9. Hogsmeade

Ich saß im Gemeinschaftsraum und arbeitete an dem Aufsatz für Zaubertränke, den ich jetzt schon so lange vor mir hergeschoben hatte, als das Portraitloch zur Seite schwang und die Rumtreiber laut lachend den Gemeinschaftsraum betraten. Sie kamen zu mir und setzten sich auf die Couch.

„Hey Charlie, willst du nicht mit uns nach Hogsmeade kommen?"

Hogsmeade war ein kleines Dorf, dass ausschließlich nur von Hexen und Zauberern bewohnt war. Ab der dritten Klasse konnten die Hogwartsschüler mit der Erlaubnis ihrer Eltern regelmäßig einen Ausflug nach Hogsmeade machen, um sich dort mit Süßigkeiten, Scherzartikeln oder auch mal Butterbier oder Feuerwhiskey zu überhäufen.

Ich öffnete gerade den Mund, um zu antworten, dass ich bereits mit Lily hinging, als mir ein Gedanke kam.

Das ist die Chance, dass Lily und James sich etwas näher kommen. Ich grinste und antwortete:

„Sicher, habt ihr etwas dagegen, wenn noch jemand mitkommt?" fragte ich. Die vier Jungen sahen sich an und James antwortete schulterzuckend: „Warum nicht. Wer denn?"

Super! Jetzt muss nur noch Lily mitspielen. Ich packte schnell meine Sachen zusammen, antwortete dabei: „Ach, lasst euch einfach überraschen." und lief in Richtung der Bibliothek, wo ich auch sofort Lily entdeckte.

„Hi Lily."

„Hey Charlie." sagte sie abwesend.

„Sag mal, wäre es in Ordnung, wenn noch jemand mit uns nach Hogsmeade kommen würde?" fragte ich. Ich erwähnte nicht, dass es die Rumtreiber waren, denn sonst hätte ich die ganze Sache auch sofort vergessen können.

„Wer denn?" fragte sie misstrauisch.

„Ach, lass dich einfach überraschen. Du wirst sie schon mögen." sagte ich hoffnungsvoll.

„In Ordnung. Aber..." fing sie zögerlich an, aber ich unterbrach sie und sagte, damit sie nicht weitere Fragen stellen konnte: „Danke, du bist super." Danach lief ich mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht aus der Bibliothek.

Jetzt musst du Lily nur noch dazu bringen, dass sie nicht durchdreht und alleine nach Hogsmeade geht, wenn sie die Rumtreiber sieht. Na, viel Spaß. sagte meine innere Stimme zweifelnd.

Ach was. Ich werd sie so lange volllabern, bis sie gar nicht anders kann, als ja zu sagen.

Wenn Lily das rauskriegt gibt es Verletzte.

Ach was. Sieh doch nicht immer alles so schwarz.

Tu ich doch gar nicht. Ich bin nur realistisch.

Das wird schon klappen.

Ich saß am Frühstückstisch und aß gemächlich mein Brötchen. Heute war Samstag und somit der Hogsmeade-Tag, Lily saß vor mir und sah mich genervt an:

„Kannst du mir nicht endlich sagen, mit wem wir hingehen?" fragte sie. Das hatte sie mich in den letzten Tagen oft gefragt und ich glaube, es brachte sie zur Weißglut, dass ich es ihr nicht sagte.

„Das wirst du schon gleich sehen." antwortete ich.

„Gib mir wenigstens einen Tipp." bettelte sie.

„So ungeduldig kennt man dich gar nicht. Bist du fertig mit frühstücken?" grinste ich. Sie nickte und gemeinsam gingen wir durch die Eingangshalle nach draußen, wo die Rumtreiber schon warteten. Lily blieb wie angewurzelt stehen, als die Rumtreiber auf uns zukamen. James sah ziemlich ungläubig aus, als er Lily erblickte.

„Charlett! Sag mir, dass das nicht dein Ernst ist." sagte sie gefährlich leise.

