Hier ist das dritte Kapitel.
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Sie
hatte erwartet, dass er sprechen würde.
Sie hatte
erwartet, Tag für Tag, immer wenn sie eintrat, dass Essen auf
dem
Tablett in den Händen - denn tagsüber konnte er das
Zimmer nicht verlassen - dass
er beginnen würde zu sprechen.
Sie hatte erwartet, wann immer er an ihr vorbei ins Bad ging,
wann immer er spät
abends aus seinem Zimmer kam und sich an
das Feuer im Kamin setzte um zu lesen,
dass er sprechen würde.
Sie hatte darauf gewartet, eine, zwei Wochen, hatte erwartet,
dass er das Buch
sinken lassen würde, dass er in die Flammen
starren würde und endlich mit ihr
sprechen.
Sie
hatte es tausend Mal versucht, sie hatte ihn gereizt und ihm ihr
Mitleid
angeboten, sie hatte ihm die Moral und die Tugend
gepredigt, ihm die Psychologie
erklärt und die Rolle des
Verlustes der Eltern im Geist des Kindes.
Sie hatte an dem
Tag, an dem sein Vater gestorben war, vermieden aus dem Haus zu
gehen, weil sie ganz sicher war, so sicher, dass er zu ihr kommen
und sich ihr
anvertrauen würde.
Er war nicht gekommen.
Er war nie gekommen.
Dann, nachdem ein Monat
der kalten Worte vergangen war, hatte sie, denn er saß
stundenlang da und dachte nur, begonnen um ihn zu fürchten.
Sie hatte, denn er wollte nicht wärmer werden, wollte
ihr nicht mehr als die
Dankbarkeit zeigen, die garantierte, dass
er bleiben konnte, begonnen zu glauben,
er werde sich etwas
antun.
Dann wieder, nachts, wenn sie in ihrem Bett lag und
aus seinem Zimmer kein Laut
über den Flur drang, wenn sie
wusste dass er noch immer angezogen auf seinem Bett
saß,
denn so hatte sie ihn das letzte Mal gesehen und seitdem hatten die
Bettfedern kein Knirschen von sich gegeben ...
Dann bekam sie Angst vor ihm.
Sie dachte daran, was sie in seinen Augen
war und was sein Vater gewesen war, und
sie bekam Angst, er könne
warten, bis sie ihn vergaß oder begann, ihm ganz zu
trauen
und dann könnte er sie töten und an ihr den Tod seiner
Eltern rächen.
Sie schlief ein und träumte böse,
von Draco, der sich über ihr Bett beugte und
sie quälte,
von Draco, der sich in seinem Zimmer am Lampenhaken erhängte,
von
Draco, der weinend vor ihr kniete, von Draco, der in seinem
Zimmer gefunden und
vors Gericht geführt wurde.
Von Draco, der schwieg.
Das Zimmer, in dem er lebte wurde zum
Mittelpunkt ihrer Gedanken, das Geheimnis
dass sie mit Ron vor
der Welt hütete zu ihrer größten Angst.
Sie
begann, im Ministerium zu arbeiten, sie kümmerte sich um die
Verfolgung der
Todesser und um die Betreuung der Opfer.
Sie
machte zu ihrer Pflicht, was immer ihre Pflicht gewesen war,
Schuldige zu
finden und bestrafen zu lassen. Sie wusste, sie tat
das richtige, denn diese
Menschen hatten gequält und
gemordet und ließ man sie ziehen, war die Welt in
Gefahr
vor ihnen.
Aber in ihrem Haus, in seinem Zimmer saß wie
ein eingesperrtes Tier, wie ein
schwarzer Fleck in ihrem Herzen
Draco, ihr ausgeliefert, in ihrer Hand, ihr
anvertraut.
Durch
ihn betrog sie die Welt, durch ihn betrog sie die zahllosen Opfer,
die
Mütter die um ihre Kinder weinten, die Kinder, die ihre
Eltern verloren hatten,
die, die keine Gliedmaßen mehr
besaßen, die, die den Verstand verloren hatten,
die Toten.
Harry und Ginny.
Er schwieg.
Bis sie, eines Tages,
einmal, als Ron in Schweden war und mit Luna eine der
Todessergruppen aufspürte, die sich zu sammeln begannen, zu
ihm ging.
Das Zimmer hatte sich verändert, er las viel um
sich die Zeit zu vertreiben und
Bücherregale säumten
die Wände.
Sie hatte ihm Bücher gebracht,
sorgfältig ausgewählte, die er erst verschmähte
und
dann irgendwann nahm, weil er das Nichtstun nicht ertrug.
