leise und unauffällig reinschleich und Kapitel postet
Danke für die lieben Mails, die ich bekommen habe. Wie ihr seht, JA, ich schreibe noch weiter. Hat nur wieder etwas gedauert, weil ich mich nicht entscheiden kann, was die Herren und Damen nun anstellen. Zickige Mittelerdler lol
Im Wandel
"Also, hier sieht es ja aus wie nach Bilbo's Abschiedsfeier!"
Kopfschüttelnd ließ Pippin seinen Blick ein weiteres Mal über die Überreste des Festtafel im Saal schweifen. Über die leeren Fässer und Krüge und das, was vom üppigen Essen übrig geblieben war, und welches allmählich von den Bediensteten des Palastes aufgeräumt wurde. Überall lagen Gondorianer auf dem Boden oder auf Stühlen und schliefen ihren Rausch aus, und selbst das Klappern der Teller und des Besteckes schien sie nicht aus ihren Bierträumen wecken zu können.
Das Fest war zu Ende. Und das Ziel erreicht. Der Aufstand war niedergeschlagen, bevor er richtig begonnen hatte. Und das war zum Großteil auch sein Verdienst.
Zufrieden, ja schon fast stolz drehte sich der kleine Hobbit um und verließ den Festsaal, auf der Suche nach seinem Freund. Das mußte gefeiert werden! Vor sich hinpfeifend schlenderte er die langen Gänge entlang, ohne gross darauf zu achten, wo er hinlief. Irgendwo würde er Merry schon antreffen. Sicher war er in der Nähe der Küche. Oder draussen, um die frische Luft und die Sonne zu geniessen, deren erste Strahlen sich ihren Weg von hinter der Bergen Mordor's auf Minas Tirith und den weißen Turm von Ecthelion bahnten.
Kaum hatte er das Gebäude verlassen, blieb er stehen und sah nach oben. Eine seltsame Stimmung lag in der Luft - als schien das Rosa der Morgendämmerung nur schwer gegen das Blau des wolkenfreien Himmels ankommen zu können. Als versuche jemand, das Aufgehen der Sonne zu verhindern.
Pippin seufzte. Wann würde das alles endlich ein Ende haben? Wann konnten alle Bewohner Mittelerdes wieder ruhig schlafen und Tagen voller Freude und Zuversicht entgegensehen? Diese Ungewißheit, was noch passieren könnte und zu welchen Mitteln die Weiße Frau jetzt greifen würde, begann qualvoll an seinen Nerven zu zehren. Und er konnte nur hoffen, daß Aragorn und die Elben wußten, was sie zu tun hatten.
"Entschuldigt, werter Herr." hörte er plötzlich eine Stimme hinter sich.
Er drehte sich um und sah eine alte Frau, die nur mühsam den beschwerlichen Weg auf die oberste Ebene der Stadt bewältigt zu haben schien. Sie war kaum grösser als er und sah ihn erwartungsvoll aus grauen, vom Leben gezeichneten Augen an.
"Kann ich Euch helfen?" fragte er höflich.
"Das hoffe ich." erwiderte sie lächelnd. "Ich bin auf der Suche nach dem König. Ich legte einen weiten Weg zurück aus meinem Dorf, um ihm zu berichten, was sich dort zugetragen hat. Wo finde ich ihn?"
"Nun," begann Pippin eifrig, "der König ist mit seinen hohen Gästen in den Palast gegangen, um dort wichtige Staatsgeschäfte zu besprechen. Ich kann Euch hinführen, wenn Ihr wollt."
"Nein, nein, lasst nur." wehrte die alte Frau ab. "Ich will ihn dabei nicht aufhalten. Das müssen ja einflussreiche Gäste sein, von weit her. Ich kann warten."
"Ja, das sind sie." Der Hobbit beugte sich vor und flüsterte, "Es sind die Hohen Elben, werte Dame. Die Herren über die drei Reiche der Erstgeborenen. Die einflussreichsten Wesen Mittelerdes. Sie alle haben sich hier versammelt, um mit Aragorn zu besprechen, wie es weitergehen soll." Er richtete sich auf und fügte wichtig hinzu, "Eine sehr imposante Gesellschaft."
"Ja, das glaube ich gerne." nickte die alte Frau "Ich warte dann, bis der König Zeit hat, mich zu empfangen. Die Belange meines Dorfes sind nur klein verglichen mit denen der Weisen."
Mit einer leicht angedeuteten Verbeugung wandte sie sich ab und bevor Pippin sich versah, war sie verschwunden.
Verwundert runzelte er die Stirn und schüttelte den Kopf, um sich dann wieder auf seine Suche nach Merry zu begeben.
Er fand ihn am Rande der obersten Ebene, an der Mauer, von der aus man über die Weite des Pelennor bis hin zu den Bergen Mordor's Blicken konnte.
"Was machst du hier?" fragte er ein wenig besorgt, ob des Kummers, der in den Augen seines Freundes zu lesen war.
"Nachdenken, Pip." erwiderte Merry leise.
"Worüber?"
"Über alles." Merry sah ihn an und seufzte. "Wird es je aufhören? Wird je wieder Ruhe einkehren in Mittelerde? Ich dachte wirklich, nach dem Untergang von Sauron wäre das Böse ausgelöscht, aber dem ist nicht so, Pip. Und wer soll uns jetzt helfen, jetzt, wo die Elben uns alle verlassen und auch Gandalf nicht mehr unter uns ist? Wer wird es aufhalten, das Böse?"
