Kapitel5

Cilia hatte sich ihren Besen geschnappt und lief in Richtung Schloss. Sie musste unbedingt ihren Aufsatz für Professor McGonagall fertig schreiben. Und ihre Hausaufgabe für Verteidigung gegen die Dunklen Künste hatte sie auch noch nicht ganz beendet.

Rasch lief sie zum Gemeinschaftsraum der Ravenclaws und in ihren Schlafsaal. Schnell zog sie sich um, schnappte sich ihre Bücher, etwas Pergament, Tinte und Feder und eilte wieder auf den Gang und in Richtung Bibliothek. Dort lieh sie sich ein Buch aus, mit dem sie den Aufsatz schreiben wollte und setzte sich an einen Tisch in den hinteren Teil der Bibliothek.

Gerade hatte sie sich in das Erste Kapitel des Buches vertieft, als sie aus ihren Gedanken gerissen wurde. „Hey Cilia, wie geht's dir? Ich glaube ich hab dich außer im Unterricht die ganze Woche noch nicht gesehen!" Lilly Evans stand vor ihr und lächelte sie freundlich an. „Oh, hi Lilly. Mir geht's gut, bin nur ein wenig im Stress. Ich hätte nicht gedacht, dass der Stoff so schwierig ist. Bei uns daheim war das alles irgendwie nicht so viel… und nicht so… ausführlich…" Sie lächelte etwas gequält. „Naja, man gewöhnt sich dran. Vermisst du Schottland sehr?" „Oh ja. Ich habe mich immer noch nicht wirklich daran gewöhnt, dass ich nicht weiß, wann ich das nächste Mal wieder dort sein werde. Aber die Leute hier sind sehr nett und ich fühle mich wirklich wohl." „Das ist schön. Ich muss schon wieder weg, und du solltest auch langsam Schluss machen, Es ist schon ziemlich spät." Mit einem letzten freundlichen Lächeln verschwand Lilly wieder aus der Bibliothek.

Cilia sah ihr ein paar Sekunden hinterher. Dieses Mädchen scheint alles im Griff zu haben. Wie macht die das bloß? Cilia schüttelte leicht den Kopf und beugte sich wieder über ihr Buch.

Endlich hatte Sirius sie gefunden. Er suchte Cilia jetzt schon seit sie so schnell vom Quidditch Feld verschwunden war. Aus sicherer Quelle hatte er in Erfahrung gebracht, dass sie nicht im Gemeinschaftsraum der Ravenclaws war. Leider dachte jetzt auch eine Viertklässlerin aus Ravenclaw, dass er an ihr interessiert wäre. Was man nicht so alles für eine Wette auf sich nehmen musste, seufzte er innerlich.

Nun lag sie da vor ihm. Die Augen geschlossen, den Kopf auf einem Buch gebettet und mit einem sanften Lächeln um ihre Lippen. Eine Weile sah er sie einfach nur an und beobachtete wie sich mit jedem ihrer Atemzüge eine Haarsträhne in ihrem Gesicht leicht bewegte.

Langsam beugte er sich vor, bis sein Gesicht dem ihren ganz nahe war.

„Hey Prinzessin, aufwachen!" Er hatte nur geflüstert, aber sie schlug sofort die Augen auf und fuhr erschrocken hoch. Sirius bekam dies schmerzlich zu spüren, als ihre Stirn gegen sein Kinn donnerte. Sie hielt sich die Stirn und er rieb sich sein Kinn. „Aua, was.. oh… was machst du denn hier?" Seit ihrer Begegnung im Hogwarts Express hatte sie Sirius nur ein paar Mal auf dem Flur gesehen und in den Unterrichtsstunden, die sie gemeinsam hatten. Ständig hatte er sie angestarrt und gelächelt sobald er ihren Blick bemerkte. Doch bisher hatte er sie nicht mehr angesprochen. Sirius lächelte jetzt wieder. Es war ein Lächeln, das lange geübt war und so wie er glaubt unwiderstehlich. „Ich würde Lügen, wenn ich sagen würde, dass ich zufällig hier wäre." Sein Lächeln wurde noch etwas breiter, er umrundete den Tisch und setzte sich neben sie. Er rückte seinen Stuhl zurecht und war nur noch wenige Zentimeter von ihr entfernt. „Ich habe dich gesucht Cilia! Ich kann an nichts anderes mehr denken, seit ich dich im Zug gesehen habe. Ich weiß, dass Evans ... äh… Lilly dir irgendeinen Blödsinn über mich erzählt hat, aber das stimmt doch alles nicht. Ich würde mich wirklich freuen, wenn du dich mit mir in Hogsmead treffen würdest. Nächste Woche, wenn wir unseren Ausflug haben."

