Vier Völker
Der Regen fällt leise auf die Blätter. Ein sanftes Rauschen, so zart, dass man es fast nicht hört. Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne sammeln noch einmal ihre letzten Kräfte und lassen die majestätischen Bäume in leisem grünen und braunen Licht erstrahlen. Derweil lassen sich die Regentropfen weiter auf Blättern und Boden nieder. Dunkelgrünes Moos erlebt noch einen lichten Moment in der Sonne. Tropfen klitzern in kunstvoll gewobenen Spinnennetzen. Die Luft ist von einer atemberaubenden Klarheit.Vögel singen in den hohen Wipfeln dem roten Kranz am Horizont ein Wiegenlied. Ein rotbraunes Eichhorn mit nassem Fell huscht flink in ein Astloch. Noch einmal, ein letztes Mal zeigt sich der Tag in all seiner Kraft und bettet sich dann leise zu Ruhe. Der Regen zieht weiter. Und am dunkelnden Himmel tritt ein Stern nach dem anderen sie Nachtwache an.
Metallern und hohl erklingt der Regen, der sich Rüstungen und Schilden ergießt. Er hat den Boden aufgeweicht. Schlamm und festsitzender Schlick klammern sich an Stiefel, unbeschuhte Füße und Hufe. Die einsamen Strahlen der untergehenden Sonne versuchen verzweifelt, diesem greulichen Ort so etwas wie Würde zu verleihen. Der andauernde Regen durchnässt die Kleidung und lässt sich kalt und klamm überall nieder. Wunden, Blut und Tod werden durch die roten Strahlen der Sonne verzerrt hervorgehoben. Kalte Tropfen waschen die Schuld von den Schwertern und das Wasser bahnt sich seinen Weg durch all die Angst. Es stinkt nach Feuer, nach Blut, nach Entsetzten. Nichts rührt sich. Die Tiere sind in Panik geflohen. Endlich zieht der Tag diese grausam frohen Sonnenstrahlen zurück und über den Ort legte sich gnadenbringende Finsternis. Der Regen zieht weiter. Und am dunkelnden Himmel tritt ein Stern nach dem anderen die Nachtwache an.
Aus den dicken runden Wolken ergießt sich der Regen über die Felder, die Bauernhöfe und das umliegende Land. Silbern erstrahlen die niedergehenen Regengüsse im Licht. Kraftvoll belebt er zu trockene Ähren und den harten Boden. Und wie um dieser Fruchtbarkeit Tribut zu zollen setzen die wärmenden Strahlen der untergehenden Sonne dem Weizen eine goldene Krone auf. Auf den zerfurchten Wegen läuft der Regen in Bächen zusammen.Die großen, erfrischenden Tropfen umspühlen Wurzel und Stämme und bringen neues Leben. Die Luft ist erfüllt von Kinderlachen und Summen, von Hufgetrappel und Rufen und dem Duft nach frischem Brot. Laut bellende Hunde treiben die Schafe zusammen. Pferde und Ochsen ziehen müde die Pflüge nach Hause. Und mit leisem Bedauern verabschiedet sich der Tag mit den schönsten Strahlen, die er hat, von diesem Ort. Der Regen zieht weiter. Und am dunkelnden Himmel tritt ein Stern nach dem anderen die Nachtwache an.
Hart prasselt der graue Regen auf den Felsen. Und von den Felsvorsprüngen läuft das Wasser. In der Ferne sieht verschwinden die bronzefarbenen Strahlen der untergehenden Sonne hinter den Bergspitzen. Die Regentropfen in der untergehenden Sonne sehen aus wie flüssiges Mithril. Perlmuttfarben schimmert der Schnee der Gipfel in diesem rührsehligen Licht. Wie kleine Hammerschläge, so erklingt der Regen auf dem Fels. Die Luft schmeckt herb und kühl. Eine Gemse streckt für einen kurzen Augenblick die Schnauze in die Sonne. Ein Adler genießt die letzten Züge der Sonne, bevor er hinabgleitet zu seinem Horst. Behäbig klettern die warem Strahlen den Berghang herunter und nehmen den Tag mir sich. Der Regen zieht weiter. Und am dunkelnden Himmel tritt ein Stern nach dem anderen die Nachtwache an.
