7. Morgendliche Überraschungen

Ich wachte auf, blinzelte einige male und setzte mich dann mit einem Stöhnen auf. Wie spät ist es denn? Ich blickte auf meine Uhr und bekam einen Schock. Oh verdammt! Es ist schon halb neun! Der Unterricht hat vor einer halben Stunde angefangen! Warum hat mich keiner geweckt! Ich strampelte meine Decke an das Ende des Bettes, sprang hoch und lief ins Badezimmer. Nach einer Katzenwäsche und einigen blauen Flecken, da ich in meiner Eile auf dem nassen, rutschigen Badezimmerboden ausgerutscht war, lief ich mit meiner Schultasche in der Hand die Treppe zum Gemeinschaftsraum herunter, welcher völlig leer war. Natürlich ist er leer, du Dummkopf! Weil alle im Unterricht sind. Dort solltest du jetzt übrigens auch sein. Ich hastete weiter in Richtung des Verwandlungsklassenzimmers, das ich erst einmal finden musste, und dort angekommen, riss ich die Tür mit einem Schwung auf und vergaß dabei völlig, anzuklopfen.

„Miss Hayden? Was machen sie denn hier?" Vorne am Pult saß McGonagall und sah mich verwirrt an. Das Klassenzimmer war völlig leer. Kein Schüler weit und breit zu sehen. Moment mal...welchen Tag haben wir heute eigentlich?...Es ist doch Donnerstag, oder nicht?

„Ähm..." Das war mein einziger Kommentar. Was hätte ich denn bitte auch sagen sollen? Ich war mir ziemlich sicher, dass wir Verwandlung in der ersten Stunde hatten.

Professor McGonagall sah mich an und wartete auf meine Antwort.

„Wo..wo sind denn alle?" fragte ich.

„Hat ihnen Miss Evans nicht gesagt, dass der Unterricht am zweiten Tag immer ausfällt, weil dann die Quidditchasuwahlspiele stattfinden? Ich hatte sie damit beauftragt." fragt sie mich.

„Nein. Also, ich geh dann mal...zum Frühstück." Ich drehte mich um, machte leise die Tür zu und seufzte auf. Man hab ich ´n Schwein! Aber warum hat mir Lily nichts davon erzählt? Und außerdem ist es ziemlich leer auf den Gängen. Es werden ja wohl nicht alle bei den Auswahlspielen sein, oder? Vor der Tür der großen Halle angekommen, machte ich diese auf und trat ein. Allerdings waren erstaunlich viele Schüler hier. Also sind sie doch nicht bei den Auswahlspielen. In dem Moment sah ich Lily und die Rumtreiber am Gryffindortisch sitzen. Lily stritt sich mal wieder mit James. Ich schüttelte lächelnd den Kopf und setzte mich dann zu ihnen, auf den freien Platz neben Lily.

„Morgen." sagte ich seufzend. Lily sah mich verwirrt an, dann glitt ihr Blick zu meiner Schultasche und sie schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn.

„Genau." sagte ich lächelnd.

„Oh, es tut mir so Leid, Charlie. Das habe ich volkommen vergessen. Ich wollte es dir ja gestern Abend sagen, aber da musstest du so schnell zur Eulerei und ich wollte es dir sagen, wenn du wiederkommst, aber du bist so spät gekommen und...und...ich bin eingeschlafen...und...es tut mir Leid." plapperte sie drauf los.

„Schon in Ordnung, Lily." sagte ich grinsend.

„Wo warst du eigentlich so lange?" fragte sie mich dann aber doch verwirrt.

„Hab mich nur verlaufen..." sagte ich ausweichend. Ich wollte ihr nicht von meiner Begegnung mit Malfoy, den anderen Slytherins und schließlich meinem „kleinen Abenteuer" im verbotenen Wald erzählen. Das brachte mich allerdings zum nächsten Punkt. Was hatte es eigentlich mit diesem Grimm auf sich? Ich hatte riesengroße Angst vor ihm gehabt, aber er hatte mir ja nichts getan und hatte mich sogar zum Eingangstor gebracht, was äußerst merkwürdig war. Gestern Nacht hatte ich mir keine Gedanken darüber gemacht, ich war viel zu erleichtert gewesen, endlich wieder im Schloss zu sein. Ich riss mich von meinen Gedanken los und blickte hoch. Ich hatte die Rumtreiber völlig vergessen. Sirius, James und Peter sahen ziemlich müde aus und Remus war nirgends zu sehen.

„Wo ist denn Remus?" fragte ich an Sirius gewandt.

„Der ist im Krankenflügel. Hat ne ziemlich schlimme Erkältung." antwortete er.

„Wirklich? Oje, der Arme." Ich wandte mich meinem Essen zu und dachte nach, aber dann bemerkte ich, dass Sirius mich die ganze Zeit beobachtete.

