledigen. sagte er nur.
Was denn? Wir waren doch gerade erst dort. Sie konnte noch immer nicht glauben, was er ihr gerade eröffnet hatte.
Was konnte er in Minas Tirith erledigen wollen? Gab es etwas, das er ihr noch nicht gesagt hatte, oder gab es einen anderen Grund, was ihr im Augenblick wahrscheinlicher erschien. Wollte er nicht eher der Situation und damit einer erneuten Konfrontation mit Emelak entfliehen? Oder wollte er ihm gar das Feld kampflos überlassen?

Sie sah ihn an. Noch immer zeigte er keinerlei Anzeichen dafür, ihr seinen Entschluß zu erläutern, geschweige denn, auf ihre Frage zu antworten. Was war er doch für ein Sturkopf! Er würde einfach gehen und sie mit ihren Gedanken und Zweifeln allein zurücklassen.
begann sie, obwohl sie wenig Hoffnung hatte, seine Haltung damit ändern zu können, warum kannst du nicht mit mir darüber reden? Ich will nicht, daß es zwischen uns steht, doch wenn du jetzt gehst, wird genau das geschehen. Sie nickte zur Bekräftigung ihrer Worte, doch seine einzige Reaktion darauf war ein Stirnrunzeln.

Es hatte noch nie einen Punkt in ihrer Beziehung gegeben, an dem sie daran gezweifelt hatte, ob es eine Zukunft für ihre Liebe gab, doch nun war es soweit. Nie hatte sie sich ihm entfernter gefühlt als in diesem Augenblick. Nicht einmal bei seinem Vater, als niemand mehr daran geglaubt hatte, daß er wieder zu sich kommen würde. Und nie hatte sie mehr gefürchtet, daß er sich verschließen würde und seine alte Eigenschaft wieder hervortrat, nichts und niemandem seine Gefühle zu offenbaren. Denn obwohl sein Blick voller Zuneigung war, voller tiefster Gefühle, so war er doch gleichzeitig voller Entschlossenheit, sich nicht von ihr von seinem Vorhaben abbringen zu lassen. Was immer er in Minas Tirith erledigen wollte, es schien unvorstellbar wichtig für ihn zu sein.

Sie seufzte. sagte sie schließlich, während sie sich von ihm abwandte und zum Tisch ging, Ich weiß, daß ich dich nicht davon abhalten kann. Aber versprich mir zumindest, daß du zurückkommst.
Die Worte ließen ihr die Tränen in die Augen steigen, hatte sie doch ungewollt ausgesprochen, was sie insgeheim fürchtete. Daß er nicht wiederkehren würde. Daß sein Stolz und sein Drang nach Unabhängigkeit stärker waren als seine Gefühle für sie. Sie richtete den Blick nach oben, in dem verzweifelten Versuch, die Tränen zu unterdrücken, doch es mißlang.

Natürlich komme ich zurück! sagte er plötzlich. Wie könnte ich es nicht tun?
Überrascht drehte sie sich um. Er stand vor ihr, die Hände hilflos nach vorne gereckt, und doch nicht weit genug, um sie zu berühren, und sah sie aus verwunderten Augen an. Wieso glaubst du, daß ich nicht zurückkommen werde?
schluckte sie, Weil.... weil... ich weiß nicht! Sag du es mir! Sie starrte ihn an, wütend über sein Unvermögen, ihre Gefühle zu verstehen, und gleichzeitig verzweifelt darauf wartend, daß er sie in den Arm nehmen und sie von ihrem Schmerz erlösen würde.
Doch er blieb stehen und musterte sie nachdenklich. Das kann ich nicht. sagte er dann. Es gibt für mich keinen Grund, nicht zurückzukommen. Alles, was ich brauche, ist hier, bist du. Aber dennoch muß ich noch einmal in die Weiße Stadt. Er kam auf sie zu und nahm ihre Hände. Vertraue mir in diesem Punkt, Taina. sagte er leise. Vertraue mir, so wie ich dir vertraue, daß sich während meiner Abwesenheit hier nichts verändert.

Sie sah ihn entsetzt an. Hier nichts verändert?! wiederholte sie. Was glaubst du, was ich tun werde, kaum, daß du aus der Tür herausbist! Zu Emelak laufen und ihn bitten, deinen Platz einzunehmen?!
widersprach er verwirrt.
Oh doch. sagte sie, Genau das denkst du! Warum sonst hättest du das eben gesagt! Sie starrte ihn an, die Tränen liefen ungehemmt über ihr Gesicht, doch ihr war es gleich. Sie wollte keine Erklärungen mehr von ihm hören. Sie wollte sich nicht mehr den Kopf zerbrechen über seine Gefühle, die er nicht auszudrücken vermochte, und sie wollte auch gar nicht mehr wissen, was er in Minas Tirith wollte. Sie wollte nur noch allein sein und keine Gedanken mehr an andere verschwenden müssen.
Ruckartig befreite sie ihre Hände aus den seinen und ging einen Schritt zurück. Wenn du unbedingt gehen mußt, Legolas, dann geh. sagte sie so unberührt, wie es ihr trotz ihrer Erregung möglich war. Und wenn du zurückkommen willst, dann komm. Aber du solltest dir nicht allzu lange damit Zeit lassen.

