--reinschleich und ganz still und heimlich postet--

Tut mir wirklich leid, aber gewisse Umstände haben mich nicht zum Weiterschreiben kommen lassen... ich hoffe, ihr verzeiht mir und die wenigen, die überhaupt noch wissen, worum es hier ging, lesen auch noch weiter... --hanging head down in shame--


Kapitel 21 - Freund oder Feind?

"Dirkan!" Erleichtert stürzte Isarin auf ihren Mann zu und fiel in seine Arme. "Ich war schon in Sorge um dich. Was hat dich so lange aufgehalten?"

Dirkan strich ihr zärtlich über das Gesicht und erwiderte besorgt, "Du ahnst nicht, was in Minas Tirith vor sich geht. Warte, ich erzähle dir alles in Ruhe. Aber lass mich zunächst herein kommen." Er sah sich um. "Wo ist Taina? Geht es ihr besser?"

Isarin nickte und führte ihren Mann zum Tisch. "Sie ist fort. Sie will Legolas sehen und mit ihm reden. Hast du sie nicht getroffen?"

"Nein. Sie muß den anderen Weg genommen haben. Den kürzeren durch die Berge."

"Ja, möglich." Isarin stand auf und holte Wein und Brot, das sie vor Dirkan auf den Tisch legte. "Sie hatte es sehr eilig. Er war hier, und..." Sie zögerte, denn der Schmerz seines letzten Besuches riß auch bei ihre tiefe Wunden auf.

"Legolas war hier?" fragte Dirkan ungläubig. "Und ist wieder fort?"

Isarin nickte. "Er hat sie verlassen. Sagt Emelak. Es ging alles so schnell... und ehe ich richtig mit ihm reden konnte, war er wieder weg." Sie versuchte, sich an alles genau zu erinnern, und erzählte Dirkan dann in wenigen Sätzen von den Geschehnissen jenes Tages, von dem sie sich wünschte, daß er niemals so passiert wäre.

Dirkan hörte ihr aufmerksam zu und fiel dann in nachdenkliches Schweigen. Ab und zu nahm er einen Schluck von dem Wein und aß ein wenig Brot, und Isarin konnte spüren, wie sehr ihn das alles beschäftige und bewegte. Er mochte Legolas und sie beide hatten gehofft, daß trotz aller Schwierigkeiten, die eine Verbindung von einem Mensch und einem Elben zwangläufig mit sich brachte, ihre Liebe stärker sein und das alles überdauern würde. Doch so war er nicht. Ihre Liebe war zerbrochen und auch wenn Taina ihn vom Gegenteil überzeugen würde und ihn zurück holte, würde von nun an immer ein Riß in dieser Beziehung sein. Das wußte Isarin. Dazu kannte sie ihre Tochter zu gut, und auch Legolas schien niemand zu sein, der etwas derartiges so leicht verdrängen konnte. Geschweige denn vergessen.

Isarin seufzte und setzte sich zu ihrem Mann. "Und jetzt sag mir bitte, was du erlebt hast in der Weißen Stadt."

Dirkan wandte ihr den Kopf zu und sie sah bereits in seinen Augen, daß seine nun folgenden Worte ihr weitere Sorgen bereiten würden. Und je mehr er von dem Aufstand, Aragorn's Verschwinden und Wiederkehr und dem Eintreffen der Elben berichtete, desto schwerer wurde ihr Herz und sie konnte nur noch hoffen, daß sich irgendwie doch noch alles zum Guten wenden würde.

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"Und Ihr meint, daß sie das aufhalten kann?"

Elrond warf Celeborn einen skeptischen Blick zu und dachte erneut über den Vorschlag des lorischen Elben nach. Einen Schutzbann über die ganze Stadt zu legen, war ein kaum zu bewältigendes Vorhaben, selbst wenn alle Hohen Elben versammelt waren und ihre Kräfte einsetzten. Und ob es eine Maia aufhalten würde, war dahin gestellt.