Sie
hatte ihm auch einen Teppich und Pflanzen gebracht und, weil sie
glaubte, das
würde ihm helfen, eine kleine, ungiftige
Schlange in einem Terrarium und als sie
merkte, dass er sich
nicht um das Tier kümmerte, hatte sie einen Zauber
gesprochen,
der es mit Nahrung und Wasser versorgte.
Crookshanks, der bei
ihrer Großmutter den Krieg überlebt hatte, auf dem Arm
trat
sie ein und setzte sich zum Zeichen, dass er sie nicht würde
fortscheuchen
können, auf den Teppich.
„Ich wollte
dir sagen, dass du jederzeit gehen kannst, Malfoy." Begann sie,
und
drückte den Kater so fest an sich, dass er fauchte und
sich aus ihren Armen wand.
„Wohin, Schlammblut?" Er
saß, eine Zeitung auf den Knien, auf seinem Bett und sah
sie
mit verschlossenen, grauen Augen an.
„Wohin du willst. Geh
einfach. Wann immer du willst. Geh." Sie klang so kalt, wie
sie
es sich wünschte, aber sie wusste, dass sie ihn anflehte und
dass sie ihn,
denn sie hatte ihm ihr Versprechen gegeben, nicht
zwingen konnte.
„Du kannst mich verraten." Er wusste
es ebenfalls, er wusste es und er spielte
mit diesem Wissen. Es
war die einzige Macht, die ihm geblieben war.
Sie schüttelte den Kopf, eine winzige, leise Bewegung.
„Nein."
Er lächelte.
„Ich hasse dich." Sagte sie plötzlich
und zu ihrer eigenen Überraschung. „Ich
hasse mein
Mitleid. Was soll ich jetzt tun?"
Er lächelte noch
immer, kalt und berechnend, das Slytherin Lächeln, dass sie in
der Schule immer wieder hatte sehen müssen und dass jetzt
unter ihrem Schutz in
ihrem Haus lebte.
„Du kannst mich
ausliefern. Man wird gerecht mit mir verfahren. So steht es in
der
Zeitung." Er hob die knisternden Blätter ein wenig
an.
„Nein."
„Warum nicht?" Ein leises
Lachen, er schlug die Zeitung zu und legte sie neben
sich.
„Immerhin ist es ein Gericht."
„Ich kann dich nicht
ausliefern." Sie atmete tief und langsam, denn die
plötzliche
Wut wollte ihr die Brust sprengen und so sehr sie sich bemühte,
sie
konnte nicht verhindern, dass sich ihre Stimme hob. „Ich
kann es nicht! Wie
sollte ich damit leben? Du bist hilflos! Ich
hätte dich getötet!"
„Ich habe doch nie
selbst etwas getan. Das hast du gesagt." Er setzte sich vor
ihr
auf den Teppich, die Beine untergeschlagen und entspannter, als er es
war.
„Du wolltest Dumbledore töten. Du hast die jungen
Slytherins zu Todessern
gemacht."
Ihre Hand schloss
sich um sein Handgelenk, zog die Hand nach vorn und drehte sie
so,
dass sie die Innenseite sehen konnte. Ein Totenschädel zeigte
sich dort auf
der weißen Haut, ein Totenschädel, aus
dem eine Schlange kroch.
„Voldemort hat euch alle gerufen
während er starb. Du hast zu ihnen gehört.
Meinst du
nicht, das reicht? Ich wünschte dir den Tod dafür, wäre
ich ein
Richter. Du wusstest alles. Du bist kein Mitläufer,
du hast keine Entschuldigung.
Dein einziger Vorteil ist deine
Jugend. Du hattest nicht die Zeit zu großen
Verbrechen.
Aber ..." Und sie ließ die Hand wieder fahren, „aber
du bist wie
dein Vater war."
„Ich habe nie
wirklich etwas getan, oder?" Er lächelte wieder, sehr
triumphierend.
„Das weiß ich." Sagte sie.
„Ja."
„Das weiß ich." Sie
stand auf, und verließ das Zimmer, Crookshanks wieder auf dem
Arm.
Später, hätte man sie gefragt und hätte
sie antworten wollen, hätte sie nicht
sagen könne, was
ihn bewog, ihr zu folgen. Sie hätte nicht sagen können,
warum er
sich ihr gegenüber an den Küchentisch setzte
und ihr zusah, wie sie mit in die
Hände gestütztem Kopf
auf die hölzerne Platte starrte.
