Disclaimer: Alle Figuren, die aus dem "Herrn der Ringe" bekannt sind, sind ausnahmslos Eigentum von J.R.R. Tolkien.

**Shelley**: Also, in erster Linie will Molari die Elben loswerden, damit sie die Macht über ME kriegt. Ganz nebenbei ein paar von ihnen umzubringen, ist natürlich ganz in ihrem Sinne. Und "vernichtet" sind sie für sie, sobald alle Elben ME verlassen haben. Was in Valinor geschieht, ist ihr gleich. -- Ich hoffe, das hilft dir ein wenig weiter... *g*

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Der Große Rat

Er wird bald hier sein.
Celeborn's Stimme riß Thranduil aus seinen Gedanken.
Ich weiß. sagte er langsam, während er seinen Blick erneut zum Himmel richtete. Es war lange her, seit er Elrond das letzte Mal gesehen hatte. Jahrhunderte waren vergangen, und dennoch schien es ihm wie gestern, daß sie sich gesehen hatten, um die letzte große Wanderung der Elben zu besprechen. Die Wanderung in den Westen zu den Grauen Anfurten. Schon damals war das das zentrale Thema gewesen, und schon damals hatten Elrond und er verschiedene Ansichten vertreten.

Er betrachtete die Wolken, die allmählich über den Abendhimmel zogen. Sie hatten schon immer ihren Platz über Mittelerde gehabt, und sie würden auch dann noch zwischen Arda und den Sternen wandeln, wenn die Elben diese Lande schon längst verlassen hatten. Sie waren beständiger als die Erstgeborenen, die nach all den langen Jahren scheinbar jeglichen Sinn für ihre Berechtigung hier verloren sahen. So wie Elrond.
Thranduil atmete tief ein und ließ die Luft langsam aus seine Lungen entweichen. Elrond wollte Mittelerde den Menschen überlassen, das hatte er schon damals deutlich gesagt. Und spätestens seit der Eine Ring vernichtet und Sauron besiegt worden war, sah er keinen Grund mehr, hier zu verweilen. Es sei an den Zweitgeborenen, dafür zu sorgen, daß die Schöpfung der Valar nicht dem Untergang geweiht war. Es sei an König Elessar und daran, wie er sein Volk und das der freien Menschen in Mittelerde führte.

Thranduil seufzte. Im Grunde war es ihm gleich, wie Elessar sein Volk führte, doch eine Bedrohung durch eine weitere dunkle Macht konnte er nicht dulden. Zu lange war er schon auf dieser Welt, und zu viel Mühe hatte es ihn gekostet, sein eigenes Volk zusammenzuhalten und ihre Traditionen weiterzuführen. Denn im Gegensatz zu Elrond war er schon immer darauf bedacht gewesen, den Pfad, den die Valar den Elben gewiesen hatten, bis zu seinem Ende zu gehen. Und für ihn war dieses Ende nicht in Valinor.

***

Es war mitten in der Nacht, als sich alle Elben in der großen Halle versammelt hatten und der Große Rat begann. Sie nahmen an einer großen Festtafel Platz; Thranduil an der Stirnseite, ihm zur Rechten Celeborn mit seinem Gefolge aus Dol Guldur, daneben Haldir aus Lothlórien mit einigen seiner Männer. Elrond saß linker Hand von Thranduil's Vertrauten, gegenüber von Celeborn. Er hatte die Hallen erst vor Kurzem erreicht und war sofort in den Festsaal gekommen, um an dem Treffen teilzunehmen.

Thranduil hatte als Gastgeber damit begonnen, den Anwesenden von den Vorkommnissen der vergangenen Monate zu berichten. Sie alle wußten um die Gefahr, die Molari für die Elben darstellte, doch durch seine Erläuterungen war ebenfalls deutlich geworden, daß es keine Möglichkeit mehr gab, zu einer friedlichen Lösung zu gelangen. Zu weit hatte sich der Einfluß der Maia bereits verbreitet, und zu listig waren ihre Taten, um rechtzeitig erkannt zu werden. Es gab nur noch die Wahl zwischen Rückzug und Kampf.