"Wir haben kaum eine anderen Wahl, oder, mein Freund?"

Celeborn's Stimme riß ihn aus seinen Gedanken. "Nein, Ihr habt recht." sagte er abwartend, während er weiter über eine mögliche Durchführung nachsinnierte. "Versuchen sollten wir es. Ob es den ersehnten Erfolg bringt, weiß nur Eru." Damit neigte er leicht den Kopf und sah zu den anderen Elben, die sich alle im großen Saal versammelt hatten, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

Sie alle wirkten angespannt und wenig zuversichtlich, nur glaubte der eine oder andere das besser überspielen zu können. Doch Elrond las in ihnen wie in einem offenen Buch. Und es war deutlich zu erkennen, daß jeder um die Gefahr wußte, die von Molari ausging, und sie keineswegs unterschätzen wollte.

Nun, dachte er, das wäre in der Tat fatal. Denn auch wenn alle Versuche ihrerseits, die Menschen zu kontrollieren, bisher fehlgeschlagen oder vereitelt worden waren, so ruhte irgendwo ganz in der Nähe ein Zentrum dunkler Energie, das der Elb aus Rivendell nur noch nicht hatte lokalisieren können. Irgendwo hier inmitten von Minas Tirith war etwas. Nur was es war und wie er es finden konnte, wußte Elrond noch nicht. Und darum hatte er den anderen bisher nichts darüber gesagt. Er wollte es erst mitteilen, wenn er genauere Informationen und einen Weg gefunden hatte, wie man es bekämpfen konnte.

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Als Aragorn das Geräusch hörte, das von der sich öffnenden Tür herrührte, fuhr er zusammen und sprang auf. "Wer ist da?"

"Mein König, ich bin es nur - Tekton. Ihr habt Besuch."

Aragorn stutzte. Wer sollte ihn jetzt besuchen kommen?

Er wartete, bis sich die schwere hölzerne Tür ganz geöffnet hatte und blickte erstaunt auf einen alten bärtigen Mann in blauem Umhang und auf - Legolas.

"Legolas!" rief er erfreut und trat näher an seine Gäste heran. "Was führt dich hierher? Ich dachte, du wärst längst in Ithilien bei Taina und - " er zögerte, ob des seltsamen, ja fast feindseligen Gesichtsausdruckes, der bei seinen Worten das Antlitz des Elben überschattet hatte. "Was..?"

Sein Blick fiel auf den alten Mann, der in diesem Moment das Wort ergriff. "Verzeiht mir, König von Gondor, ich habe Euren Freund auf meinem Weg hierher verletzt aufgefunden und mir erlaubt, ihn zu pflegen und hierher zu begleiten."

Verletzt? Aragorn musterte den Elben aufmerksam, doch konnte er keine Blessuren an ihm erkennen. Nur seinen noch immer bohrenden Blick, bei dem sich die Nackenhaare des König unweigerlich in Abwehr aufstellten. 'Bei den Valar...' dachte er besorgt und sah Legolas direkt in die Augen. "Was ist passiert, Legolas?"

"Nichts." kam die barsche Antwort, und der unterkühlte Ton in der sonst so friedlichen, klangvollen Stimme war mehr als nur eine Aufforderung nicht weiter nachzuhaken. "Und es ist 'Prinz' Legolas für Euch, auch wenn Ihr offenbar ein König seid."

Prinz Legolas? Es war Jahre her, daß Aragorn seinen Freund zuletzt mit seinem ihm zustehenden Titel angesprochen hatte. Jahre, die er kaum zu zählen vermochte. Warum sollte Thranduil's Sohn gerade jetzt wieder darauf bestehen?

"Nun gut." lenkte Aragorn ein, entschlossen, der merkwürdigen Haltung Legolas' zu gegebener Zeit dennoch auf den Grund zu gehen. Doch jetzt war keine Zeit dazu. Er musste sich gegen weitaus größeres Übel wappnen als einen sich seltsam verhaltenen Elben. Auch wenn ihn das ungute Gefühl beschlich, daß es da einen Zusammenhang gab.