Sie vermied es, in sein Gesicht zu sehen, doch sein durchdringender Blick schien sie magisch anzuziehen. Ihre Blicke trafen sich, und der schmerzerfüllte Ausdruck in seinen blauen Augen zerriß ihr fast das Herz, doch sie zwang sich, wegzusehen und ihm schließlich den Rücken zuzuwenden. sagte sie erstickt, erneut gegen die Tränen ankämpfend, die längst feine Linien über ihr Gesicht gezogen hatten.
Sie starrte vor sich an die Wand und widerstand dem Bedürfnis, sich wieder umzudrehen, um alles noch einmal in Ruhe zu besprechen. Nein, diesmal würde sie ihm eine Lektion erteilen. Es war an der Zeit, daß er begriff, daß in einer Beziehung auch Opfer notwendig waren. Daß er lernen mußte, über seinen Schatten zu springen, wollte er langfristig mit ihr zusammenleben und sie gar heiraten. Denn wenn er es nicht tat, waren ihre Tage als Paar gezählt.

Das plötzliche Geräusch der Tür ließ sie herumfahren. Doch alles, was sie sah, war der leere Raum. Er war gegangen. Lautlos, wortlos. Er war weg.
Sie sank auf die Knie, die Augen fassungslos auf die geschlossene Tür gerichtet. Er war weg. Er war tatsächlich gegangen und ließ sie zurück, mit dem immer stärker werdenden Gefühl, daß sie sich in ihm geirrt hatte und sie ihn vielleicht nie wiedersehen würde.

***

Arwen erreichte Imladris mitten in der Nacht. Sie war froh, endlich wieder zuhause zu sein, aber sie fürchtete sich auch davor, was sie hier erwarten würde. Und schon die erste Neuigkeit, die sie erfuhr, als sie das Haus ihres Vaters erreichte, überzeugte sie davon, daß es richtig gewesen war, Aragorn für eine Weile sich selbst zu überlassen und hierher zu kommen.
Was? Er ist nicht hier? fragte sie erneut, doch die Antwort blieb dieselbe.
Lord Elrond ist zu König Thranduil unterwegs. Dort trifft sich der Große Rat der Hohen Elben.
Der Große Rat, überlegte sie. Dann war es schlimmer, als sie erwartet hatte. Danke, Celiath. sagte sie nur und begab sich in das Gemach, die einst das ihre gewesen war.

Alles war wie immer. Ihr Vater hatte nichts im Zimmer verändert. Selbst ihre Kleider, die sie nicht in Gondor benötigte, hingen noch im Schrank. Lächelnd strich sie mit den Fingern darüber und betrachtete sie. Erinnerungen strömten in ihr Gedächtnis, von Tagen aus ihrer Jugend, von Festen und Feiern aus glücklichen Zeiten, aber auch von Tagen und Nächten, in denen sie verzweifelt auf Nachricht von Aragorn gewartet hatte, als er mit den Gefährten unterwegs war, um den Ring zu zerstören.

Sie seufzte. Nie hätte sie gedacht, daß es wieder zu einer Situation kommen würde, in der sie auf sich gestellt war und Entscheidungen würde treffen müssen, die möglicherweise das Schicksal ihres ganzen Volkes beeinflussen sollten. Doch wie es aussah, war es nun soweit. Ihr Vater war nicht da, und wenn sie ihr Gefühl nicht trügte, waren ihre Brüder bereits so weit unter Molari's Kontrolle, daß sie auch ihnen nicht viel entgegensetzen konnte. Doch sie hatte nicht vor, aufzugeben, bevor sie alles versucht hatte.

Wo sind meine Brüder? fragte sie Celiath, als sie nach kurzer Zeit wieder in die Halle im Erdgeschoß des Hauses kam.
Die Herren Elladan und Elrohir sind fortgegangen. erklärte die Dienerin eifrig.
Und wohin?
Das weiß ich nicht, Herrin.
Arwen nickte. Sie würde sie schon finden.
Aber sie haben sich mit anderen getroffen. fuhr Celiath hinter vorgehaltener Hand fort. In aller Stille, so habe ich gehört.
In aller Stille... Arwen ahnte, was ihre Brüder vorhatten. Sie dankte der Dienerin und verließ eilig das Haus, um sich auf die Suche nach ihnen zu machen. Sie mußte schnell handeln, wollte sie ihre Pläne vereiteln.

Sie fand sie wenig später auf einer Lichtung des Waldes unweit vom Haus ihres Vaters. Und schon von weitem fand sie ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt; ihre Brüder waren dabei, mehrere andere Elben davon zu überzeugen, daß der Platz der Elben nicht mehr länger in Mittelerde war.

Sie zögerte, zu ihnen zu gehen, denn ein plötzlicher Instinkt riet ihr, im Verborgenen zu bleiben und abzuwarten, wie sich diese kleine Versammlung entwickeln würde. Es war sicherlich angebracht, ihren Brüdern nichts von ihrer Anwesenheit zu verraten. Denn wie es schien, war sie die einzige, die sie vielleicht noch davon abhalten konnte. Doch sie mußte sehr vorsichtig sein.

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Im nächsten Kapitel geht es um Aragorn, Legolas und wie es in Imladris weitergeht! Also... nächsten Montag wieder reinschauen!