Disclaimer: Alle Figuren, die aus dem "Herrn der Ringe" bekannt sind, sind ausnahmslos Eigentum von J.R.R. Tolkien.

**Shelley**: Abwarten und Tee trinken! Arwen und Elrohir haben da einen Plan... aber der fordert nunmal auch sein Opfer...

Zum Thema Istari... jaaaaa... sie werden von vielen unter den Tisch gekehrt, aber noch sind einige von ihnen in diesen Landen... und ja, sie tauchen nochmal auf! (psssst... aber nicht verraten!) *grins*

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Gespräche

Schweißgebadet wachte sie auf. Ihr Herz raste, und es dauerte einige Minuten, bis sie sich bewußt wurde, wo sie war. Daß sie in ihrem Bett lag, in Ithilien, und daß alles nur ein schlimmer Traum gewesen war. Alles...?
Ihr Blick fiel neben sich, auf das unbenutzte Bett, und schlagartig war ihr klar, daß es kein Traum gewesen war. Legolas war weg. Er war gegangen und hatte sie zurückgelassen.

Sie fühlte, wie sich Tränen in ihren Augen bildeten. Auch in ihrem Traum war er gegangen, doch dort war er nie wiedergekommen. Er war in sein Leben als Krieger zurückgekehrt und hatte gegen das Böse gekämpft. Und dann, im Kampf gegen die Weiße Frau, war er ihrer Macht zum Opfer gefallen und sie hatte ihn vernichtet. Sie hatte denjenigen vernichtet, den sie so sehr liebte.
Taina setzte sich auf und starrte an die Decke. Mach, daß es nur ein Traum war.' flehte sie in Gedanken, Mach, daß es ihm gut geht. Gleich, ob er zurückkehrt oder nicht.'

Er war noch nicht lange weg, doch schon jetzt vermißte sie ihn so sehr, daß es ihr fast das Herz zerriß. Sie hatte das Gefühl, daß er überall war, daß sie seinen Schatten sah, seine Schritte hörte, seinen unvergleichlichen Geruch einatmete, er ihren Namen sagte, wenn sie das Haus betrat. Sie wünschte sich so sehr, ihn bei sich zu spüren, daß sie manchmal wirklich daran glaubte. Immer wieder ertappte sie sich dabei, wie sie die Bettdecke neben sich umschlang, in dem Glauben, es sei er, es sei Legolas.

Wo bist du, Legolas? fragte sie leise in die Dunkelheit, doch wie schon hundertfach zuvor bekam sie keine Antwort. Nur grausame Stille. Er wollte nach Minas Tirith, doch er hätte längst zurück sein können. Es war nicht weit bis zur Weißen Stadt, für ihn und Tirion etwa ein Tagesritt. Doch zwei Tage waren vergangen, seit er sie übereilt verlassen hatte.

Ihre Gedanken trugen sie zurück zu jener Nacht. Sie hatte alles falsch gemacht. Sie hatte versucht, ihn dazu zu bringen, über seinen Schatten zu springen, obwohl sie wußte, daß er dazu nicht bereit war. Sie konnte ihn nicht zwingen, über seine Gefühle zu sprechen, wenn er sich selbst nicht sicher war, was er fühlte. Und das beißende Nagen der Eifersucht war gerade für ihn etwas neues, zumal er nicht wissen konnte, wie es in ihr aussah. Sicher, sie hatte ihm gesagt, daß sie nichts für Emelak empfand, doch wieviel Vertrauen konnte er ihr schenken? Er, der wenig Erfahrung im Umgang mit Menschen hatte, und mehr als einmal von ihren Worten enttäuscht worden war. Menschen waren für ihn kein offenes Buch; im Gegenteil. Sie irritierten ihn, und sie wußte das. Warum nur hatte sie ihren Kopf durchsetzen müssen und ihn in die Ecke gedrängt?
Sie hätte ihm erklären müssen, was sie von ihm hören wollte. Daß es wichtig für sie war, den Grund für seinen Aufbruch zu kennen. Und sie hätte den ersten Schritt tun müssen und ihn in die Arme schließen. Doch so war er weg, und sie konnte ihn nicht mehr zurückholen. Wenn er sie nur jetzt sehen könnte... dann würde er wissen, wie sehr sie ihn vermißte.

