10. Quidditch und die Party danach
Ich war nervös. Sehr nervös sogar. Nervöser, als ich konnte man gar nicht mehr sein. Ich lief unruhig in der Umkleidekabine umher und wurde von den Jungs schon entnervt angesehen.
„Setz dich hin, Charlie." sagte Sirius. Ich nickte abwesend und tiegerte weiter durch den Raum.
Heute würde das erste Quidditchmatch stattfinden. Und das gegen die Slytherins! Ich hatte gehört, dass sie ziemlich brutal waren und sich nie an die Regeln hielten. Und das hatte mich nicht wirklich beruhigt.
Ich konnte mir nicht helfen. Es war schon immer so, dass ich nervös vor den Spielen war.
Den anderen wurde es jetzt wohl zu bunt, also stand Sirius auf und drückte mich auf die Bank, sodass James seine „traditionelle" Rede halten konnte.
Als der Kommentator dieses Spiels, Lewis Jordan, ein Gryffindor aus der Sechsten, uns ankündigte, bestiegen wir unsere Besen und flogen hinaus. Sofort fiel die ganze Anspannung von mir und ich fing an, glücklich zu grinsen.
Hach ja, fliegen ist doch toll. schwärmte ich. Die Kapitäne der beiden Mannschaften, also James und -ratet mal- Malfoy, reichten sich die Hand, die Bälle wurden in die Luft gelassen und schon begann das Spiel.
„Gryffindor im Ballbesitz. Ein gutes Zusammenspiel der drei Jäger, Potter, Black und Hayden. Und da kommt auch schon der Jäger der Slythernis. Black spielt zu Hayden, Hayden zu Potter, Potter wieder zurück zu Hayden...Hayden wirft und...JA! 10:0 für Gryffindor. Was für ein Zusammenspiel!" Ich jauchzte auf vor Freude.
Und so ging das Spiel weiter, bis es irgendwann 100:20 für Gryffindor stand. Und ich muss sagen, ohne anzugeben, dass ich gut war. Ich hatte fünf Tore geschossen. (sagt man „geschossen" im Quidditch?).
Irgendwann gingen die beiden Sucher in den Sturzflug. Sie hatten den Schnatz entdeckt. Ich konnte gar nicht hinsehen. Die beiden flogen mit so einer Geschwindigkeit auf den Boden zu, dass sie wohl jede Minute aufschlagen mussten, aber in letzter Sekunde zogen sie den Besen hoch und der Sucher der Gryffindors, Coldhard, hielt den Schnatz in der Hand.
„250:20! GRYFFINDOR GEWINNT!"
„Wir haben gewonnen! Wir haben gewonnen." jubelte ich. Wir flogen alle zu Boden und wurden von den jubelnden Gryffindors, Ravenclaws und Hufflepuffs beglückwünscht.
Lily machte sich einen Weg durch die Masse und fiel mir dann um den Hals.
„IHR HABT GEWONNEN! DU WARST SUPER, CHARLIE!" schrie sie in mein Ohr.
„Du musst nicht so schreien, Lils. Sonst platzt mein Trommelfell gleich." sagte ich.
„Hey und was ist mit mir?" fragte eine beleidigte Stimme hinter uns. Wir drehten uns um und sahen James.
Lily sah ihn an, lächelte und sagte:
„Du hast gut gespielt." Nach diesen vier Worten grinste James, wie ein Honigkuchenpferd. Und ich auch.
Normalerweise hätte Lily wüste Beschimpfungen über ihn losgelassen und jetzt beglückwünschte sie ihn sogar. Die beiden verstanden sich wirklich immer besser, was mich ungemein freute.
Ich ging mit Sirius hoch zum Schloss, da Lily schon mit James vorgegangen war. Ich grinste vor mich her, bis Sirius mich anstupste und mich grinsend fragte:
„Warum grinst du so?"
„Weil ich möchte."
„Aha. Das ist aber kein Grund."
„Für mich schon." antwortete ich und grinste noch breiter.
„Du spinnst." sagte er augenverdrehend.
„Jep."
„Du stimmst mir also zu?" hackte er nach.
„Jep."
„Hör auf damit."
„Jep."
„Du spinnst."
„Das hatten wir schon." sagte ich glucksend.
„Und es ist auch wahr."
„Jep."
„Dieses Gespräch ist sinnlos, Charlie."
„Jep." Er machte ein genervtes Geräusch und gab mir eine Kopfnuss.
„Hey! Man schlägt keine Mädchen." rief ich empört aus.
Und so blödelten wir den ganzen Weg bis rauf zum Schloss herum.
Nachdem ich mich geduscht hatte, da ich ziemlich schmutzig vom Spiel war, ging ich in mein Zimmer und schaute in meinen Schrank.
Was soll ich denn jetzt anziehen?
Ich entschied mich für eine normale Jeans und ein schwarzes Top mit der Aufschrift „I feel better, when I´m bad.
