Hallo zusammen! Hier also das zweite Kapitel, viel Spaß damit!
Nochmal Danke an Eilantha, Trisha'sDesire, Rubinonyx, dark temptation und Maia May!
Disclaimer: Siehe Kapitel Eins. Immer noch nicht meins.
Die erstgeborene Abtrünnige
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Man sagt immer, das erste Kind sei ein Segen; er oder sie verweigert nie den Gehorsam und akzeptiert das Leben und alles darin, selbst wenn es nichts mehr darin gibt, das man akzeptieren könnte.
Wenn du dies Andromeda erzählen würdest, wie es auch ihre Mutter ihr tausend Mal genervt und ärgerlich erzählt hatte, würde sie lachen und dir sagen, dass diese – wer auch immer sie seien – ziemlich falsch lagen. Denn sie haben offensichtlich nie eine Black getroffen.
Sie war niemals ein wirklich böses Kind, doch sie war auch nie eine Prinzessin – zumindest nicht nach den Maßstäben ihrer Familie. Cissa war stets die Prinzessin gewesen, sie sah elegant aus auch in Schwarz und jeder anderen Farbe, die sie je getragen hat, sie bewegte sich mit einer Grazie und absolut perfekten Haltung. Cissa war als himmlisches Baby geboren worden und lebte ihr gesamtes Leben als himmlische Schönheit: ruhig, gesammelt und vollkommen unberührt. Andromeda konnte nie verstehen, wie zum Teufel sie das nur fertig brachte.
Narzissa Black hätte das Potential dazu gehabt, von allen gemocht zu werden, wenn sie nur nicht immer so hochmütig gewesen wäre. Im Vergleich dazu war Andromeda stets gemocht worden – obwohl sie als die augenrollende und sarkastische Schwester bekannt war. Bellatrix jedoch mochten die wenigstens und alle dachten, dass sie vielleicht selbst für eine Black zu teuflisch war.
Obwohl sie ständig mit ihren Schwestern verglichen worden war – ihren jüngeren Schwestern – hatte Andromeda Eleanor Black, kaum da sie die Hälfte ihrer Schulzeit hinter sich hatte, es fertig gebracht, all das abzutun und eine ziemlich ignorante Person zu werden. Sie lebte auf die Weise weiter, die ihr bestimmt war zu leben und man kann ihr Leben bestenfalls – oder vielleicht nur – als Doppelleben beschreiben.
Zu Hause und vor den Augen ihrer Familie zeigte sie sich als überzeugter Gegner von Schlammblütern und jenen, die sich mit ihnen abgaben und predigte das Familiemotto Toujours Pur bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Sie war nach Slytherin gekommen, doch es hatte nie zuvor eine Slytherin wie sie gegeben und es würde auch nie wieder so jemanden dort geben.
Möglicherweise hast du gehört, dass der gerade 11-jährige Sirius Black die größte Schande des fürnehmen und gar alten Hauses der Blacks war, weil er nach Gryffindor kam und überhaupt. Vielleicht findest du im Vergleich zu ihm Andromeda weniger rebellisch – und vielleicht sogar weniger interessant - es sei denn, du siehst mit deinen eigenen Augen die Art und Weise ihrer Rebellion, die Freunde, die sie hatte, die Dinge, die sie tat während ihrer Zeit in Hogwarts. Dann würdest du wahrscheinlich lachen und dir nie träumen lassen, dass die erstgeborene Black dieser Generation fähig ist zu solch scheinheiligen Dingen. Das auffallendste von allem war vielleicht die Tatsache, dass sie sich erstaunlich gut aus all dem wieder herausredete... zumindest für eine ganze Weile.
Darüber, dass sie die meisten Jahre in Hogwarts die einzige Black der ganzen Schule war, war sie ziemlich glücklich. Narzissa fing dort erst an, als Andromeda beinahe fertig war, und so gab es niemanden, der ein Auge auf sie werfen und sie erwischen konnte, zumindest nicht, bevor es zu spät war.