Sie fühlte die Tränen auf ihrer Haut, doch sie ließ sie laufen. Unwillkürlich umklammerte sie seine Bettdecke und vergrub ihr Gesicht in den weichen Daunen. Sein Geruch war noch immer darin, und gierig sog sie ihn auf, als ob jeder Atemzug ihn ihr näherbringen würde. Und wieder sah sie Legolas vor sich, sah seinen Blick, zerrissen zwischen dem Verlangen zu bleiben und dem Willen zu gehen. Mit welchem Recht hatte sie ihn aufhalten wollen? Denn auch wenn er mit ihr glücklich zu sein schien, so war es doch von Beginn ihrer Beziehung an abzusehen gewesen, daß die Realität sie eines Tages einholen würde. Und die Realität war, daß sie ein Mensch war und er ein Elb. Und es gab einen guten Grund, warum eine solche Verbindung so selten vorkam. Und wenn doch, dann war es immer eine Elbin, die mit einem Mann zusammengewesen war, und nicht andersherum. Menschenfrauen schienen nicht geschaffen zu sein für das Leben mit einem Elben.

Seufzend schlang sie ihre Arme fester um die Decke und ließ sich langsam auf die Seite sinken. Er wird nicht zurückkommen,' dachte sie verzweifelt. Er wird bei seinen Freunden bleiben und sich dem stellen, den er bewältigen kann - den Feind. Doch dem Kampf mit seinen Gefühlen wird er ausweichen. So, wie er es immer getan hat...'
Sie schloß die Augen, und irgendwann versank sie in einen leichten, unruhigen Schlaf.


Die Stimme ihrer Mutter ließ sie hochschrecken. Sie war eingeschlafen, und es war bereits Tag.
stammelte sie. Was machst du denn hier?
Isarin warf ihre einen prüfenden Blick zu. Nachsehen, ob du deine Leidensmiene mittlerweile wieder abgelegt hast. sagte sie vorwurfsvoll. Doch wie ich sehe, wird das noch ein wenig dauern. Sie deutete auf Legolas' Decke, die Taina noch immer fest umschlungen hielt. Du solltest ein wenig mehr Vertrauen in deinen Verlobten haben.
Taina seufzte. Du hast Recht, Mutter. Doch wenn du hier gewesen wärst..., wenn du sein Gesicht gesehen hättest, würdest du anders denken.
Ich kenne sein Gesicht. erwiderte sie trocken. Ich weiß, daß er keine Miene verzieht, auch wenn er innerlich noch so leidet. Aber genau deswegen kannst du dir gewiß sein, daß er wiederkommen wird.
Er müßte längst wieder hier sein.
Isarin schüttelte nachsichtig den Kopf. Es ist ein weiter Weg und sicher hat er viel mit dem König zu besprechen. Also besinne dich auf deine Aufgaben und mach, daß du aus dem Bett kommst!
Ja, Mutter... brummte Taina gequält, doch ihr ganzer Körper rebellierte dagegen, aufzustehen und ihrem normalen Tagesablauf nachzugehen. Viel lieber würde sie liegenbleiben und das Haus Haus sein lassen, jetzt, wo es sowieso alles sinnlos zu sein schien.
Also, was ist? drängte Isarin ungeduldig. Wir wollten zum Markt!
Ich weiß. murmelte Taina. Ich kann heute nicht. Ich bin krank.
Ach was.
Doch. Ich bin viel zu kraftlos, um jetzt aufzustehen. Sie lehnte sich gegen die Rückwand des Bettes und warf ihrer Mutter einen leidenden Blick zu. Sie fühlte sich tatsächlich nicht wohl, doch es war ein willkommener Grund, daheim zu bleiben und sich weiter in ihre Trauer versinken zu lassen.