Nachdenklich betrachtete Elrond die versammelten Elben. Thranduil wollte den Kampf, dessen war er sich sicher. Er würde sein Reich mit allen Mitteln gegen das Böse verteidigen, so wie er es seit Jahrtausenden getan hatte. Und seit sein Sohn die direkte Macht der Weißen Maia zu spüren bekommen hatte, war er entschlossener denn je, sich nicht zurückzuziehen.
Sein Blick wanderte weiter zu dem hellblonden Elben neben dem König. Auch Celeborn schien sein Reich im Süden von Mirkwood nicht aufgeben zu wollen, und seinen Ausführungen zufolge hatte auch er schon mit den Einflüssen Molari's zu kämpfen. Die einzigen Reiche, die scheinbar noch von ihr verschont geblieben waren, waren Rivendell und Lothlórien. Seitdem Galadriel, die Herrin des Lichts, die Wälder Lórien's in Richtung Valinor verlassen hatte, hatte das Reich zwar weiterhin unter Celeborn's Herrschaft gestanden, war aber von ihm nie wieder betreten worden. Zu tief schmerzte es ihn, den Ort, an dem er die meiste Zeit in Mittelerde verbracht hatte, nicht mehr mit seiner Frau teilen zu können. Es war Haldir, der Hauptmann der Galadhrim, der nun das Sagen in Lothlórien hatte.

Elrond musterte den jungen Elben abschätzend, der sich in diesem Augenblick erhob und das Wort ergriff.
Wie wir alle wissen, geht es hier und heute nicht nur um die Zukunft der Elben, sondern um das Wohl von Mittelerde. erklärte Haldir mit fester Stimme. Molari ist eine weitere Bedrohung, und sie wird in all den kommenden Jahren, in denen Sonne und Mond ihren Weg über Arda zurücklegen, auch nicht die letzte sein. Für uns stellt sich nun die Frage, inwieweit es unsere Aufgabe ist, die Schöpfung der Valar zu verteidigen. Er hielt inne und sah auffordernd in die Runde.
Auch Elrond sah zu den anderen. Thranduil und Celeborn nickten, während viele der anderen Elben eher abwartend reagierten. Er selbst blieb regungslos, denn er wußte, worauf der lórische Elb hinauswollte, und er konnte seine Begeisterung für den Kampf nicht teilen. Nicht mehr. Zu lange hatte er damit verbracht, das Böse zu bekämpfen, und zu oft war er von dem Ergebnis seiner Bemühungen enttäuscht worden. Vielleicht war es wirklich an der Zeit, anderen das Feld zu überlassen.

Ich vermag nur für mich und die Galadhrim zu sprechen, fuhr Haldir nun fort, und auch wenn manche von Euch ihrer Zeit in diesen Gefilden müde zu sein mögen, glaube ich, daß wir es den Menschen schuldig sind, sie in ihrem Kampf gegen Molari zu unterstützen. Denn sie sind nach uns diejenigen, denen Ilúvatar Mittelerde geschenkt hat.
Geschenkt, ja. nickte Celeborn. Jedoch mit der Aufgabe, es in seinem Sinne zu verwalten. Und ich sehe nicht, daß sie dazu in der Lage sind.
In der Tat. Auch Elrond erhob jetzt seine Stimme. Trotzdem müssen wir auf ihre Stärke vertrauen und darin, daß sie ihren Weg finden werden. Jetzt, da sie einen König haben, der sie weise und im Einklang mit der Natur leiten kann. Er sah zu den anderen. Wir können nicht länger für alles die Verantwortung übernehmen, was sich hier abspielt.
Thranduil nickte. Das sind weise Worte, Elrond von Rivendell. Nur vergeßt Ihr, daß die Elben bei allen wichtigen Ereignissen eine große Rolle gespielt haben. Ob es nun Kämpfe gegen Morgoth oder Sauron waren oder die Vernichtung Beleriands. Wir sind ein Grundstein dieser Welt und die Verantwortung für sie liegt genauso bei den Menschen wie bei uns.
Elrond warf ihm einen skeptischen Blick zu.
Die Menschen sind noch nicht soweit, um alleine gegen das Böse ankämpfen zu können. erklärte Thranduil weiter. König Elessar hat gerade erst begonnen, sie zu vereinen und zu ihrer alten Stärke zurückzuführen. Die Länder im Osten und im Süden sind weiterhin gegen Gondor. Zu lange haben sie unter Sauron ein Leben ohne Regeln geführt. Es wird Jahrzehnte dauern, bis sie den Weg zu einem vereinten Reich gefunden haben. Der Waldelb sah jeden der Anwesenden lange und eindringlich an. Molari hat sich den letzten möglichen Zeitpunkt ausgesucht, um gegen die Menschen vorzugehen. Und wenn wir ihnen nicht helfen, dann werden sie untergehen.