Während der Weihnachts- und Osterferien zog sie über Schlammblüter her, obwohl sie seit ihrem vierten Jahr mit einem solchen zusammen war und kein einziger ihrer Freunde reinblütig war. Sie vertraute ihrem kleinen Cousin in dieser Sache viel an, und Sirius respektierte ihre Entscheidung. Falls sie ihn je eingeschüchtert hat, dann geschah dies aus Bewunderung, und obwohl er geschworen hatte, nie einer Menschenseele davon zu erzählen, fragte er sie, warum sie das tat. Und weil der kleine Sirius so bezaubernd und anders war und zudem das einzige Familienmitglied, das sie verstand, obwohl er noch so jung war, erzählte sie ihm mit einem traurigen Lächeln im Gesicht die Wahrheit. Sie hat es nie bereut. Wenn ich nur bewirken könnte, dass du mein Leben verstehst, Liebling. Ich habe genug von alldem!
Und das war die Wahrheit. Sie hatte genug von den Gesprächen über die Reinheit des Blutes, genug von dieser förmlichen Kindheit, die sie ein Leben lang verfolgen würde. Es war wie ein Gefängnis und mehr als alles andere wollte sie sich daraus befreien. All die Jahre, in denen sie dieser sinnlosen Wertstellung der Familie lauschen musste, hatten sie in ein Mädchen verwandelt, das ohne Scham log wie gedruckt, wenn sich die Gespräche dem Blut zuwandten, besonders wenn es dabei um ihre eigenen Bekanntschaften ging. Sie kannte ihre Grenzen und sie wusste, wie weit sie gehen konnte, und so sprach sie nicht mehr von der Schule, als sie musste. Falls sie doch einmal in ein heikles Gespräch geriet, was gewöhnlich bei Weihnachtsessen und Neujahrsfeiern geschah, war sie verdammt gut darin, sich wieder herauszureden, das Gespräch auf andere Dinge zu lenken oder aber die Frage nur mit einem Augenrollen zu kommentieren. Sie gewann fast immer.
So war alles im Grunde sehr einfach und eigentlich nur ein Spiel, und immer schien alles irgendwie doch zu klappen… bis sich die beste und gleichzeitig schlimmste Sache ihres Lebens ereignete.
Sie war sechzehn, als sie beschloss, mit Ted Tonks auszugehen. Es war zunächst nicht mehr als ihre anderen kurzen Liebesabenteuer. Ein weiterer Muggelstämmiger, um ihr Image noch zu verbessern: die reinblütige Black aus Slytherin geht mit einem Schlammblut aus, und sieh mal an, er ist ein Gryffindor! Konnte es besser kommen als so? So ist es mehr oder weniger geschehen und es wurde im allgemeinen nicht angenommen, dass mehr geschah, doch da das Leben nun mal nicht gerne langweilig ist, war das nicht alles.
Man sagt, man kann nie wissen, wann der Blitz einschlägt und deswegen sollte man Situationen meiden, die das Risiko erhöhen. Unglücklicherweise ist es mit der Liebe ähnlich, wenn auch nur in einem gewissen Maß. Sie trifft dich ohne jegliche Vorwarnung und es gibt nichts, was man tun kann, um ihr zu entfliehen, weder bevor sie dich trifft noch danach.
Sie waren beide sehr gut in all den Spielen. Lange Abende verbrachten sie über das Schachbrett gebeugt.; luftige Morgenstunden über dem Quidditchfeld; und tief in ihrem Herzen wussten sie bereits, dass sie schlaflose Nächte verbringen würden, in denen sie an die Decken ihrer Himmelbetten starren und sich fragen würden, wie sie dieses Spiel der Liebe meistern sollten in dem die Regeln so klar waren wie Schlamm.
Ja, so hatte Andromeda ein Doppelleben gelebt, sie war eine brillante Schauspielerin, eine begabte Heuchlerin, doch sie konnte ihnen allen nur so lange etwas vormachen, bis sie sich verliebte. Nachdem das geschehen war, brach die Hölle los.
Mutig, unbekümmert, jung, feurig. Sechzehn. Sechzehn! Doch trotzdem war es zuviel für sie.
Gib ihm deinen Abschiedskuss oder gib allem anderen deinen Abschiedskuss. Diese Worte gingen ihr in den letzten Tagen des Sommers vor ihrem siebten Jahr ununterbrochen durch den Kopf. Es waren auch die Worte ihrer Mutter als Reaktion auf Andromedas eigene Worte.
„Er liebt mich und ich liebe ihn."
„Wie heißt er?"
„Ted"
„Nachname?"
Stille.
„Andromeda, kenne ich seine Familie?"