„Ähm..."

„Charlie! Eine Antwort! Sofort!"

„Also, weißt du ich hab..." fing ich an.

„Du hast gesagt, dass ich sie mögen würde? Da weißt du aber etwas, was ich nicht weiß." unterbrach sie mich ärgerlich.

„Naja...weißt du, vielleicht und nur ganz vielleicht hab ich etwas und auch nur ein ganz bisschen...geflunkert." sagte ich.

„Charlie, warum hast du das gemacht?" fragte sie mit einem gefährlichen Unterton.

„Naja, weißt du. Du bist meine Freunde und die Rumtreiber sind auch mit mir befreundet und da dachte ich..." sagte ich, aber Lily unterbrach mich:

„Da dachtest du, dass wir uns auch anfreunden sollten, oder was?"

„Naja...ja." Freunde war gut, sie sollten zusammen kommen.

Warum wehrt Lily sich so sehr? fragte ich mich.

Weil sie nicht Eine von Vielen sein möchte.

Aber das weiß sie ja nicht, wenn sie es nicht wenigstens versucht.

„Ach komm schon, Lils. Ich wollte doch nur, dass ihr euch etwas besser versteht." sagte ich und setzte meinen Dackelblick auf.

„Dein Dackelblick hilft dir jetzt auch nichts, ich geh alleine." sagte sie schnippisch und drehte sich um.

„Lily. Bitte. „ sagte ich und hängte mich an sie ran. „Tu mir bitte diesen einen Gefallen. Nur den einen. Ach komm schon, ich tu auch alles, was du möchtest."

„Charlie, lass mich los." sagte sie versucht streng, aber ich sah ihr an, dass sie sich ein Lachen verkneifen musste.

„Tu mir nur den einen Gefallen, in Ordnung? Ich hab dich auch ganz doll lieb." Jetzt konnte sie gar nicht anders, lachte auf und antwortete:

„Du hast mich auch so lieb."

„Also wir sind ja heute überhaupt nicht eingebildet, oder?" fragte ich grinsend.

„Nein." sagte Lily glucksend.

„Also, wir möchten eure...ähm...Unterhaltung ja nicht stören, aber wir sollten vielleicht mal los gehen?" sagte Sirius.

„Du hast Recht. Komm Lils." sagte ich und schupste sie neben James, worauf ich mir einen sehr düsteren Blick von Lily einfangen konnte. Ich selber lief neben Sirius.

„Was hast du vor?" fragte er mich flüsternd. Ich sah ihn unschuldig an und sagte:

„Wer? Ich? Gar nichts. Wie kommst du darauf?"

„Tu nicht so unschuldig." sagte er.

„Tu ich doch gar nicht. Also, was gibt es denn so in Hogsmeade?" lenkte ich vom Thema ab.

Mein Plan, wenn man das auch Plan nennen konnte, ging doch tatsächlich auf. Es gab kein Geschreie und Lily war sogar nett zu James. Ja, genau nett. Ich war genau so überrascht. Die beiden unterhielten sich ganz normal und Lily lachte sogar über einen von James Witzen.

Ich bin gut. lobte ich mich selbst stolz.

Nachdem wir im Honigtopf und in Zonko´s Scherzartikelladen waren, gingen wir in die „Drei Besen", einem Pub, in dem auch mehrere andere Schüler zu sehen waren. James, Sirius und Lily setzten sich in eine Nische (Remus und Peter mussten noch ein Geschenk für Peters Mum suchen) und ich ging nach vorne an die Bar, um zwei Butterbier bei der Wirtin Madam Rosmerta zu bestellen. Ich kam zur Sitznische und stellte die zwei Butterbier vor Lily und James.

„Hey, ich möchte auch eins." sagte Sirius beleidigt. Ich zog ihn am Arm hoch und sagte:

„Ich muss noch etwas besorgen und da ich mich hier leider nicht auskennen, musst du mitkommen." Und an Lily und James gewandt sagte ich: „Ihr müsst nicht mitkommen, ich hoffe euer Butterbier schmeckt euch."

