Kapitel 14

An diesem Freitag hatte Cilia in der ersten Stunde Zaubertränke mit den Slytherins. Sie war froh, dass sie durch ihre halb geöffneten Augen überhaupt das richtige Klassenzimmer fand. Sie war unglaublich müde. Den Abend zuvor hatte sie mit Grübeleien über Sirius verbracht. Ihr war gar nicht bewusst gewesen, wie lange sie wirklich im Gemeinschaftsraum gesessen hatte und in die Flammen des abbrennenden Feuers im Kamin gestarrt hatte.

Zu aufschlussreichen Gedanken war sie nicht gekommen. Sie wusste immer noch nicht, was sie von Sirius und dessen Verhalten ihr gegenüber halten sollte. Und vor allem wusste sie nicht, was sie davon halten sollte, wie sie sich in letzter Zeit ihm gegenüber verhielt.

Sie ließ sich neben einem anderen Mädchen aus Ravenclaw nieder und fing an den Trank zuzubereiten, der ihnen von Professor Slughorn aufgetragen wurde. Es war ein Fröhlichkeitstrank, den sie alle selbst am Ende der Stunde trinken sollten.

Cilia war sich noch nicht ganz sicher, ob sie das befürworten konnte. Eigentlich war sie in Zaubertränke nicht schlecht und der Trank erschien ihr nicht besonders schwierig, aber am heutigen Morgen viel es ihr sehr schwer sich zu konzentrieren.

So kam es auch, dass sie nicht bemerkte, wie sich ein Schatten an ihrem Kessel vorbeibewegte und ein paar Tropfen einer Flüssigkeit hineinfallen ließ.

Am Mittagstisch setzte Lilly sich zu Cilia an den Ravenclaw Tisch.

„Hey Cil! Wie geht's dir?"

„Hi Lily, geht so. Bin verdammt müde. Und irgendwie scheine ich meinen Trank von heute Morgen versaut zu haben. Eigentlich hätte ich glücklich sein sollen, aber irgendwie fühle ich nur ein seltsames Kribbeln im Bauch."

„Weißt du, ich wollte unbedingt mit dir reden, wegen…"

Doch Lily merkte, das Cilia ihre Aufmerksamkeit plötzlich etwas anderem zugewandt hatte. Oder besser jemand anderem.

Lily folgte ihrem Blick und erblickte Severus Snape, wie er gerade die große Halle betrat. Lilys fragender Blick wandte sich in pures Entsetzten, als sie sah, wie Cilia Snape entgegen schmachtete.

„Ist er nicht einfach hinreißend? Meinst du er geht mit mir auf den Ball?"

Cilia blickte Snape verträumt hinterher.

„Hä?"

Lily verstand überhaupt nicht mehr, was hier vor sich ging. Cilia stand auf.

„Ich gehe gleich mal zu ihm und frage ihn."

„WAS? Du willst Snape fragen, ob er mit dir zum Ball geht?"

Lily konnte es nicht fassen.

„Natürlich, schau ihn dir doch an. Er bewegt sich mit solch einer Eleganz und Anmut. Severus ist einfach der tollste Junge an unserer Schule."

Sie drehte sich um und marschierte auf den Slytherintisch zu. Lily sprang entsetzt auf. Das hier irgendetwas nicht stimmte war wohl sonnenklar.

Hilfesuchend blickte sie in Richtung Gryffindortisch. Remus, sowie James bemerkten ihre Blicke und erhoben sich ebenfalls. Lily eilte ihrer Freundin hinterher und fing sie kurz vor dem Tisch der Slytherins ab.

Sie packte sie beim Arm und drehte sie zu sich herum.

„Cilia! Schau mich an! Ich glaube, dir wurde ein Liebestrank verabreicht. Komm mit, wir gehen hier raus."

Cilia blickte Lily verständnislos an.

„Lass mich doch los, Lily. Ich möchte zu Severus. Ich liebe ihn!"

In diesem Moment standen auch schon Sirius und James neben den beiden Mädchen. Auch einige andere Schüler hatten den kleinen Tumult schon bemerkt.

Ein Slytherin mit, mittlerweile wieder schwarzen, fettigen Haare grinste, als er den Aufruhe sah.

James und Sirius wusste immer noch nicht was überhaupt los war. „Bringt sie hier raus, sie spinnt total!" Forderte Lily die beiden auf. James nahm Cilias Arm und wollte sie in Richtung Ausgang führen. „Hey! Lass das Potter! Ich will zu Severus! Lass mich sofort los!" Ihre Stimme wurde immer lauter und mittlerweile schenkte ein großer Teil der großen Halle den Vieren ihre Aufmerksamkeit.

Sirius sah erst Cilia entsetzt und dann Lily fragend an.

„Ich glaube, sie hat einen Liebestrank getrunken."

Sirius' Blick wanderte zu Snape. Dieser grinste immer noch über seinem Mittagessen. Sirius' Augen verdunkelten sich und ein Knurren entstieg seiner Kehle.