Seufzend stellte sich Isarin neben ihr Bett und sah auf sie herab. Doch plötzlich änderte sich ihr Gesichtsausdruck. Du siehst tatsächlich krank aus. stellte sie fest. Du bist blaß.
Mir geht es auch nicht gut. antwortet Taina. Aber ich mache mir sicher nur zu viele Sorgen.
Isarin beäugte sie nachdenklich. Sicher. Trotzdem solltest du besser hier bleiben. Ich werde alleine gehen.
Taina sah sie überrascht an. Das wäre das erste Mal, daß ihre Mutter sie so leicht mit einer vermeintlichen Ausrede davonkommen ließ. Bist du sicher?
sagte ihre Mutter, und ein seltsames Lächeln schmückte ihr Gesicht. Ruh' dich aus. Ich gehe alleine. Ich bringe dir alles mit, was du benötigst. Damit drehte sie sich um und verschwand durch die Tür.
Taina blieb im Bett sitzen und sah ihr verwundert nach. Irrte sie sich, oder hatte ihre Mutter es gerade sehr eilig gehabt...? Gab es etwas, das ihre Mutter wußte, was ihr selbst verborgen geblieben war...? Sie seufzte. Was immer es war, im Moment wollte sie keine Gedanken daran verschwenden. Sie wollte nur im Bett bleiben und sich bemitleiden, bevor sie irgendwann aufstehen und sich wieder der Realität zuwenden würde. Und die war, das sie vorläufig allein war in ihrem Haus. Ohne Legolas.

***

Oh, dieser Elb!
Fluchend warf Gimli die gesammelten Äste und Zweige auf die Feuerstelle und sah sich um. Wo war er nun schon wieder hin verschwunden? Erst schickte er ihn Feuerholz holen, und anstatt sich währenddessen um etwas Eßbares zu bemühen, war er sicher wieder einmal an einem ruhigen Ort, um zu denken...!

Der Zwerg brummte eine gehässige Verwünschung in seinen Bart und versuchte, den Elben irgendwo zwischen den Bäumen auszumachen. Sie hatten ihr Ziel bald erreicht - die Emyn Arnen, die Berggruppe, wo Faramir sich die meiste Zeit über aufhielt, wenn er nicht in Minas Tirith seinen Aufgaben als Statthalter nachkam. Dies war ihre letzte Rast, und wohl auch die letzte Gelegenheit, um in Ruhe mit Legolas über dessen Problem reden zu können. Und daß er ein Problem hatte, war so offensichtlich wie die Dunkelheit von Khazad-dûm. Denn auch wenn er es nicht zugeben wollte, so gab es doch etwas, das an ihm nagte und ihn allmählich zerfraß. Kein Wort hatte er während des erstes Teils ihres Rittes gesprochen, und Gimli hatte selbst von seinem ungünstigen Platz hinter ihm gesehen, daß sein Gesichtsausdruck alles andere als entspannt war. Nein, der Elb war verbissen und zugleich geplagt von quälenden Gedanken. Und der Zwerg brauchte nicht lange zu überlegen, wer die Ursache für dieses unnatürliche Verhalten war...

Er hatte gewußt, daß es früher oder später Ärger geben würde zwischen dem Elben und der Südländerin. Niemand war in der Lage, diesen störrischen Eisblock zu einer Gefühlsäußerung zu bewegen, und wenn er dann auf eine rassige Haradrim traf, waren Herzschmerz und Mißverständnisse unausweichlich. Doch nun war es an der Zeit, daß er darüber sprach! Entschlossen stapfte Gimli los, um seinen Freund suchen zu gehen.