Im Gemeinschaftsraum der Gryffindors fand zur Feier des Tages eine große Party statt. Es spielte laute Musik und es gab sogar viel Butterbier und nicht zu vergessen Feuerwhiskey, den die Rumtreiber aufgetrieben hatten.
Alle hatten sehr viel Spaß. Lily war wohl ziemlich angetrunken, denn sie saß neben James auf einer Couch, kicherte und ihre Wangen waren gerötet. Auch James schien schon ziemlich viel getrunken zu haben. Sirius hatte irgendein Mädel abgeschleppt und war mit ihr aus dem Gemeinschaftsraum geflüchtet.
Ich selber redete viel mit Remus und zu meiner Schande muss ich zu geben, dass auch ich etwas „angeheitert" war. Remus dagegen hatte keinen Schluck Alkohol angerührt.
„Die beiden scheinen sich ja prima zu verstehen." sagte Remus schmunzelnd und sah zu Lily und James.
„Hm." machte ich grinsend.
„Wer hätte DAS jemals erwartet?" sagte er.
„Tja, ich bin halt gut." prahlte ich mit vor Stolz geschwellter Brust. Er lachte und fragte mich, ob wir tanzen wollten und ich stimmte zu.
Wir tanzten ausgelassen und lachten sehr viel, bis sich bei mir alles drehte und ich mich hinsetzte.
Mir fiel auf, dass Lily und James nicht mehr auf der Couch saßen und ich konnte sie auch sonst nirgends im Gemeinschaftsraum entdecken. Langsam schlich sich ein dreckiges Lächeln auf mein Gesicht.
Sind die beiden etwa zum Knutschen abgehauen?
Quatsch. Das würde Lily nicht tun, du kennst sie doch.
Stimmt schon, aber wo sind die beiden?
Natürlich. Ich hab immer Recht...vielleicht sind sie nur spazieren gehen.
Hm...wahrscheinlich.
Nach fünfzehn Minuten waren Lily und James immer noch verschwunden und ich beschloss, raus zu gehen, um etwas frische Luft zu schnappen.
Ich ging also in den Gängen spazieren und grübelte darüber nach, wo sich wohl Lily und James rumtrieben.
Meine Schritte hallten an den Wänden wieder und ich blieb stehen, um aus dem Fenster zu sehen.
Es war sehr windig draußen und es sah so aus, als würde es heute Nacht noch anfangen zu stürmen.
Ich liebte Stürme. Das Geräusch der Regentropfen, wenn sie gegen die Fensterscheibe prasselten. Der Donner und die Blitze. Das alles faszinierte mich und machte mich glücklich. Schon seit ich ganz klein war. Es war einfach ein Wunder.
Und ich konnte nicht verstehen, wie einige so etwas hassen konnten oder sich gar dafür fürchten.
Ich wandte mich vom Fenster ab und ging weiter. Ich war wirklich zufrieden in diesem Moment.
Als hätte mich jemand mit einem Glücklichkeitszauber belegt.
Ich stockte, als ich ein Geräusch hörte. Es kam aus dem Verwandlungszimmer und am Anfang dachte ich, dass es vielleicht McGonagall wäre und wollte schleunigst weglaufen, aber ich stoppte, als ich ein Kichern hörte.
Langsam ging ich auf die Tür zu.
Soll ich sie öffnen?
Ja, natürlich. Mach schon.
Aber, was ist, wenn ich jemanden störe? Ich sollte wirklich verschwinden.
Ach was. Na los, mach schon! Und da ich einiges an Alkohol intus hatte, legte ich die Hand auf die Türklinke und öffnete sie. Aber, was ich da sah, verschlug mir den Atem.
Ich sah Lily und James. Küssend.
Ich machte große Augen und meine Kinnlade fiel auf den Boden. Die beiden sahen mich geschockt an.
„Ähm...e..entschldigt mich...i.ich...lasst euch nicht stören." stotterte ich und drehte mich auf dem Absatz um.
Oh Gott, war das peinlich.
Sieh es mal von der positiven Seite. Die beiden haben sich endlich gefunden.
Aber sie sind beide angetrunken und ich denke, dass es Lily nicht gerade gefallen wird, wenn sie heraus kriegt, dass James das ausgenutzt hat.
Soooo betrunken sind sie nun auch nicht, Lily weiß schon, was sie tut.
Oh Gott! Was ist, wenn die beiden...
Bist du verrückt? Die beiden werden doch nicht miteinander schlafen!
Ja...du hast Recht, aber...
Nichts aber. Lily ist doch nicht eins von diesen Flittchen.
Ja, wahrscheinlich.
Langsam sickerte durch, was ich da gerade gesehen hatte.
Ja, ich weiß. Ich war heute mal wieder ein Blitzmerker.
Ich fing an zu grinsen und merkte gar nicht, wie ich mit jemandem zusammenstieß.
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