„Das wird diese miese kleine Ratte büßen!"

Doch erstmal mussten sie Cilia aus diesem Raum verfrachten. Bevor sie weiter schreien konnte hatte James ihr seine Hand über den Mund gelegt und sie kurzerhand einfach über die Schulter gepackt um sie aus dem Raum zu tragen.

Professor McGonagall hatte sich am Lehrertisch, wo man den Tumult ebenso mitbekommen hatte, erhoben um zu protestieren, doch Sirius kam ihr zuvor. „Entschuldigen sie Professor, aber es ist nur zu ihrem Besten!" Damit eilte er hinter Lily, James und Cilia her.

James schleppte Cilia kurzerhand einfach mit in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors. Dort setzte er sie in einen Sessel und Sirius verstellte ihr den Weg so, dass sie erst einmal nicht aufstehen konnte. Cilia blitzte die drei wutentbrannt an.

„Was soll das? Ihr könnt mich nicht einfach gegen meinen Willen irgendwohin verschleppen. Lasst mich hier wieder raus. Ich will zu Severus!"

James verdrehte die Augen. „Wie lange hält so ein Trank?", fragte er Lily.

„Ich weiß es nicht genau. Liebestränke haben wir noch gar nicht durchgenommen. Aber ich denke wir benötigen dringend ein Gegenmittel. Ich gehe und frage Professor Slughorn nach einem."

„Uhm.. Ich komm mit!", rief James und verschwand mit Lily durch das Porttraitloch.

Sirius und Cilia blieben in dem ansonsten leeren Gemeinschaftsraum zurück.

Sie sprang blitzschnell auf, wollte an Sirius vorbei und ebenfalls auf den Ausgang zu laufen. Doch dieser hatte schnellere Reaktionen als sie und stellte sich ihr immer in den Weg.

„Cilia, sei vernünftig. Du willst eigentlich gar nicht zu Snape. Er ist ein widerlicher Schleimbolzen!"

Cilia blitzte ihn wütend an und fauchte. „DU bist ja nur neidisch! Ich liebe ihn! Und du erträgst es nicht, dass ich nicht dahinschmelze, nur weil du mich mit deinem charmanten Lächeln versuchst um den Finger zu wickeln!"

Sirius musste unwillkürlich grinsen. Er fragte sich, ob solch ein Liebestrank jemanden auch dazu veranlassen konnte mehr von seinem Innenleben preiszugeben, als unter normalen Umständen.

Aber dachte sie wirklich so von ihm? Es wäre ja nicht verwunderlich, wenn sie diese Meinung hatte. Und tatsächlich hätte er sicher nichts dagegen, wenn sie sich derart nach ihm verzehren würde, das musste er zugeben. Aber er wusste mittlerweile, dass es nicht bloß die Tatsache war, dass sie seinem Charme versuchet zu widerstehen, die ihn so anzog. Nein, es war einfach sie selbst. Ihre ganze Art. Er wusste, dass er dieses Mädchen auf keinen Fall verlieren wollte und sich alleine nur vorzustellen, wie sie einen anderen auswählen könnte, trieb seine Eifersucht ins unermessliche.

Derartige Gefühle hatten ihn noch nie an ein Mädchen gebunden. Er wusste, dass dies etwas ganz besonderes war.

Das er so tief in Gedanken versunken war, versuchte Cilia auszunutzen und machte einen großen Sprung nach rechts um an ihm vorbei zu huschen.

Im letzten Augenblick erkannte Sirius ihre Absichten und nur mit einem Hechtsprung gelang es ihm sie um Die Taille zu fassen und riss sie damit beide zu Boden. Nach einem kurzen Gerangel lag er auf ihr und hielt ihre Arme zu beiden Seiten ihres Kopfes fest.

Sie zischte wütend. „Runter von mir, Black!"

Er musste grinsen, als ihm wirklich bewusst wurde, wie sehr er es genoss, sie so unter sich zu spüren. „Ich habe nicht das Verlangen meine Position aufzugeben. Aber du könntest das ganze erträglicher machen, indem du aufhörst dich zu wehren."

Er lächelte. Sie war ihm körperlich ganz klar unterlegen und er nutzte das schamlos aus.

„Du mieser Hund! Was fällt dir überhaupt ein?"

Bei diesem Vergleich begann Sirius zu Lachen. „Du hast ja keine Ahnung…", murmelte er.

In diesem Moment erschienen Lily und James wieder im Gemeinschaftsraum. Lily hielte eine kleine Phiole in der Hand und eilte auf Sirius und Cilia zu. „Wie ich sehe wehrt sie sich immer noch? Das hier hat mir Professor Slughorn gegeben. Er meinte, es wirke gegen die meisten Liebestränke, ein spezielleres Mittel müsste er zuerst brauen. Hoffen wir mal, dass es wirkt. Hier Cil, trink das." Lily näherte sich Cilias Mund mit der Phiole. Cilia schüttelte den Kopf. „Was? Nein… Lass das! Uaaah…"

Doch Lily hatte ihr den Trank während des Sprechens einfach in den Mund geschüttet. Cilia schluckte und hustete. Sie versucht so viel wie möglich wieder auszuspucken.

