Hier ist das zweite Kapitel. Mir gehört gar nichts.

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Es war ein kleiner, sauberer Raum mit einem Bett, einem Nachtisch und einem
ausgestellten Heizkörper und sonst nichts darin.

Sie hatten darin öfter Verletzte gepflegt, die versteckt werden mussten, denn das einzige Fenster war klein und ging auf einen gut versteckten Innenhof, und das Zimmer so schmal, dass es von
außen gar nicht da zu sein schien. Zeitungspapier war über das Fensterglas
geklebt und filterte das Licht grau und weiß, das auf Malfoy fiel.

Er saß auf dem Bett, noch immer schmutzig, aber ruhig und bewegungslos. Neben ihm auf dem Boden lag das blutige Häufchen seiner Socken, die er, sobald ihn Hermine allein
gelassen hatte, voll Hast ausgezogen und fortgeworfen hatte.

Der Stoff war ein Stück gerutscht und so zeigte sich eine rote Spur die sich von dem hellen Grau
des Linoleums abhob.

Seine Finger umfassten den Rand der Matratze und sein Gesicht war von den hellen
Haaren verdeckt die, ohne dass er sich um sie gekümmert hatte, noch immer feucht
von Schweiß in Strähnen in seine Augen gerutscht waren, als er den Kopf senkte.

Ruhe herrschte, von außen drangen die friedlichen Geräusche des häuslichen Lebens
herein - das Klappern von Tellern im Abwasch, der leise Streit zwischen zwei
Menschen.

Der Boden unter ihm und die Luft um ihn war kühl, kalt an Füßen und
Händen. Seine Augen fühlten sich geschwollen an, sein Kopf schmerzte und in
seinen Glieder steckte die Müdigkeit, die auf langes Weinen folgt.

Zu sagen, dass er an seine Mutter dachte, wäre eine Lüge gewesen, er dachte gar nicht, er
starrte auf die eigenen Knie in den verschmutzten Hosen, er starrte auf die
eigenen Hände mit den roten Rändern unter den Fingernägeln und in seinem Kopf
wiederholte sich eine Forderung, deren Bedeutung er nicht mehr wahrnahm, deren
gleichförmiger Klang ihm nur die Tränen aus den Augen hielt.

Stolz, sagte die ungehörte Stimme, reiß dich zusammen, sagte sie, du bist ein
Malfoy, ermahnte sie ihn.

Er selbst hatte sich die Worte vor mehr als einer halben Stunde zurechtgelegt,
hatte sie zuerst ausgesprochen, hatte sie auswendig gelernt und nun verloren sie,
so oft sie durch seine Gedanken liefen und andere Gedanken ersetzten, ihren Sinn.

Die Tür öffnete sich langsam und vorsichtig, als fürchte Hermine, er könne ihr
entgegenspringen wie ein Tier, und sie schob sich hinein, ein Tablett in den
blassen Händen.

Etwas zu essen, hatte sie zuerst gedacht, aber etwas essen konnte er jetzt wohl
nicht.

So stand nur ein Becher dampfenden Tees auf dem dünnen Blech. Sie schloss die Tür
hinter sich, in der Annahme, er werde wohl aufsehen, wenn er sie hörte. Er
bemerkte sie nicht, hob nicht den Kopf.

Sie stellte das Tablett mit langsamer Bewegung auf den Nachtisch, fühlte, wie
kalt es war und drehte sich von ihm fort, um die Heizung aufzudrehen.
„Ich könnte dich jetzt töten." Sagte er leise. „Wenn du mir den Rücken so
zuwendest."

Sie richtete sich auf ohne sich umzudrehen und hörte sein bitteres Lachen.
„Ich sollte es tun." Fuhr er fort. „Aber ich bin jetzt zu müde. Wenn du mich
nicht tötest, und es sieht nicht so aus, dann werde ich später noch Gelegenheit
haben."

„Der Krieg ist vorbei." Stellte sie fest und das Mitleid, dass sie gefühlt hatte,
schwand. „Und ihr habt verloren. Wie es das Böse immer tut."

Er schwieg, bis sie sich umwandte und ihm, weil sie nichts besseres zu tun
wusste, den Tee anbot.