Er fand ihn nicht weit entfernt an einem kleinen Bach. Er stand am Ufer und sah auf das Wasser hinunter, scheinbar, um irgendwelche Fische darin auszumachen.
Gimli versuchte sich anzuschleichen, doch längst hatte der Elb ihn bemerkt.
sagte er leise, und der Zwerg hörte sofort, daß er ihn tief in Gedanken überrascht hatte. Langsam ging er näher und stellte sich neben ihn.
Du solltest darüber reden. sagte er so einfühlsam wie es ihm möglich war.
kam es zurück.
Über sie.
Die Haltung des Elben straffte sich, ohne daß er jedoch seinen Blick vom Wasser wandte.
Du kannst mir nichts vormachen, Legolas. fuhr Gimli unbeirrt fort. Du warst nicht so verschlossen, seit wir uns das erste Mal begegnet sind. Du leidest, und wenn du mir erlaubst, würde ich gerne versuchen, dir zu helfen.
Jetzt wandte Legolas ihm den Kopf zu, und sein Gesichtsausdruck war in der Tat leidend. Das ist sehr freundlich von dir. Aber du kannst mir nicht helfen, Gimli. Niemand kann das.
Der Zwerg zog überrascht die Augenbrauen hoch. Das klang ernst. Ernster als er vermutet hatte. Was ist los? fragte er besorgt, denn dieser Zustand des Elben begann, ihn zu beunruhigen.
Legolas zögerte. Offenbar war er nicht sicher, ob er seine Gedanken mit ihm teilen sollte, oder aber, er wußte nicht, wie er es erklären sollte.
Gimli lehnte sich auf den Stiel seiner Axt und wartete geduldig ab, bis Legolas seinen inneren Kampf beendet hatte und sich ihm schließlich zuwandte.
Ich habe Dinge gesagt, die sie verletzt haben. sagte er langsam. Und ich konnte ihr nicht erklären, warum ich es sagte. Und sie hat mich weggeschickt.
Und du bist einfach gegangen?
Der Elb sah ihn verständnislos an. Sie sagte, ich soll gehen.
Gimli seufzte. Du solltest die Menschen besser kennen. sagte er stirnrunzelnd. Sie sagen das eine und meinen das andere. Und Taina ist ein besonderes Exemplar des menschlichen Volkes. Sie ist stur. Genau wie du, mein Freund. Er lächelte. Ich bin sicher, sie wollte, daß du bleibst. Er hielt inne und musterte seinen Freund nachdenklich. Aber was war es, das du sagtest? hakte er nach. Was hat den Stein in's Rollen gebracht?
Er hörte, wie Legolas die Luft einsog und konnte den Schatten förmlich sehen, der plötzlich das Gesicht des Elben verdunkelte.
Ich war eifersüchtig. sagte er leise. Und ich bin es noch.
Das erklärte alles. Auf wen?
Auf einen Menschen.
Trotz der durchaus ernsten Situation konnte sich der Zwerg ein Lachen nicht verkneifen. Versteh' mich nicht falsch, mein elbischer Freund, sagte er, aber vor einem Menschen brauchst du dich nun wirklich nicht zu fürchten. Ich kann mir nicht vorstellen, daß es jemanden gibt, der dir das Wasser reichen kann! Du bist ihnen doch in allem überlegen.
Er nickte dem Elben aufmunternd zu, doch dessen Antwort war nur ein durchdringender Blick. Ein Mensch. wiederholte er traurig. Ein Mensch wie sie. Ein Mensch mit all den Schwächen, die ihn menschlich machen. Und auch all den Stärken.
Gimli spürte, daß sich der Elb in etwas verrannte, und er fand, es war an der Zeit ihn wachzurütteln. Die einzige Schwäche, die du einem Menschen gegenüber hast, ist dein Unvermögen zu sagen, was du fühlst, Legolas! sagte er eindringlich. Geh' zu ihr und rede mit ihr! Sie liebt dich, und ich bin sicher, nur dich. Und du kannst ihr ruhig sagen, daß du fürchtest sie zu verlieren, denn sie wird es verstehen. Doch schweigst du weiterhin, wird sie ihre eigenen Schlüsse aus deinem Verhalten ziehen, und die werden dir nicht gefallen. Also geh zu ihr und sprich mit ihr. Sag ihr, daß du sie liebst. Sag ihr, daß du eifersüchtig bist, und sag ihr auch warum.

Zur Bestätigung seiner Worte nickte er heftig, und der Gesichtsausdruck des Elben sagte ihm, daß sein kleiner Vortrag Wirkung zeigte.
Du hast sicher recht. sagte er nach einer Pause. Ich sollte mehr von mir preisgeben.
Genau. Du hast es selbst gesagt; sie ist ein Mensch. Sie muß wissen, was du fühlst, damit sie dich verstehen kann. Denn für sie bist du ein wandelndes Rätsel. So wie für mich. Er lachte, und zum ersten Mal seit ihrem Wiedersehen hellte sich das Gesicht des Elben auf.
Du irrst dich, Freund Zwerg. sagte er lächelnd. Vor dir scheine ich keines meiner Rätsel verbergen zu können. Er legte seine Hand auf die Schulter des Zwerges und nickte. So, und nun laß uns zurückgehen und uns um das Essen kümmern. Wir haben noch einen weiten Weg.
Gimli nickte. So gefiel ihm sein Freund wesentlich besser. Sie hatten schließlich eine Mission zu erfüllen, und dabei wäre ihm ein von Liebeskummer geplagter Elb nicht sehr von Nutzen.

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... wie immer bis nächsten Montag!