„Ihr miesen…!" Doch weiter kam sie nicht denn sie wurde von einem neuen Hustenanfall erschüttert.

Als sie sich erholt hatte blickte sie verwirrt zu Sirius hoch, der immer noch auf ihr lag und sie festhielt.

„Was…? Was machst du denn da? Und was mache ich hier? Wo bin ich überhaupt?"

Sie schaute sich im Gemeinschaftsraum um und stellte fest, dass dies wohl der der Gryffindors sein musste.

„Wie komme ich den hier her?" Fragend blickte sie Lily an.

Sirius hatte sie mittlerweile losgelassen und sich wieder aufgerichtet. Lily musste lachen. „Naja, du wolltest unbedingt Snape fragen ob er mit dir auf den Ball geht und ihm deine Liebe gestehen…" Sie prustete wieder los.

„Hä? Ich wollte bitte was? So ein Schwachsinn! Verarsch mich doch nicht!" Cilia blickte Lily ärgerlich an. Doch auch James und Sirius konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Naja sie hat Recht Cilia. Du warst ganz wild darauf zu ihm zu kommen. Wir mussten dich ganz schön zurückhalten." Neckte Sirius sie. Ungläubig blickte Cilia von einem zum Anderen. Sie saß immer noch auf dem Boden. „Aber, wieso…?"

„Ich glaube, dass Snape dir einen Liebestrank verabreicht hat. Erinnerst du dich vielleicht ob er die Möglichkeit dazu hatte?"

Cilia runzelte die Stirn. „Ich habe ihn heute noch gar nicht gesehen. Außer in Zaubertränke, aber da…" Sie verstummte, als sie sich wieder bewusst wurde, wie komisch es ihr vorgekommen war, dass ihr Trank nicht funktioniert hatte. Als sie aufblickte war klar, dass sie nun wusste wie er es geschafft hatte ihr den Trank zu verabreichen.

Ihre Augen blitzten und die Wut stand ihr im Gesicht. „Das wird dieser miese kleine…"

Lily blickte sie entsetzt an.

„Ach komm schon Lily, ist doch wahr. Er ist ein mieser kleiner Schleimbrocken. Oder willst du ihn etwa immer noch in Schutz nehmen?"

„Natürlich nicht." Murmelte Lily. „Du has ja recht. Aber was machen wir jetzt mit ihm?" Doch Cilia war schon aufgesprungen. „Der kriegts mit mir zu tun. Und zwar endgültig." Doch wieder war es Sirius, der sie daran hinderte, den Gemeinschaftsraum zu verlassen. Er stellte sich ihr in den Weg. „Lass mal Cilia. James und ich erledigen das. Wir haben sowieso noch ein Hühnchen mit unserem lieben kleinen Schniefelus zu rupfen, nich James?" Dieser nickte seinem Freund zu.

Cilia blickte Sirius lange ausdruckslos an. Dieser erwiderte ihren Blick ebenso versteinert. Schließlich seufzte Cilia. „Okay. Ich nehme an, ihr werdet euch sowieso nicht davon abhalten lassen, auch wenn ich das lieber selbst erledigt hätte."

Sirius grinste jungenhaft „Stimmt Prinzessin. Wir würden dich so oder so Rächen!"

Cilia verdrehte die Augen. „Gib ihm einen kräftigen Tritt von mir, okay?" Bat sie Sirius. Dieser nickte und blickte sie amüsiert an. Cilia begegnete seinem Blick und versank in seinen dunklen Augen. Für ein paar Sekunden gab es nur sie und diese unendlich Tiefe. Sie fragte sich, wie so viel Ausdruck in diesen dunklen Augen stehen konnte und ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, als sie daran dachte, wie sie in diese Augen geblickt hatte, nachdem er sie vor dem Klatscher bewahrt hatte.

Sirius wirkte ebenfalls leicht abwesend, als er sie betrachtete. Er konnte nicht fassen, wie man, nachdem man offensichtlich zu wenig geschlafen hatte, durch die Gegend getragen wurde und auf dem Boden rumgelegen hatte, immer noch derart beeindruckend aussehen konnte.

Ein leichtes Husten riss die Beiden aus ihren Gedanken. James und Lily blickten sie amüsiert lächelnd an. „Komm schon Tatze, wir suchen unseren allerliebsten Feind auf." Sirius nickte und folgte seinem Freund aus dem Portraitloch.

Lily blickte Cilia grinsend an. „Du hast dich so was von verknallt!"

Cilia wandte sich um.

„Hab ich nicht!", sagte sie etwas zu heftig.