Du... wie fühlt sich wohl ein Orgasmus an?
Wieder einmal saß Nagi vor
seinem Computer und hackte sich quer durch das Internet. In letzter
Zeit war es recht langweilig gewesen, weil einfach keine
interessanten Aufträge mehr aufgegeben worden waren. Omi und er
hatten nur selten etwas zu recherchieren oder gar hacken gehabt –
wäre ja auch zu schön gewesen.
Sein Leben glich mehr und
mehr dem eines normalen Teenagers – eine Tatsache, die er bisweilen
verabscheute. Er war nicht normal und er würde hier den Teufel
tun und genau das vorspielen.
Allerdings begann sich, sehr zu
seinem Missfallen, das Hacken in eine unangenehme Richtung zu
bewegen. Es war in den letzten Wochen hin und wieder vorgekommen,
dass er Seiten knackte, von deren Inhalt er nun wirklich nichts hatte
wissen wollen.
Ja, natürlich interessierte er sich für
sexuell orientierte Praktiken, aber so abartig war ja nicht
einmal er! Tja, das hatte er eben von seiner Neugierde – und dieser
verdammten Langeweile!
Angewidert verzog der Braunhaarige das
Gesicht. Wieder eine der Seiten über die er gerade noch
gedanklich gewettert hatte. Womit hatte er das nur verdient?
Ein
schüchternes Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken.
Ablenkung,
endlich!
„Was?", schnauzte er in Richtung des noch unbekannten
Besuchers. Sollte ja bloß niemand auf die Idee kommen, er würde
besonderen Wert auf Gesellschaft legen.
Zaghaft wurde die Tür
geöffnet und der Weiß-Chibi, Omi, trat ein.
Okay, jetzt
war Nagis Neugierde geweckt. Der andere kam doch sonst nicht so ohne
weiteres zu ihm, dazu war er bis jetzt doch viel zu schüchtern
gewesen. Aber naja, solange der Blonde ihn nicht so einen Mist
fragte, wie Farfarello vor knapp einer Woche war ja alles in Ordnung.
Mit hochgezogener Augenbraue betrachtete er Omi, der sich unter
diesem Blick recht unwohl fühlte.
„Darf… ich mich
setzen?", fragte er, von einem Fuß auf den anderen tretend.
Nagi nickte in Richtung Bett.
Omi huschte dorthin und ließ
sich auf der weichen Matratze nieder.
„Also, was willst du?",
wurde er auch gleich von Nagi gefragt.
„Ich wollte wissen, ob du
diene Ahnung hast, was im Moment mit Farfarello los ist."
„Wieso,
was meinst du?"
„Ich bitte dich. Tu nicht so, als ob es dir
noch nicht aufgefallen wäre. Dass er neuerdings wie ein
hyperaktives Kleinkind durch das ganze Haus hopst und jeden bittet,
ihm einen Orgasmus zu machen, dürfte selbst dir nicht entgangen
sein. Youji hat deswegen eine Panikattacke gehabt und sich in der
Küche vor ihm versteckt, das hast du doch mitgekriegt. Du warst
dabei."
„Ja. Und? Wieso kommst du deswegen zu mir?", wurde
desinteressiert erwidert.
„Naja", Omi kratzte sich verlegen an
der Wange. „Du bist der Einzige, den er noch nicht gefragt hat und
der sich augenscheinlich auch keine Gedanken darum macht. Also musst
du doch eigentlich wissen, was mit ihm ist."
„Hm." Nagi
überlegte einen Moment. Sollte er erzählen, dass er Farf –
nun ja – aufgeklärt hatte? Nun, warum eigentlich nicht? Er war
auf Omis Gesicht gespannt. "Er kam vor einer Woche zu mir und hat
mich gefragt, was ein Orgasmus sei."
„Ähm… was?"
Nagi
zuckte die Schultern. „Ich hab ihn aufgeklärt.
Zufrieden?"
„Oh… ähm… na dann." Omi wurde rot. „Was
hat er denn genau gefragt?"
Der Braunhaarige stöhnte
genervt auf. Na toll, hoffentlich war Omi nicht auch so ein naives
Ding!
„Was eben nach einer 'Was ist ein Orgasmus'-Frage noch
kommt. Wie fühlt sich das an, wie geht das, und so weiter."
Der
Blonde blinzelte. „Und das hast du alles beantwortet?"