Vielleicht, so hätte
sie geraten, war es die Einsamkeit und die Langeweile
gewesen,
die ihn neugierig machte, was in dem einzigen Menschen vorging, der
mit
ihm verkehrte.
„Ich hätte dich nicht
zurücklassen können, als ich und Ron dich gefunden haben.
Es war richtig, dich mit uns zu nehmen." Sagte sie gegen die
Tischplatte und ihre
Stimme klang müde und alt, so, wie sie
ausgesehen hatte, als er sich an seiner
Mutter Bett umdrehte und
sie sah.
Er schwieg,und sah sie weiter an.
„Ich kann
dich nicht ausliefern. Du bist hilflos. Es wäre falsch."
Redete sie
weiter und wusste nicht recht, warum.
Er stand
auf, nahm ein Glas aus einem Schrank und füllte es mit Wasser.
Er
stellte es für sich auf den Tisch, aber sie trank daraus.
Dann sah sie ihm in die
Augen.
„Ich darf dich nicht
verstecken. Ich bin es den Zauberern und Hexen schuldig. Es
ist
meine Pflicht."
Er zuckte mit den Schultern.
„Dann tus doch, Schlammblut."
Sie lachte leise.
„Wenn
du doch nur gut wärest. Wenn du doch nur sehen könntest,
dass du das
Falsche geglaubt hast. Wenn du nur aufhören
würdest, mich so zu nennen, und mich
daran zu erinnern, wer
du bist! Ich hasse dich! Ich hasse euch alle, deine
ganze
Art! Was haben deine Eltern dir getan, dass du so kalt
geworden bist?
Was haben sie getan, dass du so falsch bist?"
Sie stand auf, ging hin und her, setzte sich, Schmerz im
Gesicht, mit vor Wut zu
Fäusten geballten Händen, die
ihr die Fingernägel in die Handflächen drückten und
sie sah ihn mit solch zornigen, fordernden Augen an, dass er
antwortete, dass er
sich und seine Eltern rechtfertigte, obwohl
sie nur ein Schlammblut war, obwohl
sie es nicht wert war, seine
Gründe zu verstehen.
„Sie haben mich geliebt!"
Schrie er ihr ins Gesicht und hätte sie keinen
Stillezauber
über das Haus gelegt, man hätte ihn draußen hören
können. „Sie haben
mich geliebt und ihr habt sie
getötet! Darum glaube ich, was ich glaube!
Was habt ihr
Muggelgeborenen und Muggelliebenden denn getan? Hatte ich je
Zweifel, dann sind sie jetzt verschwunden! Sie hatten recht! Was
sie mich gelehrt
haben war richtig! Was soll ich mit Umarmungen
und Liebesbekundungen? Ich wusste,
dass ich ihnen alles war! Sie
haben mich in einen Schrank gesperrt, damit ihr
mich nicht in
eure schmutzigen Finger bekommt und ich konnte ihnen nicht
helfen, als ihr sie ermordet habt!"
Sie sahen
einander über den Tisch an, beide mit aufgerissenen Augen und
schnellem
Atem, beide fassungslos über seine Worte, bis sie
den Blick senkte und ihm damit
erlaubte es ihr nachzutun.
Sie
atmete langsam, sah ihn dann wieder an und fühlte wieder, was
sie gefühlt
hatte, als er an dem Bett kniete.
Das
Haar fiel ihm ins Gesicht, er sah nach unten auf das Holz des Tisches
und
sein Gesicht, eben voll Gefühl, begann bereits, die
Ausdruckslosigkeit
wiederzugewinnen.
Da, denn sie war es
gewöhnt, ihrem Mitleid Ausdruck zu verleihen, sie war es
gewöhnt, zu berühren um Trost zu spenden und sie hatte
es immer so gemacht,
streckte sie die Hand aus und strich ihm die
Strähnen aus dem Gesicht.
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Vielen,
vielen Dank für die reviews! Seid nicht so nett zu mir, ich
werde am Ende
hochmütig ...
was red ich da? Macht so
weiter!
(Zu der Sache mit den Hinrichtungen: Nach dem ersten
Krieg hat man die Schuldigen
nach Askaban geschafft, was nach der
Art, wie das gefängnis beschrieben wird,
schon eine ziemlich
schlimme Strafe ist. Nach der Erfahrung, was die Todesser
trozdem
tun konnten, und nachdem man gemerkt hat, dass es möglich ist,
auszubrechen, fand ich es nicht zu unwahrscheinlich das man
Todesurteile fällt.
Ich hoffe das ist akzeptierbar.)
PS: Jetzt hab ich auch das Format noch mal richtig gemacht.
