Am nächsten Tag saß Seth schon am Frühstückstisch, als Ryan in die Küche kam.

„Wie geht es Lindsay?"

„Also gestern ging es ihr nicht mehr so gut. Sie hat die ganze Nacht gespuckt. Ich weiß nicht, was sie alles getrunken hat", antwortete Ryan und machte sie ein Müsli.

Seth schaute ihm dabei zu.

Als Ryan an den Tisch saß, blickte Seth ihn an.

„Was ist?"

„Naja, ich denke gerade an Marissa."

„Ich nicht."

Seth verdrehte die Augen:" Komm schon, du warst gestern ganz schön hart zu ihr."

Ryan löffelte weiter sein Müsli und sagte nichts dazu.

„Lindsay ist alt genug, um zu wissen, wann sie aufhören soll. Du kannst nicht die ganze Schuld Marissa geben."

„Marissa hat sie bestimmt dazu angeleitet. Und es ist mir auch egal. Ich möchte nicht darüber reden!"

Seth hob abwehrend die Hände und vertiefte sich in die Zeitung, bis Sandy auftauchte.

„Na, ihr zwei. So still bei euch."

„Ach Dad, Ruhe kann doch auch mal sehr entspannend sein", meinte Seth, von seiner Zeitung aufblickend.

Ryan stand auf und ging wieder hinüber ins Poolhaus.

Sandy schaute seinen Sohn verwirrt an, aber der zuckte nur mit den Schultern.

Ryan hatte mit Lindsay telefoniert, doch die wollte den heuten Tag alleine im Bett verbringen. Sie hatte einen gewaltigen Kater.

Er schaute aus dem Fenster raus und sah Seth am Pool liegen.

„Na, Comic-Meister. Wie verbringst du deinen Tag?" fragte Ryan, als er auf ihn zu lief.

„Ach, ich werde einen faulen entspannten Tag einlegen. Ich muss mich schließlich von all meinen Frauen erholen", witzelte Seth.

„Ich leiste dir Gesellschaft." Ryan setzte sich neben Seth auf eine Liege.

Seth zog eine Augenbrauch hoch und fragte:" Was ist mit Lindsay?"

„Ach, sie wird heute ihr Bett wohl nicht verlassen. Außerdem war ihre Mutter nicht gerade begeistert von ihrem Anblick heute Nacht."

Seth nickte mitfühlend.

„Dann werden wir eben einen Männer-Nachmittag machen. Wie richtige Kerle! Wir werden uns betrinken, schlägern…"

„Ja, und dir eine kleine Abkühlung verpassen!" Als Ryan das sagte, sprang er ruckartig auf, packte Seth und warf ihn in den Pool.

Seth tauchte prustend wieder auf. „Naja, du hast recht. Irgendwie taugen wir nicht zu richtigen Kerlen. Denn richtige Kerle haben Frauen an ihrer Seite."

Ryan zog sich im Poolhaus schnell eine Badehose an und sprang ebenfalls ins Wasser.

Sandy und Kirsten standen in der Küche und sahen ihren beiden Söhnen beim Toben zu.

„Ich muss heute noch ins Büro", sagte Kirsten und drehte sich zu Sandy um.

„Wieso das denn?"

„Ach, Julie hatte doch diesen tollen Plan mit dieser Zeitschrift und ich muss noch einige Dinge durchgehen. Aber ich verspreche dir, dass es nicht lange dauern wird."

Sie lächelte Sandy an.

„Gut, ich werde den beiden Jungs Gesellschaft leisten und ihnen neugierige Fragen stellen."

Er lächelte verschmitzt und Kirsten musste ihn einfach küssen. Sie liebte ihren Mann und war dankbar, dass sie alles gemeinsam durchstehen konnten.

„Und wenn du wieder kommst, bin ich ganz für dich da!"

„Oho, dann muss ich mich ja wohl beeilen!" meinte Kirsten und strich Sandy über das Haar.

Sandy gesellte sich zu Ryan und Seth, die beide auf aufblasbaren Sesseln im Wasser trieben.

Sie hatten die Augen geschlossen und bemerkten nicht, dass Sandy sich anschlich. Er lief rüber zum Gartenschlauch, drehte den Wasserhahn an und ging rüber zum Pool.