„Klar.
Wieso auch nicht?"
„Nur so…", Omi war wieder rot geworden.
Eine Weile war es still im Raum, die beiden sahen sich nur an – Omi
schüchtern, Nagi forschend.
„Sag mal…", begann der
Ältere dann leise, zögerlich. „Hast du schon mal?"
„Schon
mal was?"
Das Rot auf den Wangen wurde noch eine Nuance dunkler.
„Schon mal Sex gehabt." So, jetzt war es raus.
„Klar. Mit
Schuldig."
„WAS?" Omi entgleisten die Gesichtszüge.
Von
dem plötzlichen Lärm geweckt richtete Schuldig sich
verschlafen in seinem Bett auf. Die Augen halb geschlossen und noch
nicht ganz wach schmatzte der Telepath ein paar Mal und sah sich dann
fragend um. Was hatte ihn geweckt? War schon wieder etwas von der
Kommode gefallen?
Nein, das konnte er nach einem Blick auf den
halbwegs sauberen Fußboden vor dem Möbelstück
ausschließen. Aber was war es dann?
Vielleicht Nagi, der im
Zimmer nebenan Radau machte? So unwahrscheinlich das auch klang, aber
vielleicht entwickelte er sich ja doch noch zu dem kleinen Gör,
das er laut Youji sowieso schon war. Nach einem blick in den Kopf des
Jüngsten war er hellwach. Na, das versprach doch eine
interessante Unterhaltung zu werden!
Entspannt räkelte und
reckte sich Schuldig so, wie Gott ihn schuf in den weichen Laken
zurecht, machte es sich gemütlich und war voll entschlossen, das
Geschehen weiter zu beobachten.
„Kleiner Scherz. Nein, ich
habe noch nie mit jemandem geschlafen."
Unbemerkt atmete der
Blonde erleichtert aus. „Und woher weißt du dann so genau,
wie sich das anfühlt?"
Nagi zog spöttisch eine
Augenbraue hoch. „Lesen bildet, schon gewusst? Im Internet gibt es
viele schöne Sachen zu dem Thema."
„Oh… Achso…" Omi
hatte wohl nicht vor, seine Rotfärbung für den Rest des
Tages noch einmal aufzugeben, so permanent, wie sich das hielt.
„Aber… woher willst du denn wissen, ob sich ein Orgasmus auch
wirklich so anfühlt, wie es beschrieben wird? Glaubst du nicht,
dass das jeder Mensch anders empfindet? Ich meine… wie fühlt
sich wohl ein Orgasmus an?"
Nagi zog abermals spöttisch
eine Augenbraue hoch. War der andere also auch noch Jungfrau. Er
erhob sich von seinem Schreibtischstuhl und setzte sich neben Omi auf
das Bett. Er beugte sich nah zu ihm und fragte provokant:
„Und
was empfiehlst du mir zu tun?"
Wieder wurde Omi rot. „Ähm…
g-gar nichts, ich meine nur… bist du nicht neugierig? Willst du es
nicht herausfinden? " So, jetzt war es raus. Der Blonde hoffte nur,
dass Nagi ihn nicht mittels Telekinese aus seinem Zimmer befördern
würde.
Nagi tat, als würde er überlegen. Es würde
nicht schaden, Omi ein wenig zappeln zu lassen, denn eigentlich hatte
er sich schon entschieden. Er war kein Mensch der großen
Gefühle und er sah es nicht als nötig an, Liebe für
jemanden empfinden zu müssen, mit dem er schlafen wollte -
selbst, wenn es sich um sein erstes Mal handelte.
Nein, er
vertraute Omi und das genügte. Immerhin schenkte er das nur
wenigen Menschen. Er mochte Omi und ja, er fand ihn attraktiv.
Außerdem schien der Blonde ebenfalls nicht abgeneigt zu sein.
Nagi wusste nicht, wie tief die Gefühle des Älteren für
ihn gingen, aber solange Omi das freiwillig tat, war es ihm recht
egal, so herzlos das auch klang.
Er beugte sich schließlich
noch weiter vor und erlöste Omi von seinem quälenden Warten
auf eine Antwort, indem er ihm tief in die Augen sah und dann seine
Lippen sanft auf die des anderen legte.
Er hörte, wie Omi
aufgeregt tief einatmete und lächelte leicht. Genauso leicht
bewegte er seine Lippen ein wenig und drückte sie etwas fester
auf die des Anderen.