Sie sah ihn noch ein wenig verwirrt an. Sie war müde und gerade aus dem Schlaf gerissen. Erst nach und nach erfasste sie die Bedeutung seiner Worte. „Ich.. was? N… Nein… ich gehe nicht mit dir aus, Sirius. Ich glaube auch nicht, dass Lilly gelogen hat. So wie ich dich kennen gelernt habe, stimmt jedes ihrer Worte." Mit diesen Worten raffte sie ihre Utensilien zusammen, stand auf und verließ mit wehendem Umhang die Bibliothek. Tatsächlich waren die Korridore schon ausgestorben und sie hatte die Befürchtung, dass sie schon längst nicht mehr hier sein dürfte.

„Hey, warte doch mal!" Sirius eilte ihr hinterher. Er hatte sich erst davon erholen müssen dermaßen überrumpelt zu werden. Das Gefühl eine Abfuhr erteilt zu bekommen war ganz neu für ihn. „Ich verstehe dich nicht Cilia. Warum willst du nicht mit mir ausgehen? Ich sehe gut aus, bin beliebt und ein guter Zauberer. Du bist verdammt hübsch und klug. Warum siehst du nicht ein, dass wir das perfekte Paar wären?" Zufrieden mit seiner Erklärung für die Dringlichkeit ihres Dates überholte er sie und stellte sich ihr mit einem überlegenen Lächeln in den Weg „Komm schon Prinzessin, gib wenigstens zu, dass du gerne mit mir ausgehen würdest. Wie wir Evans loswerden können wir uns dann ja immer noch überlegen." Seine Stimme klang verführerisch und samten.

Im ersten Moment wollte Cilia ihm einfach nur eine ordentliche Backpfeife geben. Doch als er so selbstzufrieden vor ihr stand und sie erwartungsvoll ansah, änderte sie ihre Meinung. Sie riss die Augen auf und blickte scheu zu ihm herauf „Oh Sirius… Woher wusstest du nur, wie sehr ich mich in meinem inneren nach dir sehne? Ich kann gar nicht mehr leben ohne dich. Seit ich dich das erste Mal sah, erscheint mir alles andere grau und nur wenn ich dich sehe, hat mein Tag wieder einen Sinn!" Ihre Stimme wurde immer theatralischer, dann blickte sie ihn abschätzig an und schnaufte verächtlich. Mit einem großen Schritt trat sie an ihm vorbei und folgte dem Korridor weiter. Sirius runzelte für einen kurzen Moment die Stirn und schien verwirrt. Dann fasste er sich wieder. „Hey! Moment mal... Willst du dich über mich lustig machen Kleine?" Er rannte hinter ihr her. Sie drehte sich so schwungvoll um, dass er scharf bremsen musste, um sie nicht einfach über den Haufen zu rennen. „Wie kommst du nur darauf mein Prinz?" Ihre Stimme troff vor Sarkasmus und schon war sie schon wieder um die nächste Ecke verschwunden.

Sirius stand da und dachte über ihr verhalten nach. Was war nur mit den Frauen los? Er würde sie nie verstehen. Er zuckte mit den Schultern und ging zurück in den Gryffindor Turm, um sich schlafen zu legen.