Pippin schluckte. "Ich weiß es nicht, Merry. Aber ein paar Elben sind doch noch da. Sie sind hier. Sie werden uns doch helfen, oder?"
"Wenn sie es können, werden sie es tun, Pip. Aber können sie es? Sieh sie dir doch an. Sie sitzen im Palast mit Aragorn und beraten schon seit einer Ewigkeit, was zu tun ist. Und scheinbar sind sie sich nicht einig darüber, ob sie nun überhaupt eingreifen sollen oder doch lieber Mittelerde verlassen. Wie also sollen uns die Elben helfen?"
"Ich weiß es nicht." wiederholte Pippin niedergeschlagen. "Vielleicht müssen wir uns diesmal selbst helfen?"
"Ja, Pip, da könntest du recht haben." Merry sah seinen Freund lange an, dann drehte er sich um und sah zum Palast. "Dann komm. Wir gehen mal nachschauen, was die hohen Herren da besprechen. Vielleicht können wir etwas tun."
"Gute Idee." Der kleine Hobbit nickte eifrig und machte sich ebenfalls auf den Weg.
Als sich die ersten Sonnenstrahlen auf die westlichen Ausläufer der Emyn Arnen legten, beschloss der Mann, seinen Weg nach Minas Tirith fortzusetzen. Aber zuvor wollte er noch einmal nach dem Zustand des Elben in seiner Obhut sehen, um sicherzustellen, dass dieser die Reise zu Pferd auch unbeschadet überstehen würde.
Leise näherte er sich dem Lager, das er für den blonden Erstgeborenen bereitet hatte und kniete sich neben ihn. Er lag in der gleichen Haltung da, in der er ihn dort zurückgelassen hatte; ein deutliches Zeichen, das er noch immer ohne Bewußtsein war.
Er kniete sich neben ihn und fühlte seinen Puls. Ruhig und gleichmässig. Sehr gut. Er ließ seinen Blick über den Körper des Elben wandern, bewunderte die Ebenmässigkeit und Schönheit der Statur, bevor seine Augen an dessen filigranen Gesicht hängenblieben.
'Welch Wunderwerk der Valar', dachte er anerkennend, doch dann zwang er sich, seine Gedanken wieder auf seine Aufgabe zu lenken und den körperlichen Zustand seines Schützlinges weiter zu bewerten.
Doch gerade, als er eines der Augenlider anheben wollte, um die Rötung darunter zu betrachten, zuckte er zusammen. Der Elb hatte die Augen geöffnet und starrte ihn an!
"Oh, Ihr seid wach." sagte er sanft, um ihn nicht noch mehr zu beunruhigen als er es offenbar bereits getan hatte.
Doch anstatt einer Antwort warf ihm der Elb nur einen feindseligen Blick zu.
"Ich erlaubte mir, Euch zu pflegen." fuhr der Mann unbeirrt fort. "Ich fand Euch hier. Euch muß Schreckliches widerfahren sein." Während er sprach, betrachtete er die Augen des blonden Erstgeborenen interessiert, auf der Suche nach dem Verbleib des Blutes, doch er fand nichts. Es sah aus, als wäre nie etwas gewesen. "Wenn Ihr erlaubt, geleite ich Euch nach Minas Tirith. Dort ist sicherlich ein Heiler, der sich Eurer annehmen kann."
Keine Reaktion.
"Verzeiht, ich vergaß mich vorzustellen. Mein Name ist...-"
"Ich weiß, wer Ihr seid." unterbrach ihn der Elb rüde, während er sich aufrichtete. "Und Heiler werde ich sicherlich nicht in Anspruch nehmen. Doch nach Minas Tirith werde ich Euch begleiten." Er musterte den Mann neugierig, jedoch nicht ohne eine Spur Feindseligkeit und fügte dann hinzu, "Wo sind meine Kleider?"
"Oh." Hastig sprang der alte Mann auf und ging zu seinem Pferd. "Hier. Ich habe sie ein wenig fernab gefunden, ebenso wie Euer Pferd. Ihr ward unbekleidet, als ich Euch fand. Was ist denn geschehen?"
Für einen Augenblick huschte ein Schatten über das Gesicht des Elben, dann versteinerten sich seine Züge und er erwiderte, "Das ist nicht von Interesse."
Ohne den Mann eines weiteren Blickes zu würdigen, stand er auf, nahm seine Kleidung an sich und streifte sie behände über.
Skeptisch beobachtete der grauhaarige Mann ihn dabei. Er hatte sich erstaunlich schnell wieder erholt, dafür, daß sein Leben noch in der Nacht an einem seidenen Faden gehangen hatte. Oder aber der Elb verstand es, seine etwaigen Schmerzen so zu kontrollieren, daß man sie ihm nicht anmerkte. Wahrlich ein erstaunliches Wesen.
"Wie ist Euer Name?" fragte er abwartend, während auch er begann, sich für den Ritt fertig zu machen.
"Mein Name?" wiederholte der blonde Elb erstaunt. "Ihr kennt mich nicht? Ich bin Legolas, Prinz von Mirkwood, und Thronfolger von König Thranduil."
"Legolas..." wiederholte er mehr in Gedanken als daß er es aussprach. Den Namen hatte er schon einmal vernommen. Er war einer der Gefährten gewesen, die losgezogen waren, um den Ring zu vernichten. Doch daß er der Thronfolger war, war ihm neu.
Einmal mehr bemerkte er, daß er sich in den westlichen Gefilden von Arda nur sehr lückenhaft auskannte. Aber das würde sich jetzt ändern.
"Nun gut, Prinz Legolas," sagte er geschäftig, "dann brechen wir auf."