Elrond legte seine Stirn in Falten und sah vor sich auf den Tisch. Thranduil hatte das ausgesprochen, was alle anderen am Tisch dachten. Und er hatte wahrscheinlich recht. Doch er hatte einen entscheidenden Punkt außer Acht gelassen...
Er hob den Blick wieder und sah den König an. Das mag sein. sagte er ernst. Nur verratet mir, wie ihr jemanden wie Molari aufhalten wollt! Bei Eurem letzten Aufeinandertreffen mit ihr hattet Ihr es lediglich mit einer Verkörperung von ihr zu tun. Sie selbst besitzt eine weitaus größere Macht. Eine Macht, der wir alle hier nichts entgegensetzen können.
Thranduil nickte. Wir vielleicht nicht. Aber vielleicht gibt es jemanden, der es kann.

Schlagartig wurde es ruhig und alle Blicke richteten sich auf Thranduil. Auch Elrond sah zu ihm und überlegte, wessen Hilfe der Waldelb zu beanspruchen gedachte.
Es gibt mächtigere Wesen in Mittelerde als Elben. erklärte Thranduil, während er sich langsam erhob. Kennen tun wir zwei von ihnen, die beide diese Gefilde wieder verlassen haben, und doch sind noch weitere der gleichen Art unter uns. Er sah zu Elrond. Mithrandir nannten wir einen von ihnen, und für die Menschen war es Gandalf der Graue. Curunir, oder Saruman, war der zweite. Diese beiden sind nicht mehr. Doch gab es fünf der Istari.
Es ist nicht an uns, über die Istari zu bestimmen! protestierte Celeborn energisch. Sie sind Wesen der Valar, und ich bezweifle, ob sie überhaupt noch in Mittelerde sind.
Es mag nicht an uns sein, Celeborn. sagte Thranduil beschwichtigend. Und doch sind sie unsere einzige Hoffnung gegen Molari.

Erneut herrschte Schweigen. Elrond's Blick ruhte auf dem König der Waldelben, der sich langsam wieder setzte und jeden einzelnen von ihnen prüfend musterte.
Gandalf kann uns nicht mehr helfen. sagte Elrond nachdenklich. Von Radagast wissen wir, daß er der schwächste der Istari ist. Er wird nicht in der Lage sein, sich gegen Molari zu behaupten. Und wo sich die anderen beiden befinden, wissen nur die Valar.
Was wissen wir über die anderen beiden? fragte nun auch Haldir, der die letzten Minuten der Unterhaltung stirnrunzelnd verfolgt hatte.
Elrond warf ihm einen nachsichtigen Blick zu. Es sind die Ithryn Luin, die Blauen Zauberer. Ihre Namen sind Alatar und Pallando, und sie haben sich die meiste Zeit im Osten von Mittelerde aufgehalten. So sagt man. Er sah zu den anderen. Das ist alles, was wir wissen.
Wir wissen also nicht, auf wessen Seite sie stehen. schloß Haldir.
Elrond nickte.
Es sind Istari, Haldir von Lórien. erinnerte Thranduil den jüngeren Elb. Sie stehen auf der Seite der Valar.
So wie Saruman? Elrond's Stimme klang schneidender als er beabsichtigt hatte.
Ja, so wie Saruman. sagte Thranduil ruhig. Bevor er der Macht des Ringes erlag.
Wer sagt, daß die Blauen Zauberer der Macht von Molari widerstehen können? hakte Haldir nach.
Niemand sagt das. Thranduil richtete seinen Blick zur Decke. Doch wir haben keine Wahl.

Jeder der Anwesenden dachte über die gerade gewechselten Worte nach. Schließlich erhob Elrond seine Stimme. Jahrtausendelang haben wir Elben uns nun um das Wohlergehen von Mittelerde bemüht. Mit dem Erfolg, daß der Westen noch immer unter der Herrschaft der freien Völker ist. Und das sollte auch so bleiben. Es ist vergebens, sich über die Istari zu streiten, wenn wir darauf keinen Einfluß haben, ob sie uns helfen oder nicht. Wir müssen selbst einen Weg finden, Molari aufzuhalten. Gemeinsam mit den Menschen. Und dazu müssen wir uns an einem Ort versammeln.
Das sind weise Worte, Elrond. nickte Celeborn. Und auch ich denke, es führt kein Weg daran vorbei, ihr gegenüberzutreten. Allerdings glaube ich, daß es genau das ist, was sie beabsichtigt.
Wie meint Ihr das? Haldir warf ihm einen beunruhigten Blick zu.
Ich meine, erklärte der blonde Elb, daß es ihren Plänen entsprechen könnte, wenn wir alle zusammen an einem Ort sind. Denn obwohl wir gemeinsam eine größere Macht darstellen, so ist es eine ebenso gute Gelegenheit, uns zu vernichten.
Das mag sein. Thranduil erhob sich langsam von seinem Stuhl und sah die anderen an. Was auch immer Molari vorhat - sie sucht die Konfrontation. Und wenn wir nicht bereit sind zu gehen, sollten wir bereit sein zu sterben...