"Gut, daß du da bist, Legolas. Wir können jeden Mann gebrauchen." Er wandte sich wieder an den Fremden. "Und Ihr seid...?"

"Pallando." kam die freundliche Antwort, begleitet von einer angedeuteten Verbeugung, und sofort setzten sich im Kopf des Königs alle kleinen Bausteine wie ein Puzzle zu einem großen Bild zusammen. Ein alter Mann, ein blaues Gewand, jetzt, hier in Minas Tirith... das konnte kein Zufall sein. Er erinnerte sich noch sehr genau an ein Gespräch, das er vor wenigen Tagen mit Elrond geführt hatte, in dem der Elb ihm von der vielleicht einzigen Möglichkeit berichtet hatte, Mittelerde zu retten - den Blauen Zauberern.

"Pallando." wiederholte Aragorn erfreut und verbeugte sich nun seinerseits. "Euch schickten die Valar."

"Mitnichten", lächelte der Fremde milde, "mich schickte die Neugierde. Ich habe viel gehört von den Heldentaten, die im neu erblühten Westen vollbracht wurden, auch im Kampf gegen Sauron, und wollte mich nun mit eigenen Augen von der Pracht Eurer Errungenschaften überzeugen."

Aragorn schluckte. "Dann wisst Ihr nicht, dass eben diese Errungenschaft, die neue Freiheit der Völker Mittelerde's, in größter Gefahr schwebt?"

Pallando schüttelte den Kopf. "Von welcher Gefahr sprecht Ihr?"

"Von Molari." erklärte der König mit gedämpftem Enthusiasmus; hatte er doch gehofft, daß der Blaue Zauberer von den Valar beauftragt worden war, um in Gandalf's Fußstapfen zu treten und Mittelerde zu retten.

Und so entging ihm auch der Schatten, der bei seinen Worten kaum wahrnehmbar über das ebenmäßige Gesicht des aufmerksam zuhörenden Elben aus Mirkwood huschte.

"Molari", fuhr Aragorn unterdessen fort, "ist eine Maia. 'Die Weiße Frau' wird sie genannt und offenbar hat sie es sich in den Kopf gesetzt, Mittelerde unter ihre Herrschaft zu bringen, damit sie es dann entweder für sich beanspruchen oder zerstören kann. Und wie es aussieht, kommt sie ihrem Ziel immer näher."

Der alte Mann nickte langsam. "Ich verstehe. Und ich habe bereits von ihr gehört, aber das ist lange her. Aber was habt Ihr vor, wobei ich helfen könnte, ihre Pläne zu durchkreuzen?"

Aragorn zögerte. Sollte er dem Mann blindlings vertrauen und ihm ihr Vorhaben erläutern, oder sollte er warten, bis einer der Hohen Elben dessen Identität und Integrität bestätigt hatte? War es vielleicht gar Molari, die sich hinter der Gestalt des alten Mannes verbarg? Nun, das würde zumindest das seltsame Verhalten von Legolas erklären, der ihn noch immer mit kalten Blick musterte. Aber dennoch...

"Legolas!"

Die schrille Stimme von Pippin unterbrach die Überlegungen des Königs und bot ihm ferner die willkomene Gelegenheit, die Frage von Pallando unbeantwortet zu lassen. Vorerst.

"Wie geht es dir?" fuhr der Hobit stürmisch fort, während er auf den Elben zurannte und wild mit den Armen fuchtelnd vor ihm stehenblieb. "Und wo hast du Taina gelassen? Ist sie auch hier oder hast du dich heimlich davongestohlen?"

"Wer?" kam es regungslos, was Pippin's Redeschwall augenblicklich verstummen und statt dessen einen verständnislosen Ausdruck auf seinem Gesicht erscheinen ließ.

