Kapitel 18

„Was? Sie ist nicht mit Greg zusammen?"

„Nein, Lily hat zu mir gesagt, sie würde nicht mehr als Freundschaft für ihn empfinden."

Sirius schaute seinen Freund erst forschend an, dann breitete sich langsam ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. „Sie liebt mich!" Hauchte er.

James runzelte die Stirn. „Das hat Lily aber nicht gesagt."

„Aber verstehst du denn nicht? Natürlich liebt sie mich! Sie hat mich in den drei Besen gesehen und ihm dann wahrscheinlich klar gemacht, dass sie nichts von ihm will." Sirius Augen bekamen einen seligen Ausdruck. „Sie ist einfach himmlisch."

James blickte seinen Freund zweifelnd an.

„Wie lief dein Date mit Lily eigentlich genau?" mischte sich Remus ein und ignorierte Sirius völlig, der nun mit verträumten Augen in seinem Sessel im Gemeinschaftsraum saß.

James' Miene hellte sich auf. „Ich glaube, sie mag mich wirklich. Wir haben viel darüber geredet. Aber es war auch lustig und so weiter. Sie ist echt ein Traum!"

Remus nickte und freute sich wirklich für James.

„Geht sie mit dir auf den Ball?" fragte er und versuchte beiläufig zu klingen.

James schaute ihn leicht sauer an. „Nein, natürlich nicht. Nachdem du den Beiden von der Wette erzählt hast, haben sie beschlossen, nicht mit uns auf den Ball zu gehen."

James wandte sich wieder seinem Zauberschachspiel mit Peter zu. Den schadenfrohen Blick von Remus ignorierte er geflissentlich.

Mittlerweile war es nur noch eine Woche bis zum Winter ball. Die Ländereien von Hogwarts waren von Schnee überzogen und die Schüler hielten sich zumeist in der Nähe eines gemütlichen Feuers auf.

Eines Nachmittags gellte ein Schrei über den See: „Schneeballschlacht!"

James Potter war es, der geschrieen hatte und im selben Moment auch schon einen Schneeball in Richtung einer kleinen Gruppe Slytherins geschmissen hatte.

Sofort wurden alle umstehenden in die Schneeballschlacht mit einbezogen.

Sirius verhexte ein paar Schneebälle, sodass sie einem Slytherin Erstklässler solange hinterher jagten, bis dieser aufgab und sich bereitwillig abschießen lies.

Peter war ebenfalls nicht ganz so schnell und bekam immer wieder einen Haufen Schnee von einem Siebtklässler auf Ravenclaw ins Gesicht.

James musste lachen, als er auf einmal von einem ganzen Schneehaufen begraben wurde. „Schau mal da drüben, Tatze!" Rief er und deutete auf ein Mädchen, das sich noch etwas abseits hielt.

Sirius grinste. „Ich kümmere mich drum."

Mit einem Schneeball in der Hand näherte er sich Cilia vorsichtig von hinten. Als er nur noch wenige Meter entfernt stand, warf er. Im selben Moment hatte sie seine Anwesenheit bemerkt und sich herumgedreht. Der Schnee traf sie genau im Gesicht. Sie prustete und kreischte auf. Rasch wischte sie sich den Schnee aus den Augen.

„BLACK! Wie kannst du es wagen!" rief sie und versuchte dabei wütend zu klingen, musste aber dennoch lachen.

Schließlich hatte Sirius zentnerweise Schnee im Haar und auf dem Umhang, der schon geschmolzen war. Er sah aus wie ein begossener Pudel.

„Das kriegst du zurück, warts nur ab!" Rasch lief sie auf ihn zu und warf immer wieder Schnee in seine Richtung, ohne noch darauf zu achten, wirklich Schneebälle daraus zu formen. Hauptsache sie erwischte ihn irgendwie.

Sirius lachte und versuchte die Hände vors Gesicht zu halten um sich zu schützen.

„Gnade!" rief er und versuchte weinerlich zu klingen. „Gnade! Ich gebe auf! Mach mit mir, was du willst!"

Cilia lachte und stellte ihr Bombardement ein.

„Merk dir das. Ich lasse mich nicht einfach so überrumpeln und kleinkriegen."

Sirius wurde die Doppeldeutigkeit ihrer Worte bewusst und er musste grinsen.

„Nein? Schade. Aber vielleicht muss man bei dir einfach vorsichtiger, liebevoller vorgehen?" Er kam ihr Schritt um Schritt näher.

Cilia beäugte ihn misstrauisch.

Was hatte er vor?

Sie hatte irgendwie das Gefühl, dass er nicht mehr von der Schneeballschlacht redete.

„Ja, vielleicht wäre das geschickter gewesen." Gab sie zögerlich zu.

Sirius grinste, als er direkt vor ihr stand.

Ihr Stolz ließ es nicht zu, dass sie vor ihm zurück wich. Auch wenn sie merkte, dass dieses komische Gefühl sie wieder beschlich. So als würde sie gleich in sich zusammensacken. Sie wusste nicht was mit ihr los war.