„Ist was?" fragte ich ihn. Er sah mich etwas merkwürdig an, aber antwortete:

„Nein, nein." Das kaufte ich ihm nicht ab, beließ es aber dabei.

„Ähm..." ich räusperte mich, „...heute finden also die Quidditchauswahlspiele statt?"

James antwortete: „Ja, ich bin der Kapitän und ich muss ein spitzen Team aufstellen, damit Gryffindor in unserem letzten Jahr den Quidditchpokal gewinnt. Im letzten Jahr hat die halbe Mannschaft ihren Abschluss gemacht. Spielst du auch?"

„Naja, ich hab an meiner alten Schule gespielt."

„Dann mach doch mit, Charlie. Du musst es unbedingt versuchen." sagte Lily. Ich drehte mich irritiert zu ihr:

„Was? Warum denn?"

„Du musst die Ehre der Mädchen retten! An diesem Auswahlspiel melden sich doch nur eingebildete Schnäpfen, in der Hoffnung mehr Zeit mit diesen Egomaten da zu verbringen, obwohl sie kein bisschen Talent dafür haben. Natürlich denken dadurch alle, dass Mädchen total unsportlich sind und Nieten im Quidditch. Okay, ich gebe ja zu, dass ich persönlich nicht die Beste im Quidditch bin, aber das trifft noch lange nicht auf alle zu und außerdem geht es um´s Prinzip." Ich schaute sie nur, wie Sirius und James auch, mit offenem Mund an, räusperte mich dann und wandte mich an James:

„Welche Positionen sind denn noch frei?"

„Wir suchen noch einen Jäger, einen Treiber, einen Hüter und einen Sucher. Also ist für jede Position noch etwas frei."

„Oha, das ist ja wirklich die halbe Mannschaft."

„Das musst du mir nicht sagen. Als was hast du denn gespielt?" antwortete James.

„Ich war Jägerin. In welcher Position spielt ihr denn?"

„Ich bin Jäger und unser Sirilein hier ebenfalls." Ich prustete in meinen Kakao, von dem ich gerade einen Schluck trinken wollte, bei dem Wort „Sirilein" und kriegte mich vor Lachen kaum noch ein.

„S..Sirilein!"

„Das ist nicht witzig und außerdem, mein lieber Jamiliein (dieses Wort betonte er genau) hab ich dir gesagt, du sollst mich nicht so nennen!" Die beiden sahen sich gespielt ernst an, aber konnten sich dann doch nicht halten und lachten auch los. Nachdem sie aufgehört hatten zu lachen, fragte mich James:

„Möchtest du jetzt kommen?" Ich überlegte. Soll ich? ... Naja, was solls. Versuchen kann ich es ja und schaden wird es mir auch nicht.

„Ja...okay..." Lily neben mir japste auf vor Freude und ich sagte zu ihr:

„Ich will dir ja nicht die Laune vermiesen, aber noch bin ich nicht in der Mannschaft."

„Ach was. Das wird schon!" sagte sie enthusiastisch.

„Was immer du sagst." antwortete ich. In diesem Moment landete eine Eule vor James und streckte ihm den Fuß entgegen. Nachdem James ihr den Brief abgenommen hatte, flog sie davon und er las sich den Brief durch.

„Von wem kommt denn der Brief, Krone?" fragte Sirius kauend. Lily rümpfte die Nase und sagte:

„Man redet nicht mit vollem Mund."

„Ach was. Ich darf das." antwortete er grinsend.

„Ach? Und die Erlaubnis hat dir gegeben..." Ich sah es schon kommen, dass Lily gleich wieder ausrasten würde, also fragte ich an James gewandt:

„Von wem ist denn jetzt der Brief?"

„Von meiner Mum..."

„Was will sie denn?" fragte Sirius neugierig.

„An Silvester gibt sie einen großen Ball. Sie ladet die ganze Verwandtschaft ein und glaub mir, die ist groß." sagte er.

„Das schreibt sie dir jetzt schon?" fragte ich erstaunt.

„Ja, sie ist sehr über organisiert." antwortete er augenrollend.

Ich grinste, wurde aber zugleich auch sehr traurig. Wie sehr wünschte ich mir meine Mutter zurück. Ich vermisste sie so sehr mit allen ihren kleinen Macken. Ihrer leichten Schusseligkeit, die sie wohl weiter an mich vererbt hatte.

Die Rumtreiber standen auf und sagten, dass sie Remus aus dem Krankenflügel holen wollten. Ich und Lily wollten mitkommen, also machten wir uns zu 5. auf den Weg zum Krankenflügel, während Lily großen Abstand zu James hielt, was mich nur zum Grinsen brachte.

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