Schnell drehte der den Schlauch auf und spritzte die beiden Jungs nass.

Die erschraken so, dass sie von ihren Sesseln ins Wasser fielen.

„Oh, Dad, das wirst du büßen!" schrie Seth. Er sah Ryan an und dieser nickte nur.

Beide krabbelten aus dem Pool; Sandy wollte schon die Flucht ergreifen, aber Ryan war schneller. Sie packten ihn an den Füßen und an den Armen und schmissen ihn ins Wasser.

„So jetzt sind wir quitt", lachte Seth.

Auch Marissa lag am Pool, aber allein. Sie hatte eine Sonnenbrille auf und neben ihr stand auf dem Tisch ein Drink.

Sie dachte über den gestrigen Abend nach, und das was Ryan zu ihr gesagt hatte.

Tränen schossen ihr in die Augen; das Gesagte hatte sie verletzt.

Colin hatte sie danach nach Hause gebracht, doch sie wollte alleine sein und schickte ihn sofort weg.

Sie kapierte nicht, warum Ryan so ausgeflippt war. Schließlich war es Lindsay, die immer wieder Drinks an der Bar bestellt hatte. Sie hatte Lindsay zwei Mal drauf hingewiesen, dass es reichen würde.

Marissa hatte natürlich gemerkt, dass sie mehr Alkohol vertrug als Lindsay, aber war sie denn für alle verantwortlich!

Lindsay hätte von selber merken müssen, wo ihre Grenze war.

Sie fragte, sich ob Ryan Recht hatte, mit dem was er gesagt hatte. Hatte sie ihn wirklich runtergezogen, als sie zusammen waren?

Die Tränen liefen ihr über das Gesicht, als sie zurückdachte, an die Zeit mit Ryan.

Trotzig wischte sie sich die Tränen weg und nahm einen großen Schluck von ihrem Drink.

Ihr Handy klingelte; sie sah drauf, es war Colin. Doch sie ging nicht ran. Sie wollte einfach ihre Ruhe haben.

Etwas später hörte sie jemanden über den Rasen gehen. Sie blickte auf und dachte schon, dass es ihre Mutter sein würde, die wieder irgendetwas wollte.

Doch es war Colin!

Marissa setzte sich auf und beobachtete ihn, wie er herlief.

„Da bist du also", stellte er fest.

„Ähm, ja!"

„Ich hab es schon einige Male auf deinem Handy versucht, aber du hast nicht abgenommen." Er blickte auf das Tischchen neben Marissa und sah ihr Handy liegen.

„Naja, du wolltest wohl nicht abnehmen."

Marissa wurde leicht rot und schämte sich, dass er sie ertappt hatte.

„Wie geht es dir?" fragte er und setzte sich neben sie ins Gras.

„Es ging mir schon mal besser, aber ich werde es überleben", lächelte sie gequält.

Er schaute sie durchdringend an und nickte nur.

„Möchtest du heute den ganzen Tag hier herumliegen?"

„Wieso fragst du?"

„Naja, ich hätte auch nichts zu tun. Und da dachte ich; lass uns doch gemeinsam nichtstun."

Marissa lächelte ihn an.

Colin stand auf und nahm ihre Hand:" Komm, lass uns ein bisschen spazieren gehen. Bailey braucht auch etwas Auslauf."

Er zog sie hoch, so dass sie nur wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. Doch er konnte ihre Augen durch die Sonnenbrille nicht erkennen, also lachte er sie nur an.

Die beiden gingen am Strand entlang und redeten über alles Mögliche. Bailey lief weiter vorne und schnüffelte im Sand herum.

Plötzlich blieb Colin stehen und hob etwas auf. Es war eine schöne Muschel.

„Hier die schenk ich dir." Er legte die Muschel in Marissas Hand. Sie schaute ihn an und in ihrem Bauch kribbelte es ein wenig. Sie umschloss die Muschel, ging einen Schritt näher zu Colin und schaute ihm tief in die Augen.

Sie bewegte langsam ihren Kopf näher an Colin heran und dann berührten sich auch schon ihre Lippen.