Seth und Ryan saßen mit Sandy im Wohnzimmer und spielten Videospiele, als plötzlich Seths Handy anfing zu klingeln.
„Ja!"
„Hy, hier ist Summer!"
„Oh, hy Summer!"
Erstaunt blickten Sandy und Ryan auf, als sie den Namen hörten.
„Ich wollte fragen, ob du heute Abend Zeit hast, damit du endlich die Figur zeichnen kannst."
„Ähm, na ja. Eigentlich…"
„Gut, ich komme in einer Stunde vorbei. Bis später."
Und schon hatte sie aufgelegt.
Seth hielt sich sein Handy noch für einen kurzen Moment ans Ohr.
„Summer kommt nachher vorbei und will, dass ich endlich ihre Figur zeichne."
Seth fiel zurück aufs Sofa und schüttelte den Kopf.
„Das ist gar nicht gut; gar nicht gut", murmelte er vor sich hin.
Ryan grinste und setzte sich neben ihn.
„Hast du ihr deine Zeichnungen, die du in Portland gemacht hast, nicht gezeigt?"
„Nein, natürlich nicht. Glaubst du Zach wäre sehr begeistert, wenn er die Mappe in die Hände bekommen würde, in der lauter Summer- Zeichnungen drin sind?"
Ryan nickte verständnisvoll und sagte nur:" Das schaffst du schon. Schließlich seid ihr ja Freunde!"
Seth schaute mit einem gespielten Lächeln Ryan an und streckte ihm dann die Zunge raus.
Eine Stunde später klopfte es an Seths Zimmertür.
„Herein!"
Summer machte die Tür auf und ging hinein.
„Bist du soweit?" fragte sie.
„Ja, ich hab nur auf dich gewartet", antwortete Seth und schaute schnell weg.
Das würde eine peinliche Situation geben.
„Ich hab mir ein Outfit ausgesucht. Ich hoffe, dass es dir gefällt. Wo soll ich mich also hinstellen?"
„Geh am besten da rüber zu meinem Schreibtisch."
Summer zog ihren Mantel aus und als Seth sie ansah stockte ihm der Atem.
Sie stand in einem schwarzen Lederoutfit vor ihm. Dazu trug sie schwarze hochhackige Stiefel. Sie sah einfach scharf aus, dass musste Seth feststellen.
Summer kam sich etwas komisch vor, als sie merkte, dass Seth sie musterte und sagte:" Los, lass uns gleich anfangen!"
Seth wurde aus seinen Gedanken gerüttelt und nahm seinen Stift und einen Block in die Hand.
Sofort fing er an ihren Kopf zu malen.
„Soll ich eigentlich so stehen bleiben?"
„Warte mal", sagte Seth und stand auf. Er drehte Summer etwas zur Seite, stellte ihren Arm in die Hüfte.
„Deinen rechten Fuß etwas zur Seite drehen."
„Nein, nicht so." Seth ging vor ihr auf die Knie und drehte ihren Fuß so hin, wie er ihn haben wollte. Summer blickte zur Decke; die Situation war ihr unangenehm.
„Mit dem Kopf blickst du nun mich an."
„Etwas höher", dirigierte er sie. Seth nahm ihren Kopf in seine Hand und drückte ihn sanft nach oben. Dabei sahen sich die beiden tief in die Augen.
„Zeig mal, was du bis jetzt schon gezeichnet hast", rief sie und hüpfte auf das Bett.
Seth stand da und ließ die Hände fallen.
Summer nahm den Zeichenblock und schaute das Gezeichnete an.
„Oh. Das ist wirklich gut geworden", sagte sie erstaunt.
„Danke." Seth wusste nicht was er sagen sollte, also fragte er:" Möchtest du vielleicht etwas trinken?"
Summer, dankbar über die kleine Unterbrechung, sagte ja. Also lief Seth runter in die Küche.
Derweil saß Summer immer noch auf Seths Bett und blickte sich um. Sie lächelte, als sie Captain Oats erblickte. Sie wollte aufstehen, da fiel der Zeichenblock zu Boden. Summer bückte sich um ihn aufzuheben und warf zufällig einen Blick unter das Bett. Da lag eine schwarze Mappe. Neugierig wie sie war, langte sie nach ihr.
Summer setzte sich wieder auf das Bett und schlug die erste Seite auf.
Sie sog hörbar die Luft ein, als sie die Bilder sah. Summer blätterte weiter. Auf jeder Seite war sie zu sehen. Sie als Comicfigur. Die ganze Mappe war voll von ihr!
Ihr wurde warm ums Herz.
Doch da kam auch schon Seth wieder ins Zimmer und sah was Summer in der Hand hielt.
„Oh mein Gott!" sagte er leise.
Summer schaute ihn an; Seth konnte in ihrem Gesicht keine Regung erkennen.
Es war ein paar Sekunden still, bis Summer sagte:" Die sind schön, Cohen."
Seth schluckte tief und wollte schon zu Erklärungen ansetzen, aber sie winkte ab.
„Du hast sie in Portland gezeichnet. Ich finde sie sind wirklich schön geworden."
Seth konnte nichts sagen, sondern sie nur ansehen.
„Nur meine Brüste sind etwas groß geraten, findest du nicht, Cohen?" fragte sie spitzbübisch.
Seth lachte sie an und war froh, dass sie die Situation gerettet hatte.
Er legte sich neben sie aufs Bett und gemeinsam blätterten sie die Mappe durch.
„Ich möchte auch so zeichnen können", sagte Summer, nahm den Stift in die Hand und fing an auf den Zeichenblock etwas zu malen.
„Aber ich kann es nicht." Trotzig warf sie den Stift weg.
„Nein, nein. Du nimmst den Stift ja auch ganz falsch. Schau er muss ganz locker zwischen deinen Fingern liegen." Seth nahm den Stift und steckte ihn zwischen Summers Finger. Er musste sich dabei etwas über sie rüberbeugen.
Er führte ihre Hand über das Papier.
„Siehst du, so einfach geht das."
Summer drehte den Kopf und blickte ihn an. Seth erschrak, denn ihre Lippen waren seinen ganz nah. Sie schauten sich eine Weile an.
Seth konnte es schon beinah sehen, wie die Funken schossen. In seinem Bauch kribbelte es und das Herz schlug wie wild.
Ihre Nasen berührten sich, doch da sprang Summer auf.
„Cohen, ich denke, du brauchst mich wohl nicht. Du hast ja einige Zeichnungen gemacht. Nur ein paar Änderungen solltest du vornehmen, aber das können wir auch ein andermal besprechen."
Sie zog während sie das sagte ihren Mantel an.
„Summer,….", fing Seth an," vielleicht sollten wir Zach nicht unbedingt etwas von der Mappe erzählen."
Summer schaute ihn nicht an, sondern meinte nur:" Ja, du hast Recht. Er könnte etwas Falsches denken. By, Cohen."
Und sie stürmte aus dem Zimmer.
Seth brauchte einen Moment um sich der Situation bewusst zu werden. Dann ließ er sich auf das Bett fallen und schlug die Hände über dem Gesicht zusammen.