„Charlie..." fing Lily an, aber ich zerrte Sirius aus dem Pub und rief noch über meine Schulter hinweg:

„Viel Spaß ihr beiden."

„Denkst du, dass es klappen wird?" fragte Sirius mich zweifelnd. Ich sah ihn überrascht an:

„Was denn?"

„Denkst du, ich bin blöd und kriege nicht mit, was du vor hast?" fragte er mich grinsend.

„Naja, irgendjemand muss den beiden ja helfen." antwortete ich schulterzuckend.

Daraufhin antwortete Sirius mir nicht und wir gingen schweigend nebeneinander her. Doch irgendwann unterbrach er die Stille und fragte mich zögernd:

„Charlie? Kann ich dich etwas fragen?" Ich nickte langsam, da mich die Art, wie er diese Frage gestellt hatte, verunsicherte.

„Wo warst du wirklich, in der zweiten Nacht auf Hogwarts?" Ich blieb stehen. Er meinte meinen Trip in den verbotenen Wald. Ich hatte ihnen immer noch nicht erzählt, was in dieser Nacht geschehen war. Genauso wenig, wie ich den Rumtreibern immer noch nichts von dem Tod meiner Eltern erzählt hatte.

Sirius war auch stehen geblieben und sah mich ernst an. Ich sah genau in seine dunkel braunen Augen, in denen ich zu versinken drohte.

Komm wieder zu dir. sagte meine innere Stimme. Ich schüttelte mich und ging weiter. Ich fing an ihm von dem Abend zu erzählen und er hörte mir schweigend zu.

„Warum hast du uns nicht schon vorher erzählt, was passiert ist?2 fragte er mich, als ich geendet hatte.

„Ich weiß nicht. Ich wollte nicht, dass..." fing ich an, aber ich wurde von einer Stimme unterbrochen.

„Na, wer ist denn das? Wer ist denn das? Hast du dir ein neues Opfer ausgesucht, Black? Ich hätte ja niemals gedacht, dass du so tief sinken würdest und dich auf ein Schlammblut einlässt." Es war Lucius Malfoy und seine Slytherin-Gang. Sirius zog seinen Zauberstab, aber ich kam ihm zuvor.

„Hörst du dir überhaupt mal selbst zu, Malfoy? Du redest zu viel Stuss. Und wie oft soll ich dir denn noch sagen, dass du mit dem Wort „Schlammblut" nicht das geringste in mir auslöst? Du benutzt dieses Wort immer dann, wenn dir nichts anderes einfällt. Langsam wird es langweilig." sagte ich schnaubend.

„Wie kannst du es wagen, du dreckiges..."

„Du wiederholst dich, Malfoy. Wenn du nichts weiter zu sagen hast, dann entschuldige uns bitte." sagte ich und zog Sirius mit mir mit, in der Hoffnung, dass die Slytherins uns nicht von hinten verfluchen würden. Aber wir hatten Glück, sie trauten sich wohl nicht.

Zu viele Zeugen. Aber irgendwann wirst du dran sein für deine vielen Sprüche. warnte mich meine innere Stimme, die ich diesmal einfach verdrängte.

Wir trafen Remus und Peter auf dem Weg zurück in die „Drei Besen". Wir sahen James und Lily durch das Fenster, wie sie sich angeregt unterhielten und sich einige male „zufällig" an den Händen berührten. Ich grinste glücklich.

Die zwei sind doch ein schönes Paar.

Nachdem Lily und James heraus kamen, gingen wir alle zurück zum Schloss.

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Wie fandet ihr das Kapitel? Hinterlasst mir doch ein Review.
Das war das letzte Kapitel dieses Jahr. Ich wünsche euch einen guten Rutsch.

Bis zum nächsten Jahr
Lily