***

Und du bist sicher, daß du das tun möchtest? Arwen sah ihren Bruder traurig an.
Elrohir lächelte. Das bin ich. Er nahm ihr Hand und führte sie zu seinem Mund. Es ist unsere einzige Chance, sie aufzuhalten. Und wenn es dieses Opfer erfordert, dann werde ich es auf mich nehmen.
Arwen spürte den Kuß, den ihr Bruder sanft auf ihren Handrücken drückte, und schloß die Augen. Dann war es also soweit. Ihre Brüder verließen Mittelerde.

Elrohir hatte einen letzten Versuch gestartet, seinen Bruder zum Verweilen zu überreden, doch erneut vergeblich. Er war fest entschlossen, dem Willen der Weißen Maia zu entsprechen. Und so war es unausweichlich geworden, daß auch Elrohir diese Gefilde verließ, um das zu tun, was nach Arwen's Ansicht der letzte Ausweg war.
Nun dann. sagte er leise, während er sich bemühte Haltung zu bewahren. Etwas, das Arwen längst aufgegeben hatte.
Sie spürte die Träne, die sich ihren Weg über ihre Wange bahnte, doch es war ihr gleich. Ihre Brüder, die sie über alles liebte, gingen fort, und sie würde beide niemals wiedersehen.
Ich wünschte nur, Vater wäre hier. sagte sie leise, während sie ihre Hand auf die Wange des dunkelhaarigen Elben legte.
Ich auch. nickte er. Ich hoffe, er wird es verstehen.
Da bin ich sicher. Sie bemühte sich, zuversichtlich zu klingen, denn sie wußte, es würde ihrem Bruder sonst noch schwerer fallen, sie zu verlassen. Denn in Wahrheit zweifelte sie daran, daß Elrond es verstehen würde. Zu gering war die Aussicht auf Erfolg, und zu groß war das Opfer, das er brachte. Doch sie hatten keine Wahl.

Sie wäre lieber selbst gegangen, als ihren Bruder mit dieser Aufgabe zu betrauen, doch er hatte sie schließlich davon überzeugt, daß sie hier noch eine Aufgabe zu erfüllen hatte. An der Seite ihres Gemahles, des Königs von Gondor. Und sie wußte, daß Aragorn sie noch brauchen würde, wenn er es nicht bereits tat. Sie hatte keine Nachrichten aus Gondor gehört, seit sie das Land übereilt verlassen hatte, doch ihr Gefühl sagte ihr, daß es auch dort Schwierigkeiten gab. Sie konnte nur hoffen, daß Aragorn ihnen gewachsen war.

Arwen zwang sich, ihre Gedanken wieder ihrem Bruder zuzuwenden. Es war Zeit für ihn zu gehen. Elladan wartete bereits, und sie mußten verhindern, daß er Verdacht schöpfte. Auch von ihm hätte sie sich gerne verabschiedet, doch unter den gegebenen Umständen war dies nicht möglich.
Sie sah Elrohir ein letztes Mal an und ließ ihren Blick über jede Einzelheit seines Gesichts wandern. So wollte sie ihn in Erinnerung behalten. Stark, mutig und entschlossen, Molari die Stirn zu bieten.
Ich muß los. sagte er wehmütig, während er sich ihr näherte, um sie noch einmal in die Arme zu schließen. Gib' auf dich Acht, Undómiel. Ich bin sicher, du findest einen Weg. Und richte Elessar meinen Gruß aus.
Namarie, nin gwedyr. sagte Arwen erstickt. Sie schmiegte sich an ihn, strich zärtlich über sein Haar, und nur widerwillig löste sie sich wieder von ihm. Wir werden uns nicht mehr wiedersehen.
Ich weiß. Er lächelte und ging einen Schritt zurück.

Sie beobachtete, wie er sich langsam umdrehte und zwischen den Bäumen verschwand. Dann erst richtete sie ihren Blick gen Himmel und ließ ihren Tränen freien Lauf.

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... nächsten Montag wieder reinschauen! Da geht's weiter!