"Wer?" wiederholte der Hobbit entsetzt, doch im nächsten Moment hellte sich seine Miene wieder auf. "Du nimmst mich auf den Arm, Legolas!" grinste er verstohlen. "Du würdest doch niemals die Liebe deines langen Elbenlebens vergessen, mein Freund."

Doch Legolas sah nicht so aus, als würde er scherzen, und auch Aragorn musste einsehen, daß es sich scheinbar nicht nur um eine seltsame Stimmung seines Freundes handelte, sondern um ein ernstzunehmendes Problem. Alles deutete darauf hin, daß etwas sehr merkwürdiges mit dem Prinzen aus Mirkwood geschehen war.

"Hört zu, kleiner Mann," erwiderte Legolas unterdessen, "ich habe keine Ahnung, wovon Ihr sprecht. Ihr verwechselt mich augenscheinlich. Ich kenne niemandem mit diesem Namen und Ihr..." er musterte den Hobbit von oben bis unten, "seid mir auch gänzlich unbekannt. Vielleicht habt Ihr aber die Güte Euch mir vorzustellen?"

"Was?" Pippin's Gesichtszüge entgleisten nun vollends. "Aragorn..." stammelte er hilfesuchend und sah zum König, doch auch der König konnte nur mit den Schultern zucken. Etwas ging hier nicht mit rechten Dingen zu.

"Prinz Legolas", wandte er sich nun seinerseits an den Elben und beschloß, das Spiel mitzuspielen, das hier offenkundig im Gange war, "das ist Perigrin Took, ein Hobbit aus dem Auenland. Aber sagt mir, was führt Euch nach Minas Tirith, wenn Ihr die Frage gestattet?"

Für einen Moment schien es, als überlegte sein Gegenüber, was er darauf antworten solle, doch dann erwiderte der blonde Elb wie selbstverständlich, "ich bin auf der Durchreise in meine Heimat und plane hier eine Nacht zu verweilen, falls es Euch genehm ist."

"Nach Ithilien?" platzte Pippin dazwischen, nicht minder überrascht von der Antwort, als der König selbst.

"Nach Mirkwood. In's Reich der Waldelben." stellte Legolas herablassend richtig. "Welche Umstände sollte mich nach Ithilien führen?"

Täuschte sich Aragorn, oder klang dort eine Spur Verachtung in den Worten mit? Verachtung, gepaart mit einem fast schon arroganten Blick, der das zierliche Antlitz des Mannes schmückte, den er noch vor Kurzem zu seinen engsten Vertrauten gezählt hatte.

Unwillkürlich sah er zu Pallando, der während des ganzen Gespräches bedächtig an seinem grauen Bart gezupft und aufmerksam zugehört hatte. Doch der verzog keine Miene und fuhr fort, einzelne Haare aus seinem Bart in die Länge zu ziehen und wieder loszulassen.

"Ithilien ist eine schöne Gegend, die Euch sicher gefallen würde." versuchte Aragorn, Legolas wieder milde zu stimmen. "Ihr solltet sie besuchen, bei Gelegenheit."

"Werde ich tun. Bei Gelegenheit."

Aragorn seufzte. Welche Art von Verletzung es auch gewesen sein mochte, die Legolas erlitten hatte; es war eindeutig, daß seine Erinnerung bis zu einem bestimmten Punkt ausgelöscht war. Ein Zeitpunkt, an dem der Elb weder Taina und sein Heim in Ithilien, noch Pippin noch ihn selbst gekannt hatte. Er mußte den Zauberer so schnell wie möglich dazu befragen, ohne daß Legolas Verdacht schöpfte. Und er mußte den Elben davon abhalten, nach Mirkwood zu reisen. Legolas brauchte Hilfe, waren doch die Auswirkungen seines Gedächtnisverlustes sowie dessen Ausmaß nicht auszudenken. Und er konnte nur hoffen, daß Pallando mit seinem Wissen und seinen Fähigkeiten ihm dabei zur Seite stand.


to be continued...