„Vielleicht kann ich es jetzt wieder gut machen?" fragte Sirius sanft lächelnd.

Cilia wusste nicht mehr was sie sagen sollte. Sie war gefesselt von seinen Augen, seinen Lippen. Er bewegte sich langsam auf sie zu. Sie hielt den Atem an. Würde er sie küssen? Wollte sie, dass er sie küsste?

Sirius lächelte immer noch, ohne sich von ihrem Zögern beirren zu lassen. Langsam streckte er eine Hand aus, um sie an sich zu ziehen.

In diesem Moment zischte etwas an seinem Ohr vorbei.

„Sieh mal, die Gryffindors versuchen sich zu drücken!" rief ein Slytherin Junge aus ihrem Jahrgang und warf den nächsten Schneeball, der Cilia im Rücken traf. Wie aus einer Trance erwacht drehte sie sich um.

Sirius verfluchte den Jungen innerlich.

Cilia wandte sich ihm wieder zu und hatte ein Grinsen auf den Lippen.

„So was lassen wir uns doch wohl nicht gefallen, oder!" Und schon hatte sie einen Schneeball geformt, den sie in Richtung des Slytherins feuerte.

„Auf keinen Fall!" Stimmte ihr Sirius lachend zu und begann seinerseits den Slytherin mit Schnee zu bombardieren.

Seine innerliche Unruhe zeigte er nicht.

Er hätte sie fast geküsst.

Verdammt!

Er wollte sie endlich mal küssen!

Diese zarten vollen Lippen wollten doch unbedingt von ihm geküsst werden!

Er versprach sich, dies so bald wie möglich nachzuholen.

„Morgen ist Vollmond Remus."

„Ja. Es wird schwierig werden. Meint ihr, ihr schafft das?" Remus blickte Sirius und Peter fragend an.

Sirius nickte. „Wir kriegen das schon hin. Irgendwie."

Die Stimmung war nicht die Beste. Am nächsten Abend würde es wieder Vollmond sein und James lag krank im Bett. Er hatte sich bei der Schneeballschlacht am Vorabend eine ziemlich schlimme Erkältung zugezogen und konnte so unmöglich helfen, Remus in seiner Werfolfsgestalt in schach zu halten.

Sirius war sich bewusst, dass die Sache nur mit Peter als Unterstützung sehr schwierig werden würde. Aber besser, als Remus ganz alleine zu lassen.

Am nächsten Abend machten sie sich zu dritt auf den Weg zur heulenden Hütte. Remus sah wie immer sehr schlecht aus.

Am Anfang lief es ganz gut. Peter lenkte Remus ab, indem er immer wieder zwischen dessen Beinen hin und her flitzte.

Sirius hielt ihn soweit in Schach, dass er die heulende Hütte nicht verließ. Doch dann erwischte Remus Peter und dieser flog quiekend gegen die Wand, woraufhin er bewusstlos am Boden liegen blieb. Nun musste es Sirius alleine mit dem Werwolf aufnehmen und dabei noch darauf achten, nicht von ihm gebissne zu werden.

Ziemlich bald wurde klar, dass es recht aussichtslos schien. Auch Sirius wurde von Remus gegen die Hüttenwand geschleudert.

Er jaulte auf. Er hatte sich an einem vorstehenden Nagel das vordere rechte Bein aufgeschnitten.

Remus floh in die Nacht. Sirius verwandelte sich so schnell wie möglich in seine normale Gestalt zurück.

Er fluchte, er hatte einen großen Riss am Oberarm. Das sah nicht gut aus. Und es tat höllisch weh.

Remus war erstmal weg. Da konnte er nun nichts mehr machen. Er benutzte Worte, die ihm fast selbst in den Ohren brannten. Rasch lief er durch die Hütte, schnappte sich Peter und rannt unter dem Tarnumhang versteckt in Richtung Schloss. Er merkte, dass es schon wieder langsam dämmerte. Remus dürfte sich schon wieder zurückverwandelt haben. Er suchte verzweifelt den Waldrand ab und erblickte seinen Freund schließlich bewusstlos im Schnee liegend. Er steckte Peter kurzerhand in seinen Umhang und schlang beide Arme um Remus. So zog er ihn bis zum Schloss.

Dort legte er ihn in den Schlafsaal der Jungen. James war inzwischen auch aufgewacht. „Kümmere dich um die beiden." Zischte Sirius seinem Freund zu und verschwand rasch wieder aus dem Schlafsaal.

James sollte sich jetzt nicht auch noch Sorgen um ihn machen. Doch er verlor unaufhörlich Blut aus seiner Wunde und langsam war sein kompletter Umhang durchtränkt. Er machte sich auf den Weg zum Krankenflügel. Es war ihm egal, welche Geschichten er Madam Lory auftischen musste. Das würde er nicht alleine hinbekommen.

Zumal ihm langsam schwarz vor Augen wurde.