„Möchtest du etwas Warmes trinken?" Sie lächelte zwischen ihren roten Lippen
hindurch.

„Danke." Er nahm den Becher und hielt ihn zwischen den Fingern. Der Dampf schlug
ihm unangenehm ins Gesicht, als er trinken wollte und die Flüssigkeit war so
heiß, dass es ihm die Lippen verbrannte. Er schrak nicht zurück, er trank in
großen Zügen und fühlte den Schmerz im Mund.

„Wir werden dich nicht ausliefern." Sagte sie als er den Becher ganz gelehrt
hatte.

„Gut." Er fing einen Tropfen auf, der die Außenseite herablief, leckte ihn sich
vom Finger und schmeckte das Blut seiner Mutter. „Danke."

Sie stand eine Weile da und sie musste etwas sagen, denn die Stille hing allzu
schwer im Raum.

„ Ich glaube nicht, dass du wirklich böse bist. Du bist nur ... Fehlgeleitet. Es
liegt an deinen Eltern." Sagte sie, denn sie hoffte, dass es ihm dann besser
gehen musste.

„Meine Eltern waren immer sehr gut zu mir, und sie waren nicht böse. Es gibt
weder gut noch böse." Er stellte den Becher auf den Nachtisch und ein Teil ihrer
Gedanken konnte sich tatsächlich damit beschäftigen, dass es nun bestimmt einen
Ring auf dem Holz gegen würde.

„Das sind Voldemorts Worte."

„Er hatte Recht."

Sie lächelte freundlich.

„Ich vergebe dir. Du musst so reden. Harry hat sich gewünscht, dass wir niemanden
verurteilen." Sagte sie, aber es schien nicht, als rede sie zu ihm.

„Ich kann mich also auf deine Großzügigkeit verlassen?" Fragte er und sah sie von
unten her lauernd an.

„Natürlich. Du hast, soweit ich weiß, nie selbst etwas getan." Sie lächelte
wieder voll Güte aber mit einer Müdigkeit in den Mundwinkeln.
„Dann bitte ich dich zu gehen."

Sie drehte sich fort, zögerte aber. „Willst du nicht über alles reden?"

Er sah auf und sie an und ihr direkt in die Augen.

„Nein danke." Stieß er hervor, etwas schärfer, als sein Zorn in tatsächlich zwang
und seine Hände an seinen Seiten vergruben die Finger in den Matratzenstoff.

„Aber..." Begann sie, das Tablett bereits allzu breitwillig aufnehmend.

Es verging eine Sekunde, in der er sie nur ansah, die Brauen ein wenig gerunzelt,
der Mund verzogen.

„Verschwinde, Schlammblut." Es war ein Wispern, ein Flüstern, aber seine Muskeln
spannten sich in unbewusster Drohung und sie ging, rückwärts, fast ängstlich.
Er blieb zurück, und nach Minuten begann er leise zu weinen.

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Ein großartiger Krieg ging zu Ende. Tausende Tote wurden schließlich begraben,
Urteile wurden gesprochen und vollstreckt.

Man sammelte die Leichenteile von den Schlachtfeldern und vertrieb die Raben. Man ging auf die Jagd, fing die verbliebenen Todesser, steckte sie in Lager, auf dass sie auf die Gerechtigkeit
warteten, die sich ihrer annehmen würden. Auf dass sie in Gefängnissen auf ihren
Tod warteten und auf das sie Reue empfanden.

Rache wurde endlich geübt aber niemand tat etwas verbotenes. Das Gute hatte
gesiegt und wo das Böse seine Gegner einfach ausgelöscht hätte, wurden hier
Prozesse geführt und Gerichte bemüht, ihr Einverständnis zu den zahllosen
Tötungen zu geben.

Man pflegte Lucius Malfoy so gesund, dass er sitzen konnte, als man ihm sagte,
dass er sterben müsse. Man ließ ihn Bücher lesen, in denen es um Ethik und Moral
ging - bis er schließlich aufstand, korrekt gekleidet aber mit Flüchen wie mit
Handschellen gefesselt, und seinem Tod entgegen ging der in Form von
Gerechtigkeit auf ihn wartete.