Omi fühlte sich wie im Himmel. Überall
in seinem Körper kribbelte es und über seinen Rücken
fuhren heiß-kalte Schauer. Wenn nur ein einfacher Kuss schon
solche Gefühle in ihm auslöste, dann konnte er sich kaum
vorstellen, was er erst fühlen würde, wenn sie miteinander
schliefen. Oh, er war ja so aufgeregt!
Schüchtern und
unentschlossen stahl sich seine Hand langsam vorwärts und legte
sich auf Nagis. Der zog seine soweit zurück, dass sie ihre
Finger ineinander verflechten konnten und drückte Omis Hand.
Der Blonde, nun etwas ermutigt, öffnete seinen Mund ein
Stück, spürte, wie Nagi es ihm nur Sekunden später
gleich tat.
Der Braunhaarige fuhr mit seiner Zunge langsam über
Omis Lippen, dann über die Zähne, den Gaumen und sie
Wangeninnenseiten. Er erkundete den ganzen Mund, bis er schließlich
auf Omis Zunge traf und sie zaghaft anstubste. Angetrieben von den
wohligen Seufzern des anderen wagte er mehr, begann, ihre Zungen
miteinander spielen zu lassen.
Die andere Hand des Blonden legte
sich schüchtern in Nagis Nacken, zog ihn vorsichtig näher,
während ihr Zungenspiel von Sekunde zu Sekunde
leidenschaftlicher wurde.
Mit einem leisen Schmatzen lösten
sie sich schließlich voneinander und öffneten keuchend die
Augen, von denen sie gar nicht mitbekommen hatten, sie geschlossen zu
haben.
Omi schluckte. „Das war atemberaubend."
Nagi grinste
ihn noch immer keuchend an. „Ich merk's."
Omi beugte sich
wieder vor und küsste Nagi in einem plötzlichen Anfall von
Selbstbewusstsein. Während er mit seinen Händen unter Nagis
Shirt über seinen Bauch und seine Brust fuhr, spürte er,
wie der andere es ihm gleich tat.
Sich innig küssend zogen
sie sich langsam gegenseitig aus und streichelten sich, wo sie nur
konnten.
Sich zärtlich liebkosend legten sie sich
schließlich auf das Bett und gaben sich ihrer Leidenschaft
hin.
Schuldig hatte die beiden jüngsten aufmerksam
beobachtet und konnte sich über diese Schüchtern- und
Unerfahrenheit nur amüsieren.
Er ruckte sich entspannt in
seinem Bett zurecht und beschloss, trotz allem die Show, die die
beiden ihm lieferten, zu genießen. Er hatte Zeit.
Schnell
kramte er noch etwas aus den Untiefen seiner Nachttischschulbade und
ließ sich dann von dem Feuer der Kleinen mitreißen.
Mit
einem gemeinsamen, finalen, lauten Stöhnen brachen die beiden
Leiber übereinander zusammen. Heftig keuchend rollten sie sich
auf die Seite und nutzten die Zeit, um sich zu erholen.
Schlussendlich starrten sie beide an die Zimmerdecke, immer noch
in den vorigen Momenten gefangen.
„Wow", flüsterte Omi
atemlos. „Das ist also ein Orgasmus. Wahnsinn."
Nagi konnte
nur erschöpft nicken und sein Gesicht in Omis Halsbeuge
vergraben. Die beiden lächelten sich noch einmal zufrieden an,
ehe sie eng aneinander gekuschelt einschliefen.
Grinsend drückte Schuldig einen Knopf und besah sich das Ergebnis. 1 Minute und 27 Sekunden. Immer noch grinsend legte er die Stoppuhr zurück in die Schublade und machte er sich wieder bequem. Tja, Chibisex eben. Was hatte er auch anderes erwartet?
Owari
Diesmal etwas länger. Trotzdem, ich finde, es ist nicht ganz so „gut" geworden wie der erste Teil. Naja, jedem das seine, vielleicht gefällt es ja.
Ich habe absichtlich nicht genau geschrieben, wer von den beiden Chibis nun Uke und Seme war und was genau sie gemacht haben. Ich wollte ein bisschen Freiraum für die Fantasie lassen, auf diese Weise kann sich jeder Leser ein bisschen austoben.
Und, Kommentare? Lob, Kritik? Immer her damit