„Nein, ich glaube nicht."
„Wie ist sein Name, Kind? Sag es mir."
„Tonks"
„Wie? Was ist das denn für ein Name?"
„Ein Muggel," murmelte sie.
„Was? Ich glaube ich hörte eben-„
„Du hast das Wort Muggel gehört," sagte sie tapfer, „Er ist muggelstämmig."
„Ein Schlammblut? Merlin! Meine Tochter! Heilige Hölle, Meda!"
Und so war die Auseinandersetzung weiter gegangen bis ihr Vater nach Hause gekommen war und ihre Mutter ihr durch zusammengebissene Zähne erklärt hat, sie solle jetzt ein gutes Kind sein und das alles vergessen, dann würde sie Mr. Black nichts von all dem erzählen. Andromeda hatte ihren Vater nie wirklich gefürchtet, doch in diesem Moment beschloss sie, die Diskussion abzubrechen, da weiterzumachen lediglich eine Kraftverschwendung wäre.
Als sie den Zug betrat, der sie zum letzten Mal in sieben Jahren nach Hogwarts bringen sollte, war sie sich klar geworden darüber, wem sie den Abschiedskuss geben wollte und zu Ende des Jahres war ihre Entscheidung absolut entgültig. Ted hatte ihr einen Heiratsantrag gemacht. Ted, mit seinem ruhigen Ausdruck in den Augen, den aufgearbeiteten Schuhen und seinem sorglosen Charakter, war ein Junge, der sich nie viel über irgendetwas sorgte. Es war ein merkwürdiges kleines Wunder, wie ausgerechnet er zu Andromeda durchgedrungen ist mit seinem herzlichen Lachen und weichen Augen, wie kein anderer in ihrem Leben es geschafft hatte.
Manchmal fragte sie sich, warum sie sich erlaubt hatte, sich deswegen in Ted zu verlieben, weil er für all das stand, wogegen ihre Familie kämpfte, doch dann erinnerte sie sich daran, dass sie es sich nicht ausgesucht hatte, ihn zu lieben und sie damit definitiv nicht aufhören konnte, ganz gleich was sie tat. Dies ist der Zeitpunkt, in dem du beginnst zu wissen, was du tust. Nach Jahren des Nichtwissens und Nichtverstehens kommt schließlich ein Moment, an dem du weißt, das nichts auf dieser Welt dich mehr abbringen kann von dem Weg, den du einmal gewählt hast. Dieser Moment war in Andromedas Leben gekommen, und für sie würde es ein Abschied von allem anderen sein, doch es war ein Abschied, der es wert war... obwohl sie Sirius durchaus ein wenig vermissen würde.
Sirius, geliebter Sirius! Sie hat ihn nie wieder gesehen. Als er aufwuchs und in Hogwarts war, heiratete sie und zog weg aus England – aus ihrem eigenen Willen, nicht Teds, denn sie war es, die es nicht ertragen konnte, in der Nähe der Menschen zu sein, die sie einst Tochter, Schwester oder Nichte genannt hatten. Als sie zurückkam, nachdem sie die Welt bereist und schließlich genug davon hatte, meldete sie ihre Tochter Nymphadora in Hogwarts an und hörte die grausamen Nachrichten. Sirius Black war in Askaban, gefangengenommen als ein Massenmörder, der eine große Zahl unschuldiger Menschen getötet hatte. Und seine Freunde.
Sie glaubte nichts davon, weil sie wusste, dass der Junge mit den lachenden grauen Augen, der sie stets geliebt und ihr geglaubt hatte (mehr, als es je jemand aus ihrer gesamten verdorbenen Familie es getan hatte) niemals jemanden töten würde, der es nicht verdient. Ganz gleich, wie groß und schlecht er geworden war. Wie das Schicksal es wollte – das selbe Schicksal, das ihr das Leben mit Ted gegeben hatte, ein Leben, dass sie nie bereut hatte – starb Andromeda Black Tonks ein Jahr, bevor Sirius Black aus Askaban floh. Doch zuvor noch hatte sie ihre Tochter schwören lassen, dass sie alles versuchen würde, um ihn zu finden, ganz gleich was komme, und ihm auszurichten, dass seine Lieblingscousine stets bei ihm sein würde, ganz gleich was komme, weil gute Menschen so schwer zu finden seien in dieser kalten Welt.