Man hatte ihn tausendmal gefragt, ob er wisse, warum er sterben müsse, man hatte ihn gefragt, ob er nicht bereue und wenn er mühsam den Kopf gehoben und mit Feuer in den Augen verkündet hatte, er werde seine Überzeugungen nicht jetzt noch aufgeben, hatte man ihm gesagt, er sei ehrlos.

Man hatte ihm angeboten, ihn leben zu lassen wenn er bereit war, der
Gerechtigkeit zu helfen und die Verstecke der Übrigen Bösen zu verraten und man
hatte traurig mit dem Kopf geschüttelt, als er sich weigerte und man war zu dem
Schluss gekommen, dass Böse sitze zu tief.

Und Lucius hatte seinen Vater angerufen, in Gedanken und dessen Vater, alles
reinblütige, große Männer, auf die er stolz war und er hatte gewusst, sie, die
ihn die Werte gelehrt hatten, waren jetzt stolz auf ihn.

Und er hatte Voldemort angerufen, den großen Voldemort, dessen Wut so groß und dessen Hass so weitreichend gewesen war und auch er war jetzt stolz auf ihn.

Denn wenn er vom Himmel auf ihn herab sah und betrachtete, wie er in einer sauberen Kammer starb, mit Linoleumboden, so dass man eventuellen bei der Hinrichtung entstehenden
Schmutz leicht entfernen konnte, dann würde er wissen, dass Lucius für seinen
Glauben an Voldemort starb.

Er war gut behandelt worden, man hatte ihm zu essen gegeben und ihn in sauberen
Betten schlafen lassen und man hatte ihm Kleidung zum wechseln gegeben und die
Gelegenheit, jeden Tag zu duschen.

Er hatte gefühlt, dass man wusste, dass, was man tat, tat man weil man gut war und es war wie Hohn gewesen, denn das Böse hätte sofort getötet oder noch eine Weile gequält und dann getötet.

Das Böse hätte gemordet und es hätte Mord geheißen. Es wäre schlecht gewesen und
falsch und, nun, böse. Das Böse hätte an das Falsche geglaubt und das Flasche
getan und es hätte denen auf der Flucht nicht vorgeworfen, dass sie es das Böse
nannten, denn er hätte gewusst, was es war und es wäre stolz gewesen.

Hätte Voldemort gesiegt, hätte es Tod und Leid gegeben, man hätte die Guten und die
Muggle verhöhnt und geschändet und getötet aber man hätte ihnen nicht genommen,
zu wissen, sie starben durch das Böse und waren gut.

Lucius aber päppelte man auf, weil man gut war, man gab ihm moralische Bücher,
weil man gut war, man stellte ihn vor ein Gericht, weil man gut war, und man
tötete ihn auf saubere, respektvolle Weise in einem sauberen, respektvollen Raum,
weil man gut war - und draußen wartete eine Putzfrau.

Und wo den einen oder anderen Bösen vielleicht das eine oder andere mal der
Zweifel gequält, wo er das eine oder andere Mal Mitleid empfunden hatte, das war
in der Welt des Guten kein Zweifel.

Lucius stand hoch aufgerichtet in dem sauberen Raum und sah seinem Henker in die
Augen.

„Sie wissen, warum sie hingerichtet werden?" Fragte man ihn mit sauberer, sanfter
Stimme.

Er nickte.

„Möchten sie noch etwas sagen?"

Er schüttelte den Kopf. Aus den Büchern hatte er gelernt, dass er tatsächlich starb, weil er falsches getan hatte. Trotzdem konnte er nicht jetzt aufhören, zu glauben, was er immer geglaubt hatte.

Man verband ihm die Augen, weil solches Vorgehen humaner war.

Lucius starrte gegen das Innere der Augenbinde und wartete. Er wusste jetzt, das
er böse war. Er wusste jetzt, das er die Muggel nicht hätte hassen dürfen.

Er wusste jetzt, das er das Falsche geglaubt hatte. Er glaubte es noch immer, aber
er wusste, das es falsch war.

Und in diesem Wissen, das Falsche noch immer zu glauben, und mit verbundenen
Augen und stehend in einer sauberen Kammer starb er.
Er hatte es verdient, zu sterben.

Und jetzt ... reviewd! Bitte!